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Erlebnisberichte von meinen Ausflügen, natürlich mit Fotos.

11.07.2025: Was für ein Mist aber auch! Anfang der Woche sah der Wetterbericht noch recht brauchbar aus. Gut, es sollte nicht mehr so heiß wie in der Vorwoche werden, aber immerhin noch warm genug, um abends im Minikleid draußen zu sitzen. Mitte Juli kann man das doch eigentlich doch auch erwarten, oder? Jedenfalls war ich optimistisch genug, um bei meinen Vorbereitungen auf Sommeroutfits zu setzen und freute mich darauf, am Freitag wieder auszugehen, denn die Woche war anstrengend genug. Ich arbeite an einigen neuen Projekten, die viel Recherche und Organisation benötigen, und dazu bekam ich einen Eilauftrag meiner Agenturkollegin Sunny. Ihr neues Buch sollte so schnell wie möglich auf den Markt kommen und musste zuvor noch lektoriert werden. Okay, diese Arbeit machte sogar Spaß, denn ihr Roman „In Irland gibt es Regenbogenschafe“ ist wirklich der Hammer geworden. Neben einer süßen Liebesgeschichte erfährt man auch viel über das Land, seine Geschichte und Sagen. Da mir Irland auch nicht ganz unbekannt ist, konnte ich in ihrem Buch viel entdecken, was ich selbst erlebt oder mit eigenen Augen gesehen habe. Nicht nur für Irland-Fans ein absoluten Muss.
Je näher der Ausgehtermin rückte, desto klarer war es, dass es mit dem Sommerwetter nichts würde und meine Vorbereitungen für die Tonne waren. Noch immer war ich halbwegs zuversichtlich und suchte Capri-Jeans und ein Top heraus, doch ein Blick aus dem Fenster genügte, um festzustellen, dass das auch nicht die geeignete Kleidung war. Nun ging es nicht mehr darum, was hübsch aussah, sondern was mich vor Regen und Kälte schützte. So blieb ich dann bei Jeans, T-Shirt und dickeren Jacken hängen, und das trübte meine Laune erheblich. So etwas ziehe ich auch als Kerl an, also warum den ganzen Zirkus veranstalten? Ich rang mit mir, ob ich überhaupt losfahren sollte. Andererseits war ich fertig geschminkt, der Hund war versorgt, und es war mehr oder weniger die letzte Möglichkeit, in diesem Sommer am Transsisters-Stammtisch teilzunehmen. Meine Wochenenden sind auf Monate hinaus verplant und es macht wenig Sinn, Freitagabend auszugehen, wenn ich am nächsten Morgen bei einem Wettkampf oder einer Veranstaltung antreten muss. Tatsächlich gab es erst Mitte Oktober wieder eine Möglichkeit, zu den Transsisters zu gehen, ohne auf die Uhr schauen zu müssen. Doch dann wäre der Sommer leider auch längst schon wieder vorbei.
Also stieg ich dann doch ins Auto und machte mich auf den Weg. Einen Vorteil hatte mein unauffälliges Outfit allerdings, denn ich brauchte diesmal nicht viel Zeit für die „Restarbeiten“. Normalerweise halte ich es so, dass ich über meine Frauenkleidung Hose und Jacke überziehe, dann an einer stillen Ecke halte, Hose und Jacke ausziehe, die Schuhe wechsel, mir dann den „Fiffi“ überstülpe und die Ohrringe einsetze. Dann ist Julchen komplett und es kann losgehen. Bei diesem Ausflug waren es nur die Perücke und die Ohrringe, die ich zur Verwandlung brauchte.
Die Parkplatzsuche gestaltete sich ungewöhnlich schwierig. Eigentlich bekommt man unter der U-Bahn-Trasse immer einen Parkplatz in der Nähe, diesmal musste ich einen zweiten Anlauf nehmen und mein Auto ein Stück weiter abstellen. Deshalb beschloss ich, diesmal eine andere Straße als gewohnt zu nehmen.
Ich stand auf der Mittelinsel, die Ampel zeigte grün und ich lief los. Ein großer Audi fuhr auf den Parkplatz. Der Fahrer ließ die Scheibe herunter und rief mir hinterher. Also drehte ich mich um und ging zurück. Der Typ wollte nicht nach dem Weg fragen, aber das hatte ich auch nicht vermutet. Er wollte, dass ich in sein Auto einsteige und ihm einen blase. Gut, der Wunsch war einseitig, ich lehnte ab und war ein wenig sauer, dass ich eine Ampelphase verpasst hatte. Ein Stück weiter war eine kleine Grünfläche, wo ich die ersten Fotos machen wollte. Ich baute meine Kamera auf, als der Audi wieder auftauchte und der Typ sein Angebot erneuerte. Er bot mir auch Geld an, aber das war lächerlich. Fährt einen 80.000 € Schlitten und meint, für kleines Geld Spaß zu bekommen. Darauf ging ich natürlich nicht ein, aber das mit den Fotos verkniff ich mir dann. Nicht, dass der Kerl auf die Idee käme, mich weiter vollzulabern. Aber ein wenig erstaunte es mich doch, denn ich war nun wirklich nicht aufreizend gekleidet. Dann fiel mir ein, dass ich mich auf der Frobenstraße befand, die als Transenstrich bekannt ist. Nicht auszudenken, wie viele derartige Angebote ich bekommen hätte, wenn ich dort mit meinem „Anmachkleid“ aufgekreuzt wäre, das ich beim vorherigen Ausflug getragen hatte.
Ein Stück weiter fand ich eine Stelle, an der ich ungestört ein paar Bilder schießen konnte, und dann war ich auch schon bald an der Bar Voyage. Offenbar hatte das schlechte Wetter auch andere von einem Besuch abgehalten, denn im Gegensatz zum Stammtisch vor einem Monat war deutlich weniger los, und ich konnte mir einen freien Tisch auswählen. Am Nebentisch saß ein Pärchen mit einem süßen Jack-Russell Terrier, der schnell spürte, dass ich Hunde liebe, zu mir kam und sich streicheln ließ. Das Pärchen unterhielt sich in einer fremden Sprache, und ich wollte ihre Unterhaltung auch nicht stören. Mein Platz war zwischen zwei Schirmen, was nicht ganz so optimal war, als es anfing, stärker zu regnen. Die Bäume hielten zwar viel ab, aber einige Tropfen fanden ihren Weg auf meine Jeans. Die Frau des Pärchen sah das und bot mir an, den Platz zu wechseln und an ihren Tisch zu kommen. Ich wechselte den Tisch, bedankte mich und saß nun wenigstens im Trockenen. An ihrer Unterhaltung konnte ich mich anfangs nicht beteiligen, wie denn auch, wenn ich kein Wort verstand? Also versuchte ich, mich in meine Gedankenwelt zurückzuziehen, doch das war nicht so einfach. Das Stimmengewirr um mich herum ließ kaum einen klaren Gedanken zu. Ein Tisch weiter wurde auf Französisch parliert, eine Gruppe war ziemlich laut, aber so ist es nun mal in einem Straßenlokal.
Ich überlegte, meine Cola auszutrinken. Was ich danach tun wollte, wusste ich noch nicht. Doch plötzlich kam ich mit dem Pärchen ins Gespräch, denn sie konnten ein paar Brocken Deutsch. Ich erfuhr, dass sie Italiener waren, seit sieben Jahren in Berlin lebten, aber auf ihrer Arbeit ausschließlich englisch gesprochen wurde. Daher waren ihre deutschen Sprachkenntnisse unvollkommen. Wir einigten uns auf einen Mix aus Deutsch und Englisch, und das klappte recht gut. Sie waren ungefähr halb so alt wie ich, aber sie hatten großes Interesse an der Zeit, in der ich meine Jugend erlebte, mochten auch eher die Musik von damals als das neumodische Techno-Zeug. Ich erzählte ihnen, wie es sich mit der Mauer und im damaligen Berlin lebte, wir redeten über Hunde, Italien und die Umstände dort und auch darüber, was sich alles verändert hatte. Obwohl sie selbst anscheinend nicht queer waren, fanden sie queere Menschen toll. Sie waren neugierig, welche Erfahrungen ich als Transfrau gemacht habe, wir sprachen offen darüber, und irgendwann kamen wir darauf, ob es gefährlich sei, als „Frau“ unterwegs zu sein. Ohne, dass ich es forciert hätte, waren wir bei einem meiner Lieblingsthemen, nämlich Waffen. Sie hatten überhaupt keine Ahnung davon, also klärte ich sie auf, welche Verteidigungsmöglichkeiten es gäbe, und welche wo erlaubt sind. Sie wollten mehr darüber wissen, also zog ich aus meiner Tasche ein Pfefferspray heraus und zeigte ihnen in der Theorie, wie man damit umgeht und was man beachten sollte. Meiner Meinung nach ist so ein Spray ein sehr probates Mittel zur Selbstverteidigung, und es ist vor allem fast überall mitführbar. Selbst nach den neuen, unsinnigen Waffengesetzen in Berlin ist das Mitführen auch in öffentlichen Verkehrsmitteln erlaubt, eine Regelung, die mich zwar nicht tangiert, für das Pärchen aber neu und interessant war. Die Frau machte ein Foto von dem Spray und war fest entschlossen, sich so etwas zuzulegen. Das freute mich, denn nach meinen Erfahrungen sollte niemand das Haus verlassen, ohne nicht zumindest irgendetwas zur Selbstverteidigung dabei zu haben. Meine Pistole konnte ich erst dann zeigen, als es etwas leerer wurde. Der Mann fand sie toll, die Frau hatte ein wenig Angst davor. Mich verwundert das immer wieder, sobald die Leute eine Waffe sehen, geraten sie in Panik. Andererseits ist es natürlich auch gut, denn die Dinger sollen ja auch abschrecken. Dabei war die Pistole, die ich mitführte, mit ihrem silbernen Schlitten richtig schick und es ist das gleiche Modell, das man aus alten James Bond-Filmen kennt, eine Walther PPK. Und, um Missverständnissen vorzubeugen, es ist eine Waffe, die ich legal führen darf. Jedenfalls glaube ich, dass ich bei diesem Gespräch nicht nur für Akzeptanz für Transmenschen, sondern auch für das Verständnis und die Sinnhaftigkeit des Waffentragens geworben habe, und es ist immer schön, wenn man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.
Abgesehen davon hatten wir auch andere Themen. Dass ich Romane schreibe, fanden sie spannend, ebenso fand ich interessant, was sie über Italien und die queere Szene dort berichteten. Auf diese Art wurde es dann doch noch ein unerwartet schöner Abend. Zum Abschied gab ich ihnen meine Visitenkarte und ich würde mich freuen, sie wiederzusehen.
Es war gegen 23:00, die Zeit, zu der die Außenterrasse geschlossen wurde. Das Pärchen ging, und auch ich verließ das Voyage. So richtig wusste ich immer noch nicht, was ich nun unternehmen wollte. Ein Ku´dammbummel machte bei dem Wetter keinen Sinn. Frauen in Kapuzenjacken wirken eben nicht so anziehend wie Mädels in Minikleidern, das musste ich mir nicht antun. Trotzdem machte ich noch einen kurzen Stopp an der Martin-Luther Straße. Zum Glück war ich durch das Radio vorgewarnt, dass dort ein Blitzer stand. Und richtig, dort lauerte der Blitzeranhänger. Übrigens auch eine totale Frechheit. Es handelt sich um eine Hauptverkehrsstraße, auf der die Regelgeschwindigkeit 50 km/h beträgt. Zu Zeiten der rot-grünen Chaosregierung hatte die bescheuerte Verkehrssenatorin nichts Besseres zu tun, als auf etlichen solcher Straßen Tempo 30 zu verhängen. Angeblich aus Umweltschutzgründen, obwohl es dafür überhaupt keine Grundlage gab. Nun ist seit über zwei Jahren die CDU am Ruder, und entgegen ihrer Zusagen hat sie es bis heute nicht geschafft, diese Schilder wieder abzumontieren, stattdessen blitzen sie nun dort. Wie unfähig muss eine Landesregierung sein, um diese damaligen Fehlentscheidungen nicht innerhalb kürzester Zeit wieder zu korrigieren? Würde ich dort geblitzt werden, würde ich die Regierung wegen Untätigkeit verklagen.
In der Fuggerstraße sprachen mich zwei Typen an, ob ich ihnen eine Bar empfehlen könnte. Allerdings suchten sie nach Frauen, und da waren sie im Kiez definitiv falsch. Ich riet ihnen, sich Richtung Tauentzien zu orientieren, wo sie dann wahrscheinlich feststellten, dass es sowieso keine Hübschere als mich gab. Ich gab ihnen Vorsprung und schlug dann den gleichen Weg ein, ohne ein bestimmtes Ziel. Der Wittenbergplatz war wenig belebt, die Außenlokale waren überwiegend geschlossen, und es war kein Vergleich zu der gelösten Sommerstimmung, die dort noch vor gut einer Woche herrschte. Das Wetter vermieste nicht nur mir die Laune. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, dort noch ein paar Aufnahmen zu machen, zog dafür sogar kurz die Jacke aus, damit es wenigstens ein bisschen nach Sommer aussah. Ich war froh, als die Bilder im Kasten waren und ich mich wieder in meine warme Jacke einmummeln konnte. Der Regen wurde wieder stärker, es war kurz nach Mitternacht, und ich sehnte mich nach Zuhause.
Im Auto stellte ich die Heizung an, was im Juli ein sehr ungewöhnlicher Vorgang ist und dachte bei der Rückfahrt daran, wie ich noch vor einigen Tagen im Minikleid und mit heruntergelassener Scheibe nach Hause gefahren bin. Aber auch diese Nächte kommen wieder, da bin ich mir sicher. Doch für diesen Tag war es genug, aber er war dann doch besser geworden, als ich befürchtet hatte.

02.07.2025: Es sollte der bisher heißeste Tag des Jahres werden. 37 Grad sagte der Wetterbericht für Berlin voraus, und ausnahmsweise lag er richtig.
Für große Aktivitäten war es war es tagsüber wirklich zu heiß. Gut, ich hätte wieder ans Wasser fahren können, doch ich hatte andere Pläne. In der Nacht würde es kaum unter 25 Grad fallen, und ich liebe es, wenn ich nachts im Minikleid draußen sein kann. Deshalb nutzte ich die Mittagszeit, um noch etwas zu arbeiten.
Die Möglichkeiten zum Ausgehen sind inzwischen ziemlich begrenzt. Interessante Parties gibt es nur noch selten, Clubs, in denen man gehen kann, noch weniger. Ja, natürlich kann man überall hinfahren, doch es gibt nur wenige Orte, wo das Leben im Sommer so pulsiert, wie in der City-West. Es mag am Alexanderplatz oder in Friedrichshain ähnlich sein, doch das ist nicht mein Revier, in dem ich mich auskenne. Abgesehen davon, dass mich die Fahrerei dorthin nerven würde.
Gegen 19:30 machte ich mich auf den Weg und landete wieder einmal am vertrauten Kurfürstendamm. Ich trug ein sehr leichtes Sommerkleid, das man kaum auf der Haut spürte. Ab und zu kam ich mir darin beinahe nackt vor, aber das war ich selbstverständlich nicht. Die wichtigsten Stellen waren schon verdeckt, aber es sah doch recht sexy aus, und so fühlte ich mich auch.
Vom Bikini-Haus lief ich diesmal den Ku´damm hoch in Richtung Halensee, vorbei an gut gefüllten Straßenlokalen. Es war ein Mittwochabend, aber trotzdem waren viele Menschen unterwegs, die den Sommer in der Stadt erleben wollten. Erfreulicherweise waren auch etliche Frauen in sehr freizügiger Kleidung darunter, die oft wirklich klasse aussahen. Die Damen trugen meist noch weniger Stoff am Leib als ich.
Es war erstaunlich, irgendwie wirkte der Boulevard dort anders auf mich, vielleicht, weil ich diesen Teil eher selten besuche. Aber es war spannend, fast so, als bewegte ich mich auf fremden Terrain. Es gab Neues zu entdecken, obwohl es nicht wirklich neu war. Abseits gelegene Plätze mit gemütlichen Lokalen, Ecken, in denen man im Grünen saß und tolle Fotos schießen konnte und Schaufenster von Luxusmarken mit Dingen, die sich Normalsterbliche kaum leisten können. Und ich war mittendrin in dieser Szenerie, saugte den Sommer in mich auf, der wie ein Lebenselexier für mich ist.
Ich ging wieder zurück zum Tauentzien und nahm dabei die Veränderungen der Stadt wahr. Das Ku´damm Eck beispielsweise sieht schon lange völlig anders aus, wie ich es aus meiner Jugend kannte. Früher war es ein Hot.Spot, und auf eine Art verkörperte es für mich das alte Westberlin. Es ist verschwunden, nun steht dort ein Neubau, zu dem ich keinen Bezug habe, im Gegensatz zu seinem Vorgänger. Im Erdgeschoss befand sich ein großer Plattenladen, in dem man auch ausgefallenere Scheiben bekam. Dort stöberte ich mit meiner ersten großen Liebe nach Platten, kurz nachdem wir zusammengekommen waren. Mit einem anderen Mädchen besuchte ich das Panoptikum, das damals fast eine Sensation war. Ich weiß noch, wie sie sich in der nachgestellten Folterkammer gruselte und sich an mich klammerte. Dafür bin ich dem Panoptikum noch heute dankbar.
Vergangenheit, doch in meinen Gedanken immer noch präsent. Wieder einmal wünschte ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen, hätte mein altes Berlin wieder – und meine Jugend…
Am Breitscheidplatz rauchte ich eine Zigarette und überlegte, worauf ich nun Lust hatte. Mir wäre nach Gesellschaft gewesen, jemanden, mit dem ich das zusammen erleben könnte. Ein Wunsch, den ich öfter verspüre, wenn ich allein unterwegs bin und die Gruppen von Menschen sehe, die gemeinsam einen schönen Abend verbringen und dann frage ich mich, warum es bei mir nicht so ist. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Oft bin ich auch froh, wenn ich spontan das tun kann, wonach mir gerade ist. Mit anderen muss man immer Kompromisse eingehen. Wenn ich wirklich mal in Begleitung bin, kommt es oft vor, dass ich lieber allein wäre. Es ist kompliziert, aber ich bin eben eine Frau, zumindest hin und wieder.
Jedenfalls war schnell klar, dass ich den Abend noch eine Weile fortsetzen wollte, aber ich hatte auch Bock auf ein anderes Outfit. Also machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto, in dem die Sachen lagen. Meist habe ich Klamotten zum Wechseln dabei, entweder, um mir im Fall des Falles etwas Wärmeres anziehen zu können, eventuell auch irgendwo hingehen wollte, wo das, was ich gerade trage nicht passend wäre oder weil ich mich nicht so recht entscheiden konnte. Meine Methode hat sich bewährt, gerade auch, wenn mal etwas kaputt geht, was mir komischerweise öfter bei Schuhen passiert.
Durch meine vielen Ausflüge bekomme ich meist sehr schnell mit, wer auf mich reagiert und habe oft ein Gefühl, was geschehen könnte. So ging es mir an einer Ampel. Ein Taxi stoppte, doch es fuhr ein Stück vor, als ich bei Grün die Straße überquerte. Der Fahrer sprach mich an, doch ich reagierte nicht darauf. Er bog um die Ecke, fuhr im Schritttempo neben mir und ließ die Scheibe runtersurren. Ich machte mir den Spaß, ihn zu fragen, was er wolle. Ob er mich fahren könnte, natürlich umsonst, bot er mir an. Ich antwortete ihm, dass ich gleich bei meinem Auto wäre und ging weiter, doch er ließ nicht locker und fuhr weiter neben mir. Ich wollte nicht, dass er mein Auto sah und bog in eine Seitenstraße ab, damit er mir nicht folgen konnte. Damit war ich ihn los und fand es eher lustig. Als Kerl ist es bisher nie vorgekommen, dass mich ein Taxi kostenlos mitnehmen wollte. Welch ein Einsparpotenzial tut sich da auf. Blonde Haare und ein knappes rotes Kleid helfen offensichtlich dabei, die eigene Geldbörse zu schonen. Bio-Frauen passiert das vermutlich öfter, aber auch für mich war es eine kleine Bestätigung.
Mein Auto stand in der Kurfürstenstraße, und ich zog mich dann tatsächlich darin um. Einen Menschenauflauf verursachte ich trotzdem nicht, denn ich saß auf der Rückbank und war durch verdunkelte Scheiben geschützt. Etwas mühselig war es schon, aber der Aufwand lohnte sich. Ich trug nun ein weinrotes, gemustertes Kleid, das die Figur betonte und ziemlich viel Bein zeigte. Es ist eines meiner Lieblingskleider. Vor einiger Zeit hatte ich es bei einem Transsisters-Treffen und einem anschließenden Ku´damm Bummel an und erregte damit bei ein paar Typen die Aufmerksamkeit, und wahrscheinlich nicht nur das. Dazu wechselte ich auf Sandaletten mit einem Absatz. Es sah wirklich schon ziemlich heiß aus, aber mir war gerade danach.
Das Umziehen im immer noch recht warmen Auto hatte mich durstig gemacht, deshalb stöckelte ich zum „Oldtimer“, wo ich mir eine eiskalte Cola gönnte. Inzwischen war es kurz vor 23:00, die Sonne war vor einer guten Stunde untergegangen, doch es war nach wie vor mild, um die 25 Grad mochten es immer noch sein. Solche Abende liebe ich, wenn ich die Wärme auf meinen Beinen und meinen nackten Schultern spüren, mich weiblich und vielleicht auch begehrenswert fühlen kann. Sicher kann ich mich auch in Jeans und Turnschuhen als Frau fühlen, aber so ist es doch noch eine Spur intensiver.
Vom Oldtimer zog ich weiter zur Fuggerstraße. Eine kleine Runde wollte ich noch drehen, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Das Pflaster auf dem Gehweg war für meine Absatzschuhe nicht unbedingt geeignet, also wechselte ich die Straßenseite und kam an einem geschlossenen Restaurant vorbein, bei dem noch die Tische und Stühle draußen standen. Meist nutze ich solche Abstellmöglichkeiten für ein schnelles Foto, aber das ging diesmal nicht, weil auf einem der Stühle ein Typ saß, der mich anquatschte. Er wirkte nicht unsympathisch, und ich war in Flirtstimmung. Deshalb ließ ich mich auf ein Gespräch ein und setzte mich zu ihm. Er war nett, aber auch ziemlich direkt. „Als ich dich die Straße langgehen sah, musste ich dich einfach ansprechen“ sagte er, machte mir Komplimente für meine tolle Figur, und welche Frau hört das nicht gern? Ihm war klar, dass ich keine biologische Frau bin, aber darauf stand er. Mein Po gefiel ihm besonders, und mein hochgerutschtes Kleid verbarg nur sehr wenig davon. Wir machten echt dort ein bisschen rum, und die paar vorbeigehenden Passanten störten uns kaum. Normalerweise lasse ich mich auf solche Sachen nicht ein, aber es passte zu dieser Nacht und zu meiner Stimmung. Als attraktive Frau gesehen zu werden, das war das, was ich in diesem Augenblick brauchte. Es war spontan, aber geil.
Gleich nebenan lag ein versteckter Parkplatz, auf dem wir uns noch ein wenig näherkamen. Wie nahe genau, das überlasse ich lieber der Fantasie…
Wir verabschiedeten uns, denn wir mussten in unterschiedliche Richtungen. Am Wittenbergplatz machte ich an einem geschlossenen Imbiss noch ein paar Fotos. Gedanklich war ich um etliche Jahre jünger, eben die Frau, die ich gern wäre, und in dieser Nacht kam ich dem schon sehr nahe, auch wenn es eine Art Selbstbetrug war. Doch das störte mich nicht. Viel zu selten gelingt es mir, der Realität zu entfliehen.
Wieder stand ich an einer Ampel und wartete auf Grün. Gegenüber tat ein Mann das Gleiche, doch irgendetwas sagte mir, dass da noch etwas kommt. Und richtig, er ging an mir vorbei und zog mich mit seinem Blick halb aus. Auf der Mittelinsel drehte er und lief ein paar Schritte hinter mir. Um zu meinem Auto zu kommen, musste ich durch eine wenig belebte Seitenstraße. Unwohl fühlte ich mich nicht, warum auch? In meinem Leben habe ich viele brenzlige Situationen überstanden und bin darauf vorbereitet. Am Schatten und in den Spiegeln der Schaufenster konnte ich abschätzen, wie weit er hinter mir war. In meiner Tasche suchte ich nach den geeigneten Abwehrmitteln, von denen mir einige zur Verfügung stehen. Ich entschied mich für das Pfefferspray, weil ich das unauffällig in der Hand halten konnte. Zu härteren Mitteln könnte ich dann immer noch greifen, wenn es nötig wäre. Als er ungefähr zwei Meter hinter mir war, drehte ich mich um und sah ihn mit einem wütenden Blick an. Er hätte mich nett ansprechen können, dann hätte er auch eine freundliche Antwort bekommen. Aber mir hinterher zu schleichen, das mag ich gar nicht. Er verstand, dass er auf diese Art nicht bei mir landen würde und verzog sich, ohne dass ich das Spray benutzen musste. Aber es zeigte wieder einmal, wie wichtig Selbstverteidigungsmittel sind und auch, wie schwachsinnig die Waffengesetze gerade in Berlin sind. Mich bestärkt es darin, nie unbewaffnet auf die Straße zu gehen, weder als Mann noch als Frau, und daran wird sich auch nichts ändern. Es geht schließlich um meine Sicherheit.
Aber auch das war noch nicht die letzte Anmache an jenem Abend. Keine zehn Meter war ich von meinem Auto entfernt, als ein SUV erst langsam neben mir fuhr und dann die Scheibe runterfuhr. Ein ähnliches Spiel wie einige Stunden zuvor mit dem Taxifahrer. Der Fahrer fragte mich, ob wir noch etwas trinken wollen. Durst hatte ich zwar, doch ich mochte weder den Typen noch sein Auto und lehnte ab. Immerhin hatte ich in meinem Auto noch eine lauwarme Selters, die tat es zur Not auch.
Die Rückfahrt durch das nächtliche und sommerliche Berlin war schön, mit heruntergelassener Scheibe, in einem sexy Kleid und nach einer sehr ereignisreichen Nacht. Ich war im Einklang mit mir selbst und meiner weiblichen Rolle, und das kommt auch nicht so häufig vor.
Kurz vor zwei Uhr zog ich im Schlafzimmer mein Kleid aus, das ich fortan „Anmach-Kleid“ taufte. Es hatte seinem neuen Namen wirklich alle Ehre gemacht…

01.07.2025: Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, die mich zu einem Ausflug im Fummel bewegen können. Mal ist es eine Verabredung, eine Party oder eine Veranstaltung, die ich lieber als Frau erleben möchte. Manchmal ist es aber einfach nur das Wetter, das mich rauslockt. Sobald es dreißig Grad oder mehr sind, wächst in mir der Wunsch, an diesem Tag in der weiblichen Form zu sein. Es ist eben ein himmelweiter Unterschied, ob ich ihn im eigenen Garten in langer Hose und T-Shirt oder im luftigen Sommeroutfit irgendwo anders verbringe. Eine Kombination gibt es leider nicht. Wenn ich Kerl bin, dann ausschließlich in langer Hose und einer Weste oder Jacke, in der ich alle wichtigen Dinge am Mann habe. Es ist mir völlig schleierhaft, wie es manche Typen schaffen, in Shirt und Bermuda-Shorts unterwegs zu sein und weder einen Rucksack oder eine Tasche dabei zu haben. Wo lassen die ihr ganzes Zeug? Umgekehrt kann ich mich auch nicht als Frau in meinem Garten aufhalten, so gern ich das auch manchmal tun möchte.
An diesem Tag kletterte das Thermometer auf 33 Grad, und ich hatte am Nachmittag Zeit. Logisch, dass ich da ans Wasser wollte, zu meiner Lieblingsbadestelle, die ich in rund einer Viertelstunde mit dem Auto erreichen kann. Warum sollte ich auch kilometerweit fahren, nur um mich abzukühlen? Dort finde ich immer einen kostenlosen Parkplatz, und von da aus ist es zu Fuß nicht weit bis zur Havel.
Normalerweise ist es weder auf der großen Liegewiese noch direkt an den kleinen Sandstränden überlaufen, und an Wochentagen schon gar nicht. So fand ich dann auch gleich einen kleinen Platz für mich, an dem ich mich ausbreitete. Sicherheitshalber schoß ich dort auch sofort die ersten Bilder, zuerst in Sommerklamotten, dann im Bikini. Das Wasser war angenehm, ich planschte ein wenig herum und erfrischte mich. Im Bikini ist das eben ein komplett anderes Gefühl für mich, das ich als Mann kaum erleben könnte. Inzwischen bin ich so eingefahren, dass ich als Kerl nur äußerst ungern in der Öffentlichkeit schwimmen gehe. Ich fühle mich dann einfach nicht wohl, wenn ich nicht komplett bekleidet bin. In meinem Garten habe ich einen Pool, aber der steht in einem Holzhaus. Wenn ich ihn benutzen will, gehe ich in das Haus, ziehe dort meine Badehose an und steige in den Pool. Wenn ich genug Abkühlung hatte, ziehe ich wieder Shirt und lange Hose an. In Badehose im Garten zu sitzen, würde mir nicht im Traum einfallen. Es geht einfach nicht, so unverständlich sich das vielleicht auch anhören mag.
Es war eine gute Entscheidung, das mit den Fotos gleich zu erledigen, denn auch andere hatten meine Badestelle entdeckt. Zuerst waren es nur zwei Frauen mit zwei Kindern und einem süßen Hund, aber nach und nach kamen noch ein älteres Pärchen und zwei Männer hinzu. Sie brachten ein Schlauchboot und ein Stand-up Paddle mit, und es wurde immer unruhiger. Ich hatte einen meiner Romane dabei, mit dem ich mich ablenkte, aber dafür war ich eigentlich nicht hergekommen. Ich wollte vielmehr Ruhe haben und meine Gedanken sortieren, was mir am Wasser normalerweise am besten gelingt. Witzig an der ganzen Geschichte war jedoch, dass offenbar niemand bemerkte, dass ich keine biologische Frau war. So sagte eine der Mütter zu ihrem Kind: „Pass auf, dass du die Dame nicht naßspritzt“ und meinte damit mich. Ab und zu ergab sich ein kleines Gespräch, bei dem ich stets als Frau angesprochen wurde, und ich bin mir sehr sicher, dass sie es auch wirklich so meinten. Insofern war es erfreulich, dass man selbst dann nicht hinter meine wirkliche Geschlechtsidentität kam, wenn ich dort im Bikini lag. Wenn man nicht gar zu offensichtlich als Mann zu erkennen ist, dann funktioniert also auch das. Vermutlich rechnet auch kaum jemand damit, dass sich eine Transfrau ganz normal an einer Badestelle aufhält.
Ich packte meine Sachen und lief ein Stück am Wasser entlang. Ein paar hundert Meter weiter kannte ich eine Ecke, an der man zwar nicht ins Wasser gehen, aber immerhin auf einer Holzbank am Wasser sitzen konnte. Ich vertiefte mich in mein Buch. Es war ein Teil, den ich vor einem knappen Jahr geschrieben habe. Inzwischen bin ich schon einige Jahre weiter in meiner Story, aber es macht mir immer noch Freude, in das Leben meiner Romanfigur einzutauchen. Wenn ich die Geschichte im Minirock mit Blick auf die Havel lesen kann, umso besser.
Nach einer Weile bekam ich Hunger, und wollte weiter nach Kladow fahren. Unglücklicherweise gab es in dieser Richtung einen Stau, und im Stau stehen hasse ich wie die Pest. Also fuhr ich in die Gegenrichtung. In der Spandauer Altstadt sollte es doch auch eine Bratwurst geben. Was ich danach unternehmen könnte, wusste ich nicht so recht, und das ist ziemlich blöd, wenn man keinen Plan hat.
Ich parkte also in Spandau und ging durch den Park in Richtung Altstadt. Es war drückend heiß, und das Laufen machte mir keinen großen Spaß. Irgendwie hatte ich plötzlich keine Lust mehr. Sollte ich wirklich noch weiterziehen? Und wohin? Es gab kein Ziel, das mich wirklich reizte. Eher sehnte ich mich nach einem kühlen Getränk im Garten. Um Zeit zu gewinnen, setzte ich mich mit einer Zigarette auf eine Bank. Den Sommertag hatte ich genutzt, und das war die ursprüngliche Absicht Warum etwas ausdehnen, wenn man eigentlich etwas anderes tun möchte? Es würde schließlich sicher nicht der letzte Tag mit schönem Wetter sein.
Die Entscheidung war gefallen. Ich setzte mich in mein Auto, fuhr nach hause und beschloss den Abend mit einem Glas Wein im Garten. Das dann allerdings in langen Hosen…

