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Franziska:





Mein langer Weg zum Crossdresser
Einführung
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Gleichgesinnte,
ich möchte mit diesen Zeilen ein wenig meinen Weg zum Crossdresser bzw. zum
Crossdressing darstellen. Ich bin mittlerweile Ende 60, also schon im etwas
fortgeschrittenen Alter. Auch wenn mich der Hang zum Femininen, zu Dessous
und später auch zu weiblicher Kleidung fast mein ganzes Leben begleitet hat,
bin ich aber erst seit ca. 10 Jahren eine sogenannte Teilzeitfrau. So möchte ich
das Switchen zwischen den Geschlechtern bezeichnen.
Wie alles begann
In den meisten Fällen beginnt es vielfach damit, dass Jungs in der Kindheit ihre
Neugier stillen möchten und in den Sachen der Mutter „schnüffeln“ und auch
schon mal Dessous, Nylons usw. anprobieren. Das war bei mir nicht der Fall. Das
war dann schon eher beim Durchblättern des Quelle-Kataloges (sozusagen das
analoge Amazon) und dann die Seiten mit der Damenunterwäsche. Die Bilder
übten schon einen gewissen Reiz auf mich aus. Ich wusste nicht warum, habe
aber immer versucht, diese Reize nicht so wirklich an mich heranzulassen. Viele
Gleichgesinnte mögen das kennen, es war ein ständiges auf und ab in meinen
Gedanken.
Im Grunde habe ich den Hang zu Damenunterwäsche/Dessous und später zu
Damenkleidung mein Leben lang unterdrückt. Das Tragen dieser z.T. auch sexy
Kleidung fand ausschließlich als „Kopfkino“ statt. Und in dem Kopfkino kamen
manchmal auch Fantasien auf, wie z.B. als entsprechend gekleidete Zofe einer
Frau zu dienen. Dies dann auch in Lack oder Latex. Es steckte wohl auch eine
leicht devote Ader in mir.
Viele mögen das kennen, wenn der Kopf sagt: „So etwas macht man doch nicht.
Was sollen die Leute sagen, die dich kennen und so sehen (würden)?“ Die Frage,
die ich mir oft stellte: Habe ich eine gewisse feminine Ader oder habe ich da
eher einen Fetisch? Ich wusste es nicht, würde aber eher feminine Ader sagen.
Meine erste Frau hatte dafür aber überhaupt kein Verständnis. Bei vorsichtigen
Versuchen, dieses Thema ihr etwas näher zu bringen, es zu umschreiben, kam
die Antwort: „Das ist doch pervers!“
Aber auch mein Beruf passte nicht unbedingt zu meinen inneren Träumen und
Gefühlen. Ich war Zeitsoldat, später Berufssoldat, ab ca. 1995 war ich daneben
politisch in meinem Wohnort aktiv und Mitglied im Stadtrat. Damit war ich eine
Person des öffentlichen Lebens. Alles passte nicht so recht zusammen. Und so
blieb alles beim Kopfkino und ich habe in dieser Zeit meine Gedanken immer
mehr in den Hintergrund geschoben.
Und dann kam das Jahr 2010, es wurde für mich ein Schicksalsjahr. Meine erste
Frau war plötzlich während einer OP verstorben. Ich war seit Kurzem im
Ruhestand, war zwischenzeitlich zum Fraktionsvorsitzenden gewählt worden
und konnte mich voll auf die Politik konzentrieren. Zugleich hatte ich mich bereit
erklärt, als Co-Organisator für unser Klassentreffen mitzuwirken. Und schon
während der Vorbereitungen kam ein Kontakt zu einer ehemaligen Mitschülerin
zustande. Wir hatten zwar in unserer Jugend keine Beziehung. Nach
der Schulentlassung absolvierten wir aber in einem mittelständischen
Unternehmen eine kaufmännische Ausbildung. Wir mochten uns und schätzten
den anderen sehr. Nach einigen Telefonaten kam dann noch vor dem Klassen-
treffen ein Wiedersehen zustande. Und es war, als ob der Blitz bei uns beiden
eingeschlagen hatte. Selbst im Alter, wir waren beide Mitte 50, gibt es noch so
etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Das einzige Problem bestand in der
Entfernung zwischen Bonn und Hildesheim und das ich bis 2014 ein politisches
Mandat hatte. Und dennoch folgten für uns beide die tollsten Jahre unseres
Lebens verbunden mit unserer Hochzeit im Jahr 2012.