21.06.2025: Meine Kollegin Sunny hatte eine ziemlich abgefahrene Idee. Sie las von einer queeren Jobbörse und meinte zu mir: „Komm, laß uns da hin gehen.“ Ich fragte sie, was wir dort sollten, schließlich suchte weder sie noch ich eine Arbeit. Doch ihre Absicht war eine völlig andere. Auf dieser Messe waren auch einige Medienunternehmen vertreten, mit denen wollte sie ins Gespräch kommen, um ihre Bücher zu vermarkten. Ihr Vorschlag gefiel mir, denn vielleicht könnte ich bei der Gelegenheit auch ein wenig Werbung für meine Romane machen. Außerdem spiele ich seit einiger Zeit mit dem Gedanken, mich geschäftlich in Richtung Medien zu orientieren und eventuell einen Podcast oder sogar eine Radiosendung zu moderieren. Die Chancen dazu wollte ich ausloten, wenn sich die Möglichkeit dazu ergab.
Noch nie war ich auf so einer Veranstaltung gewesen, weder als Kerl und erst recht nicht als Frau. Ursprünglich nahm ich mir vor, ziemlich seriös dort zu erscheinen, aber es war ein warmer, fast schon heißer Sommertag, deshalb wechselte ich kurzentschlossen mein Outfit und zog einen ziemlich hochgeschlitzen Rock an.
Um bis zur Arena zu kommen, mussten wir fast durch die ganze Stadt fahren, aber das ging auf der Hinfahrt überraschend gut und wir bekamen erstaunlicherweise auf Anhieb einen Parkplatz. Die Arena kannten wir schon von einer Buchmesse. Die Messehalle liegt direkt an der Spree, ganz in der Nähe der Oberbaumbrücke. Nebenan befindet sich das Badeschiff, auf dem ab und zu heiße Beachparties stattfinden.
Am Eingang zeigten wir die ausgedruckten Tickets vor, wobei die relativ sinnfrei waren, denn der Eintritt war kostenlos. Dafür gab es aber Taschenkontrollen, und das verstand ich genauso wenig. Früher war ich auf vielen größeren Messen gewesen, und nie wurden dort die Taschen kontrolliert. Die Zeiten verändern sich, und das nicht zum Guten. Wer nun denkt, dass ich dort unbewaffnet war, soll das ruhig glauben. Doch wer mich kennt, weiß, dass ich unbewaffnet keinen Fuß vor die Tür setze. In dem Zusammenhang gab es kürzlich in einer Talkshow eine interessante Aussage des Verteidigungsminister Pistorius, der im Gegensatz zu einigen seiner Regierungskollegen zumindest mit einem Funken Intelligenz ausgestattet zu sein scheint: „Wenn wir nicht in der Lage sind, zu zeigen, dass wir in der Lage und bereit sind, uns zu verteidigen, dann ist es für einen potenziellen Angreifer möglicherweise sehr viel leichter, zu entscheiden: Das riskier' ich, die verteidigen sich ja eh nicht." Zitat Ende. Es gibt nicht einen einzigen Grund, warum das, was für einen Staat gilt, nicht auch für eine Einzelperson gelten soll. Im Prinzip macht es keinen Unterschied, ob ein Land ein anderes angreift oder ein Mensch einen anderen, das Vorgehen und die Gegenmaßnahmen sind im Grundsatz identisch. Deshalb werde ich nie auf eine Bewaffnung verzichten, komme, was wolle. Und glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.
Nachdem diese Hürde nun genommen war, drückte uns eine Dragqueen Tüten mit ein paar Goodies und Informationen in die Hand. Das fand ich wiederum gut, nicht nur wegen der Geschenke. Es zeigte doch, dass auch Transfrauen bei dieser Messe akzeptiert wurden, und ich war außer dieser Dragqueen tatsächlich nicht die Einzige.
Wir besahen uns die Stände, einfach nur aus Neugier. Sunny missfiel besonders, dass viele Aussteller ihre Plakate mit englischen Texten versehen hatten. Zwar verstehen sowohl sie als auch ich etwas Englisch und konnten die Texte weitestgehend entziffern, doch was soll das? Wenn ich in Deutschland arbeite, dann möchte ich auch deutsch sprechen. Und es handelte sich nahezu ausschließlich um Unternehmen, die in Deutschland Arbeitskräfte suchten. Eine Zweisprachigkeit hätte ich vielleicht noch hingenommen, aber ich wäre definitiv nicht bereit, mich in meinem Arbeitsleben überwiegend in einer Fremdsprache zu verständigen. Außerdem ist es ein himmelweiter Unterschied, ob man auf englisch nach dem Weg fragen oder ob man kompliziertes Fachwissen vertragssicher in einer anderen Sprache vermitteln kann. Nach meiner Auffassung ist das perfekte Beherrschen einer Fremdsprache ein eigenständiger Beruf, dessen Erlernen viel Zeit und Arbeit erfordert. Wenn ich darin so gut wäre, dann würde ich als Übersetzer arbeiten und meine Fähigkeiten nicht als kostenlose Dreingabe verschleudern.
Aber auch mit der deutschen Sprache kann man leider Schindluder treiben. Mir kommt jedes Mal die Galle hoch, wenn ich wenn ich verbale Fehlkonstruktionen wie „Mitarbeiter:innen“ lese. Es heißt Mitarbeiter, basta. Das ist klar und eindeutig. Dieses andere Unwort kann man nicht vernünftig aussprechen, außerdem verbraucht es völlig unnötige Energie und Platz. In meinen Romanen wird man solch einen Quatsch nie finden, und ein potenzieller Auftraggeber hätte sehr, sehr schlechte Karten, wenn er mich zu solch einer Verunstaltung der deutschen Sprache drängen wollte. Zum Glück habe ich schon sehr lange keinen Chef mehr, und das wird auch so bleiben.
Nach diesem Schreck brauchten wir erst einmal etwas zu trinken. Von der Halle kommt man direkt auf einen kleinen Platz, ohne das Veranstaltungsgelände verlassen zu müssen. Der liegt direkt am Wasser, von den Bänken aus kann man sehr schön auf die Stadt schauen und rauchen kann man natürlich auch. Wir holten uns an einem Getränkestand eine kalte Cola und unerhielten uns über unsere ersten Eindrücke. Ein paar Fotos fielen nebenbei ebenfalls ab.
Anschließend machten wir uns an den eigentlichen Zweck unseres Besuches. Bei RTL trafen wir einen jungen Mann, der uns ziemlich aufgeschlossen schien. Ich gab ihm meine Visitenkarte und bot ihm an, mich zu kontaktieren, falls der Sender mal über Transfrauen berichten möchte und meine Expertise hilfreich sein könnte. Sunny sprach über ihre Bücher, die von der Thematik ebenfalls Stoff für einen Bericht hergeben könnten. Bei der Ufa redeten wir mit einer Dame, die uns mitteilte, dass eventuell Autoren für Drehbücher gesucht werden und es demnächst eine Ausschreibung dazu geben würde. Das wäre zwar Neuland für uns, aber grundsätzlich würden wir auch das mal versuchen. Für unsere Romane wäre es bestimmt ein Anschub, wenn wir auch als Drehbuchautoren in Erscheinung treten würden.
Bei einem anderen Unternehmen hatte ich ein interessantes Erlebnis. Dort konnte man weitere Informationen über einen QR-Code erhalten. Nun habe ich zwar mittlerweile ein Smartphone, jedoch ist es ein älteres Modell, da ich das Ding eigentlich nicht wirklich brauche. Die wichtigen Dinge erledige ich nach wie vor mit meinem Handy. Nun gut, jedenfalls klappte das mit dem QR-Code nicht, weil mein Modell ihn nicht automatisch erkennen konnte und die entsprechende App nicht installiert war. Was für ein Mist, da hat man nun so ein Teil und kann trotzdem nur wenig damit anfangen. Und genau deswegen lehne ich die moderne Technik ab. Ständig gibt es etwas Neues, und ein drei Jahre altes Gerät ist schon hoffnungslos überaltert. Und das geht immer weiter, so wie mit der KI, die ebenfalls ein rotes Tuch für mich ist. Niemand kann sie kontrollieren, das wird noch schlimmer, als es jetzt schon mit den Smartphones ist. Ja, in manchen Fällen kann sie hilfreich sein, doch man sollte auch die Gefahren nicht unterschätzen. Die KI wird mit Informationen gefüttert, die von Menschen stammen, und damit ist der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Wie soll man herausfinden, welche Informationen stimmen, welche Bilder echt und welche gefakt sind? Nein, das ist alles nicht mehr meine Welt. Warum macht man nicht einfach eine Homepage, bei der man einfach die Adresse eintippt, wenigstens als Option? Das schaffen auch Smartphones, die aus der Urzeit stammen. Ich möchte mit diesem neumodischen Teufelszeug jedenfalls nichts zu tun haben, weder privat noch geschäftlich.
Davon abgesehen war die Veranstaltung aber recht gut gemacht. Es gab Wände, an die man seine Bewerbung anpinnen konnte und andere, an denen Stellenangebote hingen. Andererseits zeigte uns diese Messe auch, wie sehr wir den Anschluß an die moderne Welt verloren haben. Bei uns zählt noch ehrliche, handgemachte Arbeit. Wir schreiben unsere Bücher selbst, ohne die Hilfe von KI, und wenn ich für meinen Camper einen Tisch baue, dann so, wie man es auch vor Jahrzehnten getan hätte. Klar, ich nutze auch einen Computer, aber eben so, wie ich es schon seit etlichen Jahren tue. Von den neuartigen Anwendungen möchte ich gar nichts wissen. Jedenfalls waren wir sehr froh, dass wir nicht auf Jobsuche waren, denn in dieser Arbeitswelt würden wir uns kaum zurechtfinden. Sunny meinte später zu mir: „Heute habe ich ich richtig alt gefühlt, weil ich manchmal gar nicht kapiere, worum es bei einigen Sachen ging. Fehlte nur noch, dass mir jemand einen Rollator hingestellt hätte.“ Mir ging es ähnlich. So ungefähr müsste sich ein Dinosaurier fühlen, wenn er durch irgendwelche Umstände in die Gegenwart gelangen würde.
Wir verließen die Messe mit durchaus zwiespältigen Eindrücken. Für die Rückfahrt brauchten wir über eine Stunde. Es war heiß, die Straßen waren voll, und Sunny war zeimlich genervt. Sie fährt fast nie in die Stadt und ist diesen Verkehr nicht gewohnt. Aber auch ich brauchte nach dieser Tour eine Pause, setzte Sunny ab und war froh, dass mein Hund bei meinem Lebensmenschen in Pension war. So konnte ich mir zu Hause in Ruhe den Start des 24 Stunden-Rennens am Nürburgring anschauen.
So spannend das Rennen auch war, den ganzen Abend wollte ich nicht vor der Glotze verbringen. Dazu war das Wetter viel zu verlockend, außerdem war ich eh noch gestylt. Den geschlitzten Rock tauschte ich schnell noch gegen ein weißes Miniteil, dann ging es noch einmal in die City. Meine Ku´damm-Tour ist meist ähnlich, ich habe meine Ecken, an denen ich mich gern aufhalte. Die Plattform des Bikini-Hauses ist beispielsweise so ein Ort. Ruhig, aber trotzdem mittendrin. Hier spüre ich gern das Sommertreiben, ebenso am Tauentzien, wo ich in der nun einsetzenden Dunkelheit das Nachtleben in mich aufsog. Hübsche Mädchen gab es überall zu sehen und es war warm genug, um in Top und Mini unterwegs zu sein, ein Sommerabend, wie ich ihn mag. Hin und wieder wünschte ich mir Gesellschaft, aber andererseits konnte ich so spontan entscheiden, was ich als Nächstes tun wollte.
Am KaDeWe machte ich erneut Rast, auch einer meiner Lieblingsstellen. Hier am Abend im Minirock zu sitzen, die laue Sommerluft zu spüren, das sind Momente, nach denen ich mich den ganzen Winter über sehne. Über die Fuggerstraße ging es weiter in meinen Kiez. Im Blond´s trank ich eine Cola, saß draußen und fühlte mich einfach wohl, „Frau“ zu sein, und mehr wollte ich eigentlich auch nicht.
Auf dem Rückweg baggerte mich noch ein Typ an, damit kann man in dieser Gegend fast immer rechnen. Es ist okay, aber ich wollte mich auf nichts einlassen. Der Tag war lang genug. Langsam drängte es mich nach Hause, wo ich gegen Mitternacht den Fernseher einschaltete und das Rennen verfolgte, bis mir die Augen zufielen.

14.06.2025: In den letzten Wochen bin ich viel verreist, habe tolle Gegenden entdeckt und war an Orten, die mir auf Anhieb gefallen haben. Es war schön, Neues zu sehen, doch manchmal kann man auch in seiner unmittelbaren Umgebung Neues entdecken. Dabei hilft es oft schon, die vertrauten Wege zu verlassen. Hinter jeder Ecke kann etwas Unbekanntes sein. Sicher wird so ein Ausflug keinen Urlaub ersetzen, aber es ist trotzdem eine schöne Abwechslung.
Auf meinem Arbeitsweg komme ich fast täglich an einer kleinen Grünfläche vorbei und mein Orientierungssinn ist immerhin so gut, um zu wissen, dass dahinter Wasser sein musste. Jetzt waren die Voraussetzungen günstig, das näher zu erkunden, denn meine Fingernägel waren noch vom Vortag lackiert und es sollten um die dreißig Grad werden. Ich schlüpfte in einen weinroten, kurzen und schulterfreien Jumpsuit und war nach zehn Minuten an diesem Park. Das erste, was ich dort sah, war eine nackte Läuferin. Nur war sie leider nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stein gemeißelt. Schade, sonst hätte sie mich wahrscheinlich zu sportlichen Aktivitäten verleitet.
An einem kleinen Teich vorbei kam ich dann an die Strandpromenade. Die wurde erst vor einigen Jahren neu angelegt, und ausnahmsweise wurde da gute Arbeit geleistet. Die großen Wiesen sind gepflegt, überall stehen Sitzbänke oder Holzliegen, und auch an Müllkörbe wurde gedacht. Zum Baden eignet sich die scharfe Lanke, wie dieser Ort heißt, allerdings weniger, denn das Ufer ist fast vollständig von Booten belegt. Nun gut, nach Baden war mir sowieso nicht, und ich schaue mir sehr gern Schiffe an. Bei solchem Wetter vermisse ich es hin und wieder, nicht selbst mit einem Boot unterwegs zu sein. Theoretisch könnte ich das mit meinem kleinen Elektro-Schlauchboot sogar tun, doch allein ist mir der Aufwand zu groß.
Was ich noch mehr als ein Boot vermisste, war eine nette Gaststätte. Die gibt es zwar dort, doch sie sind den Vereinsmitgliedern der dort ansässigen Kanu- und Segelclubs vorbehalten. Bedauerlich, denn die Lokale sehen wirklich sehr einladend aus. Also lief ich weiter auf der Strandpromenade, rauchte hin und wieder eine Zigarette und suchte nach geeigneten Standorten für meinen Fotoapparat.
Am Ende der Promenade schloss sich eine Kleingartenanlage an. Eine Tafel wies darauf hin, dass Albert Einstein dort einst eine Laube hatte. Er war also quasi mein Nachbar. Offenbar mögen oder mochten neben mir noch mehr hochintelligente Menschen diese Gegend…
Ich ging die gesamte Promenade ab, was sich beeindruckender anhört, als es tatsächlich war, denn sie ist nur rund einen Kilometer lang. Zwischendurch machte ich Rast und genoss die Sonne. Ich fühlte mich gut, wie meistens bei diesem Wetter, vor allem, wenn ich es als „Julia“ erleben kann.
Mittlerweile war es Mittag geworden, und ich musste mich fast ein wenig beeilen, um den Start des 24 Stunden-Rennens in Le Mans nicht zu versäumen, denn neben Julia und Wasser ist auch Motorsport eine meiner Leidenschaften. Das komplette Rennen wollte ich allerdings nicht verfolgen, denn ich war für den Abend mit meinem Lebensmenschen verabredet. Ursprünglich wollten wir in den „Oldtimer“ in der City, doch mein Hund hatte etwas dagegen. Deshalb disponierten wir um und fuhren stattdessen nach Kladow. Wie in der „scharfen Lanke“ gibt es dort auch Wasser und Boote, aber auch viele schöne Ausfluglokale. Egal, ob man nur eine Bratwurst oder ein gehobenes Menü zu sich nehmen möchte, hier findet man für jeden Geschmack und Geldbeutel das passende Restaurant. Und wer gar nichts essen oder trinken möchte, kann sich auch auf eine der Bänke oder auf die Steintreppen am Ufer setzen. Der traumhafte Blick bis hin zum gegenüberliegenden Strandbad Wannsee ist überall gleich, und wer mag, kann mit einer BVG-Fähre dorthin übersetzen. Bei mir stellt sich dort immer so ein kleines Urlaubsfeeling ein, denn so ähnlich sieht es auch an manchen Stellen an der Elbe oder der Schlei aus. Schön, dass es in Berlin auch solche Ecken gibt, die die Großstadt vergessen lassen.
Auch am Abend war es noch warm und ich fror nicht in meinem leichten, roten Top und dem schwarzen Minirock, der eigentlich ein Skort war. Wer nicht weiß, was das ist, das ist ein Rock mit eingenähter Hose, und die trage ich unheimlich gern. Die Dinger sehen sexy aus, aber man kann sich in ihnen bewegen, ohne ungewollte Einblicke zu geben. Darüber hinaus verstecken sie auch gut das, was man bei einer Frau nicht unbedingt vermutet. Die biologischen Frauen haben dieses Problem natürlich nicht, und davon liefen einige herum, die in kurzen Röcken oder Hotpants wirklich heiß aussahen.
Wir tranken in einem Gartenlokal direkt am Wasser eine Cola und mein Hund war schwer enttäuscht, dass er keine Bratwurst bekam, aber wir fanden es toll, einen netten Abend in dieser schönen Gegend miteinander zu verbringen, und selbstverständlich musste das auch mit der Kamera festgehalten werden. Dann ging es nach hause, weil ich nicht allzu viel vom Rennen verpassen wollte. So bekam ich an diesem Tag alles unter einen Hut.

13.06.2025: Wie lange mussten wir dieses Jahr auf das erste richtige Sommerwochenende warten. Erst Mitte Juni waren die Temperaturen so, dass sie als „sommerlich“ bezeichnet werden konnten. Einen wirklichen Frühling gab es dieses Jahr nicht, von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen. Für mich ist das ein wenig tragisch, denn der Sommer ist sowieso immer zu kurz. Schon Ende August merkt man den nahenden Herbst, selbst wenn es dann noch warm ist. Doch die Tage sind dann schon deutlich kürzer. Deshalb versuche ich, die wenigen Wochen im Jahr zu nutzen, und das geht am besten als „Julchen“.
An diesem Wochenende war es schließlich so weit. Ursprünglich hatte ich geplant, schon am Nachmittag unterwegs zu sein, doch wie so oft klappte es auch diesmal nicht. Hier noch ein Telefonat, da noch eine Mail beantworten, und das Stylen braucht auch seine Zeit. Auf diese Art wurde es dann doch früher Abend, bis ich loskam. Immerhin hatte ich ein Ziel, denn es war wieder der Transsisters Stammtisch in der Bar Voyage.
Bevor ich dort aufschlug, stoppte ich erstmal an einem Park, um die ersten Fotos im Kasten zu haben. Das beruhigte mich etwas, denn somit hatte ich schon mal ein paar Fotos für meinen Blog, auch wenn danach andere und meist auch aussagekräftigere Bilder hinzukommen. Außerdem wollte ich den Sonnenschein ausnutzen, damit es nicht nur Aufnahmen von Julia als „Nachtschattengewächs“ gab.
Andere Transfrauen kamen auf die gleiche Idee wie ich, und das Voyage war schión ziemlich gut gefüllt, als ich ankam. Drinnen war jede Menge Platz, doch das reizte mich wenig. Ich wollte draußen sitzen, Sonne abbekommen, denn als Kerl habe ich diese Möglichkeit nur sehr bedingt. Selbst bei über 30 Grad würde ich als Kerl nicht einmal im eigenen Garten in kurzen Hosen sitzen. Umso schöner war es jetzt, sich die warme Sommerluft um die Beine wehen zu lassen. Alle Tische waren besetzt, aber ich fand noch einen Platz bei Sadie und Jennifer. Nein, es war nicht die Jennifer, die ich im Februar am gleichen Ort gedatet hatte und mit der ich einen wirklichen schönen Abend verbrachte. Aus unserer Romanze wurde leider nichts, aber inzwischen bin ich darüber hinweg. Doch auch diese Jennifer war sympathisch, und wir verstanden uns gut. Mit Sadie kam ich auch prima klar, zumal sie mich mit der Frage: „Bist Du Julia Berlin?“ begrüßte. Sie kannte mich und meine Website von Facebook, was mich sehr freute. Nicht, weil ich „berühmt“ werden möchte, sondern weil es mir zeigte, dass meine Arbeit Beachtung findet. Denn Arbeit ist es schon, die Bilder auszuwählen und zu bearbeiten, einen halbwegs sinnvollen Text zu schreiben und dann das Ganze zu posten und in den verschiedenen Gruppen zu teilen. Der Sinn der Sache ist, andere Transfrauen mit meinem Beispiel zu ermutigen, selbst rauszugehen und ihre Erfahrungen zu machen. Viele trauen sich das einfach nicht, doch wenn ich ein wenig dazu beitragen kann, dass sie ihren Weg gehen, dann ist mein Ziel erreicht. Bei Sadie war das nicht nötig, denn sie lebt schon lange als „Vollzeit-Frau“ und hat ihre Entscheidung nicht bereut. Darüber hinaus sprach sie ein recht gutes Deutsch, weil sie einige Jahre in Thüringen wohnte. Ursprünglich stammt sie aus Schottland, wo sie auch jetzt wieder lebt.
Später kam auch noch Petra hinzu, die mir eine recht interessante Lebensgeschichte erzählte. Sie wurde praktisch schon seit frühester Kindheit in die weibliche Rolle hineingezogen, führte dann ein „normales“ Leben, mit dem sie dann aber irgendwann nicht mehr zurechtkam und sich nach ihrem Ruhestand zum Outing entschloss. Heute lebt sie überwiegend als Frau und fühlt sich dabei wesentlich wohler. Mich interessieren solche Stories sehr, denn sie beweisen, wie vielfältig die Entwicklungen sein können. Vielleicht setze ich irgendwann mal meine Idee um, einige dieser Geschichten als Anthologie zu veröffentlichen. Vorausgesetzt, ich finde genug Frauen, die mir von ihrem Leben erzählen möchten und damit eventuell sogar ein paar Euro verdienen können.
Neben den persönlichen Erfahrungen hatten wir genug andere Themen, Hunde, Camping und so weiter, denn jede von uns hat private Interessen und Vorlieben, die sich nicht von anderen Menschen unterscheiden.
Gegen 23:00 mussten wir das Außengelände räumen, weil sich einige Anwohner von der Lautstärke gestört fühlen und diese Auflagen durchgedrückt haben. Mein Verständnis dafür hält sich in Grenzen. Klar, ich möchte auch nicht jede Nacht durch laute Unterhaltungen gestört werden, aber dann ziehe ich eben nicht in so einen Kiez. Für das Voyage ist es Pech, dass es eben nicht mittendrin liegt, sondern am Rand, und diese Straße ist als Wohngebiet ausgewiesen. 200 Meter weiter kann man bis in den Morgen draußen sitzen. Deutsche Bürokratie…
Der Laden war trotzdem noch proppevoll. Ich unterhielt mich noch ein bisschen mit Jo, einem der Inhaber des Voyage und fragte ihn, woran das läge. Er berichtete mir, dass vor einigen Wochen eine Influencerin zu Besuch war und das auf Tiktok und was weiß ich wo gepostet hatte. Seitdem brummt der Laden. Es ist schon erstaunlich, was man mit den sozialen Medien erreichen kann. Auch Jo ist auf Facebook vertreten, wir verfolgen gegenseitig unsere Beiträge und beglücken uns mit Likes. Ich denke, wir haben einen recht guten Draht zueinander, auch wenn ich nicht sehr oft im Voyage bin.
Um Mitternacht zog ich weiter, denn noch wollte ich den Abend nicht beenden und auf einen Absacker ins Pussycat gehen. Auch eines der Lokale, in denen ich im Februar mit Jennifer war, und in dem die einzigen Fotos entstanden sind, die es von uns gibt. Manchmal bleiben eben nur Bilder als Erinnerungen. Sehr viel los war im Pussycat nicht, aber irgendwann kamen zwei Engländer, die auf einem Kurztrip in Berlin waren. Sie wollten das Kylie Minogue-Konzert besuchen und Berlins Nachtleben erkunden. Ich gab ihnen einige Tipps, wo sie hingehen können, und glücklicherweise ist mein Englisch so brauchbar, dass ich mich mit ihnen unterhalten konnte. Übrigens hatten die beiden Jungs richtiges Pech, wie ich am nächsten Tag im Radio erfuhr, denn Kylie musste ihren Auftritt absagen. Ich hoffe, sie hatten trotzdem eine schöne Zeit in Berlin.
Die Tommies verließen nach einiger Zeit das Lokal, und auch ich blieb nicht mehr lange. Ich hatte den Abend genossen, genauso wie die Rückfahrt durch das nächtliche Berlin, dem ich an einem Sommertag wie diesen sogar etwas Gutes abgewinnen kann.

09.06.2025: Die Taschen waren schon gepackt. Noch einmal gab es ein gemeinsames Frühstück und eine Hundespielstunde auf der Wiese Das Wetter hatte sich etwas verbessert, zumindest war kein Regen angesagt, das sollte die Rückfahrt etwas angenehmer machen. Bevor es jedoch ans Losfahren ging, hatte meine Hündin noch eine Therapiestunde. Unserer Gastgeberin war aufgefallen, dass sie etwas seltsam steht und läuft und hatte uns angeboten, eine auf Hunde spezialisierte Physiotherapeutin anzurufen. Die kam dann auch, knetete den Hund durch und versuchte die Gelenke zu entspannen. Mein Liebling ließ alles über sich ergehen. Nur, als die Therapeutin anfing, dass der Hund dringend abnehmen sollte, hielt ich ihr sicherheitshalber die Ohren zu. Sie hätte sonst vielleicht gedacht, dass demnächst keine Bratwurst für sie beim Grillen abfällt, und diesen Schock wollte ich ihr erparen. Ich könnte sowieso nicht widerstehen, wenn mein Hund bettelnd auf meinen Teller schaut, und außerdem kann sie rennen und toben wie ein junger Hund, also scheinen ihr weder die Gelenke noch das eine oder andere Pfund zuviel etwas auszumachen. Aber grundsätzlich hatte die Therapeutin schon Recht, ein wenig abzunehmen könnte ihr nicht schaden. Nur ist das leichter gesagt als getan…
Sunny spielte übrigens wunderbar mit, redete mich grundsätzlich in der weiblichen Form an, und bis zum Ende unseres Urlaubs schien niemand den Verdacht zu haben, dass da etwas nicht stimmte. Das war eine sehr positive Erfahrung für mich, und vielleicht ist sie auch für andere Transfrauen eine Ermutigung. Wenn man den Kerl nicht auf drei Kilometer Entfernung erkennt, hat man eine gute Chance, als Frau angesehen und behandelt zu werden. Natürlich kommt es auch auf das eigene Verhalten an, wie man spricht und sich gibt. Aber ich glaube, wenn man sich normal und selbstbewusst gibt, kommt kaum einer auf die Idee, kritisch nachzufragen. Und wenn doch, dann ist das auch kein großes Drama, wenn man es nicht gerade daraus macht.
Wieder mieden wir die Autobahn und nahmen zuerst die gleiche Strecke, die wir auf der Hinfahrt benutzt haben, also die B195, immer an der Elbe entlang. Zwischendurch hielten wir noch mal an einer Stelle, die uns schon bei unserem Ausflug am Samstag so gut gefallen hatte, liefen ein Stück auf dem Deich und gingen hinunter zum Strand. Ja, es war schön hier gewesen, ein wenig hatte ich mich in diese Gegend verliebt, die meinen Sehnsuchtsorten an der Ostsee schon sehr nahe kommt, aber nicht so weit entfernt und irgendwie zugänglicher ist. Hier ein Haus zu haben, vielleicht mit einem Boot auf der Elbe zu schippern, das wäre bestimmt nicht das Schlechteste. Manchmal frage ich mich, warum man das nicht gemacht hat, als man jünger war und alle Möglichkeiten offen standen. Nach der Wende waren die Häuser in dieser Ecke sicher billig zu haben, warum hat man damals nicht zugegriffen? Andere haben es getan und sind mit dieser Entscheidung vermutlich nicht schlecht gefahren. Aber so ist es leider im Leben: Man kann viel ändern, nur eines kann man nicht, die Zeit zurückdrehen. Dabei gibt es kaum etwas, was ich mir mehr wünschen würde…
Nach Lenzen wichen wir von der Route ab, denn wir wollten uns noch Wittenberge anschauen. Die Stadt liegt direkt an der Elbe, und auch hier trennt der Fluss zwei Bundesländer, nämlich Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Überhaupt sind hier gleich vier Bundesländer nah beieinander. Niedersachsen ist nicht weit weg, und fährt man ein Stück nach Norden, ist man in Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Land hat seine Eigenarten und es ist ziemlich abwechslungsreich, dort unterwegs zu sein.
Wittenberge hat eine recht hübsche Uferpromenade, auf der zwar nicht viel los ist, man aber einen schönen Blick über das Land hat. Nicht weit davon entfernt fanden wir ein Lokal, und einen Kaffee konnten wir beide gut gebrauchen. Auch die Gerichte waren relativ preisgünstig, und weder Sunny noch ich hatten große Lust, abends noch zu kochen. Also bestellten wir uns auch etwas zu Essen, und von meinem Schnitzel fiel natürlich auch etwas für den Hund ab. So viel also zum Thema Abnehmen.
Nach ein paar Fotos ging es dann aber wirklich nach Hause, wenn auch zuerst über kleine Straßen, weil wir der Elbe noch ein wenig folgen wollten. Über Bad Wilsnack kamen wir schließlich auf die vertraute B5. Von den gemütlichen norddeutschen Häusern war bald nichts mehr zu sehen, es war eben eher wieder das typische Brandenburg, nicht unbedingt hässlich, aber doch anders.
Die Fahrt war bald nur noch Routine, denn einen Teil der Strecke fahre ich fast im Schlaf, kenne jede Ortschaft und jeden Blitzer. Nachmittags erreichten wir Berlin, ich setzte Sunny bei ihrer Wohnung ab und fuhr mit meinen Hund zu mir, noch unter den Eindrücken der Reise stehend. Es war nur ein kurzer Urlaub, aber dennoch ein besonderer, an den ich noch lange denken werde.

08.06.2025: Konnte man das Wetter in den vergangenen Tagen mit etwas Wohlwollen noch als „durchwachsen“ bezeichen, so war es an diesem Pfingstsonntag einfach nur miserabel. Eigentlich hatte ich mir für diesen Tag ein hübsches Kleid zurechtgelegt, doch daran war nicht zu denken. Vielmehr ging es darum, in seinen Sachen nicht allzu erbärmlich zu frieren. 13 Grad und Regen, das war nicht das, was ich mir zu Pfingsten erhoffte.
Die Morgenroutine spielte sich nun ein, Sunny und ich schafften unseren Kaffee, die Morgenzigarette und waren trotzdem pünktlich beim Frühstück. Inzwischen waren neue Gäste eingetroffen, ein Paar aus Heidelberg mit ihren Hunden, und auch sie schnallten nicht, dass sie es nicht mit einer biologischen Frau zu tun hatten. Wir vertanden uns ganz gut, und auch meine Hündin kam auf der Hundewiese mit den drei viel größeren Artgenossen klar.
Allzu lange konnten wir die Hunde nicht miteinander spielen lassen, denn wir hatten nich etwas vor: Den eigentlichen Grund unserer Reise, das Hoffest einer Autoren-Kollegin. Das findet alljährlich auf ihren Hof in der Nähe statt, und dort wollten wir uns mal umschauen und neue Kontakte knüpfen. Sunny schreibt fast ausschließlich Gay-Romance Romane, also schwule Liebesgeschichten. Es gibt mehrere Autoren, die ebenfalls in diesem Genre schreiben, und einige davon waren bei dieser Veranstaltung vertreten. Sunny ist zwar erst seit knapp drei Jahren im Geschäft, aber sie kennt schon ein paar ihrer Mitstreiterinnen, und die kennen sie auch. Es ist kein Konkurrenzkampf, eher ein Einsetzen für die gemeinsame Sache, und so stand dieser Sonntag auch unter dem queeren Motto.
Das Fest lief unter dem Titel „Lesen mit Alpakas“, denn auf dem Hof leben rund dreißig dieser Tiere. So tierlieb ich sonst auch bin, zu Lamas und Lamaartigen habe ich ein eher gestörtes Verhältnis. Warum, das ist eine eher peinliche Geschichte, aber ich erzähle sie Euch trotzdem. Vor Jahren war ich mit meinem Lebensmenschen auf Gran Canaria, und wie immer war ich dort als „Julia“. Wir besuchten den Cocodilo Park, in dem neben Krokodilen auch zahlreiche andere Tierarten untergebracht sind. In einer Ecke stand ein einsames Lama. Ich ging hin und wollte es streicheln. Doch dieses blöde Vieh hatte nichts Besseres zu tun, als mir mitten ins Gesicht zu spucken. Meine künstlichen Haare waren plötzlich grün, meine Klamotten versaut, und mein Lebensmensch bekam sich nicht mehr ein vor Lachen. Ich rannte auf die Toilette, um die gröbsten Spuren zu beseitigen, aber vollständig gelang es mir nicht. Zurück in unserem Bungalow hatte ich es sehr eilig, unter die Dusche zu kommen, und den ganzen Abend musste ich mir Lama-Witze von meinem Lebensmenschen anhören. Seitdem benutze ich Lama-Bilder gern als Motivationshilfe für meine Schießübungen im Garten, und so hieß das Hoffest intern bei mir nicht „Lesen mit Alpakas“, sondern „Schießen auf Alpakas“.
Von ungefähr kam der ursprüngliche Name nicht, weil bei den zwischendurch stattfindenden Lesungen im Stall diese Untiere tatsächlich herumliefen. Leider konnte ich keine der Vorträge besuchen, denn Hunde durften nicht in den Stall, und so ließ ich Sunny den Vortritt, die Lesung einer Kollegin anzuhören. Sie war recht angetan, auch wenn sie sich noch unsicher ist, ob sie sich selbst so etwas zutrauen würde. Mir geht es ähnlich, aber reizen würde es mich schon. Dass es dazu kommt, ist gar nicht einmal so unwahrscheinlich, denn möglicherweise sind Sunny und ich im nächsten Jahr mit einem eigenen Stand beim Hoffest vertreten.
Auch außerhalb der Bücher wurde eine Menge geboten. Die Alpakas machten einen Pride-Lauf in regenbogenfarbenen Tüchern um den Hals, und ich war schwer versucht, diese Tücher noch ein wenig fester anzuziehen… Es gab sehr kreative Handwerkskunst zu bestaunen und natürlich auch Verpflegung. Allerdings waren sämtliche Gerichte vegan, was meine Auswahl als ausschließlicher Fleischfresser auf Null reduzierte. Wenigstens bei einem schwarzen Kaffee konnten sie nichts versauen, und den bestellte ich mir. Ein recht brauchbarer Sänger und Gitarrist trat in einem umgebauten Anhänger auf, den ich später als Hintergrund für ein paar Fotos mit meinen eigenen Romanen verwendete. Gern hätte ich noch mehr Werbung für meine Bücher gemacht, doch das ergab sich leider nicht. Immerhin konnte ich in einigen Gesprächen anmerken, dass von mir bereits drei Bände erschienen sind und Teil vier im Juni herauskommt. Übrigens könnt Ihr Euch auch auf dieser Website unter der Rubrik „Bücher“ einen kleinen Eindruck meiner Werke verschaffen.
Das Wetter war leider immer noch nicht besser, die aufgespannten Schirme schützten zwar vor dem Regen, nicht aber vor der Kälte. Bevor wir uns verabschiedeten, unterhielten wir uns noch mit einigen Autorinnen. Keine Angst, ich fange jetzt nicht mit diesem schwachsinnigen Gendern an, aber Bücher über homosexuelle Männer werden erstaunlicherweise fast nur von Frauen herausgegeben, wie auch der überwiegende Teil der Leser weiblich ist. So seltsam es klingen mag, ich würde mich schwer tun, solche Geschichten zu schreiben, deshalb handelt es sich bei meiner Romanreihe in der Hauptsache auch um eine heterosexuelle Story. Das bedeutet aber nicht, dass ich die Bücher oder gar die Autoren ablehne, denn sie sind oftmals richtig gut geschrieben. Nur bin ich eben nicht schwul und kann nur mit Mühe die Gefühlswelt homosexueller Männer nachempfinden. Aber damit meine ich natürlich nicht, dass ich homosexuelle Beziehungen verurteile. Es sollte egal sein, wer wen liebt, nur wäre es für mich halt nichts, mit einem Mann etwas anzufangen, jedenfalls nicht in meinem normalen Leben. Als „Frau“ hingegen mag ich es schon, hin und wieder mit einem Kerl zu flirten, aber auch das hat bei mir seine Grenzen.
Für Sunny war das Hoffest ein voller Erfolg. Sie hatte sich mit anderen Autoren ausgetauscht und ist nun sicher noch mehr in dieser Gemeinschaft vernetzt. Mehr konnte sie an diesem Tag nicht tun, deshalb blieb uns noch genug Zeit, uns ein wenig die Gegend anzusehen. Ludwigslust war nur rund 15 Kilometer entfernt, und das dortige Schloß sollte sehr schön sein. Das war es auch, zumindest, soweit wir es beurteilen konnten, denn der Regen lud nicht unbedingt dazu ein, Schloß und Park ausgiebig zu besichtigen. Den Fotostopp hätte ich auch lieber im Minikleid statt in dicker Jacke gemacht, doch der Wettergott hatte leider etwas dagegen.
Auf der Fahrt nach Neustadt-Glewe hörte zumindest der Regen auf, was für die nun anstehende Burgbesichtigung sehr vorteilhaft war. Im Burghof stand ein Pranger, der natürlich für Fotos herhalten musste. Ich vermute, einige von Euch wünschten sich vielleicht, ich wäre nicht aus dem Ding herausgekommen, doch den Gefallen tue ich Euch nicht…
Die Burg war wirklich interessant und in weiten Teilen in der ursprünglichen Form erhalten, auch wenn sich nun ein Restaurant in einem ehemaligen Burgsaal angesiedelt hat. Das nutzten wir, um uns bei Kaffee und Kuchen aufzuwärmen. Sunny erzählte von ihren Eindrücken und ihren neuen Buchprojekten und ich wünschte ihr, dass sie mit ihnen ebenso Erfolg wie mit ihren bisher dreizehn veröffentlichten Romanen hat. Ihre Gespensterreihe sprüht nur so von kreativen und witzigen Einfällen, obwohl die Story eigentlich einen ernsten Hintergrund hat. Wirklich lesenswert. Schaut einfach mal bei Amazon unter Sunny Berlin als Autorin, da findet Ihr die Bücher.
Langsam wollten wir den Rückweg antreten und suchten uns kleine Straßen heraus, um noch etwas von der Landschaft mitzubekommen. Dabei fuhren wir auch durch Grabow, und dieses Städtchen sagt Euch sicher was. Dort werden Süßwaren hergestellt, nämlich die berühmten Negerküsse. Ja, Negerküsse, keine Schaumküsse, denn ich mache diesen Blödsinn der politischen Korrektheit nicht mit. In meiner Welt sind es nach wie vor Negerküsse, wie es auch weiterhin Zigeunerschnitzel gibt, auf manchen Schokoladen ein Sarotti-Mohr abgebildet ist, und wäre ich noch Kind, dann würde ich weiter Cowboy und Indianer spielen. Ich finde es furchtbar, dass manche Idioten meinen, uns ihre Sprache und Denkweise aufdrücken zu können, und da beißen sie bei mir auf Granit. Ich bezeichne die Dinge so, wie ich sie immer genannt habe, und niemand wird mich davon abhalten können. So, und nun hoffe ich, die Gutmenschen mit diesem Absatz genug geärgert zu haben.
Einen Punkt hatten wir noch, nämlich das Modell eines slawischen Burgwalls, den es im Original einst in unmittelbarer Nähe gab. Davon ist nur der Platz übrig geblieben, aber der Nachbau war gut gemacht und vermittelte ungefähr einen Eindruck, wie es dort vor einigen hundert Jahren ausgesehen haben mag.
Danach war es für diesen Tag wirklich genug. Wir machten uns über die am Vortag eingekauften Vorräte her, ließen uns ein wenig vom Fernseher berieseln, und dann begann die letzte Nacht in diesem Kurzurlaub.

07.06.2025: Einer der Nachteile, wenn man als nachgemachte Frau in einer Pension absteigt, ist, dass man erst vor die Tür treten kann, wenn man komplett gestylt ist. Für mich als Raucherin ist das nicht ganz einfach, denn die Morgenzigarette gehört einfach zum Tagesbeginn. Deshalb verabredete ich mit Sunny, dass sie meinen Hund ausführte, während ich mich fertig machte. Wir trafen uns dann wieder auf einen Kaffee und meiner ersten Zigarette in einem kleinen Unterstand auf dem Pensionsgelände und kamen ein bisschen ins Quatschen. Dadurch waren wir erst kurz nach 9:00 beim Frühstück, wo man schon auf uns wartete. Das Frühstück wurde dort nämlich gemeinsam eingenommen, das kannten wir so nicht, aber es war okay. Inzwischen waren noch zwei Frauen eingetroffen, die mit ihren Hunden Urlaub machten. Auch sie schienen nicht zu bemerken, dass ich keine wirkliche Frau war, zumindest kamen auch von ihnen keine Nachfragen. Natürlich bemühte ich mich, meine Rolle so gut wie möglich zu spielen und es war schön, als „Frau“ akzeptiert zu werden. Nichts anderes möchte ich ja erreichen, und das klappte recht gut.
Das Wetter war schwer einzuschätzen. Richtig warm war es nicht, und auch Regen war nicht unwahrscheinlich. Darauf wollte ich vorbereitet sein und packte für unseren Ausflug sowohl kurze Klamotten als auch eine Regenjacke in meinen Rucksack.
Diesmal fanden wir ohne einen Umweg nach Niedersachsen den Weg nach Dömitz und hielten uns dort Richtung Festung, denn die wollten wir gern besichtigen. Die erste angenehme Überraschung war, dass man überall frei parken konnte, selbst in der Nähe der Festung. Vom Parkplatz aus erreichte man sowohl die Elbe als auch die Burg. Um meinem Hund noch etwas Auslauf zu gönnen, liefen wir zuerst zum Wasser. Es war etwas windig, aber nicht kalt, so dass ich im T-Shirt für meine ersten Tagesbilder posieren konnte.
Danach ging es auf die Burg, und auch die verlangte keinen Eintritt, obwohl sie nicht nur die historische Anlage, sondern auch eine kleine Ausstellung bot. Von der Form her erinnerte sie mich an die Zitadelle in Spandau, und offiziell heißt sie auch so. Doch der Name „Festung“ hat sich irgendwie eingebürgert. Am nächsten Tag sollte dort der „Tag der niederdeutschen Sprache“ stattfinden, die ersten Buden und die Bühne waren schon aufgebaut. Mich hätte die Veranstaltung interessiert, denn dort wurde bestimmt nicht gegendert. Ich hasse diese Verunstaltung der deutschen Sprache. Dann höre ich lieber einen Dialekt, den man als Außenstehender sowieso nicht versteht. Von der Festung aus hatte man einen schönen Blick auf die Elbe, und natürlich gab es auch hier reichlich Fotomotive. Ein Besuch ist auf jeden Fall empfekhlenswert, und wir haben ihn nicht bereut.
Nach der Lauferei konnten wir eine Pause gebrauchen. Ein Stück weiter fanden wir am Hafen eine Eisdiele, und es war warm genug, um es draußen zu essen. Die Gegend um den Hafen ist hübsch gemacht, neben einem Wohnmobilpark gibt es auch eine Beach-Bar und auf dem Dach eines ehemaligen Hafengebäudes auch ein Lokal mit Terrasse, von der man sicher eine tolle Aussicht hat.
Inzwischen war es Mittag und wir wollten uns noch ein bißchen die Gegend anschauen. In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es den Begriff des „Autowanderns“, und das machten wir nun. Wo es uns gefiel, hielten wir an, liefen ein Stück und kamen so an schöne, kaum besuchte Strände. Das Parken war überall kostenlos möglich, auch das war ein großer Unterschied zu meinen kürzlichen Erfahrungen auf Rügen und dem Darß. Die Touristen werden hier nicht so gnadenlos abgezockt, ein weiterer und nicht unerheblicher Grund, diese Ecke für zukünftige Urlaubsplanungen in Betracht zu ziehen. Lieber lasse ich mein Geld in irgendeinem Laden, als es dem Staat mit seinen unverhältsmäßigen Parkgebühren in den Rachen zu werfen. So blieb auch noch etwas Kohle für einen Kaffee in einem süßen Gartenlokal übrig. Das Innere der Gaststätte war wie ein kleines Museum eingerichtet, neben einem alten DDR-Moped waren Haushaltsgegenstände, Möbel und etliche alte Foto zu sehen. Zufällig hörte ich bei einer Führung, die gerade vom Besitzer abgehalten wurde, dass das Haus seit vielen Generationen in Familienbesitz sei. Ich fand es schön, dass Erinnerungen und Traditionen so bewahrt wurden, und dazu war der Kaffee überaus preiswert.
Ein Stück weiter hieß eine Straße „Am Elbblick“, und wenn eine Straße schon so heißt, dann sollte sie auch einen Elbblick bieten. Das tat sie auch, und wir entdeckten einen weiteren Strand, von der es in der Gegend reichlich gibt. Im Sommer hätte „Julia“ hier viele Möglichkeiten, im Bikini am Wasser zu liegen, doch dafür spielte das Wetter nicht mit. Es begann zu tröpfeln, dann richtig zu plattern, und wir flüchteten uns gerade noch rechtzeitig ins Auto.
Zur Pension wollten wir aber noch nicht und fuhren weiter nach Lenzen. Von Lenzen aus geht eine Autofähre über die Elbe, die nach der Wende wieder ihren Betrieb aufgenommen hat. Zu Zeiten der Teilung trennte die Elbe nicht nur Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, sondern auch die DDR von der Bundesrepublik. Als Überbleibsel stand noch ein alter Wachturm am Ufer, den man besteigen konnte. Allerdings waren die Metallstufen durch den Regen so glitschig, dass ich auf halben Weg umkehrte. Lieber sahen wir uns vom Auto aus den historischen Stadtkern an. Der ist wirklich alt, viele Häuser sind krumm und schief, die Balken hängen durch und ich hegte den leisen Verdacht, dass die Bauarbeiter vor einigen hundert Jahren ihre Arbeit im Vollrausch verrichtet hatten. Aber irgendwie hatte es was, auch wenn ich nicht unbedingt in so einem Haus leben möchte. Nett anzuschauen war es allemal.
Es regnete auch noch, als wir den nächsten Halt Halt einlegten. In Klein Schmölen befindet sich eine Sandddüne, die entfernt etwas Ähnlichkeit mit den Dünen von Maspalomas hatte. Nur war hier leider kein Meer in der Nähe, und die Temperaturen waren auch nicht so, wie ich sie von Gran Canaria gewohnt war. Unser Aufenthalt war nicht allzu lang, denn langsam bekamen wir Hunger. Dort, wo wir am Mttag ein Eis gegessen hatten, befand sich auch ein Lokal, in dem wir Nahrung bekamen. Wie immer war das Schnitzel viel zu groß, so dass ich es zur Freude meiner Hündin nicht allein schaffte. Essen gehen ist schließlich ein Rudelerlebnis.
Am nächsten Tag wollten wir uns auf dem Zimmer etwas zu Essen machen, deshalb enterten wir noch den gegenüberliegenden Aldi und deckten uns mit Lebensmitteln ein. Schon längst dachte ich gar nicht mehr darüber nach, dass ich als Frau unterwegs war, es war selbstverständlich geworden, und die Leute behandelten mich auch so. Gerade diese normalen Dinge sind es, die mir das Gefühl geben, als Frau durchzugehen.
Viel passierte an diesem Abend nicht mehr. Wir futterten ein paar der eingekauften Schokoriegel, sahen noch etwas fern und gingen ab und zu auf eine Zigarette nach draußen. Dann war es Zeit für mich, mich zu verziehen, mir die Schminke abzuwaschen, die Perücke abzusetzen und den BH abzuschnallen. Nun sah ich zwar nicht mehr unbedingt nach „Julia“ aus, aber mich sah ja niemand, und ich konnte gut einschlafen.

06.06.2025: An diesem Pfingstwochenende stand mir ein interessantes Abenteuer bevor. Meine Autorenkollegin Sunny bat mich vor einiger Zeit, sie auf eine Autorenveranstaltung zu begleiten. Ich schlug daraufhin vor, daraus gleich verlängertes Wochenende zu machen, denn das Treffen fand in der Nähe von Ludwigslust statt, und natürlich sollte meine Hündin mitkommen. Das war kein Problem, denn Sunny ist ebenso hundeverrückt wie ich. Nicht umsonst geht ein Teil ihrer Bucherlöse an den Tierschutz. Eine hundefreundliche Pension war im Internet schnell gefunden, doch für mich stellte sich nun ein kleines Problem: Im Gegensatz zu einer Ferienwohnung, in der man während des Urlaubs für sich ist, hat man in einer Pension oft Kontakt zu den Wirtsleuten und anderen Gästen. Ich wollte sie nicht verwirren, in den ich mal in der einen, mal in der anderen Form auftrete und beschloss, die gesamte Reise ausschließlich in der weiblichen Form anzutreten. Meinen richtigen Namen kannte dort niemand, und so war es für mich auch eine Art Experiment. Würde ich wirklich als Frau wahrgenommen werden?
Bis ich das herausfinden konnte, stand zuerst einmal die Hinfahrt an. Sunny fährt nicht so gern Autobahn, dazu hatten wir reichlich Zeit, also machten wir schon aus der Anreise einen Urlaubstag und nahmen einen Weg, der uns auf kleineren Straßen zum Ziel führte.
Über die Bundesstraße 5 fuhren wir zuerst bis nach Kyritz, wo wir einen ersten Stopp einlegten. Gerade, als wir aus dem Auto stiegen, fing es an zu regnen. Das Wetter scheint in diesem Jahr nicht wirklich mein Freund zu sein. Neben einer für Juni ungewöhnlichen Kälte kam nun auch noch der Nieselregen dazu. Viel zu sehen gab es in der Stadt ohnehin nicht, bis auf ein recht hübsches Rathaus, und wir beließen es bei einem kurzen Rundgang, ehe wir wieder ins warme Auto flüchteten.
Der nächste Halt war in Perleberg, und dort gefiel es uns schon besser. Nicht nur, weil der Regen aufhörte, auch die Stadt an sich war nett anzuschauen, mit einigen hübschen Häusern und einer Einkaufsstraße, wo wir in einer Bäckerei auf einen Kaffee Rast machten.
Ab Perleberg wechselten wir auf die Bundesstraße 195, und ab da veränderte sich die Umgebung. Die Straßen wurden gewundener, und die Häuser sahen eher wie in Norddeutschland aus, obwohl wir immer noch in Brandenburg waren. Der Baustil war komplett anders als im übrigen Brandenburg, und das fand ich sehr schön. Ich stehe unheimlich auf diese dunkelroten Backsteinbauten, wie man sie ansonsten vorwiegend aus Schleswig Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern kennt. Ich fühlte mich in dieser Gegend gleich wohl. Vielleicht lag es auch an der nahen Elbe. Selbst wenn man sie von der Straße aus nicht sah, man spürte ihren Einfluss. Es muss nicht immer das Meer sein, aber Wasser gehört für mich dazu, und die Elbe kenne ich recht gut, denn ich campierte oft mit meinem Wohnwagen an ihrem Ufer.
Natürlich dauerte es über die Landstraßen länger, aber dafür kamen wir entspannt an. Bei unseren Gastgebern stellte ich mich einfach mit „Julia“ vor, und es gab weder zweifelnde Blicke noch irgendwelche Fragen. Die Hürde war also schon mal genommen und irgendwie fand ich das gut. Ich war eben Frau für die Dauer meines Aufenthaltes, und musste das nun auch durchziehen.
Wir bezogen unsere Zimmer und sahen uns auf dem Gelände um, wo der Hund laufen und wir rauchen konnten. Beides war problemlos möglich, für die Vierbeiner stand sogar eine große Wiese mit einigen Hindernissen wie Rampen und Reifen zur Verfügung. Wir hatten vermutet, dass meine meist eher träge Hündin sich über die Geräte totlachen würde, aber Sunny schaffte es, sie mit Leckerchen zur sportlichen Betätigung zu animieren. Der Hund lernte blitzschnell und hatte offenbar richtig Spaß an der Sache. Wenn mein Vierbeiner etwas noch mehr liebt als Gemütlichkeit, dann ist das Fressen. Jedenfalls war meine Hündin nun ausgepowert und ebenso hungrig wie wir, also machten wir uns auf die Nahrungssuche.
Dömitz war nur rund 6 Kilometer entfernt, und eigentlich sollte uns die Bundesstraße 191 dorthin führen.Leider übersahen ein Umleitungsschild, konnten daher nicht nach Dömitz reinfahren, und waren plötzlich in Niedersachsen. Wenden hätte nichts gebracht, denn in Gegenrichtung war die 191 proppevoll, weil sie eine beliebte Route zur Ostsee darstellt. Den Stau hätten weder unsere Mägen noch unsere Nerven ausgehalten. Wenigstens kamen wir dadurch zu einem Abstecher zur Dömitzer Eisenbahnbrücke, die im Krieg zerstört und nach der deutschen Teilung bis heute nicht wieder aufgebaut wurde. Lange Zeit war sie ein Symbol für die Trennung der beiden deutschen Staaten. Heute kann man auf einem 130 Meter langen Skywalk ein Stück der Brücke betreten und mir diente sie logischerweiseweise als Fotomotiv.
Wir überlegten, wie wir nun an Nahrung kommen würden und beschlossen, weiter nach Dannenberg zu fahren. Inzwischen war es sogar etwas wärmer geworden. Wir fanden eine Pizzeria in der Innenstadt, wo wir ohne zu frieren draußen sitzen konnten und endlich etwas zu Essen bekamen. Danach ging es uns besser.
Aschließend liefen wir noch ein bisschen durch die Stadt. Es war Freitagabend, die Geschäfte waren geschlossen, aber viele waren wohl auch zu den regulären Öffnungszeiten nicht belebt. Es gab einen unheimlich Leerstand an Ladengeschäften. Die City war mehr oder weniger tot, obwohl einige Häuser nett anzusehen waren. Mir tat das Städtchen fast ein bisschen leid; sie hätte Besseres verdient. Ich weiß nicht, ob und wo sich das Leben in Dannenberg abspielt, in der Altstadt jedenfalls nicht.
Etwas nachdenklich machten wir uns auf den Rückweg, bei dem wir zwangsläufig die 191 nehmen mussten. Doch wir hatten Glück, der Stau hatte sich aufgelöst, und wir kamen ohne Verzögerung bei unserer Unterkunft an. Noch eine letzte Hunderunde, eine Zigarette, dann war es für diesen Tag genug, und verzogen uns auf unsere Zimmer, in dem ich dann endlich meine Perücke abnehmen konnte.

20.05.2025: Endlich hatten wir in diesem Urlaub doch mal Glück mit dem Wetter. 24 Grad, das verstehe ich unter Mai-Wetter. Nun konnte ich mal wieder in ein Sommerkleidchen schlüpfen, von denen sich etliche in meiner Reisetasche langweilten. Das Packen für einen Urlaub ist eine Wissenschaft für sich, denn man weiß ja nie, wie das Wetter wird und wonach einem ist. Dazu kommt, dass man nicht alles für jede Unternehmung anziehen kann. Ein Flattermini an der stürmischen Nordseeküste wäre zum Beispiel ziemlich unvorteilhaft, und eine Waldwanderung in High-Heels wirkt eher peinlich als sexy. Daher schleppe ich immer wesentlich mehr Sachen mit, als ich schließlich brauche, aber das ist immer noch besser, als sich am Reiseort zu ärgern, warum man ausgerechnet das Teil zuhause gelassen hat, das man jetzt unbedingt anziehen möchte.
Inzwischen bin ich allerdings dazu übergegangen, mir eine Grundausrüstung zuzulegen, also Dinge, die man garantiert bei jeder Reise braucht, und schon allein damit ist meine Tasche recht gut gefüllt. Alles kann ich sowieso nicht mitnehmen, sonst müsste ich mit einem LKW verreisen, also muss ich einige Kompromisse machen. Ein Tipp, falls Ihr vor der gleichen Aufgabe steht: Achtet darauf, dass man möglichst viele Sachen kombinieren kann, dann habt ihr mehr Variationsmöglichkeiten.
Nun ja, ein passendes Kleid war dann letztendlich doch gefunden, und wir konnten zu unserer Tour starten. Diesmal führte sie uns nicht an Wasser, sondern ins Landesinnere. Auch das kann sehr schön sein, und es ist meist nicht so touristisch ausgelegt wie die Küstenorte.
Auf der Fahrt bekam mein Lebensmensch Appetit auf Kakao und Kuchen, und glücklicherweise fanden wir in Richtenberg einen Supermarkt sowie eine Bäckerei, in der ich meine geliebten „Lerchen“ bekam. Jetzt brauchten wir nur noch einen schönen Platz für eine Rast. Wir fuhren weiter Richtug Tribsees und hatten auf dem Weg wieder einen Grund, uns zu ärgern. Auf einer schnurgeraden Bundesstraße wurde plötzlich die Geschwindigkeit auf 50 km/h heruntergesetzt, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gab. 100 Meter weiter stand der stationäre Blitzer, danach konnte man wieder frei fahren. Mein Lebensmensch sah die Falle rechtzeitig und bremste ab. Ich wäre wahrscheinlich mit unverminderter Geschwindigkeit reingerauscht. Was sollen solche Aktionen? Für die Verkehrssicherheit sind sie eher abträglich als hilfreich, denn wenn jemand eine Panikbremse hinlegt, kann ihm leicht der Hintermann aufs Heck fahren. Inzwischen überlege ich ernsthaft, mir eine stabile Axt ins Auto zu legen, um solchen Abzocker-Geräten den Garaus zu machen.
Kurz nach dieser Schrecksekunde fanden wir einen Rastplatz an dem wir uns bei Kuchen und Kakao erholen konnten und dabei einen Blick auf die kleine Stadt Tribsees hatten. Die besuchten wir anschließend, doch das war eher enttäuschend. Die Stadt an sich ist schön, oder sie könnte es sein, doch im Gegensatz zu den Orten am Wasser merkt man hier noch viel vom „real existierenden Sozialismus“. Viele Geschäfte standen leer, und von den Häusern waren nur einige restauriert. Ähnliches hatten wir bereits schon am Vortag in Grimmen bemerkt, die ebenfalls sehr nach Osten aussieht, während beispielsweise Barth durchaus auch in Schleswig Holstein angesiedelt sein könnte. Hier in Tribsees war es noch viel ärger als in Grimmen, wo es wenigstens einige Geschäfte gab. So etwas finde ich sehr bedauerlich, man könnte viel mehr daraus machen, denn die Umgebung ist einladend, auch wenn das Wasser etwas weiter weg ist, doch nicht jeder braucht einen Meerblick. Meine Hündin zum Beispiel könnte gut garauf verzichten. Ihr wäre es lieber, ein Ferienhaus neben einer Fleischerei zu haben…
In Tribsees warfen wir wieder einen Blick in die Straßenkarte und sahen, dass sich ein Hünengrab in der Nähe befinden sollte. Nachdem unsere Suche auf Rügen vergebens war, hatten wir hier nun mehr Glück. Eine Anlage mit mehreren, recht gut erhaltenen Steingräbern lag nur 50 Meter von der Straße entfernt. Wir entdecken gern solche historischen Orte. Was mag sich dort vor mehreren tausend Jahren abgespielt haben?
Von da aus war es nur ein kleines Stück bis zur nächsten Ortschaft, doch das hatte es in sich. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine solch schlechte Straße befahren zu haben, die schlimmer als der mieseste Feldweg war. Umkehren hätte nichts mehr geholfen, also krochen wir im ersten Gang über die Holperpiste und waren froh, in einem stabilen Auto zu sitzen. Die meisten neumodischen Karren hätten auf dieser Strecke sicher schnell die Grätsche gemacht, aber unser Rumäne hielt tapfer durch.
Als die Straße nach einer gefühlten Unendlichkeit besser wurde, kamen wir nicht etwa zu einem belebten Dorf, sondern zu einem weiteren „Lost Place“. Dudendorf war früher ein sehr innovativer Ort, mit Landwirtschaft, einer Brennerei und sogar einem eigenen Bahnanschluss. Besonders das schlossartige Gutshaus ist ein echter Blickfang, auch wenn es anscheinend gerade restauriert wird. Inzwischen ist dort wieder eine Milchproduktion angesiedelt, doch leben nur noch wenige Menschen in diesem Dorf. Eine Menge ehemals sehr hübscher Häuser stehen leer, und wir stellten uns wieder einmal die Frage, wie es soweit kommen konnte. Hätte man rechtzeitig Maßnahmen ergriffen, dann könnte das heute ein lebenswerter Ort sein. Wobei für mich natürlich nur das Schloss als standesgemäße Unterkunft in Frage kommen würde.
Aus Dudendorf führte uns eine gut ausgebaute Bundesstraße heraus. Unser nächster Stopp war in Eixner, an einem kleinen Badesee mit einem Aussichtsturm. Julchen musste da natürlich rauf, und der Ausblick war wirklich schön. Der Badesee ist nicht übermäßig groß, hat aber einen Sandstrand und eine Hundebadestelle, was meinen Vierbeiner allerdings nicht übermäßig interessierte. Ich hatte noch nie so einen wasserscheuen Hund, aber es ist okay. Genau wie bei Menschen hat auch jedes Tier seine eigene Persönlichkeit, und die respektiere ich.
Bei all dem war es Nachmittag geworden, und wir bekamen Hunger. Deshalb machten wir einen Schlenker nach Barth. Es war immer noch warm und ich genoss es, im Sommerkleid mein Schnitzel zu essen, ebenso wie sich meine Hündin über ihr Hundeeis und die ab und zu versehentlich unter dem Tisch landenden Fleischstücke freute. Ein paar Fotos am Hafen fielen auch noch ab und ich fühlte mich rundum gut. Als Frau unterwegs zu sein ist eben anders, aber auch schöner.
Eine halbe Stunde später waren wir an unserem Ferienhaus, wo ich etwas Neues ausprobieren wollte. Als Julia habe ich schon jede Menge erlebt und gemacht, aber etwas war bisher noch nicht darunter: Noch nie bin ich als Frau Fahrrad gefahren. Nun ist das zwar nicht unbedingt mein bevorzugtes Verkehrsmittel, ich besitze nicht einmal so ein Gefährt, aber das wollte ich immer mal machen. Im Schuppen unseres Ferienhauses stand ein E-Bike, und ich bin noch nie mit Elektrounterstützung gefahren. Also gleich zwei Premieren auf einmal. Es war anfangs ungewohnt, aber man kommt recht schnell auf ein ordentliches Tempo. Meine Fahrversuche mussten selbstverständlich mit Fotos dokumentiert werden, und ich stellte mich immerhin nicht so ungeschickt an, gleich auf die Nase zu fallen. Nach ein paar vorsichtigen Runden in der Siedlung fuhr ich weiter in den Nachbarort, in dem ich einen kleinen Hafen kannte. Daneben gab es einen Strand, der ideal für ein Fotoshooting war, doch abgesehen davon war es einfach schön, sich beim Fahren den Wind um die nackten Beine wehen zu lassen. Trotzdem, lange Strecken würde ich auch mit einem E-Bike nicht schaffen, denn ganz von allein fährt es eben nicht und nach gut 10 Kilometern komme ich da schon aus der Puste. Aber es hat Spaß gemacht, und ich kann wieder etwas von meiner To-Do-Liste abhaken. Die eiskalte Cola im Ferienhaus hatte ich mir nach dieser Anstrengung redlich verdient, und damit war wieder ein Julia-Trip beendet.

14.+15.05.2025: Wenn man schon in der Nähe einer beliebten Urlaubsinsel ist, dann sollte man dorthin auch einen Abstecher machen. Wir kannten zwar Rügen schon von einigen Wohnwagenreisen, doch das war kurz nach der Wende. Ich war sogar schon zu DDR-Zeiten dort, denn von Sassnitz aus fuhr eine Fähre nach Schweden, die von Westdeutschen benutzt werden konnte, was den DDR-Bürgern natürlich verwehrt blieb. Es war der erste richtige Urlaub mit meiner damaligen Verlobten, und die Erinnerungen an diese Zeit gehören zu den glücklichsten in meinem Leben. Aber egal, das ist lange her, und wir leben (leider) im Hier und Jetzt.
Jedenfalls waren wir gespannt, was sich auf der Insel verändert hatte, doch zuvor mussten wir noch eine geeignete Strecke austüfteln. Die 2007 erbaute Hochbrücke fiel wegen der Höhenangst meines Lebensmenschen weg. Wir sahen das ziemlich beeindruckende Bauwerk von unten, und auch ich wäre die über 4 Kilometer lange Rügenbrücke nur ungern gefahren. Doch zum Glück gibt es auch noch die alte Ziegelgrabenbrücke, die man ebenfalls befahren kann, sofern sie nicht gerade hochgeklappt ist, um den Schiffsverkehr durchzulassen. Bei der Routenplanung half uns ausnahmsweise die moderne Technik, denn wir hatten WLAN im Ferienhaus und unsere Laptops dabei. Damit konnten wir über Google Maps genau sehen, welche Straßen wir nehmen durften und welche absolut tabu waren. Nicht auszudenken, wenn wir aus Versehen auf der größten Schrägseilbrücke Deutschlands gelandet wären.
Beide Brücken laufen nahezu parallel, doch die Ziegelgrabenbrücke ist wesentlich niedriger. Beiden gemein ist logischerweise auch, dass sie über die kleine Insel Dänholm führen. Das dortige Marinemuseum hätte mich schon sehr interessiert, denn ich stehe auf alles, was irgendwie militärisch ist, aber das wollten wir uns für einen späteren Besuch aufheben.
Wie immer zog es uns ans Wasser, und dabei half uns wieder die gute, alte Straßenkarte. Auf einem Smartphone nach dem Weg zu suchen, würde uns nicht im Traum einfallen. Wir wollen es ja schließlich mit dem neumodischen Kram nicht übertreiben…
Auch ohne Technik fanden wir schöne Strände, nur nicht die in der Karte eingezeichneten Hünengräber, nach denen wir ebenfalls Ausschau hielten. Dafür entdeckten wir eine Ansammlung verlassener Häuser in Grabow, unmittelbar an einem schönen Strand. Wie wir später herausfanden, handelte es sich um ein ehemaliges DDR-Ferienobjekt des VEB Hellerau, das seit 1990 leersteht und zunehmend verfällt. Was für eine Schande! Man könnte dort entweder neue Häuser bauen, oder es als eine schicke Bungalow-Ferienanlage wieder in Betrieb nehmen, wobei man allerdings die alten Hütten abreißen müsste. Doch die Lage ist traumhaft. Angeblich befindet sich das Gelände in Privatbesitz, darauf weisen Schilder hin, die auch das Betreten verbieten. Bei Julchen bewirken sie selbstverständlich das exakte Gegenteil. Wenn etwas verboten ist, reizt es mich umso mehr. Also machte ich Fotos vor und in den Häusern, die für damalige Verhältnisse sicher einen erholsamen Urlaub ermöglichten, doch im jetzigen Zustand ist es nur ein „Lost Place“. Ich kann beim besten Willen nicht begreifen, warum man so etwas verrotten lässt. Wenn jemand schon so etwas erwirbt, dann sollte er auch etwas daraus machen. Ich hätte jedenfalls genug Ideen, wie ich diese Anlage wieder zu neuem Glanz verhelfen würde.
So nah am Wasser wurde es recht kühl, und zwischendurch tröpfelte es auch leicht. Zum Glück habe ich immer Wechselklamotten im Auto, und zog eine lange Jeans und eine dickere Jacke an. Nicht wirklich sexy, aber dafür warm.
Rügen ist ziemlich groß, und wir beschränkten uns auf den südlichen Teil. Das war vermutlich ein Fehler, denn zwischen Putbus und Sellin geht es sehr touristisch zu, und das ist nicht so unser Ding. Wir mögen lieber das Ursprüngliche, Authentische. Putbus mag schön sein, wenn man darauf steht, aber wir sahen es nur auf der Durchfahrt, und uns hat es nicht sonderlich gefallen. Nicht nur, weil man auch dort überall fürs Parken bezahlen muss. Sicher könnten wir uns das leisten, doch wir sehen einfach nicht ein, warum wir das tun sollten, wenn wir uns nur mal für ein paar Minuten etwas anschauen wollen. In Rügen scheinen sie es auf die Spitze zu treiben. Selbst auf einem Feld abseits jeglicher Ortschaften sollte man die Parkuhr füttern.
Kaffeedurst hatten wir allerdings trotzdem, und wir behalfen uns mit einem Trick. Neben einem Supermarkt war auch ein Bäcker, bei dem wir einen Kaffee trinken konnten. Die Aussicht war dort aber naturgemäß nicht wahnsinnig berauschend, Der Blick auf den Parkplatz war jedenfalls nicht wirklich das, was wir von Rügen sehen wollten. So richtig begeistert waren wir von der Insel nicht, und unsere Stimmung wurde noch mehr getrübt, als ich geblitzt wurde. Links und rechts waren keine Häuser, aber das Ortsende-Schild stand irgendwo in der Wallachei, und kurz davor lauerte in einem Gebüsch ein getarnter Blitzer. Uns kam das wie eine reine Touristen-Abzocke vor, und wir hatten nun auch keine große Lust mehr, unseren Ausflug fortzusetzen. Ans Wasser wären wir in der Gegend sowieso kaum gekommen, jedenfalls nicht, ohne Unsummen an Parkgebühren zu bezahlen.
Wir machten uns auf den Rückweg, und dabei fanden wir wenigstens eine günstige Tankstelle, aber auch das konnte uns nicht wirklich versöhnen. Deshalb waren wir ganz froh, nach einer Weile wieder auf dem Festland zu sein und auch die richtige Brücke erwischt zu haben. Nach dieser eher durchmischten Tour belohnten wir uns mit einem Supermarkt-Besuch, bei dem wir uns für ein leckeres Abendessen eindeckten. Dann war es für diesen Tag auch genug.
Normalerweise bekommt in meinem Blog jeder „Julia-Tag“ einen eigenen Eintrag, und so war es auch für den nächsten Tag gedacht. Ich hatte geplant, nach dem Einkaufen noch einen Stadtbummel durch Stralsund zu machen. Zum Einkaufscenter fuhren wir auch, und das machte richtig Spaß. Im Ostsee-Center gibt es nicht nur Lebensmittel, sondern auch ein paar andere Geschäfte, darunter auch einen Schuhladen. An dem kam Julchen natürlich nicht vorbei, denn ich entdeckte ein paar süße Pumps, die ich unbedingt haben wollte. Ich probierte sie an, sie passten, und nun sollten sie in meinem Schuhschrank unterkommen, der eigentlich schon aus allen Nähten platzt. Aber was solls, die Treter sind wirklich schick.
Als wir aus dem Center herauskamen, fing es es kräftig an zu regnen. Lausig kalt war es ohnehin. Dazu wehte ein stürmischer Wind, und ich war froh, dass mir meine Perücke durch die eingenähten Kämme nicht vom Kopf wedeln konnte. An einem Stadtbummel hätte ich bei diesem Wetter wenig Freude gehabt, und der Wetterbericht sagte auch so schnell keine Besserung voraus. Eine pitschnasse Julia in Kapuzenjacke will auch keiner sehen, also konnte ich mir auch die Fotos schenken. Es blieb dann beim Einkaufen, und den Rest des Tages machte ich es mir in unserem Ferienhaus beim Romanschreiben und einer Tasse Tee gemütlich. Aber auch das kann manchmal sehr erholsam sein.