Die Entdeckung meiner femininen Seite durch meine Frau entstand durch
verschiedene kleine Mosaiksteine.
Einmal holte ich sie von ihrer Kosmetikbehandlung ab. Sie gab mir einen innigen
Kuss und sagte: „Übrigens, ich habe für Dich auch einen Termin ausgemacht.
Oder traust Du Dich als Mann nicht?“ Natürlich traute ich mich, denn innerlich
hatte ich mit dem Gedanken auch schon mal gespielt. Und so begab ich mich
ein paar Tage später in die Hände der Kosmetikerin. Die Behandlung war ein
tolles Gefühl und dies mache ich bis heute.
Ein anderes Mal fragte mich meine Frau, ob ich auch Nachthemden tragen
würde. Spontan sagte ich: „Ja, aber dann muss es auch etwas Elegantes sein,
vielleicht aus Seide oder Satin.“ Da hatte sie vielleicht schon etwas gemerkt, was
in mir „schlummerte“. Und einige Wochen später lag auf meinem Bett ein
traumhaftes beiges Damennachthemd aus Seide und wir hatten eine „heiße“
Nacht.
Das entscheidende Erlebnis war aber in einer Dessous Boutique. Meine Frau
trug regelmäßig Bodies und ich wollte ihr ein neues Exemplar schenken.
Nachdem sie den richtigen gefunden hatte, sagte sie halb zu mir, halb zu der
Boutique-Inhaberin: „Schade, dass es diese Teile nicht auch für Männer gibt, die
würden dir bestimmt auch gut stehen!“
Ich war von diesem Worten natürlich überrascht, aber nicht geschockt und bin
in der Situation auch nicht rot geworden. Und es entwickelte sich ein
interessantes Gespräch, als die Besitzerin von Kunden erzählte, sprich Männern,
die ab und zu hier Dessous kaufen würden, mal allein, mal mit ihrer Ehefrau. In
ihrer Freizeit würden sie halt manchmal auch Damenkleidung tragen und dies
auch in der Öffentlichkeit, sie sind sozusagen eine Teilzeitfrau, oder anders
ausgedrückt - Crossdresser. Den Begriff hatte ich zwar schon mal gehört, aber
jetzt merkte ich, wie meine Gedanken sich damit intensiv beschäftigten.
Wieder zuhause nahm mich meine Frau in den Arm und sagte: „Ich glaube, ich
habe heute bei Dir wohl eine Tür geöffnet. Du hast vorhin so interessiert
zugehört, dass sich mein Gefühl, dass Dir erotische Dessous gefallen würden
und du diese mal ausprobieren möchtest, bestätigt hat.“
Ich nahm sie ganz fest in meine Arme und sagte zu ihr. „Ich habe schon lange
überlegt, wie ich es Dir sagen könnte. Ja, Du hast recht, ich mag Dessous und
habe mich manchmal für pervers gehalten. Und du hast das bei mir erkannt.
Das ist einfach toll, ich kann es kaum glauben.“
„Nein, Liebster, das ist nicht überhaupt nicht pervers. Ich weiß nicht, ab wann
ich das Gefühl hatte, dass du ein Faible dafür haben könntest, aber ich wollte es
herausfinden. Und das ist mir jetzt gelungen. Darf ich jetzt sagen meine
Liebste?“ Ja, das durfte sie. Und sie nannte mich nun Franziska. Ein weiblicher
Vorname musste aus ihrer Sicht schon sein, und er gefiel mir auch. Ich war nun
in meiner weiblichen Rolle die Franziska. Es war für mich ein ungeheurer
Glücksmoment.
Und es begann eine Zeit, bei der meine Frau mich unterstützte und bei der
Auswahl von Dessous beriet. Und sie äußerte irgendwann den Wunsch, dass ich
auch BH’s tragen sollte, die mit Silikoneinlagen „gefüllt“ werden sollten, um das
weibliche noch mehr herauszustellen und zu perfektionieren. Meine
Feminisierung kam somit Schritt für Schritt voran und wir beide haben dies
genossen, weil wir beide diesen Weg, meinen Weg, gemeinsam gehen wollten.
Die hier geschilderten „Mosaiksteine“ waren natürlich nicht innerhalb von ein
paar Tagen entstanden, es waren doch schon einige Monate.
Und dann kam, was wohl kommen musste. „Liebste, du siehst in Dessous so toll
aus, was hältst du davon, das Weibliche noch etwas mehr herauszustellen? Über
die Dessous auch weibliche Kleidung zu tragen? Und ich würde Dich schminken
und natürlich muss auch eine Perücke dazugehören.“
Statt Hosen und Hemden sollte ich nun vor allem Kleider, Röcke, Blusen, Nylons
usw anziehen. Und natürlich Damenschuhe mit Absätzen tragen, vielleicht sogar
High Heels. Die regelmäßige Verwandlung zur Frau sollte aber immer ein ganz
besonderer Tag für uns sein, im Regelfall am Wochenende und auf die eigenen
vier Wände beschränkt bleiben. In den nächsten Wochen haben wir dann Stück
für Stück die Teile für mich gekauft, alles im Internet.
Meine Feminisierung ging somit voran und ich fühlte mich in der weiblichen
Rolle sichtlich wohl und konnte das Glück kaum fassen. Mein Leben lang hatte
ich davon geträumt und hätte mir das nie so vorstellen können. Und die Frau an
meiner Seite förderte das alles.
Und irgendwann „überkam“ es mich. Ich wollte mehr, ich wollte als Frau raus.
Vielleicht erst einmal abends im Dunklen spazieren zu gehen. Ich wollte ja nicht
gleich entdeckt werden. Als ich diesen Wunsch meiner Frau “beichtete“, lächelte
sie mich an. „Das habe ich irgendwann erwartet, weil ich das Gefühl habe, du
genießt die weibliche Rolle, die der Teilzeitfrau. Und ich begleite meine Franziska
natürlich.“
Und ein paar Wochen später schlichen sich zwei Damen aus dem Haus und
fuhren in die Innenstadt. Ich hatte mir ein Kleid angezogen, darüber einen
Blazer und nicht zu hohe Pumps. Meine Frau hatte mich dezent geschminkt,
dazu eine halblange Perücke und ich war natürlich aufgeregt. Wenn uns nun
doch jemand erkennen würde? Aber meine Frau gab mir Halt, Sie hakte sich bei
mir ein und wir bummelten durch die Fußgängerzone. Ich kann das Gefühl gar
nicht recht beschreiben, es fühlte sich aber großartig an. Das erste Mal in der
Öffentlichkeit als Franziska. Und nach ca. einer Stunde traten wir den Heimweg
an.
Wieder zuhause nahm mich meine Frau in den Arm und sagte: „Ich bin so stolz
auf Dich!“ „Ja, aber alles nur mit Deiner Hilfe und es war wirklich faszinierend.“
Natürlich blieb es nicht bei diesem einmaligen Erlebnis. Wochen später fuhren
wir an einem Samstag in die benachbarte Großstadt. Wir wollten ein wenig
shoppen, aber auch in ein Restaurant. Wieder gab mir meine Frau großen Halt,
aber ich wurde langsam doch selbstbewusster. Das erste Mal im Kaufhaus in der
Damenabteilung. Immer wieder musste ich mir verschiedenen Kleidungsstücke
ansehen. Und dann hatte ich ein Kleid gefunden, dass ich dann auch
anprobieren sollte. Ich schaute mich etwas ängstlich um, aber niemand nahm
von mir Notiz und kurz darauf stand ich in einem neuen Kleid vor meiner Frau.