13.05.2025: Am nächsten Tag war das Wetter schon etwas besser, auch wenn es immer noch nicht so warm war, wie man es im Mai erwarten könnte. Wenigstens konnten die ganz dicken Klamotten im Schrank bleiben, und ich wagte mich sogar in einen Rock, wenn auch in einem langen. Im Mini wäre es definitiv zu frisch gewesen, denn diesmal wollten wir die Küste erkunden, und dort herrscht bekanntlichermaßen öfter mal eine steife Brise.
Der erste Stopp war nur ein paar Kilometer von unserem Ferienhaus entfernt. Barhöft ist ein nettes Dorf an der nördlichen Spitze, mit einem kleinen Hafen und einigen Lokalen. Vom Tourismus merkt man hier allerdings nicht sehr viel, obwohl es auch ein Hotel gibt. Es ist eher ein Ort, um Ruhe zu tanken und die Natur zu genießen. Ein Waldweg führt vom Hafen weg zu einem Aussichtssturm, der bei unseren Besuch leider geschlossen war. Dafür fanden wir aber eine kleine Aussichtsplattform mit Blick auf die Insel Bock, die zwischen Zingst und Hiddensee liegt. Die hat übrigens eine recht interessante Geschichte, denn eine Insel wurde sie erst im letzten Jahrhundert. Davor war es nur eine Sandbank, die durch Aufschüttungen verfestigt wurde. Während der deutschen Teilung waren dort Grenztruppen stationiert, für die eigens ein paar Bungalows eingerichtet wurden. Irgendwie muss das ein recht angenehmer Arbeitsplatz gewesen sein, auch wenn der Zweck, Fluchtversuche zu unterbinden, natürlich nicht gerade schön war. Andererseits, wohin sollte man von dort aus flüchten? Dänemark ist ein ganzes Stück entfernt und ohne Motorboot kaum zu erreichen. Ich vermute, die haben dort eine ziemlich ruhige Kugel geschoben, und das in dieser tollen Umgebung. Die Bungalows wurden abgerissen, seitdem ist die Insel unbewohnt und darf aus Naturschutzgründen auch nicht betreten werden. Aber sie gab einen schönen Hintergrund für die obligatorischen Julia-Fotos ab.
Von Barhöft führt nur eine Straße hinaus, wieder zurück Richtung Stralsund, vorbei an unserem Ferienort. Dort entdeckten wir ein Straßenschild, auf dem „Kuhdamm“ stand. Als Berlinerin musste ich natürlich davor posieren, doch wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich lieber am Kuhdamm in Klausdorf als am Ku´damm in Berlin wohnen. Stadtleben brauche ich nur ab und zu, und dafür würde mir auch Stralsund reichen. Dort in der Nähe ein kleines Haus zu haben und ungestört sein Ding zu machen, das wäre schön.
Wir gestalten unsere Touren immer noch auf die altmodische Art, nehmen uns eine Straßenkarte (ja, richtig, so eine aus Papier, auf der man viel mehr sieht als auf einem winzigen Navi-Schirm) und suchen uns die Orte heraus, die wir besuchen wollen. Diesmal wollten wir so nahe wie möglich ans Wasser, in dem Fall an den Barther Bodden. Nicht immer gelang uns das, denn manchmal war das Ufer durch Schilf oder Gebäude nicht zugänglich, aber wir fanden genügend schöne Stellen für eine Rast mit Wasserblick. Zwischendurch entdeckten wir immer wieder Interessantes, versteckte Dörfer, alte Kirchen oder was auch immer, und oft genug führte uns der Weg über Straßen, auf denen kein Mensch unterwegs war. Auch das ist Freiheit, und die kann man so nur mit einem eigenen Fahrzeug erleben.
Ausflüge machen hungrig, und auch wir konnten langsam etwas zu Essen vertragen. Die kleine Stadt Barth war nicht weit entfernt. Wir kannten sie schon von unserer ersten Tour, und ich liebe diese Stadt. Sie ist gemütlich, mit hübschen Häusern und einen belebten Hafen, von dem man auch zu Fahrten über den Bodden starten kann. Überdies ist Barth ausgesprochen Hundefreundlich. In Hafennähe sahen wir sogar einen Laden, der alles Mögliche für die Vierbeiner führte, unter anderem Hundeeis, nach dem mein Liebling verrückt war. Ebenso haben sich am Hafen einige Lokale angesiedelt, natürlich allesamt mit Boddenblick. Wir kehrten an einem zum Imbiss umgebauten Schiff ein, aßen zünftig auf Holzbänken und genossen sowohl das Essen als auch die Sonne. Ein paar Julia-Fotos mussten natürlich ebenso sein. Urlaub pur, ohne Streß und Verpflichtungen. Könnte es nicht immer so sein?
Nach dem Essen hatten wir noch Lust auf eine kleine Shopping-Tour und fuhren weiter nach Zingst, da wir wussten, wo sich dort das Kaufhaus „Stolz“ befand. Barth hat zwar auch eins, doch das entdeckten wir erst später. Die Kaufhauskette ist im gesamten Norden vertreten, sie ist nicht gerade superbillig, aber die Kaufhäuser führen viele typisch Norddeutsche Artikel, auf die ich unwahrscheinlich stehe. Ferien an der Nord- oder Ostsee ohne Besuche bei Stolz gehen gar nicht, sie gehören einfach dazu. Für mich sind sie ein Sinnbild für den Norden, und es hat mich auch bei meinem Roman sehr inspiriert, wo es unter einem anderen Namen eine gewichtige Rolle spielt. Doch wenn ich darüber schrieb, sah ich immer das Kaufhaus Stolz vor mir. Ich erwarb eine Tasse, die wie handbemalt aussieht und einen Leuchtturm am Meer abbildet. Zum Benutzen ist sie fast zu schade, aber sie sieht einfach toll aus und ist eine schöne Erinnerung. Ein paar T-Shirts mit maritimen Motiven fanden auch noch den Weg in unseren Einkaufskorb, und ich konnte mich nicht sattsehen an den Sachen, die mir immer ein Gefühl geben, Zuhause zu sein. Die Heimat meines Herzens ist nicht Berlin, sondern die Ostsee. Auch deswegen spielt mein Roman überwiegend dort und nicht irgendwo anders.
Die Rückfahrt führte uns an einer Eisdiele vorbei, die direkt an der Straße lag und praktischerweise eigene Parkplätze hatte. Das belohnten wir, indem wir uns dort noch ein Eis gönnten. Im Rock draußen zu sitzen und ein Eis in der Hand zu haben, wie sehr habe ich das im Winter vermisst. Doch nun rundete es einen Tag ab, an dem ich mich rundherum wohl fühlte. Julia liebt es, Ferien zu machen!

12.05.2025: Endlich Urlaub! Die Möglichkeiten dafür sind bei mir leider ziemlich begrenzt. Winterurlaub würde mich nur im Süden reizen, doch Flugreisen sind leider nicht mehr möglich. In den großen Ferien möchte ich auch nicht verreisen, also bleiben nur die Wochen vor und nach der Hauptsaison, in denen das Wetter noch brauchbar ist. Im Mai sollte das eigentlich der Fall sein, und wir buchten ein wunderschönes Ferienhaus in der Nähe von Stralsund. Es lag direkt am Wald, und bis zum Waser war es auch nicht weit. Von den Nachbarn bekam man nicht viel mit, und so war es der ideale Ort, um ab und zu auch „Julia“ rauszulassen.
Das Einzige, was nicht so richtig mitspielte, waren die Temperaturen. 13 Grad im Mai waren nicht unbedingt das, was ich mir erhoffte. Deshalb blieben die hübschen Sommersachen im Koffer, aber davon ließ ich mir nicht die Laune verderben. Etwas dicker angezogen ging es in das ca eine Viertelstunde entfernte Stralsund. Bisher kannte ich die Stadt nur vom Durchfahren, nun wollte ich sie mir näher anschauen. Vor die Besichtigung haben die Götter leider erstmal die Parkplatzsuche gesetzt, und die gestaltete sich dort nicht ganz einfach. Es gab zwar Parkplätze, aber allesamt mit Parkraumbewirtschaftung, oder anders gesagt, Abzocke. Wenn ich mir eine Stadt anschauen will, weiß ich doch vorher nicht, wie lange das dauert. Und dies mit dem Zeitdruck einer ablaufenden Parkzeit zu tun, ist auch nicht das reine Vergnügen. Aus Berlin kenne ich das zwar auch, aber in der Hauptstadt sind die Chancen relativ groß, nicht erwischt zu werden, wenn man keinen Parkschein zieht. Darauf hofften wir nun auch in Stralsund und stellten unser Auto in einer Seitenstraße ab.
Durch eine kleine Grünanlage kamen wir schnell auf eine Strandpromenade, die uns zum Hafen führte. Der ist wirklich sehenswert, mit alten, hübsch restaurierten ehemaligen Speicherhäusern, Restaurants und Bars. Bei schönem Wetter muss es toll sein, dort mit Blick auf die Schiffe seinen Kaffee zu trinken. Auch die Gorch Fock 1 liegt dort. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das bekannte Segelschulschiff der Marine, sondern um das erste, 1933 gebaute Schiff dieser Baureihe, das nach dem Krieg zuerst unter sowjetischer, dann unter ukrainischer Flagge eingesetzt wurde und nun seit 2003 als Museumsschiff im Stralsunder Hafen liegt. Leider konnte man nur das Oberdeck besichtigen, deshalb verkniff ich mir einen Besuch, aber für ein paar Fotos war das Boot ein schönes Motiv. Auch das Ozeaneum sahen wir nur von außen, weil mein Lebensmensch mit ihrer Höhenangst die große Rolltreppe in der riesigen Halle nicht bewältigt hätte. Ansonsten wäre es sicher interessant gewesen, das Skelett des von der Decke hängenden Plesiosaurus von Nahem zu sehen. Von der Architektur passt das Gebäude allerdings nicht wirklich in das Ensemble der umstehenden, historischen Häuser und wirkt wie ein Fremdkörper. Oder, wenn man es positiv sehen möchte, es lockert die etwas altertümliche Szenerie auf. Wie es auch sei, die Stadt gefiel mir ausnehmend gut. Sie ist einer der Orte, an denen ich mir gut vorstellen könnte zu leben, wenn auch nicht direkt in der City.
Die Fußgängerzone in der Stadt enttäuschte uns ebenfalls nicht. Sie war belebt, aber doch deutlich ruhiger und entspannter als die Berliner Innenstadt, das Rathaus war imposant, es gab Läden, kleine Cafés und sogar eine Konditorei, die mein Lieblingsgebäck führte, das es nur im Norden gibt. Davon deckte ich mich reichlich ein, denn die „Lerchen“ sind wirklich lecker. Ein paar davon aß ich gleich vor der Konditorei bei einem Kaffee und ließ die Stadt auf mich wirken. Okay, im Sommerkleidchen wäre es noch schöner gewesen, aber man kann nicht alles haben. Hauptsache Urlaub!
Die Freude wurde allerdings nach unserer Rückkehr zum Auto ein wenig getrübt, denn es hing doch ein Strafzettel am Scheibenwischer. Ärgerlich, nicht nur für uns, sondern auch für die Stadt. Bei kostenlosen Parkplätzen hätten wir sicher im Verlauf des Urlaubs öfter einen Abstecher nach Stralsund gemacht, und dort auch wahrscheinlich etwas Geld gelassen, vermutlich sogar deutlich mehr, als der Strafzettel kostet. Trotzdem, Stralsund ist eine wirklich schöne Stadt, mit norddeutschen und maritimen Flair, wie ich es liebe.
Einkaufen stand als Nächstes auf unserem Plan, denn unsere mitgebrachten Vorräte waren nahezu aufgebraucht. Wir fanden am Stadtrand ein Einkaufscenter mit Supermärkten, Tierbedarf und Klamottenläden. Die Einkäufe waren schnell erledigt, dann ging es ans Shoppen. Bei Takko fand ich Jeans, die ich schon lange gesucht habe, allerdings welche für den Kerl. Im Moment sind ja leider sowohl bei Männern als auch bei Frauen eher diese weiten, sackartigen Hosen in, die überhaupt nichts für mich sind, egal ich welcher Form ich bin. Julia trägt grundsätzlich Skinny-Jeans und hat davon reichlich im Kleiderschrank, doch der Kerl brauchte wieder ein paar Slim-Jeans, und die waren in Berlin nicht zu finden. Irgendwie paradox, ich bin als Frau unterwegs und finde Jeans für den Mann, aber egal. Sie passten und waren überdies noch relativ günstig. Keine Frage, dass ich davon ein paar mitnehmen wollte. Auf dem Weg zur Kasse sprach mich eine Verkäuferin an, ob ich die Takko-App hätte, denn damit könnte ich eine Menge sparen. Nun habe ich zwar auch ein Smartphone, benutze es aber nur selten, und so unglaublich es klingen mag, ich habe nioch nie eine App heruntergeladen. Aber die Ersparnis reizte mich schon, und die Verkäuferin war super-nett. Sie richtete mir die App auf meinem Smartphone ein, denn allein hätte ich das nie im Leben hinbekommen. Kein Wort darüber, dass ich nicht wirklich eine Frau war, keine anzügliche Bemerkung, einfach nur ein guter, freundlicher Service, bei dem wir auch ein paar persönliche Worte wechselten. So soll es sein, dass man auch als Transfrau ohne Vorbehalte akzeptiert wird. Das freute mich mindestens ebenso sehr wie die Ersparnis von über 20 €.
Das eingekaufte Essen lockte uns, denn wir bekamen langsam Hunger. Bis zum Ferienhaus war es nicht weit, und ich genoss es sehr, einfach als Julia aus dem Auto steigen zu können und die Taschen mit unserer Beute ins Haus zu bringen. In Berlin kann ich das leider nicht tun, aber im Urlaub war es möglich, und es sollte auch nicht der letzte Ausflug bleiben.

01.05.2025: Genau drei Monate war mein letzter Ausflug nun her, und wenn ihr auf meinen vorherigen Beítrag schaut, war das ein sehr besonderer Tag für mich. Falls Ihr nun glaubt, dass ich in der Zwischenzeit im höchsten Liebesglück schwebte, dann muss ich Euch leider enttäuschen. Die Geschichte mit meinem „Sternchen“ war fast ebenso schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Wir trafen uns noch einmal, und alles schien super zu sein. Es war wirklich toll, Hand in Hand mit ihr zu gehen, uns zwischendurch zu küssen, und auch unsere Hunde verstanden sich prima. Ein neues Date war fest verabredet, und bis dahin flogen die Whatsapp hin und her. Dann kam von ihr erst eine Verschiebung, danach eine Absage, und auch unsere Whatsapp-Nachrichten fanden ein Ende. Schließlich bekam ich von ihr einen Anruf, dass sie mich zwar toll findet, aber für eine Beziehung nicht bereit sei, und das war es dann eigentlich schon. Bis heute kenne ich keinen Grund für ihre Entscheidung und werde ihn wahrscheinlich niemals erfahren. Das macht es noch unbegreiflicher, denn alles schien in die richtige Richtung zu laufen, es gab weder Streit noch Unstimmigkeiten, sie kam mit beiden meiner Erscheinungen zurecht, besser hätte es kaum sein können. Nun gut, es ist, wie es ist, das Thema ist abgehakt und ich werde mich wohl oder übel damit abfinden müssen, in diesem Leben keine Partnerin mehr zu finden.
Vielleicht ist es auch ganz gut so, denn auch in meinem Alltagsleben tat sich eine Menge, und daher wäre die Zeit sowieso knapp gewesen. Außerdem bin ich trotzdem nicht ganz allein, denn neben meinem geliebten Hund gibt es auch noch meinen Lebensmenschen, und auf sie kann ich mich zum Glück immer verlassen.
Pünktlich zum Start der „Julia-Saison“ spielte auch das Wetter mit. Mir macht es eben wenig Spaß, im Winter unterwegs zu sein, egal in welcher Form. Deshalb bin ich überwiegend von Mai bis September aktiv, wenn man ohne zu frieren draußen sein und im Minikleid die Sonne genießen kann. Davon gab es an diesem Tag reichlich, dazu noch Temperaturen um die 25 Grad, und ein Feiertag war es obendrein. Beste Voraussetzungen also, um als Julia etwas zu unternehmen. Ein ungefähres Ziel hatten wir auch, aber eigentlich war der Weg das Ziel. So machen wir das auch oft in unseren Urlauben: Wir suchen uns auf der Landkarte (ja, eine richtige aus Papier, denn darauf entdeckt man viel mehr als auf einen winzigen Navi-Bildschirm) eine Strecke heraus, und wenn wir auf der Fahrt etwas Interessantes sehen, machen wir einen Zwischenstopp.
Diesmal war der erste Halt am Schwielowsee, in Petzow. Dort steht ein von Schinkel erbautes Schloss, dass in einem schönen Park eingebettet ist. Bei meiner Recherche stieß ich auf einen interessenten Eintrag, denn hier wurden Szenen einer ZDF-Reihe gedreht, die den Namen „Julia – Wege zum Glück“ trug. Ehrlich gesagt, kannte ich die Serie bis dahin nicht, aber der Titel konnte kaum besser passen. Ich fühlte mich wirklich wohl in meinem Minikleidchen. Endlich wieder Sonne auf der Haut zu spüren, dazu der traumhafte Blick auf den See. Mein Hund schnupperte neugierig und hatte Spaß am Ausflug. Auch das ist eine Form von Glück, ein zufriedenes, gesundes Tier an seiner Seite zu haben. Das wird einem leider manchmal erst bewusst, wenn es nicht mehr so ist. Mein Lebensmensch war ebenfalls zufrieden, besonders dann, als wir ein italienisches Lokal sahen, das in der ehemaligen Schmiede untergebracht war. Dort fanden wir ein schattiges Plätzchen mit Blick auf den Haussee und dazu ein wirklich leckeres Eis. Wie lange habe ich im kalten Winter davon geträumt, wieder in luftiger Kleidung draußen zu sitzen. Der Kellner war super nett und bot sich an, ein Foto von mir zu machen, als er sah, dass ich mit Kamera und Stativ rumhantierte und rannte uns später hinterher. Allerdings nicht, um uns anzumachen. Mein Lebensmensch hatte ihre Tasche vergessen, und er war so aufmerksam, sie uns hinterher zu bringen. Sonst hätte der Ausflug ein sehr schlechtes Ende genommen, doch durch seine schnelle Reaktion war er glücklicherweise gerettet.
Wir besuchten noch die auf einem kleinen Hügel stehende Kirche, ebenfalls ein von Schinkel entworfenes Bauwerk, die am Glindower See steht. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schön die Umgebung Berlins sein kann. Man fährt eine halbe Stunde mit dem Auto und fühlt sich wie im Urlaub, ist an einem der vielen Seen oder in einem verträumten Dorf. Zu Zeiten der Mauer war dieses Umland für uns praktisch unerreichbar, und für einen freiheitsliebenden Menschen wie mich war das Leben in der eingemauerten Stadt oftmals eine reine Qual. Es war einfach kein normales Leben. Wäre die Mauer nicht gefallen, wäre ich definitiv nicht in Berlin geblieben. In der Tat gab es damals schon sehr konkrete Umzugspläne. Wenn die Maueröffnung nur ein Jahr später stattgefunden hätte, wäre ich schon in einer anderen Stadt gewesen.
Wir fuhren weiter am Schwielowsee entlang und kamen durch Zufall an einen für uns denkwürdigen Ort, nämlich die Raststätte, an der wir vor gut zwei Jahren unsere Hündin in Empfang nahmen. Sie hatte eine lange Reise hinter sich, denn sie kam aus Bulgarien. Auf einer Tierschutzseite hatten wir sie entdeckt und uns sofort in sie verliebt. Es war ein sehr bewegender Moment, als wir sie das erste Mal sahen. Nun gehört sie schon lange zu uns. Sie ist ein absoluter Traumhund und das größte Glück in meinem Leben. Jeder Tag mit ihr ist ein Geschenk, und ich weiß nicht, ob ich ohne sie überhaupt noch große Lust hätte, mir diese verrückte Welt anzutun…
Die weitere Fahrt war eher etwas ereignislos, bis auf eine Straße, die diesen Namen nicht wirklich verdiente. Vom Schwielowsee ging es über den Seddiner See zum Blankensee, und dort wurde es dann wieder richtig schön. Im gleichnamigen Ort gibt es nämlich auch ein Schloss mit dem dazu gehörenden Park. Der ist wirklich sehenswert, mit kleinen Brücken, einem Pavillon und verschiedenen Statuen. Eine Zeitlang wurde diese Anlage als Erholungsort für mittellose Schriftsteller genutzt, und wir waren schon versucht, dort nach einer Bleibe zu fragen. Ganz mittellos sind wir zwar nicht, aber immerhin auch Schriftsteller. Inzwischen finden dort allerdings Tagungen und Veranstaltungen statt, und wer mag, kann dort auch heiraten. Romantisch ist es dort auf alle Fälle, und Fotomotive gab es reichlich.
Der Ort selbst ist ebenfalls einen Besuch wert. Nicht umsonst wurde er vor Jahren als der schönste Ort im Fläming ausgezeichnet. Er erinnerte uns stark an Dörfer in Norddeutschland, und es kam echtes Urlaubsfeeling auf. Bei strahlendem Sonnenschein aßen wir in einer Hofbäckerei Kuchen und tranken dazu unseren Kaffee, und nirgendwo eckte ich als „nachgemachte“ Frau an. Sicher hätte ich diesen Ausflug auch als Kerl machen können, doch dann hätte ich wesentlich weniger Freude daran gehabt. Ich kann jeder „Teilzeitfrau“ nur raten, unter die Leute zu gehen, etwas in der weiblichen Form zu erleben. Es ist ein komplett anderes Gefühl.
Inzwischen war es Nachmittag geworden, und wir beschlossen, langsam die Heimfahrt anzutreten. Von unseren ursprünglichen Zielen hatten wir zwar kein Einziges erreicht, aber dafür viel gesehen und einfach einen schönen Tag gehabt, und das war der Sinn gewesen. Selbst der kleine Stau in Potsdam konnte unsere Stimmung kaum trüben, und nun freue ich mich auf den Sommer, in dem sicher mehr solcher Touren möglich sein werden.

01.02.2025: Es muss schon einen besonderen Grund geben, warum Julchen ihren Winterschlaf unterbricht. Ausflüge in der kalten Jahreszeit haben Seltenheitswert, doch das könnte sich zukünftig ändern. Warum, dazu kommen wir später…
Seit einiger Zeit habe ich den Wunsch nach einer Partnerin. Früher war das Single-Dasein okay für mich, aber das hat sich vor ein paar Jahren geändert. Nur, die Chance, diesen Wunsch in die Wirklichkeit umzusetzen, war gleich Null, denn die Voraussetzungen waren denkbar schlecht. Zum Einen bin ich verheiratet und werde es auch bleiben, und obwohl meine Frau und ich seit zwanzig Jahren getrennt sind und noch länger nicht mehr zusammen wohnen, allein die Tatsache war für viele Frauen ein Ausschluss-Kriterium. Wenn sie dann noch erfuhren, dass ich mich mit meiner Frau ausgesprochen gut verstehe, dann war sowieso der Ofen aus. Dann gibt es natürlich noch Julia, auch das ist für fast alle Frauen ein absolutes No-Go. Und sollten selbst diese Hürden genommen werden, dann muss es auch noch menschlich und optisch passen. Kurzum, ein Sechser im Lotto war wesentlich wahrscheinlicher.
Ich hatte einige Dates, und bei allen merkte ich nach spätestens fünf Minuten, dass es vergeudete Zeit war. So machte ich mir auch keine großen Hoffnungen, als mich eine Frau auf einer Dating-Plattform anschrieb. Der Vorteil war allerdings, dass ich dort ein Profil als Transfrau hatte. Nur hatte das in der Vergangenheit auch nicht viel zu sagen. Na gut, zumindest ergab sich über Mails ein Kontakt, und wir machten recht schnell ein Treffen aus. Trotzdem waren meine Erwartungen an dieses Date nicht sehr hoch geschraubt. Es würde sein wie immer, man trinkt etwas zusammen, merkt, dass es nicht passt, und nach zwei Stunden ist jeder froh, wieder seine eigenen Wege zu gehen. Insgeheim plante ich schon, was ich danach unternehmen würde, denn allzu lange würde es sicher nicht dauern.
Wir waren in der Bar Voyage verabredet. Ich war überpünktlich da, was den Vorteil hatte, dass ich einige Bilder für meine Website schießen konnte. Den Rest der Wartezeit vertrieb ich mir mit meinem Roman, den ich meinem Date mitgeben wollte. Aber allzu lange musste ich nicht warten, denn auch Jennifer kam vor der Zeit. Und dann passierte ertwas völlig Unerwartetes, aber zugleich auch Wunderschönes. Wir waren uns von der ersten Sekunde an sympathisch, vom anfänglichen Smalltalk waren wir bald bei persönlichen Themen und wir spürten beide, dass es passen könnte. Wir sprachen offen miteinander, ich verschwieg ihr nicht mein tolles Verhältnis zu meiner Frau, und zu meiner großen Überraschung fand sie das richtig gut. Wir tauschten Dinge aus, die man normalerweise nicht nach so kurzer Zeit erzählt, aber es war sofort ein Vertrauen da. Nach ungefähr einer Stunde gaben wir uns den ersten Kuss, und das war ein wunderbares Gefühl. War es Liebe auf den ersten Blick? Gut möglich, jedenfalls kam es dem schon sehr, sehr nah. Als wir uns nach ein paar Stunden eng umschlungen mit José unterhielten, war klar, dass wir ein Paar sind. Wie sehr habe ich mich nach diesem Gefühl gesehnt, doch ich habe nicht geglaubt, dass ich es jemals wieder erleben werde.
Hand in Hand gingen wir zu meinem Auto und fuhren zum „Oldtimer“. Dort fanden wir eine Bank, auf der wir kuscheln konnten. Ehrlich, es war wie ein Traum, die Küsse wurden intensiver, wir lernten uns immer besser kennen und wir fanden nichts, was uns am anderen störte. Natürlich haben wir auch unterschiedliche Meinungen, aber nicht in den entscheidenden Punkten. Wir schmiedeten Pläne, was wir zusammen unternehmen könnten, fanden unendlich viele Möglichkeiten und so unwahrscheinlich es klingen mag, vorsichtig bildeten wir das Fundament für eine Beziehung. Jennifer ist einfach toll, offen, lieb und zärtlich, und sie ist unglaublich hübsch. Hätte ich mir eine Frau backen sollen, dann wäre sie so wie Jennifer geworden. Wir haben so viele gemeinsame Interessen, ähnliche Wünsche und Vorstellungen, auf die wir aufbauen können.
Im „Pussycat“, unserer nächsten Station, machten wir dort weiter, wo wir im „Oldtimer“ aufgehört hatten. Wir wünschten uns beide, dass diese Nacht nie zu Ende gehen würde, so schön war es. Ja, ich hatte Empfindungen, von denen ich nicht glaubte, sie jemals wieder zu haben, und Jennifer ging es ähnlich. In diesem Lokal entstanden auch die ersten gemeinsamen Fotos, morgens so gegen 2:30. Von meinem Make-up war nach etlichen Küssen nicht mehr viel übrig, aber das war mir so was von egal, ich war überglücklich und wenn Ihr Euch das Foto anschaut, bei Jennifer war es genauso. Wir hatten uns gefunden, daran hatten wir keine Zweifel.
Die Barkeeper im Pussycat wollten Feierabend machen, wir waren die letzten Gäste, aber wir dachten noch lange nicht daran, uns zu trennen. Also zogen wir ein paar Meter weiter ins „Blond´s“. Ich erinnerte mich, wie ich vor ein paar Monaten allein in diesem Lokal saß und mir so sehr Gesellschaft gewünscht hatte. Nun war es Wirklichkeit geworden und ich hoffe sehr, dass es so bleiben wird. Was soll ich sagen, jede Sekunde mit Jennifer war traumhaft schön.
Doch auch das „Blond´s“ machte Feierabend, es war schon weit nach 3:00, und auch für uns wurde es Zeit. Immerhin würden wir uns nicht für allzu lange trennen, denn wir waren für den Nachmittag zu einer Hunderunde verabredet. Auch das passt, Jennifer ist genauso hundeverrückt wie ich. Ja, es ist noch viel zu früh, es kann noch jede Menge schief gehen, so naiv bin ich auch nicht, aber bisher könnte es kaum besser laufen. Jedenfalls wünscht sich Jennifer so wie ich, dass es funktioniert und Bestand hat, und wir werden es miteinander versuchen.
Natürlich fuhr ich meinen Schatz nach hause und war ausnahmsweise nicht sauer über rote Ampeln, die wir zu einer Kusspause nutzten. Es fiel uns nicht leicht, uns voneinander zu trennen, aber wir wollen es langsam angehen lassen, auch da sind wir uns einig. Aber ich hoffe, dass wir noch sehr viel Zeit miteinander haben werden. Ihr könnt in meinem Blog verfolgen, wie es weiter geht. Drückt mir die Daumen, das es so wird, wie es der Anfang verspricht. So glücklich wie in dieser Nacht bin ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr nach Hause gefahren.
Ja, nun habe ich jede Menge geschrieben, einfach aus dem Gefühl heraus. Aber ich hätte es auch kurz machen und einfach nur sagen können: Ich bin über beide Ohren in Jennifer verknallt.

23.11.2024: Ihr merkt es an meinen seltener werdenden Blogbeiträgen (und ich wiederum an den Besucherzahlen auf meiner Website…), die dunkle Jahreszeit gehört nicht zu meinen bevorzugten Ausflugs-Terminen. Sowohl bei der Auswahl der Outfits als auch der Unternehmungen ist man einfach viel eingeschränkter. Für mich könnte es das ganze Jahr Sommer sein, aber da erzähle ich Euch nichts Neues.
Diesmal freute ich mich aber auf das Ausgehen, denn ich hatte ein Date! Mit meinem Bekannten Ingo war ich zum Essen verabredet, und anschliessend wollten wir noch ein paar Bars besuchen. Seit seinem Geburtstag vor fünf Wochen hatten wir uns nur geschrieben und es wurde Zeit, dass wir uns mal wieder trafen.
Vorher stand jedoch die Anfahrt vom Stadtrand in die City an, und die war um diese Zeit ein echter Horror. Rings um Ku´damm und Breitscheidplatz war alles zugestaut, und das undisziplinierte Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer machte es noch schwieriger. Sie fuhren über Busspuren, obwohl ihre Kisten nicht mal entfernteste Ähnlichkeit mir einem solchen Transportmittel hatten und versuchten, sich an die korrekt fahrenden Fahrzeuge vorbei zu mogeln. Solche Leute lasse ich prinzipiell nicht vor, und meine Hupe war im Dauereinsatz. Auf einer Kreuzung ging dann gar nichts mehr, weil ein Bus sämtliche Fahrspuren blockierte. Ich kann ziemlich viel mit einem Auto machen, nur eben nicht im Stau fahren. Ich brauchte für die Strecke doppelt so lange wie gewöhnlich und war froh, einen Zeitpuffer eingeplant zu haben. Jedenfalls war ich trotz allem noch vor der Zeit am Ziel und bekam die Nachricht, dass auch meine Verabredung schon eingetroffen war.
Ingo hatte einen Tisch reserviert und er hatte auch noch eine Überraschung für mich, denn nachträglich zu meinem Geburtstag schenkte er mir eine hübsche Kette, über die ich mich sehr freute. Manchmal ist es schon ganz nett, das „Weibchen“ zu sein…
Das Essen im „Elefant“ war gewohnt lecker und reichhaltig und ich wollte die Gelegenheit nutzen, mit ihm ein paar Dinge zu klären. Eine Freundschaft oder Beziehung zwischen homosexuellen Mann und Transfrau funktioniert eben meiner Meinung nach anders als eine gewöhnliche Partnerschaft, zumindest in meinem Fall. Die Schnittmenge zwischen meinem Alltagsleben und dem als „Julia“ ist relativ klein und ich bemühe mich, diese beiden Leben nicht zu vermischen. In meinem alltäglichen Umfeld kann und will ich nun mal nicht als Frau auftreten. Würde ich das zulassen, dann ließe es sich nicht mehr rückgängig machen. Das hätte dann vermutlich recht gravierende Folgen, die ich mir nicht antun möchte. So versuchte ich ihm zu erklären, dass zwar viel, aber eben nicht alles möglich ist und hatte auch den Eindruck, dass er es verstand. Jedenfalls dachte ich, dass das Thema damit abgehakt war und wir unterhielten uns über andere Dinge. Sogar darüber, dass man mal gemeinsam Urlaub machen könnte, was ich mir durchaus spannend vorstellte.
Wir zogen weiter in die „Dreizehn“, eins von Ingos Stammlokalen. Es war noch relativ früh und damit auch nicht allzu voll. Wir fanden Plätze an der Bar, Ingo kannte fast alle dort und stellte mich als seine Freundin vor. Das fand ich schön, wie ich überhaupt seine Gesellschaft an diesem Abend genoss. Es tat mir gut, mal nicht allein unterwegs zu sein und mich mit anderen Leuten zu unterhalten, die mich auch so akzeptierten, wie ich war. Die Musik war auch klasse, und bei manchen Liedern aus längst vergangenen Zeiten kam ich richtig ins Träumen. Ich versetze mich gern bei solchen Songs in die viel, viel bessere Vergangenheit. Also ich fühlte mich wirklich wohl und als „Frau“ angenommen. Lustig war auch der große Metall-Anhänger des Toilettenschlüssels in Penisform, der mich dann zu allerlei frivolen Aktivitäten animierte. Allerdings war das Metallstück im Mund doch ziemlich kalt…
Die nächste Station war das „Pussycat“. Im Gegensatz zur „Dreizehn“, wo fast ausschliesslich homosexuelle Männer verkehren, ist dort das Publikum gemischter. Beide Bars sind fast identisch eingerichtet, und auch die Musik war ähnlich. Disco-Pop aus den 70ern und 80ern, das war meine Welt. Bei einem uralten Song der „Tavares“ hielt es mich nicht mehr auf dem Barhocker. Ich tanzte einfach drauflos, übrigens auch etwas, was ich als Kerl nie tun würde. Doch als „Julia“ bin ich spontan und mache das, wonach mir gerade ist. Außerdem passte das Stück richtig gut. „Heaven must been missing an Angel“, damit können die doch nur mich meinen…
Ingo war inzwischen bei seinem soundsovielten Bier angelangt. Mich stört das im Prinzip nicht, auch wenn ich führerscheinbedingt bei Ausflügen abstinent bleibe. Es lag vermutlich auch nicht am Alkohol, aber irgendwie kam er auf unser Gespräch im „Elefant“ zurück und meinte, er würde mich gern als Mann kennen lernen. Doch da überschritt er bei mir eine rote Linie. Bei anderen Transfrauen mag das gehen, bei mir jedoch nicht. Ich bin als Mann stock-heterosexuell, nicht mal bi-sexuell. Zärtliche Berührungen oder gar mehr mit einem Geschlechtsgenossen sind für mich in der männlichen Form völlig undenkbar. Als „Julia“ fühle ich mich als eine andere Person. Das mag befremdlich klingen, aber so empfinde ich es nun mal, und nur in der Konstellation Mann-Transfrau funktioniert es für mich. Meine „Verwandlung“ zur Frau hat auch auch nichts mit sexuellen Bedürfnissen zu tun, sondern mit einer anderen Lebens-Perspektive. Vielleicht bin ich da die Ausnahme, aber es ist eben so. Ich erwarte auch nicht, dass man das versteht, aber man sollte es zumindest respektieren. Das versuchte ich ihm in Ruhe klar zu machen, doch das gelang mir leider nicht. Für ihn wäre ich die gleiche Person, egal, in welcher Aufmachung. Faktisch ist das sogar korrekt, nicht jedoch von meinem Gefühlsleben. Und um Gefühle geht es ja dabei. Ich war sehr enttäuscht, dass er offensichtlich gar nicht begriffen hatte, was ich ihm verständlich machen wollte.
Gegenüber nahm ein anderer Gast Platz. Ingo kam mit ihm ins Gespräch und die beiden redeten übers Saarland oder was weiß ich. Ich saß in der Mitte, doch die Unterhaltung ging total an mir vorbei, und Ingo beachtete mich überhaupt nicht mehr. Er sah auch nicht, dass ich ziemlich geplättet von seinem Verhalten war. Mir wurde es dann irgendwann zu bunt, ich stand auf und nahm meine Jacke. Auch das bekam er nicht mit. Erst als ich ihm einen Kuss auf die Wange gab und wortlos aus dem Lokal stürmte dämmerte ihm wohl, dass da etwas mächtig schief gelaufen war. Er rief mir noch „Julia, gehst Du?“ hinterher, aber da war es zu spät. Ohne mich noch einmal umzudrehen schloss ich die Tür hinter mir.
Nach ein paar Minuten saß ich in meinem Auto und fuhr nach diesem seltsamen Abend nach Hause. Ob und wie es mit Ingo und mir weiter geht, steht in den Sternen. Aber Ihr werdet es in meinem Blog erfahren…