Es war ein rotes Kunstlederkleid mit langen Ärmeln, seitlich mit einem Schlitz,
der aber auch mittels Reißverschlusses geschlossen werden konnte. „Das steht
dir super und passt genau. Nimm das!“
Ich hätte noch vieles kaufen können, aber meine Frau meinte, ich sollte nicht
übertreiben und schlug stattdessen vor, ins Restaurant zu gehen. Und hier
kamen dann wieder ungewohnte Dinge auf mich zu. Zum einen, als der Ober
fragte, „haben die Damen schon gewählt?“ Ja, ich war hier eine Dame und es
machte mich glücklich. Und dann musste ich die Hemmschwelle überwinden
und natürlich die Damentoilette benutzen. Um es kurz zu machen, alles ging
gut. Meine bisher immer noch vorhandene Hemmschwelle war nun endgültig
beseitigt. Und wir machten aus diesen Besuchen regelmäßig, ungefähr einmal
im Monat, Fortsetzungen. Wir waren schon ein ungewöhnliches, vielleicht auch
verrücktes Paar und wir haben beide diese vielen „prickelnden“ Situationen
genossen. Franziska war nun zum Leben erweckt.
Und dann kam das nächste Schicksalsjahr. Es war 2019, meine Frau hatte sich
irgendwie verändert. Sie zog sich wie in ein Schneckenaus zurück, war
stellenweise sehr aggressiv. Ich hatte sogar angefangen ein Tagebuch über ihr
Verhalten anzulegen. Ich vermutete eine Depression und machte mir Vorwürfe,
sie eventuell mit Franziska überfordert zu haben. Ihr Zustand verschlechterte
sich und ich habe dann in Verbindung mit ihrem Hausarzt eine genaue
Untersuchung in einer Klinik vereinbart.
Die Ärzte taten sich schwer mit einer genauen Diagnose. Meine
Tagebuchaufzeichnungen waren aber dann auch eine Hilfe. Und nach drei bis
vier Wochen eröffnete mir die behandelnde Ärztin das niederschmetternde
Ergebnis, meine Frau litt an einer frontotemporalen Demenz. Davon hatte ich
vorher noch nie gehört. Eine Heilung sei nicht möglich, der Zustand wird sich
weiter verschlechtern und die Lebenserwartung vermutlich zwischen drei und
fünf Jahren betragen. Einzelheiten will ich jetzt hier nicht weiter beschreiben.
Nach rund sechs Monaten Klinikaufenthalt wurde sie in ein Pflegeheim verlegt.
Mit vielen Mühen ich einen Platz gefunden, denn eine Pflege zuhause war
unmöglich, die Ärzte haben mir dringend davon abgeraten. Wenn ich von den
Besuchen zurückgefahren bin, habe ich dann häufig eine Pause eingelegt, bin
ein oder zwei Stunden spazieren gegangen und habe manchmal meinen Tränen
freien Lauf gelassen. Immer wieder tauchte bei mir die Frage nach dem Warum
auf. Warum sie, die doch immer so gesund gelebt hat. Und 2021 wurde sie
dann von ihrem Leiden erlöst und ist verstorben.
Einige Wochen später habe ich dann sämtliche Kleidung von Franziska in Koffer
gepackt und in den Keller gestellt. Ohne meine Frau wollte ich als Franziska
nicht weitermachen. In der Folge hatte ich aber viel Rückhalt im Familien- und
Freundeskreis. Ich brauchte aber bestimmt ein Jahr, um über diese traurige Zeit
hinwegzukommen.