25.10.2024: Seit wann wird eigentlich in Deutschland Halloween gefeiert? Ich glaube, der Hype ging irgendwann in den 1990er Jahren los. In meiner Jugend war Halloween jedenfalls kein Thema. Da gab es ja noch nicht einmal Weihnachten. Wie denn auch, denn zu der Zeit war Christus noch nicht geboren… Nein, im Ernst, in Irland hat das Fest eine lange Tradition, und von da aus ist es nach Amerika rüber geschwappt. Ich kann mich an einen Irland-Urlaub im Oktober erinnern. Das ganze Hotel war mit Skeletten, Spinnweben und sonstigen Gruselgestalten ausstaffiert. Das fand ich gut, denn so fiel ich dort gar nicht auf…
Nun gut, jedenfalls darf man sich nun auch hier jedes Jahr in gruselige Kostüme werfen, und sollte beim Schminken etwas daneben gehen, umso besser. Manche betreiben da einen Riesen-Aufwand, und einige Verkleidungen sehen auch wirklich toll aus. Die Mühe konnte ich mir ersparen, denn ich sehe ja von Natur aus schon gruselig genug aus. Aber immerhin bestellte ich mir ein halbwegs Halloween-taugliches Kleid, das ich natürlich auch ausführen wollte. Der eigentliche Halloween-Tag fiel auf einen Donnerstag und war daher für eine Party eher ungeeignet. Deshalb nutzte ich das Transsisters-Treffen, das an diesem Tag zu einer vorgezogenen Grusel-Party umfunktioniert werden sollte. Allerdings war dieser Entschluss relativ spontan, denn der Termin passte nicht wirklich in meinen Zeitplan.
Als ich dann gegen 20:00 im Voyage aufschlug, war noch nicht allzu viel los. Im hinteren Teil war ein Tisch für die Transsisters reserviert, der wie das restliche Lokal Halloween-mäßig dekoriert war. Dort traf ich ein paar alte Bekannte. Karina, Julia vom Mädelstreff Prenzlauer Berg und Tina, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Alle waren mehr oder weniger in Verkleidung erschienen, allerdings beließen es die meisten so wie ich bei einem Shirt oder Kleid mit entsprechenden Motiven. Aber so wichtig war das auch nicht. Hauptsache, man saß zusammen und konnte ein bisschen quatschen. Ich hatte meinen neu erschienenen Roman dabei, und so hatten wir gleich ein Gesprächsthema. Ich erzählte davon, wie viel Arbeit in so einem Werk steckt und was alles dazu gehört, bis es endlich auf den Markt kommt.
Bei den Transsisters-Treffen darf im hinteren Bereich der Bar nicht geraucht werden, aus welchen Gründen auch immer. Also ging ich zum Qualmen raus, meist mit Julias Begleitung, einer Bio-Frau. Es war sogar noch so mild, dass man für eine Zigarettenlänge nicht unbedingt eine Jacke brauchte. Bei der Gelegenheit machte ich dann meist auch ein paar Fotos, denn im Innenraum war es mir dafür mittlerweile zu voll.
Nach und nach trudelten mehr „Schwestern“ ein, teilweise in wirklich phantasievoller Aufmachung, und so wurde es dann doch noch so etwas wie eine Halloween-Party. Eine Transfrau aus Manchester setzte sich neben mich. Sie sprach nur englisch, aber ich kann mich einigermaßen in dieser Sprache verständlich machen. Sie war begeisterte Motorrad-Fahrerin und wir unterhielten uns über ihre Heimat, die Szene dort und über Goodwood. Wer es nicht kennt, das ist ein großes Auto-Festival auf der ehemaligen, berühmten Rennstrecke. Dort sieht man Oldtimer, exotische Autos und Rennfahrzeuge aus früheren Epochen, ein Riesen-Event, den ich gern mal live sehen würde. Nur glaube ich kaum, dass ich jemals nach Großbritannien reisen werde… Aber es war interessant, was sie berichtete.
Bald darauf war allerdings mein Ausflug auch schon wieder vorbei, denn am nächsten Morgen hatte ich eine Sport-Veranstaltung, zu der ich fit sein wollte. So war ich dann gegen 23:00 wieder zuhause, wo mich keine Grusel-Gestalten erwarteten…

18.10.2024: Über diese Einladung habe ich mich wirklich gefreut: Mein guter Bekannter Ingo feierte seinen Geburtstag, einen runden, und ich konnte dabei sein. Er lud ein paar Freunde und mich ins Restaurant „Elefant“ in der Fuggerstraße ein. Die übrigen Gäste kannte ich nicht und wusste nicht so richtig, was mich erwarten würde. Sicherheitshalber wählte ich ein zwar hübsches, aber nicht zu auffälliges Outfit. Keinesfalls wollte ich dort als die durchgeknallte Transe auftreten. Die Wahl der Geschenke war zum Glück kein großes Problem. Neben einer schönen Tasse mit einem maritimen Motiv bekam er ein druckfrisches Exemplar meines gerade erschienenen Romans sowie den aktuellen Bestseller meiner lieben Kollegin Sunny Berlin, die sich auf Gay-Romance Romane spezialisiert hat. Es ist bereits ihr neuntes Buch, und mit ihrer neuen „Gespenster“- Reihe hat sie wieder einen großen Erfolg gelandet. Soweit ich weiß, ist bereits die Fortsetzung kurz vor der Veröffentlichung. An dem Punkt bin ich noch lange nicht, aber immerhin wird auch der zweite Teil meiner „Jessica“- Geschichte im Dezember auf den Markt kommen.
Das Treffen war um 18:00 anberaumt. Zu dieser Zeit bekommt man in der City sowieso keinen kostenlosen Parkplatz, also vertraute ich auf mein Glück und stellte mein Auto an einer Stelle ab, an dem es erst eine Stunde später kostenfrei erlaubt war. Von da aus waren es nur ein paar Schritte bis zum Lokal. Ingo war natürlich schon dort, ebenso ein mit ihm befreundetes Pärchen. Bald kamen auch die übrigen Gäste, ein lesbisches Pärchen, eine Promoterin sowie ein Biker. Die Namen nenne ich bewusst nicht, weil ich niemanden in Verlegenheit bringen möchte und deren Privatphäre respektiere. Mein Bekannter freute sich über die Geschenke, und mein Roman war ein großes Thema. Er hat lange im Buchhandel gearbeitet, und auch das lesbische Pärchen hat beruflich mit Büchern zu tun. Sie waren natürlich besonders interessiert und wollten mein Buch auch unbedingt lesen. Ich bin gespannt auf ihre Einschätzung, habe aber auch ein wenig Bammel davor. Es ist eben eine Geschichte, die unterhalten soll, zwar meiner Meinung nacht recht gut geschrieben, doch sicher keine Hochliteratur. Aber zumindest kommt auch eine lesbische Beziehungsgeschichte in der Story vor, vielleicht bringt das Pluspunkte…
Bis das Essen kam, unterhielten wir uns und legten ab und zu eine Raucherpause vor dem Lokal ein. Das ist oft eine gute Möglichkeit, sich besser kennen zu lernen. So erfuhr ich vom Mann des Pärchen, dass er Bühnenbildner war und auch eine Wohnung auf Usedom hatte. Da ich ebenfalls sehr gern auf dieser Insel bin, hatten wir gleich ein Gesprächsthema. Nebenbei erzählte er einige interessante Dinge über die Künstler, mit denen er zu tun hatte. Übrigens wurde ich von allen Gästen voll akzeptiert, es gab keine Vorurteile, eher Neugier und ehrliches Interesse. Aber ich wurde nicht als Exot oder Fabelwesen angesehen, und so soll es ja auch sein.
Das Essen war gut und reichhaltig und es war eine nette Runde. Ich unterhielt mich mit dem Biker über Motorräder, mit der aus Polen stammenden Promoterin über ihre Heimat und genoß es so, endlich mal wieder unter Leute zu sein und nicht wie bei den letzten Ausflügen mit keiner Menschenseele zu reden.
Gegen 22:00 zogen wir weiter. Nur das lesbische Pärchen verabschiedete sich, weil sie am nächsten Tag nach Griechenland flogen. Mit ihnen hätte ich gern mehr gesprochen, nur leider saßen wir so ungünstig, dass es sich nicht ergab. Aber ich hoffe, es wird nicht das letzte Treffen gewesen sein. Der Rest der Truppe landete im „Pussycat“, einer Kneipe im Schöneberger Kiez. Der Laden gefällt mir. Sie spielen gute Musik, nach der man tanzen kann und es gibt mit einer kleinen Tanzfläche auch die Möglichkeit dazu. Jeder ist willkommen, egal ob hetero, schwul, lesbisch oder eben so etwas wie ich. Die Barkeeper sind freundlich und sexy und die Atmosphäre ist locker. Meist sprach ich mit dem Pärchen, das neben mir im hinteren Teil der Bar saß. Nur beim Thema Politik hielt ich mich zurück. Das ist meistens ein Minenfeld, das schnell die Stimmung verderben kann. Ingo erzählte Episoden aus seinem recht spannenden Leben. Er war früher an der Organisation des Motzstraßenfestes und des CSD beteiligt und kennt jede Menge Leute, über die er Überraschendes berichten konnte.
Nach und nach löste sich die Gruppe auf, weil viele am nächsten Tag arbeiten mussten, und so blieb ich letztendlich allein mit Ingo zurück. Wir fanden einen Platz an der Bar, wo wir näher dran am Geschehen waren. Er sagte ein paar sehr nette Dinge, und ich konnte mich mal wieder so richtig schön als „Weibchen“ fühlen…
Gegenüber saß „Donna“, der wohl früher in dem Laden auftrat. Er winkte mir zu, ich ging zu ihm und auch er machte mir einige Komplimente. Leider geht es ihm gesundheitlich nicht gut. Schade, ich hätte ihn oder sie gern zu seinen Glanzzeiten erlebt, doch früher hatte ich zu dieser Szene überhaupt keinen Kontakt. In den 80er und 90er-Jahren muss es richtig abgegangen sein. Bedauerlich, dass ich das verpasst habe. Mir ist sicher eine Menge Spaß entgangen, doch damals war ich mit anderen Sachen beschäftigt. Das „Pussycat“ war ehemals als lesbische Kneipe konzipiert, doch das lief nicht so richtig. Nun ist es für alle Orientierungen offen, und das scheint besser zu funktionieren.
Neben Donna saß ein Typ, der mich offensichtlich hot fand. Er baggerte wie wild und forderte mich zum Tanzen auf. Es war wieder Julia-Feeling pur, spontan und unbeschwert, und das war so schön. Endlich mal wieder mit Menschen in Kontakt zu kommen, zu flirten und einfach Spaß zu haben.
Nach dem Tanz ging ich wieder zu Ingo, der sich anscheinend in meiner Gesellschaft auch recht wohl fühlte. Zwischendurch machte ich meine Fotos, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab. Es war einfach ein toller Abend oder besser, eine schöne Nacht, in der Vieles drin war. Mein Bekannter war inzwischen reichlich abgefüllt, ich hingegen war stocknüchtern. Da ich immer mit Auto oder Motorrad unterwegs bin, trinke ich bei meinen Ausflügen praktisch nie Alkohol.
Die Bar leerte sich zusehends, und auch wir brachen gegen 1:45 auf. Kurz darauf trennten sich unsere Wege, und ich ging allein das Stück zu meinem Auto. Allerdings gab es dabei auch noch ein kleines Erlebnis. Ein dicker, schwarzer Mercedes hielt auf der Straße, der Fahrer ließ die Scheibe runter surren und sprach mich an. Er fragte mich, ob ich ein bisschen Zeit hätte und bot mir 50 € für einen Blow-Job an. Darauf ging ich zwar nicht ein, aber immerhin zeigte es, dass Julia doch noch ziemlich begehrt ist. Da verkaufe ich lieber meine Romane, anstatt irgendwelche Schwänze zu lutschen. „Was man nicht alles an einem Abend als Frau erleben kann“, dachte ich, als ich schließlich wohlbehalten in meinem Auto saß und den Motor startete…

24.09.2024: Drei Monate waren es noch bis Heiligabend, doch an diesem Tag war Weihnachten unendlich weit weg. Temperaturen von über 20 Grad lockten, zumindest bis zum Nachmittag. Keine Frage, dass Julchen wieder raus wollte, denn es war sogar so warm, dass ich im Top und Sommerrock nicht fror.
Zuerst gab es jedoch etwas zu erledigen. Am Vortag löste sich eine Schraube meiner Brille, und das Glas fiel heraus. Glücklicherweise nahm es keinen Schaden, doch nun brauchte ich einen Optiker. Den fand ich in Ueckermünde, und wie sehr mir diese Stadt gefällt, habe ich ja bereits schon mal erwähnt. Mir würde wenig fehlen, wenn ich dort statt in Berlin leben würde. Jedenfalls war es kein Problem, einen Optiker zu finden. Die Dame im Geschäft hatte nicht viel zu tun, eher gar nichts, und war über die Abwechslung erfreut, als ich ihren Laden betrat. Die Reparatur war schnell erledigt und kostete mich überdies nichts. Wir unterhielten uns noch einen Moment und ich erzählte ihr, wie schön ich die Gegend finde. Alles war völlig unspektakulär, doch genau so sollte es sein. Es war wieder ein gutes Beispiel, dass man als Transfrau nicht schief angesehen oder gar schlecht behandelt wird. Man kann praktisch alles tun, was auch eine biologische Frau tun würde. Vorausgesetzt, man benimmt sich nicht wie ein Arsch, doch das hat mit der Geschlechterrolle auch wenig zu tun.
Nun hatte ich wieder den Durchblick, im wahrsten Sinne des Wortes. Ueckermünde bietet auch tolle Fotomotive, nicht nur die teilweise hübsch restaurierten Häuser, auch verschiedene Figuren befinden sich in der Stadt verteilt, die jeweils auch einen besonderen Bezug haben. Wie zum Beispiel die beiden Schweine-Figuren am ehemaligen Schweinemarkt. Wir stoppten öfter, um mich mit solchen Plastiken abzubilden, und die Bilder sind nicht gefakt. Es war tatsächlich so warm, wie es auf den Fotos ausschaut.
Die Wege in Ueckermünde sind relativ kurz, und so waren wir schnell wieder am Hafen. Dort liegen nicht nur Boote und das hübsche Restaurant-Floß; es gibt auch eine Strandbar mit Bootsverleih. Dort bekommt man führerscheinfreie Boote für eine Tour über Uecker und Randow gemietet, oder man macht mit einer ganzen Gruppe eine Fahrt mit einem Party-Floß. Wer an Land bleiben möchte, setzt sich in einen Strandkorb oder in einen Liegestuhl. Essen und Trinken gibt es natürlich auch. Alles ist einfach gehalten, aber es gemütlich. Ich liebe den Blick auf den Fluss und die Schiffe, die dort ankern oder vorbei fahren. Sommergefühle Ende September, und dann noch Urlaub zu haben, herrlich. Am Tresen holte ich mir eine Cola und erkundigte mich dabei nach der Saison-Abschlussparty, die am kommenden Samstag stattfinden sollte. Ich fläzte mich in meinem Liegestuhl, machte natürlich auch wieder Fotos und fühlte mich rundum wohl.
Auf dem kurzen Weg zu meinem Auto sah ich dann noch ein besonderes Schauspiel. Die Zugbrücke wurde hochgefahren, wie das mehrmals am Tag zu bestimmten Zeiten geschieht. Es sieht schon beeindruckend aus, wenn sich ein Stück Straße in die Senkrechte begibt. Davon gelang mir auch ein witziges Foto, auf dem es beinahe so aussieht, als ob ich die Brücke anhebe.
Als wir wieder freie Fahrt hatten, fuhren wir noch ein bisschen übers Land in Richtung Torgelow, wo ebenfalls am kommenden Samstag ein Tag der offenen Tür von der Bundeswehr angekündigt war. Zu DDR-Zeiten war auf dem Gebiet um Torgelow und Eggesin ein großer Truppenübungsplatz, der unter den Soldaten wohl nicht den allerbesten Ruf hatte.In Eggesin kann man auch ein Panzermuseum besichtigen. Als Military-Fan habe ich das natürlich schon getan, und habe meinen Besuch ganz sicher nicht bereut.
Inzwischen bezog sich der Himmel, und uns war nach einer Pause. Im Ferienhaus tranken wir Kaffee, und als wir wieder fit waren, fuhren wir noch mal in die Stadt zum Einkaufen. Das tat ich natürlich ebenfalls als Julia, auch wenn ich inzwischen meinen Rock gegen Jeans getauscht hatte, weil es doch mittlerweile recht frisch war. Als wir aus dem Supermarkt kamen, fielen die ersten Tropfen, doch da es bis nach Hause nicht allzu weit war, kamen wir noch vor dem Regenguss an. Bald darauf plätscherte es allerdings heftig, doch da war ich schon im Trockenen. Die Einkäufe waren schnell eingeräumt, der Tee war zubereitet und ich nutzte den regnerischen Nachmittag, um an diesem Blog und an meinem Roman zu arbeiten. Doch ich empfand es nicht wirklich als Arbeit. Im Ferienhaus bei Regen zu schreiben, das war richtig gemütlich und auf eine Art entspannend. Und unterwegs war ich in den letzten Tagen genug, da tat so eine wetterbedingte Pause mal ganz gut.

23.09.2024: Auch der nächste Ferientag versprach wieder warme Temperaturen und Sonnenschein, und da bot es sich an, ihn wieder in der weiblichen Form zu verbringen. Julchen nutzt halt jeden Sonnenstrahl aus. Der Winter wird noch lang genug. Wirklich Spaß macht mir das Verwandeln eigentlich nur im Sommer, deshalb sind Ausflüge in der Winterzeit eher die Ausnahme. Doch in diesem Sommer konnte ich gar nicht genug davon bekommen, in luftigen Sachen draußen zu sein. Nur hatte ich davon relativ wenig eingepackt, weil ich von deutlich kühleren Temperaturen ausging. Deshalb hielt ich noch schnell bei einem Klamottenladen, um wenigstens noch ein paar Tops zu haben.
Nun war ich für den Tag gewappnet. Meine erste Stattion hieß Mönkebude, ein kleiner, hübscher Ort am Haff. Wer einen Camper besitzt, kann dort direkt am Sportboothafen seine Zelte aufschlagen, was übrigens in Alt-Warp – meinem Ausflugsziel vom Vortag – ebenso der Fall ist. Einen Strand gibt es auch, genauso wie zwei Restaurants, in denen man frischen Fisch mit Blick aufs Wasser bekommen kann. Wir trafen ein älteres Ehepaar, ebenfalls mit Hund, und kamen ins Gespräch. Sie waren mit ihrem Wohnmobil unterwegs und als Rentner zeitlich flexibel. So ähnlich hatte ich mir einst meinen Ruhestand vorgestellt. Einfach den Wohnwagen ranhängen, losfahren, und bleiben, wo es einem gefällt. Ohne Verpflichtungen und Zeitdruck. Das ist für mich Freiheit pur. Leider wird das wohl ein unerfüllbarer Wunschtraum bleiben. Einen Wohnwagen könnte ich mir zwar problemlos leisten, ihn aber zu wenig nutzen, denn einen wirklichen Ruhestand werde ich vermutlich erst dann erreichen, wenn es an die ewige Ruhe geht. Bis dahin werde ich wohl weiter Geld verdienen müssen. Andere haben das offenbar besser gelöst. Nun gut, ich gönne es ihnen, wenn auch mit einer Portion Neid…
Inzwischen war es wieder richtig warm geworden. Die Jacke brauchte ich längst nicht mehr, und auch die langen Jeans wollte ich noch für ein paar Stunden loswerden. Im Auto zog ich mich um, war nun in Top und Mini, und das machte sich dann auch besser für die Fotos auf der Binnendüne in Alt-Warp, wohin wir anschließend fuhren. Fast fühlte ich mich wirklich wie auf Gran Canaria. Es gibt ganz ähnliche Bilder von mir in den Dünen auf der Insel, und manchmal mochte ich es kaum glauben, Ende September in Deutschland in meinem Sommer-Outfit sitzen zu können. Ich bin für jeden Tag dankbar, an dem der Herbst sich verspätet. Wenn es nach mir ginge, dann könnte er ganz wegbleiben, ebenso wie Kollege Winter, und der Spätsommer dürfte gern nahtlos in den nächsten Frühling übergehen. Auf Gran Canaria ist es beinahe so, deswegen nennt man die Kanaren auch „Inseln des ewigen Frühlings“. Für mich das ideale Klima. Davon sind wir in Deutschland leider noch etwas entfernt, aber die in den vergangenen Jahren extrem milden Spätsommer sind wenigstens ein kleiner Trost.
Trost brauchten wir auch, weil das hübsche Fischlokal seinen Ruhetag hatte und wir langsam Hunger, aber nichts zu essen bekamen. Deswegen hielten wir noch kurz am Strand von Vogelsang, wo ich nach einigen Fotos wieder in meine Jeans schlüpfte, und fuhren weiter nach Ueckermünde. Ich mag diese gemütliche, kleine Stadt sehr. Dort könnte ich mir sehr gut vorstellen, zu leben. Gleich neben der Zugbrücke –die mehrmals am Tag ein sehenswertes Schauspiel gibt, wenn die Straße hochgeklappt wird, damit dir größeren Sportboote passieren können – git es auf einem Floß ein nettes Restaurant, in dem man gut und preiswert essen kann. Weil das Wetter noch so schön war, setzten wir uns nicht unter Deck, sondern nahmen einem Tisch auf der Promenade. Neben uns saß ein älterer Mann, der aber noch richtig fit wirkte. Wir kamen ins Gespräch, und bald kannten wir seine ganze Lebensgeschichte, die nicht uninteressant war. Er war Fischer, machte nebenbei aber auch Musik und hatte offenbar ein recht bewegtes Leben hinter sich. Doch er war immer noch gut drauf, erzählte von seinem Boot und dem Hochwasser, das auch Ueckermünde gelegentlich heimsucht, von seiner weit verzweigten Familie und seinem Hund. Ich fand es toll, mich einfach so mit einem Wildfremden zu unterhalten. Ich weiß nicht, ob er bemerkte, dass er mit einer Transfrau spricht, jedenfalls war ihm nichts dergleichen anzumerken. Schon oft habe ich die Erfahrung gemacht, wenn man sich als Transfrau normal und freundlich verhält, dann wird man von seinen Gesprächspartnern in den allermeisten Fällen ebenso behandelt. So war es auch hier, und da schmeckte das Schnitzel, das ich auf die dringende Bitte meines Hundes bestellte, gleich noch mal so gut.
Es war ein schöner Abschluss eines langen Tages. Ein paar Fotos am Hafen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen, aber dann steuerten wir doch unser Ferienhaus an, wo der Abend dann mehr oder weniger ruhig ausklang, denn ich schrieb bis kurz vor Mitternacht an diesem Blog, weil die Erinnerungen da noch frisch waren. Wer weiß, was in diesem Urlaub noch dazu kommt…?

22.09.2024: Nach über einem Jahr konnte ich endlich wieder Urlaub machen. Geld war nicht das Problem, sondern die Zeit und die Organisation. Auch in der Woche vor meinen Ferien passierten wieder einige Katastrophen, die meine Laune zum Wegfahren trübten, denn im Prinzip hätte ich mich um diese Baustellen kümmern müssen, anstatt meine Tage mit Ferien zu vertrödeln. Doch das Ferienhaus war bezahlt, der Urlaub gebucht und es wäre schade gesesen, das verfallen zu lassen. Alsi blieb mir nur, möglichst Abstand zu gewinnen und die freie Zeit so gut wie möglich zu nutzen.
Das gelingt mir am besten in der weiblichen Form. Den gesamten Urlaub wollte ich zwar nicht als Frau verbringen, aber der eine oder andere Julia-Ausflug sollte schon drin sein. Deshalb kam auch eine „Julia-Reisetasche“ noch mit in den Kofferraum. Wobei das Packen gar nicht so einfach war, denn Ende September rechnet man nicht unbedingt mehr mit Sommerwetter. Also fanden eher lange Jeans als Mini-Röcke ihren Weg in den Koffer.
Doch ich hatte Glück; das Stettiner Haff empfing mich am Samstag mit Temperaturen um die 24 Grad. Auch die nächsten Tage sollte es sommerlich bleiben, und damit war klar, dass diese Zeit lieber als Frau verbringen wollte. Daher ging es gleich am nächsten Tag ans Stylen, und „Julia“ erlebte ihren ersten Ferientag in diesem Jahr. Mein Hund hatte ebenfalls Urlaub und bestand darauf, ans Wasser zu fahren. Reingehen möchte sie zwar nicht, aber sie liebt es, über den weichen Sandstrand zu rennen.
Nicht weit von unserem Ferienhaus kannte ich eine schöne Badestelle, die man über einen Waldweg erreicht. Dort ist es nie überlaufen, und keiner stört sich freilaufende Hunde. Mein Vierbeiner war begeistert, rannte über den Sand und steckte sogar mal vorsichtig ihr Pfötchen in das Haff-Wasser, und es war eine reine Freude, meiner Hündin dabei zuzusehen. Außerdem hatte ich einen schönen Blick auf das Haff, ein Anblick, den ich lange vermisste. Ich liebe das Meer und insbesondere die Ostsee, und das Stettiner Haff gehört ja zumindest indirekt dazu und es ist mir sogar irgendwie noch lieber als die „richtige“ Ostsee, denn es ist nicht so touristisch wie beispielsweise auf Usedom.
Wir blieben eine ganze Weile dort, bis sich mein Hund richtig ausgepowert hatte. Doch vom Wasser hatten wir immer noch nicht genug. Daher ging es weiter nach Alt-Warp, ein schönes, aber auch abgelegenes Dorf ganz nah der polnischen Grenze. Allerdings gibt es von dort keinen Landweg in das Nachbarland, denn ringsum ist Wasser. Aber über eine Fähre kann man den Nachbarort Neu-Warp erreichen, der gerade mal 500 Meter entfernt liegt, sich jedoch schon in Polen befindet. Übrigens auch ein sehenswertes Ausflugsziel mit einem schönen Strand, einer gut ausgebauten Promenade und guten Restaurants direkt am Wasser. Mit dem Auto kommt man doch auch hin, jedoch fährt man dann eine große Schleife von rund 50 Kilometer.
Wir blieben auf der deutschen Seite, sahen uns den kleinen Hafen an, bestaunten alte Fischerhäuser und bekamen langsam Hunger. In einem kleinen, rustikalen Lokal am Hafen holten wir uns Fischbrötchen, was mein Hund nicht besonders toll fand. Ihr wäre ein Schnitzel deutlich lieber gewesen. Doch wir waren nun mal in einer Fisch-Gegend, und da wollten wir uns standesgemäß ernähren. Das anschließende Softeis traf schon eher ihren Geschmack. Mit der Eisverkäuferin wechselte ich ein paar Worte, alles eben so, wie es auch eine „normale“ Frau tun würde, und ich selbst dachte auch nicht weiter darüber nach, sondern fühlte mich auch wirklich als Frau und wurde auch so angesehen.
Auf einer Info-Tafel waren die weiteren Sehenswürdigkeiten des Ortes vermerkt. Nur ein paar hundert Meter entfernt befand sich die Binnendüne, die wir als nächstes besuchten. Neben dem Spazierweg ein Zaunbmit einem Draht gespannt. Mein neugieriger Hund konnte es es nicht lassen, das näher zu untersuchen und jaulte plötzlich auf. Der Draht was nämlich elektrisch geladen… Fortan hielt sie etwas mehr Abstand von dem unheimlichen Seil, das Schläge austeilte. Die Düne ist zwar nicht sehr groß, aber sie erinnerte mich doch an Gran Canaria und den Dünen von Maspalomas. Mit etwas Phantasie konnte man sich fast auf den Kanaren wähnen, und auch das Wetter war vergleichbar. Nun bedauerte ich es, dass ich keinen Bikini eingepackt hatte. So musste ich für meine Dünen-Fotos eben in Jeans und T-Shirt posieren. Einfach auf diesen Sandhügel zu sitzen, über das Wasser auf die Häuser von Neu-Warp zu blicken, das hatte etwas sehr Entspannendes. Wir sahen uns noch ein Rundhaus und einen Aussichtsturm an, dann fuhren wir für eine kleine Pause in unser Ferienhaus. Dort konnte ich dann endlich aus meinen Jeans steigen und sie gegen einen Mini-Rock eintauschen.
Das Wetter war am frühen Nachmittag immer noch sommerlich,genaurichtig für den Besuch einer Strandbar, die rund 10 Minuten von unserem Haus entfernt war. Meine Hündin hatte keine Lust und trottete im Schleichgang, aber ausnahmsweise setzte ich meinen Willen durch. Noch einmal Sommerfeeling am Strand, in Top und Mini einen Cider trinken, das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Die Bar liegt in einer kleinen Bucht mit einem Sandstrand, bietet Getränke und Essen, aber auch Liegestühle, die man sich ausleihen und direkt am Wasser hinstellen kann. Oder man setzt sich in eine der aus Euro-Paletten gezimmerten Lounges. Die Bar ist auch bei jungen Leuten beliebt, und oft sind heiße Bikini-Girls dort. Gut, da konnte ich nun nicht mithalten, aber trotzdem fühlte ich mich in meinen Sommer-Klamotten richtig gut. Als Kerl hätte ich das längst nicht so genießen können, und das macht eben den Unterschied für mich aus.
Gegen 17:00 wurde es etwas kühler, aber nicht so kalt, dass ich in meinem Röckchen fror. Aber es war doch Zeit, langsam den Heimweg anzutreten. Auf der Terrasse des Ferienhauses konnte ich noch einen Moment die Sonne auf meinen Beinen spüren, dann wurde es aber doch zu frisch. Ich verzog mich in das gemütliche Haus, wechselte wieder zu Jeans und beschloss den geschenkten Sommertag ganz ruhig vor dem Fernseher.

14.09.2024: Seit Wochen lag mir mein Bekannter in den Ohren, wie sehr er sich auf die Folsom freut. Dafür hatte er sich sogar extra frei genommen. Einige Male war ich auch schon bei diesem Fetisch-Treffen, obwohl ich einige Spielarten schon etwas befremdlich finde. Aber gut, man muss ja nicht unbedingt mitspielen…
Da das Folsom schon am Mittag losging und es zu der Zeit in der City praktisch keine kostenlosen Parkplätze gibt entschloss ich mich, mit dem Motorrad zu fahren. Das erforderte natürlich eine ganz andere Planung bei der Kleiderauswahl. Mit dem Auto ist es egal, da kann ich jede Menge Klamotten mitschleppen. Doch auf dem Bike geht das eben nicht. Um im Mini zu fahren, war es bereits zu kühl, abgesehen von der Sicherheit. Aber durch geschickte Variationen konnte ich mich von alltags- und motorradtauglicher Bekleidung über über ein etwas freizügigeres Outfit bis hin zum Fetisch-Girl verwandeln.
Es war richtig, dass ich etwas wärmer angezogen war, denn auf dem Motorrad war es ziemlich windig und kühl, und ich musste gut 30 Minuten fahren. Dafür gab es keine Probleme, das Bike abzustellen, nur ein paar Meter vom Eingang der Folsom entfernt. Wäre ich mit dem Auto gefahren, hätte ich Ewigkeiten laufen müssen, da hätte ich auch fast von zu Hause aus hinlaufen können.
Nun gut, ich war nun also beim Fetisch-Treff und immer wieder erstaunt, was es alles an unterschiedlichen Vorlieben gibt. Einige fühlen sich gern als Vierbeiner, mit Hunde- oder Pferdemasken, teilweise werden sie von Ihrem „Besitzer“ auf allen Vieren geführt. Andere stehen auf Uniformen. Beliebt scheint der Dress von amerikanischen Polizisten zu sein, aber auch „Soldaten“ in voller Kampfmontur waren zu sehen. Nur das Sturmgewehr fehlte. Leder-Kerle gab es in allen möglichen Varianten, wobei das Material manchmal nur das Nötigste bedeckte und hin und wieder sogar nicht mal das… Auf der Folsom ist in der Hinsicht praktisch alles erlaubt.
Ich selbst kann mit Fetischen wenig anfangen, und für mich ist das „Frau-sein“ auch kein Fetisch, sondern eine Lebensart. Ich möchte mit meiner Kleidung nicht provozieren oder unangenehm auffallen, sondern so gut wie möglich als „Frau“ durchgehen. Das macht für mich den Reiz aus. Aber ich bin tolerant genug, um Jedem seinen Spaß zu gönnen, und wenn sie dabei auf irgendeine Art Befriedigung finden, dann ist das in Ordnung.
Mein Bekannter sagte mir, an welchen Ständen ich ihn finden kann. Dort suchte ich ihn auch eine ganze Weile, doch ich traf ihn nirgends an. Übers Telefon konnte ich ihn auch nicht erreichen. Also blieb mir wieder einmal nichts anderes übrig, als mich allein auf den Weg zu machen. Um wenigstens etwas „fetisch-mäßiger“ auszusehen, wechselte ich in einer halbwegs ruhigen Ecke mein Outfit. Das ging relativ schnell, denn ich brauchte nur meine Leder-Jeans ausziehen und in den Rucksack packen, und schon stand ich in einem Mini-Kleid da. Das machte sich dann auch besser für die Fotos, die natürlich unbedingt dazu gehörten. Übrigens mit einem anderen Stativ, das im Gegensatz zum vorherigen Ausflug keine Zicken machte. Allerdings dauert das Ausrichten der Kamera damit etwas länger. Aber alles Gute ist selten beisammen…
Neben den Fress- und Getränkeständen waren viele Anbieter von Leder- und Fetisch-Klamotten auf der Folsom vertreten, ebenso einige Clubs wie das „Quälgeist“ mit ihren Zelten. Dort schaute ich mich ein bisschen um, aber die Folsom ist nicht wirklich „meine“ Veranstaltung. Sie richtet sich überwiegend an homosexuelle Männer mit ihren speziellen Vorlieben, und dazu zähle ich mich bekanntermaßen nicht. Frauen, egal ob echte oder „nachgemachte“, waren zwar da, aber doch die absolute Ausnahme.
Allzu lange blieb ich nicht, denn nun wurde es schon früher dunkel und dementsprechend auch kühler, und ich wollte mir nicht auf dem Motorrad den A…. abfrieren. Gesellschaft hatte ich ohnedies nicht, also stieg ich nach rund zwei Stunden wieder in meine Leder-Jeans und dann aufs Motorrad. Es war tatsächlich noch kühler und windiger als auf der Hinfahrt und ich sehnte mich nach den lauen Sommernächten zurück, an denen man noch am späten Abend nicht auf dem Zweirad fror.
Auf der Rückfahrt fuhr eine türkische Hochzeits-Gesellschaft im Konvoi an mir vorbei. Ich wusste gar nicht, dass Verkehrsregeln bei solchen Gelegenheiten eher unverbindliche Empfehlungen zu sein scheinen. Mal wurde die Warnblinkanlage eingeschaltet, dann fuhren sie hupend nebeneinander und so weiter. Ebenso verwundert war ich über die Geschosse, die da an mir vorbei rauschten. Audi R8, Porsche, AMG-Mercedes und ähnliche Kaliber, alles zusammen sicher ein Wert von mehreren Millionen. Die Insassen waren oft ziemlich jung, und da frage ich mich, woher die die Kohle für diese Schlitten haben…
Irgendwann bogen sie dann ab, und ich konnte in Ruhe mit meiner kleinen Maschine mein Zuhause ansteuern und war letztendlich ganz froh, dann wieder in der warmen Wohnung zu sein…
Am Abend kam dann noch ein Anruf meines Bekannten. Es ging ihm nicht gut, und daher war er auch nicht auf der Folsom. Wäre ich wahrscheinlich auch nicht gewesen, wenn ich das vorher gewusst hätte… Aber immerhin hatte ich wieder etwas für meinen Blog.

07.09.2024: Auf diesen Tag habe ich mich echt gefreut Zum zweiten Mal in diesem Jahr fand das Hoffest der BDSM-Lounge statt, bei dem ich im Juni schon jede Menge Spaß hatte, wie ihr in einem früheren Blog-Beitrag nachlesen könnt. Dazu sollte es wieder Temperaturen über 30 Grad geben, was gleichzeitig auch eine milde Nacht bedeuten würde. Und es ist ja kein Geheimnis, wie sehr ich es liebe, in solchen Nächten unterwegs zu sein. Zum wahrscheinlich letzten Mal in diesem Jahr wollte ich die Sommernacht genießen. Schließlich werde ich davon ein paar Monate zehren müssen.
Leider klappte es wieder nicht mit einer Begleitung, und so machte ich mich am Mittag allein auf den Weg. Zuerst musste jedoch mein Auto getankt werden, und das wollte ich nicht in meinem Party-Outfit tun. Deshalb wählte ich Sachen, die zwar auch luftig, aber eben eher alltagstauglich waren. In dieser Aufmachung knipste ich dann noch ein paar Fotos in einem nahe gelegenen Park, danach suchte ich eine Stelle, wo ich mich im Auto umziehen konnte. Das war ein ziemlicher Akt, denn bei der Hitze war das auf dem engen Fahrersitz ziemlich anstrengend. Wie immer hatte ich mehrere Kleidungsstücke zur Auswahl und entschied mich spontan nicht für das „kleine Schwarze“, sondern für ein schulterfreies Minikleid, das ich recht sexy fand.
Dermaßen gewandet fuhr ich nach Neukölln, wo der Club beheimatet ist und fand auf Anhieb einen Parkplatz, keine 5 Minuten vom Eingang entfernt. Als erstes wollte ich ein Foto in meinem hübschen Dress machen, doch da passierte eine Panne. Mein Stativ gab den Geist auf, wie schon sein Vorgänger zwei Monate zuvor. Okay, die Teile waren spottbillig, und im Prinzip sind sie ideal. Klein, sehr flexibel und schnell einsatzbereit. Der Kardinalsfehler liegt darin, dass das Gewinde nicht aus Stahl, sondern aus Plastik ist, und das taugt nichts. Doch ohne Stativ sind Fotos per Selbstauslöser kaum möglich, und ohne Bilder macht ein Ausflug wenig Sinn. Aber Aufgeben war für „Julchen“ keine Option!
Ich überlegte, was ich nun tun könnte. Ganz in der Nähe war eine große Geschäftsstraße, und viele Läden waren noch geöffnet. Das war gut. Weniger gut war, dass die Karl-Marx-Straße mitten im tiefsten Neukölln liegt. Deutsche sind dort ähnliche Exoten wie ein Eskimo auf Gran Canaria. Man sieht fast nur Türken und Araber auf dieser Straße, und dementsprechend sind auch die meisten Frauen gekleidet, entweder mit Kopftuch oder sogar noch mehr verschleiert. Was ich von diesem Schwachsinn halte, habe ich ja schon oft geschrieben, und auf die Befindlichkeiten irgendwelcher Ausländer konnte ich auch keine Rücksicht nehmen. Julchen brauchte ein Stativ, basta!
So stolzierte ich nun in meinem schulterfreien Minikleid vorbei an Burka-Frauen und deren männliche Begleiter, denen oft die Augen rausfielen. Das war mir so was von wurscht, denn ich war auf der Suche nach einem Geschäft, das mir weiterhelfen konnte. Ich fand einen Handy-Laden, der auch Reparaturen anbot. Also ging ich hinein. Der Mann am Tresen war auch nicht deutsch-stämmig, aber er war anscheinend schon länger in Deutschland und beherrschte die Sprache gut. Ihm trug ich mein Anliegen vor, und er war wirklich freundlich und zuvorkommend. Ein anderes Stativ hatte er zwar nicht, aber er wollte versuchen, meinen Schrott zu reparieren. Dabei kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte ihm, dass ich Bilder für meinen Blog bräuchte und auf eine Party gehen wollte. Er fand mich anscheinend recht sympathisch, lud mich auf einen Espresso ein und meinte zu mir: „Man sieht, dass Sie eine Prinzessin sind.“ Das fand ich irgendwie süß. Seine Reparatur schien anfangs auch Erfolg zu haben, doch als ich die Kamera bewegte, brach das Gewinde des Stativs an der gleichen Stelle wieder entzwei. Darüber war der freundliche Handy-Mann ähnlich enttäuscht wie ich. Wenigstens kostete sein Reparatur-Versuch nichts, aber ich war nun keinen Schritt weiter.
Also ging ich wieder auf die Karl-Marx-Straße, vorbei an bei meinem Anblick vor Geilheit sabbernden Türken und schockierten Schleier-Frauen. Im dritten Laden hatte ich dann endlich Erfolg. Dort gab es für kleines Geld ein Stativ, zwar nicht ganz so flexibel wie meins, aber immerhin mit einem Stahl-Gewinde und noch so klein, dass es in die Handtasche passte. Nun war der Ausflug gerettet.
Ich probierte das Stativ gleich auf der Straße aus, es funktionierte, nur war ich eben bei der Ausrichtung der Kamera ein wenig limitiert. Aber besser als nichts.
Bis zur BDSM-Lounge war es nicht weit. Schon vor dem Eingang traf ich den Musiker, mit dem ich im Juni ein bisschen flirtete. Er war noch mit dem Ausladen beschäftigt, aber für eine kurze Umarmung reichte es. Das Fest war gut besucht, auch wenn nicht ganz so viele Gäste wie zuletzt anwesend waren. Vielleicht lockte der heiße Sommertag einige Leute doch eher ans Wasser. Ich holte mir eine Cola und setzte mich unter das große Party-Zelt. Bevor das Fest richtig losging, besuchte ich die Räume des Clubs und fand einige Stellen, an denen ich brauchbare Fotos machen konnte. Somit war das schon mal erledigt.
Bald darauf begann die Band zu spielen. Sie hatten sich mit einer wirklich guten Sängerin verstärkt und waren exakt in der gleichen Konstellation, die auch in meinem Roman eine Rolle spielt, den ich gerade schreibe. Daran dachte ich natürlich, und konnte das auch ungehindert tun, denn irgendwie kam ich mit niemandem richtig ins Gespräch. Das fand ich schade, denn ich hätte mich gern unterhalten. Dafür war aber die Musik klasse. Hits von Bowie, Fleewood Mac, den Stones und sogar einige Songs, die in meinem Roman vorkommen. Das war richtig schön.
Bis zur ersten Pause spielten sie eine gute Stunde, dann wurde für die Vorführung von Lady Susan umgebaut und für mich war es die Gelegenheit, mir eine Bratwurst und eine weitere Cola zu kaufen. Bei der Vorstellung wurde ein nackter Sklave über einen Strafblock gelegt und mit allerlei Schlagwerkzeugen traktiert. Ab und zu verzog er vor Schmerz das Gesicht, und der eine oder andere Schrei war auch zu hören, doch offenbar schien es ihm zu gefallen. Nun gut, ich gebe ehrlich zu, meine Erregung hielt sich in Grenzen… Aber okay, alle hatten ihren Spaß, und darauf kommt es ja letztendlich an.
Anschließend trat wieder die Band auf, und ich träumte bei ihrer Musik vor mich hin. Mehr blieb mir auch nicht übrig, denn richtigen Anschluss fand ich nicht. Auch das Pärchen vom Juni-Fest war wieder dabei und brachte ein neues Programm. Diesmal wurde die Dame nicht zum Tisch umfunktioniert, sondern sie stellte wohl eine Art Dämon dar, dem der Teufel ausgetrieben werden sollte. Sie wurde kunstgerecht verschnürt und spielte ihre Rolle auch sehr überzeugend. Die Session war durchaus sehenswert. Die Darsteller gaben sich wirklich Mühe und wurden dementsprechend auch mit Applaus belohnt.
Vor dem letzten Auftritt der Band machte ich einen Rundgang durch das Geschäft des „Peitschenhandels“, in dem dem neben Peitschen, Padddeln und was man sonst noch zum Verhauen braucht auch Sex-Toys, Fessel-Werkzeug und Ähnliches angeboten wird. Mangels geeigneten Spielpartners kam ich jedoch nicht in Versuchung, etwas davon zu erwerben…
Der Sänger, mit dem ich im Juni flirtete, hatte noch eine andere Verpflichtung und war beim letzten Block der Band nicht mehr dabei. Er wurde ersetzt durch einen ebenfalls recht fähigen Gitarristen, der auch ordentlich singen konnte. Wieder gab es tolle Lieder zu hören. Leider hatten sich die Reihen der Gäste schon ziemlich gelichtet, das tat mir für die echt gute Gruppe leid, die sich richtig ins Zeug legten. Die wenigen verbliebenden Besucher versuchten, die Stimmung hoch zu halten. Die Band spielte sogar eine Zugabe, und der Organisator des Festes machte noch eine kleine Ansprache. Aber auch ihm war das Bedauern anzumerken, dass der Zulauf diesmal nicht so groß war wie im Frühsommer. Trotzdem war es ein gelungenes Fest, fand ich, auch wenn es für mich nicht ganz so befriedigend war. Doch das lag halt daran, dass ich weder von vornherein Gesellschaft hatte und auch während des Festes keinerlei Kontakt fand. Und ich gebe zu, im Moment bin ich in einer Phase, wo mir das immer öfter fehlt.
Gegen 20:00 war das Hoffest beendet. Einige Gäste blieben noch für die anschließende Club-Party, doch ich machte mich auf dem Weg zu meinem Auto. In meiner Tasche war noch ein weiteres Kleid. Das hatte zwar auch nicht viel mehr Stoff als mein Party-Dress, aber ich wollte es unbedingt anziehen. Diesmal ging das Umziehen im Auto recht schnell, es war auch nicht so heiß wie am Mittag, und so hielt sich die Anstrengung im Rahmen. Außerdem waren die Kleider leicht aus- und anzuziehen.
Inzwischen dämmerte es schon. Die Dunkelheit kommt eben nun doch viel früher als noch vor ein paar Wochen, ein untrügliches Zeichen, dass der Sommer mit seinen langen, hellen Nächten vorbei ist.
Noch einmal wollte ich die Sommernacht am Ku´damm genießen und machte meine übliche Runde, beginnend in der Fuggerstraße über Wittenbergplatz und Breitscheidplatz. Seit der Fussball-EM war auf diesem Platz immer etwas los, erst die Fanmeile und danach das Streetfood-Festival, das ich öfter besuchte. Nun gab es keine Buden und keine Musik mehr, und mir fehlte die ausgelassene Sommerstimmung, die dort in den letzten Wochen herrschte. Trotzdem waren viele Menschen unterwegs und zu meiner Freude auch viele leicht bekleidete Frauen…
Ich rauchte erst mein Zigarettchen vor der Gedächtniskirche und zog dann weiter zum Bikini-Haus, wo man mich in letzter Zeit auch öfter antreffen kann. Ich mag einfach diese Oase inmitten der City, obwohl dort auch Einiges los ist. Doch man hat keinen Straßenverkehr und schaut ins Grüne, zumindest, wenn es hell ist. Ich sah viele Gruppen junger Menschen, die zusammen diesen Sommerabend verbrachten und wünschte mir einmal mehr, ich wäre an ihrer Stelle. Dieser Gedanke befällt mich derzeit ziemlich oft. Es ist nicht nur die Jugend, die ich vermisse, sondern vielmehr, dass niemand an meiner Seite ist, mit dem ich mich austauschen kann. Mit ein paar Leuten unterwegs zu sein, gemeinsam Spaß und einen schönen Abend zu haben, sich zu unterhalten, das wünsche ich mir immer häufiger. Okay, allein kann ich zwar tun und lassen, was ich möchte, aber auf die Dauer ist es doch manchmal etwas öde.
Nach einer Zigarette und ein paar Fotos setzte ich meine diesjährige Abschiedstour vom Ku´damm-Sommer fort. Auch der Brunnen vor dem KaDeWe gehörte zu meinen Stationen; ich mag diesen Platz sehr und lege dort stets eine kleine Rast ein. Dort fand ich dann überraschenderweise Kontakt, aber keinen, den ich mir gewünscht hatte. Ein Typ setzte sich ein Stück von mir entfernt hin und fing an, mich anzubaggern. Er kam aus Nigeria, lebte in einem Heim und suchte offenbar eine Freundin. Dass ich biologisch gar keine Frau bin, bemerkte er nicht, machte etliche Komplimente auf Englisch, denn die deutsche Sprache beherrschte er nur unvollkommen und versuchte, mich von seinen Vorzügen zu überzeugen. Die erschlossen sich mir jedoch nicht wirklich. Was sollte ich mit einem 34-jährigen Nigerianer anfangen, der kaum Deutsch spricht und anscheinend nicht mal eine richtige Wohnung hat? Ich bin bestimmt kein „Luxus-Weibchen“, aber auf gewisse Dinge lege ich doch Wert. Zum Glück sind mir solche Situationen nicht unbekannt und ich hatte wenig Mühe, mir den Kerl vom Hals zu schaffen.
Von der Lauferei bekam ich Durst und wollte den Abend bei einer letzten Cola in einem Straßenlokal beschließen. Passend zu meiner Haarfarbe ging ich in „Blond´s“ in der Motzstraße. Es war gut besucht, aber ich fand doch einen Platz an einem langen Tisch. Meine Cola bekam ich, aber keinen Gesprächspartner, und so schön der Sommerabend auch war, das trübte meine Stimmung schon etwas. Eigentlich dürfte es doch gar nicht so schwer sein, ein paar Leute zu finden, mit denen man hin und wieder um die Häuser ziehen kann. Früher hatte ich das, aber leider sind diese Kontakte schon seit Längerem eingeschlafen, und bisher ist es mir nicht gelungen, wieder dauerhaften Anschluss zu finden. Klar, für ein Sex-Date bräuchte ich nur auf eine der Anfragen in den einschlägigen Portalen zu antworten, doch darum geht es mir nicht. Warum ist es nur so schwer, Freunde zu finden, mit denen man einfach einen netten Abend verbringen kann? Ich grübelte bei meiner Cola darüber nach, aber ich fand keine Antwort.
So stieg ich dann kurz vor Mitternacht mit etwas Wehmut in mein Auto und nahm Abschied von den vielen schönen Sommernächten in diesem Jahr in der City mit der leisen Hoffnung, im nächsten Jahr nicht jeden Ausflug allein unternehmen zu müssen…

05.09.2024: Meteorologisch ist es schon Herbst, aber der Sommer packte offenbar noch ein paar Tage als Zugabe drauf. Für mich beginnt nun bald die Zeit, mit der ich wenig anfangen kann, zumindest, was „Julia“ anbetrifft. Ausgehen macht mir nur bei schönem Wetter wirklich Spaß, wenn man draußen sitzen und die Luft am Körper spüren kann. In der kalten Jahreszeit steht eher die Arbeit im Vordergrund, für die mir im Sommer die Zeit einfach zu schade ist. Natürlich gibt es immer Dinge, die getan werden müssen, aber größere Vorhaben verschiebe ich meist auf den Winter.
Jedenfalls gab es wieder über 30 Grad, also „Julia-Wetter“. Einen besonderen Plan hatte ich nicht, wollte einfach nur die Sonne genießen. Wie so oft in diesem Sommer führte mich mein Weg an „meine“ Badestelle. Dort ist es nie überlaufen, und fast immer finde ich einen Wasserzugang für mich allein, an dem ich ungestört Fotos machen und nachdenken kann. Ab und zu brauche ich das mal, nur dazusitzen, aufs Wasser zu schauen und meine Gedanken fließen lassen, ohne jede Ablenkung.
An diesem Tag war es relativ windig, aber ich fand es irgendwie schön, denn es war immer noch warm dabei, aber eben nicht drückend. Zuerst machte ich meine obligatorischen Fotos, ohne die dieser Blog nicht funktionieren würde, dann sah ich den Booten zu. Ein Stück vor mir war ein größeres Motorboot, Keine Yacht, aber doch so groß, dass ein paar Leute darauf Platz hatten. Sechs junge Leute waren an Bord, möglicherweise waren es drei Pärchen. Einer der Jungs probierte sich auf einem Board aus, und sie schienen viel Spaß zu haben. Das war schön anzusehen, aber ich wurde auch ein wenig neidisch, was mir in den letzten Tagen öfter passiert. Auf eine Art wäre ich sehr gern an ihrer Stelle gewesen, jung und in netter Gesellschaft. Eine gute Zeit mit Freunden haben, das fehlt mir oft sehr, und das fortschreitende Alter macht es auch nicht gerade einfacher. Man ist eben nicht mehr so unbefangen und flexibel wie früher, und das wird auch leider nie mehr zurückkommen. Wenn mir das bewusst wird, dann werde ich manchmal etwas traurig. Die Zeit kann niemand zurückdrehen, und hin und wieder macht es mir zu schaffen, was alles einmal war und was nie wieder so sein wird. Es bleibt eigentlich nur, sich gelegentlich in Träume zu flüchten und sich ansonsten an den (wenigen…) Dingen zu erfreuen, die man noch tun kann.
Eine gute Möglichkeit dazu ist für mich mein Roman, an dem ich seit gut einem Jahr arbeite. Wobei „Roman“ nicht ganz zutreffend ist, denn es wird eine komplette Reihe, die die Lebensgeschichte einer (biologischen) Frau erzählt. Der Grundgedanke kam mir wie gesagt vor etwas mehr als einem Jahr, und die Arbeit daran half mir über eine recht schwierige Zeit hinweg. Seitdem entwickelt sich die Geschichte in meinem Kopf und wenig später auch auf meinem PC weiter, und oft bin ich selbst überrascht, was sich aus dieser oder jener Situation ergibt. Aber gerade das macht es so spannend. Gut, die Reihe wird als „Erotischer Roman“ deklariert, und sicher gibt es auch viele Sex-Szenen in unterschiedlicher Konstellation, aber es geht mir eigentlich mehr um die Persönlichkeiten der einzelnen Roman-Figuren, die ich heraus arbeiten möchte. Sex gehört eben bei den meisten Menschen mit dazu. Habe ich zumindest mal gehört… Die ersten vier Bände befinden sich in der finalen Bearbeitung, und der erste wird voraussichtlich im Oktober erscheinen.
Nach gut zwei Stunden wurde es dann doch etwas frisch, und ich nahm für dieses Jahr Abschied von „meinem“ Strand, denn eine weitere Gelegenheit für einen Besuch im Bikini wird es wohl bis zum nächsten Sommer nicht mehr geben.
Noch wollte ich aber meinen Ausflug nicht beenden und fuhr deshalb noch kurz in die Spandauer Altstadt. Die war nicht allzu weit weg, und um diese Zeit findet man auch immer einen kostenfreien Parkplatz. Ich nahm praktisch die gleiche Strecke wie einige Wochen zuvor, rauchte mein Zigarettchen an der Schleuse und bummelte durch die Straßen der Altstadt. Auch hier war noch das Sommerfeeling zu spüren. Die Straßencafés waren gut besucht, und ich hätte mich gern auf ein Eis oder eine Cola in ein Lokal gesetzt. Doch allein da zu sitzen, niemanden zu haben, mit dem ich mich unterhalten kann, das war dann doch keine verlockende Perspektive. Also beließ ich es bei einem Rundgang, machte zwischendurch den einen oder anderen Foto-Stopp und legte eine letzte Zigarettenpause ein, und fuhr dann mit etwas gemischten Gefühlen am frühen Abend nach Hause. Aber auf jeden Fall bekam ich noch mal etwas Sonne ab, und das war ja eigentlich auch der Sinn dieses Ausfluges.

01.09.2024: Der „Tag der Reservisten“, wie das Flugplatzfest in Gatow offiziell heißt, ist jedes Jahr einer der Höhepunkte für mich. Obwohl der Flughafen schon lange nicht mehr in Betrieb ist, landen an diesem Wochenende ausnahmsweise historische Flugzeuge auf dem Gelände. Flieger gibt es dort jedoch das ganze Jahr zu sehen, denn dort ist das Militärhistorische Museum beheimatet. Neben Hubschraubern, Kampfjets und Transportmaschinen sind in den ehemaligen Hangars auch sehr interessante Ausstellungsstücke über die Geschichte der Fliegerei zu bewundern. Das Museum kann man das ganze Jahr über kostenlos besuchen, und es ist wirklich empfehlenswert.
Zum Flugplatzfest gibt es aber darüber hinaus noch viele weitere Attraktionen. Essen und Trinken, klar, aber auch Vorführungen von Modellbauern, dem THW und natürlich die der süßen Rettungshundestaffel. Wer möchte, kann sich an den Ständen der Bundeswehr oder anderer Organisationen informieren, bei der Polizei in einem historischen Motorrad mit Beiwagen mitfahren, einige Flugzeuge besichtigen oder sich in das Cockpit eines Jets setzen. Mehrmals täglich finden Führungen durch das sonst nicht zugängliche Depot statt, bei dem es verborgene Schätze zu entdecken gilt. Kurzum, es wird jede Menge geboten, das Wetter ist fast immer super, die Stimmung ist toll und die Organisation klappt. Nur bin ich mir nicht sicher, ob das so ist, weil oder obwohl die Bundeswehr das in der Hand hat…
Seit vielen Jahren steht dieser Termin fest in meinem Kalender, doch bisher erlebte ich das Fest nur in meiner „Normalform“. Aber das wollte ich diesmal ändern, weil das Wetter mit über 30 Grad einfach zu verlockend war. Pünktlich zum Beginn des Festes stellte ich mich in der Autoschlange an. Das Parken war militärisch straff organisiert. Die Parkreihen waren mit verschiedenen Tierzeichnungen gekennzeichnet und man bekam von einem Soldaten mitgeteilt, in welche Reihe man sein Auto abstellen sollte. Überall stehen Uniformierte, die mit Handzeichen den richtigen Weg zeigen, und das funktionierte überraschend gut. Vom Parkplatz waren es nur ein paar Schritte bis zum Außengelände des Museums. Alte Kampfflieger stehen in Reih und Glied, und vor jedem steht eine Infotafel, um welches Modell es sich handelt, die Einsatzzwecke und technischen Daten, da bleiben kaum Fragen offen. Und natürlich boten sich die Maschinen hervorragend als Hintergrund für „Julia-Fotos“ an.
Es war heiß, die meisten Mädels trugen wie ich kurze Sommersachen, und das war mindestens ebenso interessant wie die Flugzeuge… Ich sah mir die Vorstellung der Rettungshunde an, schaute in das eine oder andere Zelt von irgendwelchen Vereinen oder Verbänden hinein, die mich interessierten. Es war wirklich aufschlussreich, denn es wird auch viel für die Veteranen oder den Angehörigen der Soldaten getan. Auch wenn ich selbst nie in einer Armee war (jedenfalls nicht in einer regulären…), den Zusammenhalt stelle ich mir schon sehr gut vor. Im Gegensatz zu vielen meiner Altergenossen lehnte ich das Militär nie ab, denn ich denke, es erfüllt eine wichtige Aufgabe. Trotzdem war ich damals ganz froh, in Berlin zu leben und dadurch von der Wehrpflicht befreit zu sein. Denn selbst wenn mir einige Dinge einen Riesenspaß gemacht hätten, Unterordnung ist nun absolut nicht meine Kernkompetenz…
In den Hangars war ich auch, in denen die unterschiedlichsten Flugzeuge stehen, von einer Nachbildung der Flugmaschine Otto Lilienthals bis hin zum Tornado, aufgelockert mit Info-Tafeln, Devotionalien, alten Uniformen und so weiter. Man braucht viel Zeit, um alles zu lesen und zu sehen, doch dafür bietet sich eher ein Besuch außerhalb des Flugfestes an.
Zwischendurch fand ich immer wieder gute Ecken für ein paar Bilder und bekam dabei sogar mal ein Kompliment von einer Frau für mein Outfit. Ich fühlte mich auch wirklich wohl an diesem Sommertag. Ab und zu flog ein historischer Flieger über das Gelände, man konnte sogar mit einer alten Antonov Rundflüge machen, was jedoch logischerweise nicht kostenlos war. Aber man hatte viele Gelegenheiten, sich mit den Piloten der alten Flieger unterhalten, die meist neben ihren Maschinen standen. Mit einem unterhielt ich mich länger. Er erzählte mir, wie er seinen Flieger in Frankreich entdeckt hatte und von der Restauration des Fluggerätes. Das ging übrigens völlig normal, niemand war irgendwie verstört oder sprach mich darauf an, ob ich denn wirklich eine Frau sei. Und genau so sollte es sein. Nichts anderes möchte ich erreichen, wenn ich bei solchen Anlässen unterwegs bin, und meist klappt das auch sehr gut.
Durch das Herumlaufen in der prallen Sonne bekam ich Durst, holte mir eine kalte Cola und setzte mich auf eine Festzeltgarnitur vor der Bühne. Ein paar Meter weiter stand der Bezirksbürgermeister von Spandau, mit dem ich auch bekannt bin, allerdings nur in meiner männlichen Form. Zum Glück erkannte er mich nicht, und ich hätte einen Teufel getan, ihn anzusprechen…
Musikalische Unterhaltung gab es von einem Spandauer Orchester, und das war richtig gut. Jedenfalls hatte mich ihre Musik sofort gepackt, denn sie spielten ein Medley aus dem Musical „My Fair Lady“, und schon war ich wieder drin in meinen Erinnerungen. Meine Eltern hörten diese Platte oft, und ich dadurch auch. Ich war sogar mal bei einer Aufführung des Stückes, habe etliche Male den Film mit Audrey Hepburn und Rex Harrison gesehen und kann die meisten Lieder mitsingen. Ich dachte an diese Zeit zurück, in der vieles so viel einfacher war und irgendwie wünschte ich mir in diesem Moment jemanden an meiner Seite, mit dem ich meine Gedanken hätte teilen können und ehrlich gesagt auch jemanden, der mich in den Arm nimmt. Das hätte ich schön gefunden, doch diesen „Jemanden“ gibt es leider nicht… Aber gut, auch so habe ich die Musik und die Stimmung genossen und hätte ewig zuhören können. Doch leider war auch dieses Medley irgendwann vorbei. Es kam dann noch eine Ehrung für einen lang gedienten Soldaten, der von einer Eskorte von „Star Wars“-Kriegern begleitet wurde, natürlich mit der entsprechenden musikalischen Untermalung. Diese „Star Wars“- Fans sind übrigens auch regelmäßig auf dem Fluplatzfest und lassen sich auch gern mit den Besuchern fotografieren. Sie sind ein bunter Farbtupfer mit ihren originalgetreuen Kostümen.
Das Orchester machte nun Pause, und auch für mich war es langsam Zeit, den Flugplatz zu verlassen, um nicht das Formel 1-Rennen zu versäumen. Sonst wäre ich noch gern länger geblieben, denn es war ein Ausflug, bei dem ich mich rundum gut gefühlt habe. Sicher werde ich das im nächsten Jahr wiederholen, denn es hat mir richtig Spaß gemacht.

30.08.2024: Irgendwie scheint über dem Transsisters-Stammtisch in diesem Sommer ein Fluch zu liegen. Vor drei Wochen war ich schon komplett gestylt, wollte gerade meine Tasche nehmen und losfahren, als ein heftiger Regenschauer herunter ging. Da machte es gar keinen Sinn, aus dem Haus zu gehen. Diesmal war es nicht ganz so arg, aber ein entferntes Gewitter verhieß nichts Gutes. Auf jeden Fall kühlte es im Vergleich zum Vortag – der der bisher heißeste Tag mit knapp 35 Grad war – deutlich ab. Da passte dann das leichte Sommerkleidchen nicht so wirklich, aber ein Mini-Rock mit Strumpfhose ging. Nur hatte ich keine große Lust, vorher noch groß unterwegs zu sein, und fuhr direkt zum TransSisters-Stammtisch. Alllerdings parkte ich mein Auto im nahen Kiez, weil ich danach eventuell noch etwas anderes unternehmen wollte. Von da aus waren es aber auch nur knappe 10 Minuten Fußweg. Sicherheitshalber machte ich auf diesem Weg schon die ersten Fotos. Was man hat, das hat man…
Der Aussenbereich des Voyage war proppevoll, und ich kannte niemanden so richtig. Welch ein Unterschied zu früher, wo wir eine eingeschworene Truppe waren. Vielleicht ist es auch heute noch so, doch dazu bin ich inzwischen einfach zu selten bei diesen Treffen, um das beurteilen zu können. Von meinen wenigen verbliebenenen Freundinnen sah ich jedenfalls keine, und deshalb setzte ich mich in den Innenraum der Bar, die aber durch die große, geöffnete Fensterfläche ebenfalls viel Frischluft bot. Im hinteren Teil, der bei den TransSisters-Treffen für Nichtraucher vorgesehen ist, war kein Mensch. Für mich war das gut, denn so kam ich ungestört zu meinen nächsten Bildern. Im Barbereich durfte man jedoch qualmen, trotzdem hatte ich dort einen Tisch für mich und saß überdies bequemer als draussen.
Ich saß da also allein bei meiner Cola und dachte zurück an die Zeiten, in denen ich mit Freundinnen um die Häuser gezogen bin. Allzu lange konnte ich allerdings nicht meinen Gedanken nachhänhen, denn Heike setzte sich zu mir. Wir hatten uns vor ein paar Wochen auf dem Mädelstreff im Prenzlauer Berg kennengelernt. Es tat gut, mit ihr zu reden, das war wirklich eine sehr nette Abwechslung. Kurz schaute auch noch Madelaine an unseren Tisch. Sie ist eine aus der alten Garde, inzwischen auch nur noch selten beim Stammtisch und ich freute mich, sie wiederzusehen. Ihr geht es anscheinend ähnlich wie mir, auch sie kennt nicht mehr viele Orte und ebenso wenige Leute zum Ausgehen. Es hat sich leider viel verändert, aber die Erinnerungen daran bleiben.
Um 23:00 mussten die Stühle im Aussenbereich geräumt werden, weil sich vor einiger Zeit ein Nachbar über die Lautstärke beschwerte. Für das Lokal ist das ziemlich nachteilig, zumal es im nahen Kiez viele Restaurants und Kneipen gibt, in denen man bis zum frühern Morgen draussen sitzen kann. Und auch die sind in einer bewohnten Gegend. Für mich war es aber in diesem Fall gar nicht so schlecht, denn ein junges, schwules Pärchen setzte sich zu uns, ein italienischer Architekt und ein deutscher Lehrer. Die beiden waren richtig sympathisch, und wir hatten eine echt tolle Unterhaltung. Der Italiener erzählte über Bauprojekte, der Lehrer schwärmte von seiner Klasse, wir sprachen über Jobs und Hunde und der Lehrer war sehr interessiert an meinem Roman.
So verging die Zeit, die Jungs gaben noch eine Runde Getränke aus, und wir schlitterten in den neuen Tag. Das Voyage war immer noch gut gefüllt und auch ich wäre gern noch länger geblieben, doch ich hatte am nächsten Vormittag eine Verabredung, und ein wenig Schlaf braucht die alte Frau schließlich auch. Kurz vor 1:00 verabschiedete ich mich und machte mich auf den Heimweg. Richtig kalt war es nicht, aber ich war trotzdem froh, dass ich eine leichte Jacke dabei hatte. Die zog ich allerdings hin und wieder aus, wenn ich eine schöne Stelle zum Fotografieren fand. Das hielt mich allerdings nicht allzu lange auf, und so lag ich eine knappe Stunde später nach diesem überraschend schönen Abend n meinem Bett.