Und nun kamen wieder die Gedanken bei mir hoch, sollte ich Franziska wieder
neues Leben „einhauchen“? Etwas unsicher packte ich die Koffer wieder aus, sah
auf die vielen Kleidungsstücke und stellte mir die Frage: Ja oder nein? Aber erst
einmal ließ ich die Einzelteile im Gästezimmer liegen und wollte eine Nacht
drüber schlafen.
Am nächsten Tag fasste ich dann den Entschluss, es zu versuchen. Viele Fragen
gingen mir durch den Kopf. Kein Mensch wusste von Franziska. Es fehlte die
Frau an meiner Seite, die mich unterstützt hatte und mir Halt gegeben hat. Ich
müsste mich jetzt selbst schminken, bzw. es erlernen. Meine Kosmetikerin
wollte ich aber nicht einweihen. Auch die Auswahl der Bekleidung musste ich
nun selbst entscheiden. Viele weitere Fragen blieben offen und so versuchte ich,
mir im Internet Anregungen und Tipps zu holen.
Als erstes fand ich ein Crossdresser-Forum. Ich habe mich noch nicht
angemeldet, aber die vielen interessanten Beiträge gelesen und dadurch
zahlreiche Hinweise bekommen. Dann gab es auch Seiten zur Sissy-Ausbildung
bzw. Erziehung. Aber ich fand das für mich nicht unbedingt passen.
Und dann stieß ich auf die Seite „Frau sein“ von Elli Hunter, die mich faszinierte.
Viele mögen sie kennen. Sie hat ein Studio mit vielen Angeboten, bei dem sie
u.a. aus Crossdressern wunderschöne Frauen schafft. Kleidung, Schuhe,
Perücken alles in großer Auswahl vorhanden. Und nach dem Styling wird alles in
einem oder mehreren Fotoshootings festgehalten.
Obwohl ich etwas unsicher war, habe ich mich dann doch dazu entschlossen
einen Termin bei Elli zu buchen. Es folgte ein kurzer Mailaustausch und wir
stellten fest, dass wir in der gleichen „Firma“ (Bundeswehr) tätig waren. Das Eis
war gebrochen und ein Termin gebucht. Ich nahm auch einige meiner
Kleidungsstücke mit. Um es kurz zu machen, der Besuch bei Elli Hunter es war
für mich ein traumhaftes Erlebnis, was ich nie vergessen werde.
Als kleinen Dank wollte ich sie abends noch zum Essen einladen, aber aufgrund
eines privaten Termins ging das leider nicht. „Aber dann geh doch allein, du bist
gestylt, siehst super aus und deine Kleidung steht dir super. So kannst du doch
problemlos ausgehen!“ Und so wagte ich den Sprung in kalte Wasser. Ich war ja
weit weg von meinem Wohnort, mich kannte hier keiner und so machte ich mich
auf den Weg. Das Restaurant war anfangs noch „spärlich“ besucht, aber es füllte
sich dann doch mehr und mehr. Ich spürte, dass immer wieder Blicke auf mich
gerichtet waren. Vermuteten sie einen Mann hinter der Fassade? Wahrscheinlich
war es eher, weil ich doch ein wenig „aufgebrezelt“ war. Und ich kann sagen,
dass ich es auch ein wenig genossen habe. Für mich war dieser Abend somit
auch ein Wendepunkt, der meine Ängste verfliegen ließ.
Nach meiner Rückkehr habe ich mich dann auch im Crossdresser-Forum
angemeldet und danach auch einige Kontakte zu Gleichgesinnten geknüpft.
Ferner gehe ich jetzt einmal im Monat zu einem Transgender-Stammtisch.
Franziska hat somit ihren Platz in meinem Leben gefunden und ich fühle mich in
der Rolle sichtlich wohl und kann es genießen.
Ein weiteres besonderes Highlight war für mich dann ein Crossdresser-
Workshop bei Gabi, einer Visagistin. Ich habe nicht nur viel gelernt, sie gab mir
viele Tipps hinsichtlich Schminken und Styling, wir hatten auch so tolle
Gespräche, die ich nicht vergessen werde. Dafür, liebe Gabi, ein ganz
besonderer und lieber Dank. Und zum Abschluss machte sie auch ein paar sehr
schöne Fotos.