24.08.2024: Im Gegensatz zum Vortag hatte ich an diesem Samstag überhaupt keinen Plan. Eine Verabredung gab es nicht, auch fand ich keine Party oder Veranstaltung, die mich gereizt hätte. Das wird sowieso immer schwieriger. Meine ehemaligen Lieblingsclubs existieren nicht mehr, Discos, in denen man nicht mit grauenvoller Techno-Musik zugedröhnt wird, sind mir auch kaum bekannt und im K6, wo ich mich vor einiger Zeit noch sehr wohl gefühlt habe, sind mir die Besuche durch einige Vorkommnisse verleidet worden. Ich würde gern etwas Neues erleben, aber es bietet sich derzeit einfach nichts an. Das Einzige, was mich momentan zum Ausgehen verleitet, ist das herrliche Sommerwetter, und dadurch war eigentlich schon klar, dass ich den Abend überwiegend im Freien verbringen wollte. An solchen Sommerabenden ist in der City immer reichlich los, und so landete ich also wieder einmal am Kurfürstendamm.
Diesmal schlug ich allerdings zuerst einen anderen Weg ein. Gegenüber der Breitscheidplatzes befindet sich das Bikini-Haus. Leider ist es dort nicht so, dass alle Mädels in Badekleidung herum laufen, aber bei den warmen Temperaturen hatten die meisten Frauen erfreulicherweise nicht wesentlich mehr an. Viele trugen Mini-Röcke oder kurze Sommerkleider. Das in den 50er-Jahren erbaute Haus hatte früher ein offenes Zwischengeschoss und bekam daher seinen Namen. Nach einem Umbau vor rund 10 Jahren ist das allerdings verschwunden. Interessant ist vor allem die Rückseite des Geschäftshauses, die dem Zoologischen Garten zugewandt ist. Hier findet man mitten in der City einen Platz zum Durchatmen, egal ob auf den zahlreichen Sitzgelegenheiten oder in einem der Straßenlokale. Auch eine Rooftop-Bar kann man von dort aus erreichen. Ich fand es toll, dort auf einer Bank zu sitzen und in das Grün des Zoos zu schauen, und offenbar fanden das einige Leute auch gut. Es war belebt, aber nicht voll. Für mich war das ein Anlass, mal wieder gedanklich in die Vergangenheit abzutauchen. Gleich nebenan vom Bikini-Haus war früher eine Disco, in der ich oft mit Freunden feierte. Daran dachte ich, als ich die Gruppen junger Leute sah und wünschte mich in diese Zeit zurück. Nochmal jung und mit meiner Clique unterwegs sein, aber bitte in den 80ern und um Gottes Willen nicht in der heutigen Zeit, das wäre für mich ebenso wünschenswert, wie es unrealistisch ist. Doch es ist eins von vielen Dingen, die eben nicht mehr möglich sind. Es ist ein großer Unterschied, ob alles noch vor einem liegt, oder ob die Zielflagge des Lebens langsam in Sicht kommt. Ein Typ wollte unbedingt ein Selfie mit mir haben, das bekam er auch, und ansonsten konnte ich in Ruhe ein paar Fotos für meine Homepage machen.
Vom Bikini-Haus ging es weiter zum Breitscheidplatz, wo noch das Streetfood-Festival im Gang war. Ich setzte mich auf die Treppe vor der Gedächtniskirche, was ich sehr gern tue, denn von dort kann man schön das Sommertreiben beobachten. Unweit von dieser Stelle gab es 2016 den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt. Auch an diesem Wochenende gab es wieder ein Attentat, diesmal bei einem Fest in Solingen. Wie so oft in den letzten Wochen war es ein Syrer, der wahllos auf Menschen einstach, drei tötete und weitere acht verletzte. Seitdem gibt es Diskussionen, sowohl über die Migrationspolitik als auch über das Waffengesetz. Nun, ich habe zu beiden eine ganz klare Meinung. Fakt ist, das überproportional mehr Ausländer solche Straftaten begehen. Es war und ist ein großer Fehler, diese Menschen unkontrolliert ins Land zu lassen, und ebenso ist es absolut unverständlich, dass sie kaum abgeschoben werden, selbst wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird, so wie es auch in diesem Fall war. Andere Länder haben das viel besser im Griff. Nun heißt es von den Politikern, wir lassen uns unsere Art zu leben nicht nehmen. Das ist im Grundsatz zwar richtig, entspricht aber nur bedingt der Realität. Das Stadtfest in Solingen wurde nach dem Anschlag abgebrochen, menschlich verständlich, doch damit haben diese radikalen Islamisten eins ihrer Ziele erreicht. Viele Menschen gehen mit einem unguten Gefühl auf solche Feiern, genau das wollen sie bewirken. Und damit sind wir beim Waffengesetz. Eine Verschärfung macht meiner Ansicht nach keinen Sinn, im Gegenteil, sie ist gefährlich. Die eingesetzten Messer hätten sowieso nicht geführt werden dürfen und das zeigt, dass sich potenzielle Mörder an solche Gesetze sowieso nicht halten. Wer etwas Böses will, tut es auch, dem sind Gesetze wurscht. Immer mehr ist von „gefährlichen Springmessern“ die Rede. Was für ein Quatsch! Springmesser sind nicht gefährlicher oder ungefährlicher als andere Messer, und die meisten solcher Attentate werden mit Küchenmesern begangen. Ist nun jede Hausfrau eine potentielle Mörderin? Und diese Waffenverbotszonen, die nun verstärkt eingerichtet werden sollen, beziehen sich ja nicht nur auf Messer, was noch ansatzweise nachvollziehbar wäre, sondern auch auf Gaswaffen und Pfefferspray. Und genau das ist grundverkehrt. Damit kann man niemanden umbringen, aber man kann sich verteidigen. Hätten in Solingen ein paar Leute mit Gaspatronen auf den Angreifer geschossen oder ihn mit Pfefferspray bekämpft, dann wären eindeutig weniger Menschen zu Schaden gekommen und der Attentäter hätte überwältigt werden können. Ich hätte so gehandelt, das habe ich in meiner Vergangenheit schon öfter getan, und genau aus diesem Grund gehe ich nie unbewaffnet auf die Straße. Ich habe auch einen kleinen Waffenschein und eine Ausbildung, wie ich mich verteidigen kann, doch das geht eben wesentlich leichter mit solchen, legalen Waffen. Wenn man den Menschen die Möglichkeit zur Selbstverteidigung nimmt, dann macht man aus ihnen ein Volk aus möglichen Opfern, und das werde ich in meinem Fall niemals zulassen. Waffenverbotszonen in ihrer derzeitigen Ausrichtung sind mir schlichtweg zu gefährlich. Der umgekehrte Weg wäre besser. Anstatt zu versuchen, die Menschen zu entwaffnen, sollte man sie sensibilisieren und ermutigen, in solchen Fällen einzugreifen, und mehr Waffen zur Selbstverteidigung zulassen. Ein wehrhaftes Volk wird nicht so leicht angegriffen wie ein wehrloses, das liegt auf der Hand.
Vom Breitscheidplatz kam ich ins Europa-Center, wo es auch wieder ziemlich ruhig war. Ich bin trotzdem irgendwie gern dort, sicher auch wegen Erinnerungen aus meiner Jugendzeit. Viel hat sich in dem Center tatsächlich nicht verändert; der Hauch der Vergangenheit weht immer noch durch das Gebäude. Anschließend machte ich meine übliche Runde Richtung KaDeWe und in den Schöneberger Kiez, rastete, wenn ich Lust darauf hatte, wollte einfach nur den Sommerabend genießen und versuchen, die traurigen Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen, die mich seit einigen Tagen ziemlich belasten. Meist gelang mir das auch recht gut. Besonderes passierte nicht, ich ging auch in kein Lokal und war irgendwie zwiespältig. Einerseits wünschte ich mir Gesellschaft, aber andererseits fällt es mir derzeit auch oft schwer, mich mit anderen Menschen abzugeben. Zu sehr bin ich mit meinen eigenen Dingen beschäftigt. So richtig weiß ich gar nicht, was ich möchte, bin hin- und her gerissen zwischen unerfüllbaren Sehnsüchten, Vergangenheits-Bewältigung, der Realität und einer Zukunft, von der ich mir wenig Erfeuliches verspreche, und das ist ein etwas problematischer Zustand.
An meinem Brunnen am KaDeWe rauchte ich noch eine Zigarette und fühlte mich dabei recht wohl. Eine Sommernacht in der City ist immer schön, besonders, wenn ich sie im Mini-Rock erlebe und mich in meine eigene Welt träumen kann. Hoffentlich habe ich noch ein paar Gelegenheiten dazu, bis der Winter kommt.
Auf dem Rückweg fand ich noch ein paar Ecken, wo ich das Stativ aufstellen und Fotos machen konnte, dann war ich schon wieder an meinem Auto und fuhr gegen Mitternacht nach hause, müde genug, um schnell einzuschlafen.

23.08.2024: Die Voraussetzungen für einen Julia-Ausflug hätten nicht besser sein können. Es war ein Wochenende ohne andere Verpflichtungen, das Wetter sollte heiß und trocken sein, und mein Hund war versorgt. Dazu hatte ich am Abend auch noch ein Date. Zeit genug, um eine Vorauswahl für das passende Outfit zu treffen, hatte ich auch. Trotzdem dauerte es bis zum Nachmittag, bis ich dann los kam. Plötzlich war ich dann doch wieder unentschlossen, was ich tragen wollte, probierte Dieses und Jenes an, und so ging die Zeit ins Land. Außerdem rechierchierte ich noch ein paar Dinge am Computer, was keine gute Idee war, wie sich zeigen sollte.
Es blieb jedoch reichlich Zeit, um ans Wasser zu fahren. „Meine“ Badewiese war nahezu menschenleer, was mich sehr erstaunte, und ich fand sogar einen Platz am größeren meiner Geheimstrände. Ideale Voraussetzungen, um Fotos zu machen und zu entspannen, einfach seinen Gedanken nachzuhängen. Normalerweise genieße ich diese Stunden, in denen ich im Bikini aufs Wasser schaue, und oft habe ich dabei neue Ideen oder bekomme Anregungen für meinen Roman. Diesmal war es bedauerlicherweise anders. Seit ein paar Tagen beschäftige ich mich intensiv mit einer tatsächlich geschehenen Geschichte, die zwar schon Jahre zurück liegt, mich aber auf eine ungewöhnliche Art berührt und ehrlich gesagt auch sehr belastet. Ich möchte gar nicht so sehr ins Detail gehen, nur so viel, es hat nichts mit mir oder meinem persönlichen Umfeld zu tun. Eigentlich würde es mich gar nichts angehen, und doch, auf eine nie gekannte Weise bewegt mich dieses Schicksal, über das ich mich derzeit informiere. Ich gehöre bestimmt nicht zur zart besaiteteten Sorte, was menschliche Tragödien angeht, normalerweise sind es eher Hunde, die mein Herz erreichen. Warum es hier anders ist, kann ich nur schwer erklären. Jedenfalls führte das dazu, dass ich in Gedanken mehr bei diesen Menschen war und die Sonne auf meiner Haut nur bedingt genießen konnte. Außerdem verband ich mit diesem Datum und sogar mit diesem Ort noch ein sehr persönliches Erlebnis, das mich ebenfalls mit Trauer erfüllte.
Ablenkung tat Not. Gegen 19:00 packte ich meine Sachen. Gleich auf dem Parkplatz zog ich mich im Auto um, was zwar einige Verrenkungen erforderte, aber dank guter Vorbereitung relativ unproblematisch ging. Nun war ich stadtfein. Mein obligatorischer McDonalds-Besuch fiel diesmal aus, denn ich wählte eine andere Route in die City. Mein Auto parkte ich strategisch günstig, so dass ich alle Ziele bequem erreichen konnte. Bis zu meinem Date hatte ich noch eine gute Stunde Zeit, die ich für einen Besuch des Streetfood-Festivals auf dem Breitscheidplatz nutzte. Dort bekam ich auch etwas zu futtern, setzte mich mit meinem Crepe hin und ließ das Treiben auf dem Festplatz auf mich einwirken. Über die Sommerstimmung, speziell an diesem Ort, habe ich schon oft geschrieben, das war auch diesmal wieder so. Auf der Tanzfläche wurde nach Swing-Musik getanzt; es war eine harmonische, entspannte Stimmung, so wie ich es mag. Allzu lange konnte ich jedoch nicht bleiben, denn bei Dates versuche ich immer, pünktlich zu sein. So kam ich dann exakt um 21:00 im Oldtimer an, in dem ich verabredet war. Meine Bekanntschaft Ingo war schon da und saß an der Bar. Ich hingegen wollte lieber die Sommerluft einfangen und setzte mich in den Biergarten. Notgedrungen musste Ingo halt rauskommen, was er auch tat. Er erzählte viel von seiner Arbeit beim THW und für mich war es gut. Allzu viel wollte ich nicht von mir reden, denn da wäre nicht viel Fröhliches bei heraus gekommen, und so ließ ich es bei einem eher oberflächlichen Small-Talk, stellte eher Fragen, als dass ich darüber sprach, was mich gerade beschäftigte. Zumindest war das Gespräch gut, um nicht ständig an andere Dinge zu denken.
Nach gut einer Stunde wollte Ingo weiter, und wir gingen ins Pussycat. Den Laden in der Kalckreuthstraße kannte ich noch nicht; es ist eine der vielen Bars auf dem Kiez, aber durchaus nett. Es war nicht überfüllt, und sogar eine kleine Tanzfläche ist vorhanden. Die haben wir allerdings nicht genutzt, sondern uns über Sport unterhalten. Das war ein unverfängliches Thema. Ingo ist im Fußball immer noch aktiv und kam auch gerade von einem Fußballspiel, bei dem er zwei Tore erzielte, wie er mir stolz erzählte. Na gut, mit meiner Fußballer-Karriere kann ich nicht angeben. Ich schaue die Spiele zwar ganz gern, aber mein Talent zum Balltreten hält sich in überschaubaren Grenzen. Ingo trank sein Bier, ich meine Cola. Als Autofahrerin bleibe ich unterwegs lieber alkoholfrei. Mir hat es dort ganz gut gefallen, auch wenn ich bei dem Wetter lieber draussen gesessen hätte.
Dieser Wunsch wurde mir auch auf der nächsten Station nicht erfüllt. In der Tabasco-Bar in der Fuggerstraße kann man zwar auch in Freien sitzen, doch Ingo bevorzugt offensichtlich geschlossene Räume. Die Bar ist ziemlich groß; im hinteren Bereich ist sogar Platz für einen Billardtisch, aber man darf dort leider nicht rauchen. Das fand ich dann nicht so schön, aber okay. Allzu lange dauerte unser Aufenthalt dort auch nicht, denn langsam wurde Ingo müde. Es war gerade Mitternacht, als er nach Hause wollte und wir uns trennten. Trotzdem waren die Stunden mit ihm angenehm, denn ich kam wenigstens auf andere Gedanken.
Mein Auto stand in der Nähe, doch der Sommerabend war noch so schön und ich beschloss, noch eine kleine Runde zu machen. An einem meiner Lieblingsplätze, dem Brunnen vor dem KaDeWe, rauchte ich noch eine Zigarette und glücklicherweise gelang es mir halbwegs, mich auf das Sommerfeeling zu fokussieren. Der Sommer geht langsam zu Ende, und sehr viele Möglichkeiten, noch nach Mitternacht im Minirock unterwegs zu sein, wird es vermutlich nicht mehr geben. So wurde es dann doch noch ein versöhnlicher Abschluss eines Tages, der zwar alles bot, aber dennoch für mich schwierig zu bewältigen war.

21.08.2024: Man sagt, Shoppen ist eines der Lieblingbeschäftigungen von Frauen, und „Nachgemachte“ bilden da keine Ausnahme. Gut, ab und zu bummel ich auch gern mal durch Geschäfte, aber meist nutze ich doch die bequeme Möglichkeit des Online-Shoppings. Ums Einkaufen ging es mir bei diesem Ausflug auch weniger, doch ein Besuch im Designer Outlet Center ist immer ein Erlebnis, denn diese Shopping-Meile ist völlig anders als eine profane Mall. Sie ist vielmehr aufgebaut wie ein kleines Dorf, mit hübschen, teils im Fachwerkstil gehaltenen Häusern, in denen sich die Läden befinden. Aufgelockert wird die Anlage mit vielen Sitzgelegenheiten, Blumenrabatten und einem Spielplatz. Momentan gibt es sogar eine Strandbar, wenn auch ohne Wasser. In Liegestühlen oder auf gemütlichen Sitzgruppen kann man sich vom Shopping-Stress erholen. Alles ist super sauber, und man fühlt sich wirklich wie im Urlaub in einer Kleinstadt. Was kann man dort nun einkaufen? Wie es der Name vermuten lässt, findet man vor allem Designer-Marken wie Joop, Boss, Karl Lagerfeld und so weiter, beinahe jede Nobel-Marke ist dort vertreten. Neben Klamotten werden auch Schmuck, Kosmetik, Süßwaren und Spielzeug angeboten. Zudem sind auch einige Restaurants und Imbiss-Buden zu finden. Die Preise sind zwar gemessen an den regulären Angeboten wohl etwas günstiger, da es sich meistens um nicht mehr aktuelle Kollektionen handelt, aber immer noch reichlich ambitioniert. In einem Geschäft sah ich Jeans-Shorts für 55 €, das fand ich ziemlich übertrieben. Aber wer auf Marken-Klamotten steht, wird hier sicher fündig. Sicher wird es aber auch das eine oder andere Schnäppchen geben. Auch die Preise für Speisen sind nicht sonderlich günstig. Eine Kugel Eis für 3 € ist auch nicht für jeden Geldbeutel erschwinglich. Aber egal, selbst wenn man nichts kaufen möchte, ansehen sollte man sich das Center auf jeden Fall.
Das fanden auch mein Lebensmensch, der mich auf diesem Ausflug begleitete, und sogar mein Hund, obwohl weder Fressnapf noch Futterhaus dort vertreten sind. Mein Vierbeiner ist einfach froh, dabei zu sein und etwas Neues zu sehen. Auch mir machte es Spaß, als „Julchen“ durch die Geschäfte zu stöbern, zwischendurch ein paar Fotos zu machen und den Tag in der weiblichen Form zu geniessen. Auch das ging völlig problemlos, weder in den Läden noch beim Rumlaufen gab es dumme Kommentare oder schräge Blicke, und das ist es, was für mich den Reiz an solchen Sachen ausmacht. Einfach als „Frau“ durchzugehen, nicht als Sonderling aufzufallen und eben das zu tun, was auch eine „normale“ Frau tun würde. Gekauft habe ich ausser ein paar Süßigkeiten nichts, auch mein Lebensmensch kam nur mit einigen Tafeln Lindt-Schokolade aus den Läden. Zur großen Enttäuschung meines Hundes kehrten wir bei „Nordsee“ ein, denn Fisch steht nicht auf seinem Speiseplan. Wir hatten wirklich das Gefühl, einen Urlaubstag zu verleben, so anders wirkt es dort. Kaum zu glauben, dass diese andere Welt keine 15 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt liegt.
Dafür kam unser vierbeiniger Liebling beim anschliessenden Spaziergang am Havelkanal auf seine Kosten. Ganz in der Nähe des Designer-Outlet Centers befindet sich Wustermark, und dort gibt es schöne Wege, wo Hund und Mensch entspannen können. Eine Gegend, in der man gut Ferien machen könnte, und sie liegt fast vor der Haustür.
Danach trennten sich unsere Wege. Mein Lebensmensch wollte nach hause, und ich wollte noch mehr „Julia-Feeling“ haben. Es war noch warm genug, um ein bisschen im Sommerkleid zu flanieren. Ich setzte meinen Lebensmenschen und meinen Hund ab und fuhr in eine ruhige Seitenstraße, wo ich mich umzog. Weit fahren wollte ich nicht, aber auch in der Nähe gab es lohnende Ziele. Eines davon war der Kolk. Vielen wird das nichts sagen, aber es handelt sich dabei um eines der ältesten Siedlungsgebiete in Spandau. Es liegt unmittelbar neben der Altstadt Spandau, wird aber leider oft übersehen, was eigentlich schade ist. Denn viele alte Häuser sind noch erhalten, sogar die um 1750 erbaute Gaststätte gibt es noch, aber ich nehme an, der Betreiber hat inzwischen gewechselt... Viel Fantasie braucht man nicht, um sich in eine Zeit vor hundert oder mehr Jahren zu versetzen. Dazu ist die Ecke einfach wunderschön, umgeben von einem Park und der Havel, bei der an dieser Stelle eine Schleuse zu überwinden ist, die man von der Uferpromenade gut beobachten kann. Überall stehen Bänke, und auf eine davon setzte ich mich, rauchte meine Zigarette und fühlte mich in meinem Sommerkleidchen sauwohl. Ich habe einen ziemlich großen Fundus an Klamotten, und das macht die Auswahl manchmal verdammt schwierig. Da kommt es auch mal vor, dass ich mit meiner Wahl zwar nicht unzufrieden, aber auch nicht hundertprozentig glücklich bin. An diesem Tag war es aber so, dass das Kleid genau zu meiner Stimmung und der Umgebung passte.
Auf der Promenade fuhr ein älterer Herr mit einem E-Bike an mir vorbei. Als er auf meiner Höhe war, fuhr er sehr langsam und schaute mich an. Nun habe ich ja mittlerweile so viel erlebt und kann Situationen meist recht gut einschätzen. Daher war ich mir ziemlich sicher, dass da noch irgendwas passieren wird. Und so war es auch. Der Radfahrer drehte um und fragte mich, ob noch ein Platz auf der Bank frei sei. Eigentlich eine überflüssige Frage, denn ausser mir und meiner Handtasche war da sonst niemand. Er stellte sein Rad ab, und wir begannen ein unverfängliches Gespräch, wie schön die Gegend sei und dass man mitten in dieser Stadt solche Oasen finden könnte. Ein Wort ergab das andere, und bald war er bei seiner Lebensgeschichte, erzählte von seiner vor langem verstorbenen Frau, und dass seine jetzige Freundin wegen Demenz im Pflegeheim sei. Wir unterhielten uns über teure Mieten, Müllprobleme und was weiß ich noch alles. Irgendwann kamen wir dann darauf, was wir mit einem Lottogewinn machen würden. Es klingt jetzt vielleicht banal, aber es war einfach toll, sich mit einem vormals Fremden so gut zu unterhalten. Dabei hatte ich sehr stark den Eindruck, dass er nicht wusste, dass er sich nicht mit einer biologischen Frau unterhielt. Er sah mich tatsächlich als Frau, die ihm offenbar nicht unsympathisch war, obwohl wir keinen Meter voneinander getrennt saßen. Natürlich tat ich nichts, um ihn aufzuklären. Zu sehr genoss ich es, wie eine Frau behandelt und angesehen zu werden. Genau das möchte ich ja erreichen und ich freue mich immer, wenn es funktioniert, wie es in diesem Fall war. Als Kerl wäre es mir bestimmt nicht passiert, dass sich eine Frau zu mir setzt und mit mir ein Gespräch anfängt. In der weiblichen Form erlebt man das Leben tatsächlich aus einer anderen Perspektive, wenn man sich darauf einlässt, und das macht es für mich so spannend. Es ging auch nicht um einen Flirt oder um eine Anmache, es war eben schlicht eine nette Unterhaltung, die weit über eine Stunde dauerte.
Ursprünglich hatte ich vor, noch ein wenig durch die Altstadt zu bummeln, doch dafür war es mir dann zu spät, als wir uns verabschiedeten. Nachdem er weggefahren war, machte ich noch ein paar Fotos, lief durch den Park zurück zu meinem Auto und war froh, diesen Sommertag richtig genutzt zu haben. Von mir aus können noch viele solcher Tage kommen…

16.08.2024: Spontanausflüge sind bei mir eher selten. Meist habe ich einen Plan oder im Idealfall sogar eine Verabredung, und dann kommt es natürlich auch noch auf das Wetter an. Jedenfalls kann ich mich dann so auf die Unternehmung vorbereiten, passend zum Anlass und zu den Temperaturen eine Vorauswahl der Outfits treffen, was schon mal einen Abend in Anspruch nehmen kann. Aus einem riesigen Schrank voller „Nichts-Anzuziehen“ das heraus zu fischen, von dem ich meine: „Ja, das ist es“, ist gar nicht so einfach. Es ist sehr unterschiedlich: Mal habe ich ganz klare Vorstellungen, dann wieder kann ich ich partout nicht entscheiden. So oder so habe ich immer verschiedene Sachen mit, falls ich mich spontan umentscheiden möchte oder das Wetter nicht so mitspielt.
Diesmal war es jedoch relativ einfach. Bei über 30 Grad wollte ich ans Wasser, und der passende Bikini war schnell gefunden. Abends war ich mit meiner Bekanntschaft Ingo in einer Bar verabredet und hatte mich für ein hübsches Kleid entschieden. Dann kam jedoch mein schöner Plan ins Wanken, zumindest, was den zweiten Teil anging. Ingo schrieb mir, dass er beruflich zu viel zu tun hatte und nicht ausgehen würde. Nun hatte ich gar keine Idee, was ich am Abend machen wollte. Man mag es kaum glauben, aber die Möglichkeiten in der angeblichen Partystadt Berlin sind mittlerweile leider ziemlich begrenzt. Jedenfalls sind mir nur noch wenige geeignete Locations bekannt. Okay, es gibt im Kiez ein paar Lokale, aber irgendetwas, wo man auch ein bisschen feiern kann, das gibt es leider kaum. In Friedrichshain, Prenzlauer Berg oder wo auch immer die neuen Hot-Spots sein mögen, ist es eventuell anders. Nur sprechen für mich mehrere Dinge dagegen, dort aufzutauchen. Techno-Musik ist überhaupt nichts für mich, und ich mag es auch nicht, wenn die Parties erst kurz vor Mitternacht beginnen. Vor allem aber liegen diese Clubs meist in Gegenden, wo man durch die halbe Stadt fahren muss und dann kaum einen Parkplatz findet und die überdies nicht gerade ungefährlich sind. Es ist schade, dass es nicht einfach eine Kneipe in der Nähe gibt, wo man ein bisschen zu normaler Musik tanzen, möglichst bei schönem Wetter auch draussen sitzen und nette Leute treffen kann. Das Einzige, was ich nach Ingos Absage wusste war, dass ich den Sommerabend als Julia genießen wollte; der Rest würde sich finden.
Das für den Barbesuch vorgesehene Kleid wollte ich lieber für das nächste Date aufheben, und da ich nicht wusste, wohin es mich verschlagen wird, packte ich verschiedene Kleider in meine Tasche. Das dauerte etwas, und so kam ich erst am Nachmittag los. Doch ich hatte Glück, mein kleiner, „privater“ Badestrand war frei. Die meisten Sonnenanbeter legen sich auf die Wiese und nutzen den größeren Zugang zum Wasser, wenn sie mal Baden möchten. Für mich ist die kleine Badestelle jedoch ideal. Dort kann ich ungestört Fotos machen, bin sofort im Wasser und habe auch genug Platz, um meine Decke auszubreiten und den Booten zuzuschauen. Der einzige Nachteil ist, dass die Sonne ziemlich ungünstig steht. Fotos im Wasser werden meist zu dunkel, selbst Versuche mit Blitzlicht brachten nicht viel, und daher bin ich mit dem Hintergrund für meine Bilder ziemlich eingeschränkt. Das schönste Motiv nutzt nichts, wenn man es nachher auf den Fotos nicht erkennen kann. Gut, abgesehen davon ist es richtig toll dort. Im Bikini am Ufer sitzen, zwischendurch mal ein bisschen ins Wasser gehen, das sind Momente, in denen ich mich richtig wohl fühle.
Am späten Nachmittag bekam ich eine Nachricht von Ingo. Eventuell würde er doch abends ausgehen. Nun war wenigstens klar, dass ich mich für den Abend in Richtung Schöneberg orientieren würde. Gegen 19:00 brach ich auf, und musste mich nun im Auto komplett umstylen. Bikini gegen Unterwäsche wechseln, ein anderes Kleid anziehen, die passenden Schuhe dazu, und auch meinen Schmuck tauschte ich aus. Mit der richtigen Vorbereitung geht das alles, vorausgesetzt, man ist mit dem eigenen Auto unterwegs. So ein Striptease in der U-Bahn wäre zwar für einige Mitfahrer vielleicht erfreulich, aber ich möchte ungern Diejenige sein, die auf diese Art für Unterhaltung sorgt. Doch mittlerweile habe ich genug Erfahrung, wie ich mich im Auto am Effektivsten umkleiden kann.
Da ich nicht wusste, wie lange der Abend oder die Nacht dauern würde, beschloss ich, vorher noch etwas zu essen. Dafür ging ich wieder zu meinem Stamm-McDonalds, das auf dem Weg lag. Dort kann man auch draussen sitzen, und ich genoss den milden Abend in meinem hoch geschlitzten Kleid bei meinem Menü. Die anderen Gäste störten mich nicht. Inzwischen ist es schon lange für mich normal, als „Frau“ in solche Lokalitäten zu gehen, wo man nicht unbedingt mit einer Transfrau rechnet. Es gab auch keinerlei verwunderte Blicke, und das ist es, was ich eigentlich erreichen möchte, als Frau angesehen zu werden und mich ungezwungen in der Öffentlichkeit zu bewegen. Und in der Regel funktioniert das auch. Im Bad frischte ich noch mein Make-up auf, dann ging es weiter Richtung City.
Ich war pünktlich kurz vor 21:00 im Kiez, fand auf Anhieb einen Parkplatz und machte mich auf den Weg zu dem Lokal, in dem wir uns eigentlich treffen wollten. Ich war schon kurz vor der Bar, als mir Ingo schrieb, dass er doch nicht mehr weggehen würde. Nun musste ich den Abend also doch allein verbringen. In die Bar ging ich nun doch nicht, sondern machte meine übliche Runde über den Schöneberger Kiez und von dort aus in Richting Breitscheidplatz. Zwischendurch nutze ich jede stille Ecke, um ein paar Bilder zu schiessen. Bis zur Gedächtniskirche ist es schon ein Stück zu laufen, und deshalb trage ich fast nur noch flache Schuhe. Diese Wege auf High-Heels zurück zu legen, wäre eine Tortur. Übrigens machen das die meisten Bio-Frauen genauso. Absatzschuhe sieht man nur noch selten auf der Straße und ich finde, auch Sandalen und selbst Sneakers können sexy wirken, wenn das übrige Outfit dazu passt. Jedenfalls fühle ich mich deutlich wohler, wenn mir nicht jeder Schritt weh tut.
Auf dem Breitscheidplatz war wieder etwas los; diesmal war es wohl das „Streedfood-Festival“. Man konnte im Freien sitzen, essen und trinken, nur Live-Musik gab es nicht. Aber ich fand es trotzdem schön und ich weiß, das habe ich schon etliche Male geschrieben, aber „Summer in the City“ als Frau ist für mich immer ein Erlebnis, von dem ich den ganzen Winter über träume. Hier spüre ich das Leben auf eine ganz besondere Art. Der Vorteil, wenn man allein ist, man kann spontan entscheiden, was man als Nächstes tun möchte. Der Nachteil ist, man hat niemanden, mit dem man sich austauschen kann. So war ich auch ein wenig hin- und hergerissen, fand es toll, einfach dazusitzen und die Leute zu beobachten, vermisste aber andererseits auch ein wenig die Unterhaltung.
Es war so um 23:00, als ich mich auf den Rückweg machen wollte. Der führte mich wieder in den Schöneberger Kiez, wo mein Auto stand. In der Fuggerstraße sprach mich ein Mann an, überhäufte mich mit Komplimenten, wie hübsch ich doch sei und lud mich auf einen Drink ein. Zuerst wollte ich nicht, aber dann dachte ich: „Den Spaß gönnst du dir.“
Wir fanden ganz in der Nähe ein nettes Straßenlokal, wo wir draussen sitzen konnten, er bestellte Getränke und fing an zu erzählen. Er sei verheiratet, aber das läuft nicht so gut, und er suche eine Affäre. Mich fände er so wunderschön und schilderte mir in allen Details, was er gern mit mir anstellen würde. Es war offensichtlich, dass er mich für eine biologische Frau hielt und ich musste innerlich grinsen, als ich mir vorstellte, welche Überraschung ihn erwarten würde, wenn es tatsächlich dazu kommen würde. Aber ich hatte natürlich keinerlei Absichten in dieser Hinsicht und fand es einfach nur lustig, wie er baggerte. Mich da rauszuwinden, war einfach. Bei ihm wäre es nicht gegangen, und ich nehme grundsätzlich keinen Besuch mit zu mir. Das ist übrigens einer meiner Tricks in solchen Situationen. Ich lasse die Typen erzählen, bis ich etwas finde, warum es „leider“ nicht geht. Aber es war schon witzig, als „Frau“ dermaßen angeflirtet zu werden. Irgendwie scheine ich immer noch eine gewisse Anziehungskraft zu haben, keine Ahnung, warum. Nach einer Weile gab er es dann auf, trank sein Bier aus, bezahlte und verabschiedete sich. Ich ging erstmal auf die Toilette, um ein bisschen Zeit zu gewinnen, falls der Typ noch irgendwo auf mich wartete. Dann war die Luft rein, und ich verließ das Lokal. Ich war kaum ein paar Schritte gegangen, als ich die Blicke eines anderen Mannes spürte. Inzwischen habe ich so viel Erfahrung und Menschenkenntnis, dass ich es schnell mitbekomme, wenn jemand Interesse an mir hat. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn mit einem kleinen Zeichen aufzumuntern und auch das ist das Schöne am „Frausein“, man kann herrlich mit den Typen spielen. Doch ich hatte keine Lust darauf, tat so, als ob ich nichts bemerkte und lief weiter. Aber immerhin war es noch eine weitere Bestätigung in dieser Nacht.
Wenig später war ich an meinem Auto. Die Sommernacht in Berlin ging weiter, aber nun ohne mich. Doch ich hatte meinen Spaß, kurbelte das Fenster runter und genoss die Fahrt duch das nächtliche Berlin. Von mir aus könnte der Sommer ewig dauern…