Franziska Weg hat innerhalb eines Jahres sehr an Fahrt aufgenommen.
Inzwischen sind für Franziska Konzert- oder Restaurantbesuche oder auch
Shopping immer noch etwas Besonderes, aber doch normal geworden. Den
vergangenen Jahreswechsel hat Franziska für eine Woche im Ferienhaus in den
Niederlanden verbracht. Die langen Spaziergänge am Strand, anschließend als
Frau dann im Café zu sitzen, es waren tolle Erlebnisse. Franziska ist jetzt bei mir
richtig „eingezogen“.
Eines muss ich aber auch sagen, ich habe mich bisher nicht im Familien- und
Freundeskreis geoutet. Einzige Ausnahme sind zwei gute Freundinnen, denen
ich davon erzählt habe. Wir treffen uns regelmäßig zum Kaffeeklatsch. Sie waren
zum Glück nicht entsetzt, sondern haben das sehr gut aufgenommen und mich
aufgefordert, doch beim nächsten Treffen als Franziska zu kommen. Den
Wunsch werde ich ihnen mit Freude erfüllen
Ich möchte mit diesen Schilderungen anderen Gleichgesinnten Mut machen,
ihren Weg zu gehen. Ich habe hier versucht, ganz offen über meine Skepsis,
Unsicherheiten, aber auch Ängste berichten. Vielleicht kann ich auch damit
etwas älteren Crossdressern Mut machen, dass es nie zu spät ist, die
persönlichen Träume zu erfüllen und auszuleben.
Mein Motto lautet:
Genieße Deine Zeit, denn du lebst nur jetzt und heute. Morgen kannst Du
gestern nicht mehr nachholen. Und später kommt früher als Du denkst.
Albert Einstein
Wer noch etwas mehr über mich erfahren oder auch einige Bilder sehen möchte,
kann dies gern bei Facebook einsehen.
Liebe Grüße
Franziska Ober
Brigitte:
"Liebe Julia,
Du hattest mich gebeten, Dir meine Geschichte zu erzählen. Ich weiß nicht, ob Du sie verwenden möchtest, aber wenn Du sie auf Deine Webseite stellen möchtest, dann gebe ich Dir gern die Erlaubnis.
Ich heiße Brigitte, bin 33 Jahre alt und lebe seit 7 Jahren mit Martin, 35 Jahre, zusammen. Wir sind nicht verheiratet. Kennengelernt haben wir uns bei einem Straßenfest. Martin ist mir gleich aufgefallen, er ist nicht der typische Macho-Mann, er ist sehr zuvorkommend und liebevoll. Mit seinen 1,75 Größe ist er auch nur wenige Zentimeter größer als ich. Er trinkt ebenso gern wie ich Cocktails, er mag kein Bier.
Bitte verstehe mich richtig, unsere Partnerschaft ist wunderbar, auch im Bett, ich hatte jedoch immer wieder das Gefühl, dass Martin etwas vor mir verheimlicht. Ich habe ihn mehrmals darauf angesprochen, aber er hat es immer wieder verneint. Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder kleinere Probleme gehabt, so habe ich zum Beispiel ein hübsches geblümtes Sommerkleid. Als ich es anzog, war mit einmal ein Fleck mitten auf dem Oberteil. Ich habe mich gewundert, wie im Schrank ein Fleck auf das Kleid kommen kann und die Sache dann irgendwie vergessen. Dies ging mir mit einigen Dingen so, meine Nylons hatten plötzlich Laufmaschen, ich vermisste ein Paar Ohrringe, mein brandneuer Lippenstift war mit einmal abgebrochen. Ich verbuchte es als "unerklärlich" und vergaß das meiste.
Dann kam der Lockdown. Martin ist Buchhalter und wurde zum Homeoffice verdonnert. Ich bin Krankenschwester und ging weiterhin auf Station, als ich jedoch eines Tages zur Schicht antreten wollte, ergab der Schnelltest ein positives Ergebnis, und ich wurde in Quarantäne geschickt. Natürlich bin ich sofort nach Hause gefahren, als ich die Wohnungstür öffnete, rief ich laut "Martin, stell dir vor, ich habe Corona", aber er antwortete nicht. Ich habe mich gewundert, schließlich sollte er zu Hause sein, also ging ich ihn suchen und fand ihn im Schlafzimmer, wo er fast panikartig seine Kleidung auszog. Es war meine Kleidung: Eine Rüschenbluse, dazu ein Bleistiftrock, Nylons, Pumps. Und er war geschminkt. Eine Perücke lag auf dem Bett. Und Martin schaute mich schreckerstarrt an wie das berühmte Kaninchen die Schlange. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich war total durcheinander, meine Gedanken purzelten völlig ungeordnet durch meinen Kopf. Wieso trug er meine Sachen? Eigentlich wollte ich erst einmal weg, irgendwohin, meine Gedanken klären, aber das ging ja nicht durch den positiven Test, ich war in Quarantäne und musste zu Hause bleiben. Also ging ich in die Küche und kochte mir einen Kaffee, mit dem habe ich mich hingesetzt.
Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis Martin auch in die Küche kam, jetzt in seinen Sachen, ohne Schminke. Er schaute mich an, fragte leise, ob er sich zu mir setzen könnte. Ich dachte "warum fragt er, er wohnt doch hier", gleichzeitig dachte ich "warum trug er meine Sachen", mir wirbelten die wildesten Ideen durch den Kopf. Also habe ich nur genickt, er hat sich hingesetzt, dann hat er erzählt. Ich habe ihm erst einmal nur zugehört. Während er erzählte, sind mir einige Dinge klar geworden, so der Fleck auf dem Kleid und mein Lippenstift. Martin erzählte also. Ich möchte mich zu seinen Gründen nicht äußern, die sind seine Sache und gehen niemanden etwas an. Ich persönlich habe zugehört. Dabei habe ich vor allem eines verstanden: Martin ist noch immer Martin. Er ist noch immer der selbe Mensch wie früher. Der Mann, in den ich mich verliebt habe, der Mann, mit dem ich zusammen leben möchte.
Aber Martin hat auch noch eine andere Seite, die er vor mir verborgen hat, weil er Angst hatte, dass ich sie nicht verstehen werde. Aber diese Seite gehört genau so zu ihm wie seine "männliche" Seite! Er wird ergänzt durch die weibliche Seite, ohne dass er seine Männlichkeit verliert! Ich gebe es zu, diese Erkenntnis hat einige Tage gebraucht, um endgültig bei mir anzukommen. Wir hatten viele Gespräche, anfänglich zögerlich, später jedoch wesentlich intensiver. Ich habe gemerkt, dass Reden hilft. Es hilft, die Seiten zu verstehen, es hilft, eine andere Meinung zu hören und sich auch auf diese Meinung einzulassen.
Dieses Gespräch ist nun etwas über ein Jahr her. Und ich möchte dem Schicksal danken, dass es stattgefunden hat. Unser Verhältnis ist seitdem noch besser geworden. Ich habe eine richtig gute Shoppingpartnerin erhalten, wir haben viel Spaß, wenn wir uns eine neue Garderobe zulegen wollen. Manchmal tauschen wir die Sachen auch aus, wir haben in etwa die gleiche Größe. Wir gehen gemeinsam ins Cafe zum Mädelstratsch, ich begleite Martina gern zu Transgenderveranstaltungen, wir waren bereits gemeinsam zum CSD und hatten viel Spaß zusammen. Mit Martin hätte ich dies alles nicht so intensiv erleben können wie mit Martina! Außerdem liebe ich ihr fachkundiges Urteil über Lippenstifte und Co.
Mein Fazit: Ich habe eine neue Freundin gewonnen! Und ich bin stolz auf Martin und auch auf Martina!"
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