03.08.2024: Juchhu, Julchen ist volljährig geworden! Am 4. August 2006 war ihr erster Ausflug, und damit so etwas wie ihre Geburt. Wie es mir bei meinen allerersten Schritten auf Stöckelschuhen erging, könnt Ihr übrigens recht anschaulich in der Rubrik „Stories“ auf dieser Website lesen. Okay, die „Basis“, sprich der Kerl ist unwesentlich älter, und sein Geburtstag ist auch nicht der 4.8., aber immerhin im gleichen Sternzeichen. Davon gibt es ja auch nur zwei: Löwen – und eben die anderen…
Jedenfalls war es ein Grund, um auszugehen. Das wollte ich eigentlich auch direkt an Julias Geburtstag machen, doch die Wettervorhersage klang nicht wirklich einladend. Also verlegten wir das kurzerhand um einen Tag vor. Eine Feier gab es zwar nicht, aber mein Lebensmensch begleitete mich, zumindest auf den ersten Teil des Ausfluges. Wir fuhren mit meinen Hund an die Havel, wo ich ein paar Tage zuvor schon allein unterwegs war. Ich liebe diese Ecke einfach; für mich ist es einer der schönsten Gegenden Berlins. Mein Hund freute sich zwar auch über den Spaziergang, aber mit Wasser kann er wenig anfangen. Es ist mein erster wasserscheuer Vierbeiner. Seine Vorgänger konnte ich überhaupt nicht aus den Fluten heraus bekommen. So hat halt jedes Tier seine Eigenarten. So ein Hund ist ja auch nur ein Mensch… Vielmehr interessierte sich mein schwanzwedelnder Liebling für den nächsten Programmpunkt. Da wollten wir nämlich essen gehen, und das ist ein Rudelerlebnis. Dabei fällt grundsätzlich etwas für den Hund ab, das weiß er genau und freut sich jedes Mal „tierisch“ auf einen Restaurantbesuch. Doch diesmal gab es eine Enttäuschung, sowohl für ihn als auch für uns. Das schöne Lokal am Wasser war leider geschlossen. Ziemlich unverständlich, an einem sonnigen Samstagnachmittag, aber es war leider so. Gut, wir hätten auch eins der anderen Lokale besuchen können, doch die waren meinem Lebensmenschen zu voll. Nicht, weil sie sich mit mir genierte, damit hat sie keine Probleme, aber zu viele Menschen gehen ihr schnell auf die Nerven. Okay, das musste ich halt akzeptieren, und so blieb es bei einem Eis auf der Promenade. Das mag mein Hund zwar auch gern, aber eher als Dessert nach einer großen Bratwurst. Wir hielten noch kurz an der Haveldüne, weil ich meinem Lebensmenschen den fantastischen Ausblick zeigen wollte, dann setzte ich zwei- und vierbeinige Begleitung ab. Ich wollte noch eine Weile auf Achse sein, und da ist es schon beruhigend, wenn der Hund versorgt ist. Dort bekam er wenigstens einen großen Napf Hundefutter, wenn auch keine Bratwurst…
So genau wusste ich gar nicht, was ich mit dem Abend anfangen sollte. Jedenfalls zog ich mich erstmal um, weil mir nach einem anderen Outfit war. Ich habe immer mehrere Sachen zur Auswahl mit, je nachdem, was ich unternehmen möchte und wonach mir ist, und natürlich auch, um mich auf das Wetter einstellen zu können. Das geht nur mit einem eigenen Auto. In einer Car-Sharing-Schüssel kann man keine Sachen deponieren, es sei denn, man bezahlt Unsummen für ein parkendes Auto. Schon allein deswegen würde das für mich nie in Frage kommen. So unabhängig wie mit einem eigenen Mobil kann man mit so einem Mietwagen nie sein, und Unabhängigkeit ist für mich das höchste Gut. Da ich eh gerade in Spandau war, entschloss ich mich zu einem Spaziergang durch die schöne Altstadt. Sie ist wirklich sehenswert, mit einigen historischen Gebäuden, und einkaufen kann man dort auch recht gut. Der Bereich ist eine Fußgängerzone, viele Lokale haben draussen Tische aufgestellt, und dadurch entsteht fast ein bisschen Urlaubsflair. Ich machte einige Fotos und setzte mich auf eine Bank an der alten St. Nikolai-Kirche. Ein paar Meter weiter spielte ein Geiger vor einer Gaststätte, und das machte er gut. Als er „My Way“ von Frank Sinatra anstimmte, kam ich ins Träumen. Es ist eins meiner Lieblingslieder, von der Melodie und besonders vom Text her. Er passt zu mir, denn ich bin auch immer meinen eigenen Weg gegangen und werde das auch weiterhin tun, egal, ob es anderen gefällt oder nicht. Wenig später bekam ich von meinem Bekannten eine Whatsapp, dass er heute nicht mehr weggehen würde, weil seine Arbeitswoche so stressig war. Darauf hatte ich ein wenig spekuliert, aber nicht mal ein Foto von mir in meinen Hot-Pants konnte ihn umstimmen. Gut, nun musste ein anderer Plan her.
Ich lief langsam zurück zum Auto, und da der Restaurantbesuch am Nachmittag ausgefallen war, verspürte ich einen leichten Hunger. Wieder zog ich mich um und nahm diesmal eine lange Jeans, weil es am Abend doch kühler werden konnte. Auf dem Weg lag ein McDonald´s, und man kann auf Fastfood schimpfen, aber ich mag die Chicken Nuggets und die Pommes. Sie schmecken überall gleich, egal ob in Berlin oder auf Gran Canaria oder sonst wo, es geht schnell und man wird satt. Es ist natürlich nicht mit einem richtigen Essen gehen zu vergleichen, aber ich hatte nun etwas im Magen, und das war okay. Mein Weg führte mich wie fast immer in die City West. An Sommerabenden bin ich sehr gerne dort, aber auch das viel lieber in der weiblichen Form. Als Kerl findet man mich dort kaum. Aber als Frau mag ich das pulsierende Leben am Kurfürstendamm. Am Abend findet man dort auch immer einen Parkplatz, mehr oder weniger legal… aber das Thema mit der Parkraumbewirtschaftung hatten wir schon mal. Ich parkte nicht weit vom Europa-Center und suchte nach Plätzen für meine Fotos. Die fand ich auch schnell, und war plötzlich an einem Seiteneingang des Centers. Dort war nicht viel los, und das brauche ich, um in Ruhe fotografieren zu können. Da ich nun schon mal dort war, ging ich auch in das berühmte Einkaufscenter. Es war damals wohl eine Sensation, als es in den sechziger Jahren eröffnete. Das habe ich noch nicht mitbekommen, aber in meiner Jugend war ich oft dort. Die Geschäfte waren schon geschlossen, dadurch war nicht viel Betrieb. Es gibt zwar auch Restaurants und einen Irish Pub mit Live-Musik, aber wirklicher Trubel spielt sich dort nicht ab. Das gab mir aber die Möglichkeit, meine Kamera an den verschiedensten Stellen zu deponieren, ohne dass mir ständig jemand ins Bild rennt. Ich bummelte durch die Etagen, und irgendwie spürt man dort immer noch die Siebziger Jahre, wie an der bunten Wasseruhr, die damals auch bestaunt wurde. Ich mag das, wenn die gute alte Zeit noch gegenwärtig ist. Auch den Waffenladen im Untergeschoß gibt es noch. Kein Wunder, denn im dem Geschäft habe ich früher eine Menge Kohle gelassen. Dort gibt es immer noch eine große Auswahl an Selbstverteidigungswaffen, und die Preise sind nicht überzogen. Einiges, was dort im Schaufenster lag, befindet sich auch in einem meiner Waffenschränke. Oder in meiner Handtasche…
Nachdem ich mich genug an den Knarren sattgesehen hatte, wollte ich wieder an die frische Luft. Auf dem Breitscheidplatz war noch das Europa-Fest, was praktisch nahtlos von der Fanmeile überging. Allerdings mit dem großen Vorteil, dass es nun keine Waffenverbotszone mehr war. Ich setzte mich an den Rand des „Wasserklopses“, einem Springbrunnen, und hörte dem schwedischen DJ zu. Er brachte bekannte Lieder, teilweise etwas aufgepeppt. Die Stimmung war gut, man konnte sich mit Essen und Trinken versorgen und sich in einen der Liegestühle setzen, und es waren jede Menge hübscher Frauen unterwegs. Um 22:00 war das Fest allerdings schon vorbei, denn die Nachtruhe musste eingehalten werden. Nun denke ich mir, wer dort hinzieht, der sollte auch etwas Lautstärke vertragen, zumal es wirklich nicht übermäßig laut war. Ich jedenfalls liebe diese Atmosphäre, den Sommerabend in der Stadt zu erleben, obwohl es nun schon etwas früher dunkel wurde und ich irgendwie spürte, dass der Herbst nicht mehr weit ist. Umso wichtiger ist es für mich, jeden Sommertag auszunutzen. Zum Abschluss spielte der Schwede ein Lied, das leider oft falsch gesungen wird. Offenbar durch einen Übersetzungsfehler wurde Leonard Cohens Song als „Hallelujah“ bekannt. Richtig sollte es natürlich heißen: „Hallo Julia“, das liegt doch auf der Hand. Es war doch nicht so kühl wie angenommen, ich sah viele Mädels in Mini-Röcken und kurzen Kleidern, und wollte nun auch wieder etwas mehr Luft an meinen Körper lassen. Mein Auto stand nicht weit, also tauschte ich einfach wieder die Jeans in Shorts, und fühlte mich nun wieder angemessener gekleidet.
Ich bekam Durst. Die Stände am Breitscheidplatz waren schon geschlossen, und mir war auch mehr nach einem Lokal. Ins K6 wollte ich diesmal nicht, nachdem mir mein Bekannter letztens von einer Auseinandersetzung dort erzählt hatte. Gut, ich selber hatte dort noch nie Probleme und fühlte mich bisher auch recht wohl, doch sollte jemand mich mal auf unangenehme Weise anmachen und sogar tätlich werden, so wie es mir geschildert wurde, dann zieht er damit das direkte Los in die nächste Notaufnahme. Fast hätte jemand anderes dieses schöne Erlebnis gehabt. Ich stand an einer Ampel. Bei „Grün“ lief ich los, doch da kam ein E-Roller-Fahrer angeschossen, der rot hatte, was ihn jedoch nicht zu interessieren schien. Der musste ganz schön bremsen, und sich dazu von mir noch anhören, dass er wohl zu blöd für die einfachsten Verkehrsregeln sei. Er erwiderte irgendwas Unverständliches. Inzwischen hatte ich die Mittelinsel erreicht und warf ihm noch mal einen Spruch an den Kopf. Einen Moment schien er zu überlegen, ob er darauf reagieren sollte. Die 9 mm-Walther (die ich legal führen darf, nur damit da keine Missverständnisse entstehen) in meiner Handtasche vibrierte schon voller Vorfreude, und ich dachte ebenso freudig erregt: „Wenn der jetzt etwas unternimmt, was ich als Angriff auslegen kann, dann verbringt der Typ den Abend unter einer Sauerstoffmaske auf der Intensiv-Station.“ Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass jemand in der City Bekanntschaft mit meiner Verteidigungsbereitschaft macht… aber das ist eine andere Geschichte. Zu seinem Glück und meinem Bedauern entschied er sich anders und fuhr mit seinem Mietroller weiter. Mit den Dingern verhält es sich meiner Meinung nach übrigens ähnlich wie mit den Schießeisen. Die Teile an sich sind nicht schlecht und können recht nützlich sein. Nur die Menschen, die sie benutzen, sind manchmal einfach bescheuert. So setze ich meine Waffen nie für einen Angriff, sondern nur zur Verteidigung ein. Und bei den E-Rollern verstehe ich nicht, warum man sie nicht so abstellen kann, dass niemand behindert wird, sondern sie oft einfach mitten auf den Gehweg feuert. Und auch für diese Fahrzeuge gelten Verkehrsregeln, wie übrigens auch für Fahrradfahrer. Eine davon ist, nicht bei „Rot“ über die Ampel zu fahren…
Ohne weitere Vorkommnisse setzte ich meinen Weg fort, machte noch kurz einen Schlenker durch die Motzstraße, bevor ich dann im „Oldtimer“ landete. In dem Lokal kann man auch draussen sitzen. Ich fand einen Platz an einem Zweier-Tisch und bestellte mir eine Cola. Auch wenn ich keine Gesellschaft hatte, es war schön, im Freien zu sitzen und die Sommernacht zu geniessen. Dabei dachte dachte ich an meinen allerersten Ausflug „en femme“ zurück, der gar nicht weit von dieser Bar entfernt stattfand. Niemals hätte ich damals gedacht, was ich alles als „Frau“ erleben und wie stark es mein Leben verändern würde. Nicht immer zum Positiven, aber unter dem Strich bereue ich nicht, diesen Weg gegangen zu sein.
Ich wartete, bis es 0:00 und damit Julias Geburtstag wurde. In Begleitung wäre es natürlich schöner gewesen, in diesen Tag hinein zu gehen, der für mich doch etwas Besonderes bedeutete. Aber es hat nicht sein sollen. Also trank ich meine Cola aus, lief zu meinem Auto, machte mich auf den Rückweg und beendete damit meine ganz private Geburtstagsfeier.

31.07.2024: Sommer, Wasser und Julia sind eine ideale Kombination. Wenn so ein Sommerwetter wie an diesem Tag mit rund 30 Grad vorher gesagt wird, dann juckt es mich schon gewaltig. Und wenn ich dann bei meiner vormittäglichen Kundentour die ganzen leicht bekleideten Frauen auf der Straße sehe, dann freue ich mich nicht nur über deren Anblick, sondern auch darauf, bald auch aus meiner langen Hose steigen zu können und mit weniger Stoff am Körper unterwegs zu sein.
Diesmal kam ich nicht dazu, meinen Ausflug vorzubereiten, denn ich arbeitete am Vortag bis in die Nacht an meinem Roman, der mich nicht los ließ. Aber das war kein großes Problem, denn es war ziemlich klar, dass ich einen Bikini bräuchte. Und das „Darüber“ musste einfach nur viel Luft an den Körper lassen und leicht auszuziehen sein. Vorher wollte ich aber noch meinem „Julia-Mobil“ eine Erfrischung gönnen und fuhr mit ihm durch die Waschanlage. Das kommt ehrlich gesagt nicht allzu häufig vor und ich dachte inzwischen schon, dass das Auto vorn vornherein in „schmutzig-grau“ lackiert war. Aber nach der Wäsche kam eine ganz andere Farbe zum Vorschein, an die ich mich nur noch dunkel erinnern konnte.
Mit einem glänzenden Auto fuhr ich weiter zur Havel. Auf der Spandauer Seite kommt man ziemlich leicht ans Wasser, oft gibt es sogar Parkplätze, die nur ein paar Schritte vom kühlen Nass entfernt sind. Einen davon steuerte ich an. Von da aus kommt man zu einer großen Wiese, und ich war ziemlich überrascht, dass sie erstaunlich leer war. Gut, es war zwar mitten in der Woche, aber auch in den großen Ferien. Trotzdem waren dort bestenfalls 10 Leute, die in der Sonne bruzzelten. Ich wollte mich aber nicht nur sonnen, sondern baden. Und man mag es nicht glauben, mitten in dieser riesigen Stadt kann man Badebuchten finden, die man ganz für sich hat. Gut, meine Bucht war nicht groß, lag aber schön versteckt, mit etwas Sandstrand und einen flachen Zugang zum Wasser. Dazu war der Blick einfach fantastisch über die Havel, die an dieser Stelle so breit wie ein See ist. Ich breitete mein Badetuch aus, plantschte und machte jede Menge Fotos, völlig ungestört. Auf dem Wasser war ein bisschen Betrieb, aber nicht so viel, dass es nervig wurde. Mich stört es sowieso nicht, denn an Booten kann ich mich nicht sattsehen. Ich mochte es sehr, auf dem Wasser rumzuschippern, und theoretisch könnte ich das mit meinem Elektro-Schlauchboot auch jetzt noch tun. Nur fehlt mir leider der Elan, das Boot allein zu transportieren und aufzubauen. Das ist halt leider doch ein größerer Aufwand, als ich gedacht hatte. Zu zweit wäre es keine große Sache, aber allein ist es eine ziemliche Plackerei. Doch lautlaus im Bikini über das Wasser zu gleiten, das steht noch auf meiner To-Do-Liste. Aber auch ohne Boot war es einfach schön. Das Wasser war durch die heißen Tage angenehm war, und im Bikini am Strand zu sein, finde ich immer wieder klasse. Manche Transfrauen trauen sich das nicht, und das ist schade. Es geht wirklich so gut wie alles, man muss es eben nur mal versuchen. Zwischendurch schickte ich noch ein paar Bikini-Fotos an Freunde, die ihnen wohl ganz gut gefallen haben.
Gegen 17:00 wurde der Himmel langsam bedeckt, aber es war immer noch warm. Doch gebadet hatte ich nun genug und wollte noch ein bisschen weiterziehen. Beim Baden wurde natürlich auch mein Bikini-Höschen nass, und ich hatte keinen Ersatz dabei. Aber dafür ein langes Kleid. Das zog ich nun an, ließ aber dafür den Slip weg. Das habe ich noch nie gemacht, „unten ohne“ unterwegs zu sein. Im Mini würde es auch nicht gehen, aber bei diesem Kleid fiel es überhaupt nicht auf. Und es fühlte sich irgendwie gut an. Ich wagte mich damit sogar in belebtere Gegenden, denn ich hatte etwas Hunger, und etwas Kaltes zu trinken konnte ich auch gebrauchen. Also fuhr ich weiter nach Alt-Kladow, wo vor einigen Wochen das Hafenfest stattfand, von dem es auch einen Blogbeitrag gibt. Jetzt war es natürlich deutlich leerer als zu dem Fest, doch es ist auch sonst eine beliebte Gegend für Ausflügler. Zuerst machte ich ein paar Fotos an der Steintreppe, von der man einen schönen Blick auf das gegenüberliegende Strandbad Wannsee hat. Mit dem Auto bräuchte man von Kladow bis zum Wannsee gut eine halbe Stunde, dabei sind die beiden Orte bestenfalls einen Kilometer entfernt. Mit einem Boot ist man innerhalb weniger Minuten da. Das nutzen viele, denn es gibt auch eine Fähre, allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer. Die fuhr auch gerade an mir vorbei, als ich für die Bilder posierte. Die Leute auf dem Schiff winkten und waren gut drauf. Kein Wunder, bei diesem Super-Wetter.
Die Straßencafés und Restaurants an der Promenade waren gut besucht, seltsamerweise aber nicht der neue Biergarten, in dem man direkt an den Bootsanlegern sitzt. Nur eine Hecke trennt einen vom Wasser. Die Speiseauswahl ist nicht sehr groß und eher rustikal, aber das reichte mir. Ich holte mir eine Cola und eine Bratwurst, und fühlte mich ein wenig so wie im Urlaub. Einfach für ein paar Stunden keine Verpflichtungen zu haben und spontan zu entscheiden, was man tun möchte. Dass ich unter meinem Kleid nur mein Bikini-Top, aber keinen Slip trug, war für mich inzwischen beinahe normal. Dennoch wollte ich langsam wieder nach Hause, denn ich hatte den Sommertag genossen, und darauf kam es mir an. Allerdings konnte ich dem Eisladen nicht widerstehen, der auf meinem Weg lag, und kaufte mir noch zwei Kugeln Eis, die ich auf einer Bank vor dem Bootsteg verputzte. Es war die richtige Entscheidung, für einen Tag die Arbeit an meinem Buch zu vernachlässigen und dafür das „Julia-Feeling“ zu haben, das diesmal mangels Slip schon etwas außergewöhnlich war. Aber auch aufregend…

20.07.2024: Es gibt Tage, da müsste ich mich klonen lassen. An denen kommt alles zusammen, was sich normalerweise gar nicht unter einen Hut bringen lässt. So war es auch an diesem Tag. Am Morgen stand ein Sportwettkampf an, zu dem ich ins Umland fahren musste. Der dauerte zum Glück nicht allzu lange, so dass ich mich zu Hause ohne Zeitdruck umziehen und schminken konnte, bevor das Qualifying für den GP von Ungarn übertragen wurde. Es werden ja nur noch wenige Rennen im Free-TV übertragen, und die möchte ich mir als Motorsportfreak nicht entgehen lassen. Nur sind die blöderweise manchmal an Wochenenden, wo es auch noch andere Termine gibt, so wie diesmal das Motzstraßenfest. Auf eine Art ist es gut, dass nicht mehr alle Rennen frei empfangbar sind, denn bei mittlerweile 24 Rennen wäre praktisch jedes zweite Wochenende zerknallt. Aber nicht nur deswegen habe ich kein Sky-Abonnement, genauso wenig wie Netflix, Prime und was es da sonst noch so gibt. Es geht mir gegen den Strich, für etwas zu bezahlen, was ich auch umsonst bekommen kann und ich finde, die im Kabelfernsehen oder über Satellit erhältlichen Programme sind mehr als ausreichend. Schließlich stamme ich noch aus einer Zeit, in der es lediglich drei Programme gab. Und das ging auch… Jedenfalls war es sehr entspannend, sich in Ruhe stylen zu können und dann ausgehbereit der Formel 1 zuzuschauen. Durch einige Unterbrechungen wurde es eine Viertelstunde später, bis ich los konnte, aber ich hatte einen reichlichen Puffer.
Es war ein sommerlich heißer Tag mit über 30 Grad und somit genau mein Wetter, bei dem ich am liebsten unterwegs bin. Schon die Fahrt in die City genoss ich in meinem Sommer-Outfit bei herunter gekurbelter Scheibe. Erwartungsgemäß war die Parkplatzsuche kein leichtes Unterfangen, doch in einer Seitenstraße hatte ich Glück und war wieder einmal froh, dass mein „Juliamobil“ fast in jede Parklücke passt. Von da aus hatte ich noch einen Fußweg von rund 15 Minuten bis zur Bar Voyage, in der ich verabredet war. Meine Cola stand gerade auf dem Tisch, als Julia ankam, die ich vor einer Woche beim Mädelstreff Prenzlauer Berg kennen gelernt hatte. Sie kam als Kerl mit dem Fahrrad. Sehr sportlich. Hätte ich von daheim ein Fahrrad für den Weg in die City genommen, wäre ich vermutlich kurz vor dem Wintereinbruch angekommen… Deswegen habe ich so ein Ding auch gar nicht mehr, weil ich es nicht vernünftig nutzen könnte. Es ist mir absolut schleierhaft, wie man ein Fahrrad ernsthaft als alternatives Verkehrsmittel in Betracht ziehen kann. Bei jungen und gesunden Menschen mag das noch gehen, aber es gibt viele, die körperlich dazu gar nicht in der Lage sind. Aber auch bei denen stellt sich die Frage nach der geringen Transportkapazität und der fehlenden Möglichkeit, Gepäck sicher zu verschliessen. Kurz darauf traf auch Maja ein, und damit waren wir komplett. Wir unterhielten uns eine Weile, bevor wir zusammen zum Motzstraßenfest aufbrachen. Es war richtg schön, mal wieder mit meiner Freundin zu reden. Wir kennen uns schon ewig, doch leider passt es zeitlich nur selten, dass wir uns sehen.
Es war schon ziemlich voll und man kam nur schwer an die Stände, dabei wäre es sicher ganz interessant gewesen, wofür sich die einzelnen Gruppierungen einsetzten, die neben den kommerziellen Anbietern vertreten waren. Witzig war ein Stand der BVG, bei der verschiedene Haltestellen passend zur Veranstaltung umbenannt wurden. So konnte man sich beispielsweise mit dem Schild „Gaysundbrunnen“ ablichten lassen. Für Nicht-Berliner: Eigentlich heißt die Station „Gesundbrunnen“. Aus der Stadtmitte wurde „Stadttitte“. In diesem Stil gab es mehrere Wortschöpfungen. Maya und ich konnten es uns nicht verkneifen, uns mit dem Schild „Transfurter Allee“ zu fotografieren. Musik gab es auf mehreren Bühnen, Essen und Trinken reichlich, wenn auch teilweise zu recht ambitionierten Preisen, die Stimmung war toll und friedlich und viele Mädels trugen nur wenig mehr als nichts. Da kann man als „Nachgemachte“ schon neidisch werden. So sehr wir „Teilzeitfrauen“ uns auch bemühen, da können wir nur in den seltensten Fällen mithalten. Aber okay, wir machen das Beste daraus, und hin und wieder gibt es auch für uns interessierte Blicke.
Nachdem wir nun einen Teil des Festes abgegrast hatten legten wir eine Pause in der Kneipe „Malu 15“ ein, die sich ganz in der Nähe befindet. Dort konnten wir ohne Gedränge unsere Cola trinken, die Toilette aufsuchen und ein bisschen quatschen. Dann waren wir wieder gestärkt für den zweiten Teil. Leerer war es inzwischen nicht geworden, aber wir fanden hin und wieder doch die Möglichkeit für ein paar Bilder. Es war der Teil, wo viele politische und soziale Gruppen vertreten waren und es ist schon erstaunlich, wie viele Organistionen sich für queere Belange engagieren. Dass es trotzdem noch ein weiter Weg zur wirklichen Akzeptanz ist, sollte ich im Verlauf des Abends noch feststellen müssen…
Nun hatten wir alles gesehen, wenn auch nur eher oberfkächlich. Es war so gegen 21:30, als sich Julia von uns verabschiedete, während ich mit Maja noch auf einen Drink ins K6 ging. Dort traf ich auch Ingo wieder, der uns gleich an seinen Tisch winkte. Maja hatte mit ihm gleich ein Gesprächsthema über Skandinavien, bei dem ich leider nur wenig zu beitragen konnte. Bis auf einen Besuch in Schweden vor vielen, vielen Jahren kenne ich den Norden nur von der Landkarte. Maja dagegen hat dort ein Haus und ist entsprechend oft dort. Es war immer noch herrlich mild und ich vermisste meine Jacke nicht, die ich ausnahmsweise im Auto gelassen hatte. Übrigens auch etwas, was ich als Kerl nie tun würde. Maja ging nach gut einer Stunde, doch ich wollte den Sommerabend noch lange nicht beenden. Nun saß ich allein mit Ingo im Biergarten. Was er mir erzählte, war allerdings nicht so schön. Nachdem wir vor einer Woche Hand in Hand das Lokal verlassen hatten, war er einige Tage später allein dort. Ein anderer Gast machte ihn auf ziemlich üble Weise an, was er denn mit so einer wie mir wolle und fand wohl ziemlich beleidigende Worte für mich. Der Disput endete angeblich sogar mit Handgreiflichkeiten. Ich war nicht dabei und kann nur das Gehörte wiedergeben, aber es machte mich doch etwas traurig, als Ingo mir das mitteilte. Bisher fühlte ich mich dort immer willkommen und akzeptiert, aber offenbar sehen das nicht alle Gäste so. Wobei ich sagen muss, dass ich von den Wirten und insbesondere von Esther, der Besitzerin, immer sehr herzlich behandelt werde und selbst auch noch nie Probleme dort hatte. Aber es ist kein so tolles Gefühl wenn man weiß, dass sich manche anscheinend an meiner Anwesenheit stören.
Nun gut, wir tranken aus und liefen wieder Hand in Hand zum Motzstraßenfest, das noch bis Mitternacht im Gange war und fanden es schön. Ingo kennt sich in der Szene aus und hat jede Menge Kontakte. Wir trafen einen Fotografen, den er auch kannte und der ein paar Bilder von uns schoss. Er arbeitet für verschiedene Publikationen wie zum Beispiel der Siegessäule. Gut möglich, dass ihr da demnächst ein Bild von mir findet. Wir liefen weiter zum Stand der Scheune, und da hatte ich ein nettes Erlebnis. Ein Bekannter von Ingo wunderte sich, dass er mit einer Frau auftauchte. Keine Ahnung, ob er mich wirklich für eine hielt oder schon ein paar Bier zu viel intus hatte, doch wie dem auch sei, es tat mir gut, als weibliches Wesen gesehen zu werden. Wir tranken ein alkoholfreies Bier, schauten noch am Wagen der „Dreizehn“ vorbei und gingen in Richtung des Lokals, in dem wir schon letzte Woche waren. Die Martin-Luther-Straße war vollgeparkt mit Polizei und Rettungswagen. Wie ich später erfuhr, gab es in einem Restaurant eine Streitigkeit mit mehreren Verletzten. Ob es einen Zusammenhang mit dem Motzstraßenfest gab, war unklar. Aber das Aufgebot sah schon ziemlich beeindruckend aus. Auch das ist Berlin…
In der „Dreizehn“ war es knackig voll. Wir holten uns Getränke und stellten uns in eine Ecke, denn Sitzplätze gab es nicht. Wir standen ziemlich nah beieinande; es sah sicher schon ein wenig intim aus, auch wenn nicht wirklich etwas passierte. Ich bekam es nicht mit, aber Ingo. Irgendeinem Lokalbesucher in der überwiegend von Homosexuellen besuchten Kneipe gefiel unsere Nähe nicht und quittierte sie mit einen abfälligen „Pfui“. Ich war eigentlich gut drauf, aber nach der Geschichte und dem vorherigen Bericht von Ingo war ich nur noch niedergeschlagen. Da wird immer von Akzeptanz und Toleranz gesprochen, gerade von queeren Menschen, und dann reagieren sie selbst absolut intolerant. Es sollte doch egal sein, wer wen mag, das wird immer gepredigt, doch selbst halten sie sich nicht daran. Ich verstand es nicht mehr, denn ich habe weder jemanden belästigt noch angemacht, war zu allen nett und freundlich. Dann auf solche Ablehnung zu treffen, verdarb mir gründlich die Stimmung. Natürlich lasse ich mir durch solche Idioten nicht den Spaß verderben, aber in dem Moment war er mir vergangen. Es machte eben einen Unterschied, ob man sich respektiert fühlt oder nicht. Ich stand nur noch da, trank meine Cola aus und hatte keine Lust mehr, länger zu bleiben. Bei Ingo war es nicht anders, auch er fand die Bemerkung ziemlich daneben. Schade, der Abend war ansonsten eigentlich richtig schön.
Wir trennten uns vor der „Dreizehn“, denn wir mussten in unterschiedliche Richtungen. Mein Weg führte mich noch mal über die Motzstraße. Das Fest war mittlerweile vorbei, aber trotzdem waren noch viele Leute unterwegs. Selbst nachts um 1:00 war es so warm, dass ich in meinen dünnen Klamotten nicht fror. Im Gegenteil, ich genoss die Sommernacht, machte noch ein paar Fotos und sah einen wunderschönen Vollmond. Bis zum Auto musste ich eine knappe halbe Stunde laufen, und außerhalb der Festmeile war es ziemlich unbelebt. Mein Auto stand in einer abgelegenen Seitenstraße, und dort nachts allein als Frau unterwegs zu sein, war schon etwas unheimlich. Natürlich war ich vorsichtig und nahm aus meiner Handtasche die Dinge zur Hand, die ich notfalls zur Selbstverteidigung bräuchte. Nicht auszudenken, wie man nachts unbewaffnet unterwegs sein kann, das wäre für mich unvorstellbar. Aber zum Glück musste ich meine Waffen nicht einsetzen und kam völlig unbehelligt an meinem Auto an. Das ist mir auch deutlich lieber gewesen. Schließlich wollte ich einfach nur einen netten Abend haben und keinen Streß.
Auf der Fahrt dachte ich über die vergangenen Stunden nach. Das Fest, das herrliche Sommerwetter und vielen heißen Girls waren toll, ebenso die Begegnungen mit meinen Freunden. Doch die Abneigungen, die ich von einigen der schwulen Szene erfahren musste, aus einer Ecke, von der ich es nie erwartet hätte, trübten meine Laune. Bisher hatte ich mich immer gut aufgenommen gefühlt, aber ob das in Zukunft an gewissen Orten auch noch so sein wird? Ich weiß es nicht, doch ich kam mit ziemlich gemischten Gefühlen zuhause an.

14.07.2024: So aufregend wie mein Ausflug am Vortag konnte es nicht werden, aber das war diesmal auch gar nicht der Zweck. Es wartete wieder ein schöner Sommertag mit um die 30 Grad, und so viele gibt es im Jahr nicht davon. Dazu war es Sonntag, meine Fingernägel waren sowieso noch lackiert und ganz spontan war mein Entschluss daher nicht. Deshalb hatte ich auch schon eine Vorauswahl an Outfits bereit gelegt. Das mache ich eigentlich immer, wenn ein Ausflug ansteht, denn allein die Zusammenstellung und das Raussuchen kostet eine Menge Zeit, die ich vor dem Ausgehen nicht auch noch aufwenden möchte. Allerdings kommt es gar nicht so selten vor, dass ich mich im letzten Moment umentscheide, oder dass das Wetter mir einen Strich durch die Rechnung macht. Dafür habe ich zwar immer noch weitere Klamotten im Auto, wenn es kühler als erwartet wird oder ich mich umentschließe und etwas anderes als vorgesehen unternehme. Diesmal war es jedoch recht simpel. Es sollte ans Wasser gehen, ich wollte mich ein bisschen sonnen, und das geht nun mal am besten im Bikini. Was ich darüber tragen wollte war auch schnell gefunden, es musste eben nur luftig und leicht auszuziehen sein. So einfach ist es übrigens auch nicht immer. Manchmal weiß ich ganz genau, was ich anziehen möchte, und das passt dann auch auf Anhieb, aber es gibt auch Tage, wo ich stundenlang alle möglichen Varianten ausprobiere und mit keiner zufrieden bin. Das ist dann besonders nervig, vor allem, weil ich die überflüssigen Klamotten auch wieder einräumen muss, sonst würde mein Schlafzimmer wie ein Schlachtfeld aussehen.
Nun gut, die Kleidungsfrage war diesmal wie gesagt kein Thema, eher schon, ob ich zeitig aus dem Bett komme. Ich war erst um 3:00 in der Früh zu Hause, und konnte auch dann noch nicht gleich einschlafen. Doch überraschenderweise war ich kurz nach 8:00 wieder wach und auch halbwegs fit, so dass ich in Ruhe frühstücken und mich schminken konnte, bevor ich dann am späten Vormittag loskam. Ein Ziel hatte ich auch, und das lag gar nicht so weit entfernt. Bei Google Maps fand ich eine Ecke, die sehr schön zu sein schien. Ich fahre oft an dieser Straße vorbei, habe aber noch nie einen Abstecher dorthin gemacht. Irgendwie ist es doch eigenartig: Im Urlaub schaut man sich alle möglichen Sehenswürdigkeiten an, doch was praktisch vor der Haustür liegt, das kennt man nicht. Dabei kann einem Einiges entgehen, und so war es auch hier. Der Aussichtsspunkt an der Haveldüne ist fantastisch. Er liegt ungefähr 20 Meter oberhalb der Havel, man hat einen wunderbaren Überblick, sieht die Boote fahren, ist im Grünen und ich stellte wieder einmal fest, wie schön diese Stadt an manchen Stellen ist. Es ist nicht nur ein riesiger Moloch, sondern hat viel Wald und Wasser. Einige markante Gebäude kann man von da auch erkennen, wie zum Beispiel die Türme des Olympia-Stadions, in dem an diesem Abend das Endspiel zur Fußball-Europameisterschaft stattfand. Die Stadt war voll mit Fans, doch hier merkte man nichts davon. Es stehen einige Bänke bereit, auf denen man rasten und einfach die Seele baumeln lassen kann. Und natürlich Fotos machen… Das alles tat ich, doch dann wollte ich weiter und im Bikini noch mehr Sonne an meine Haut lassen.
Der Weg führte hinunter, zwischen einem Wald und Bootshäusern, die bald von kleinen Wochenend-Häuschen abgelöst wurden. So ein Grundstück muss wie das Paradies sein, mit direktem Wasserzugang. So etwas Ähnliches hatte ich mal, allerdings musste ich bis zu meinem Boot rund eine Minute laufen. Doch auch Paradiese sind vergänglich… Aber nicht alles war zugebaut, denn zwischendurch war eine Badewiese, die für jeden zugänglich war. Da der Weg dorthin aber vielen nicht bekannt sein dürfte, war sie kaum belegt. Erst später kam eine Familie dazu, aber da waren die meisten meiner Bikini-Fotos schon im Kasten. Ins Wasser ging ich nicht, sondern legte mich einfach auf meine Decke, sah den Wolken zu und genoß die Sonne. Wie eine ganz normale Frau lag ich dort im Bikini, und so fühlte ich mich auch. Mir tun die Transfrauen leid, die sich das nicht trauen, denn es ist wirklich gar nichts dabei und es ist schön. Ich dachte auch über den vergangenen Abend nach. Der Flirt war toll, und ich bin gespannt, was sich daraus entwickeln wird. Doch abgesehen davon gibt es einige Typen, die mich daten wollen, nicht nur in den Kontaktbörsen, sondern auch im realen Leben. Als Frau habe ich tatsächlich die Auswahl, obwohl ich ja nun auch keine 20 mehr bin. Wie muss es da erst einer jüngeren, biologischen Frau gehen? Seitdem ich selbst eine „Teilzeitfrau“ bin, kann ich das ein wenig besser nachvollziehen. Es ist schon erstaunlich, wie diese Erfahrungen auch für eine veränderte Perspektive sorgen. Am Anfang meiner „Julia-Zeit“ hätte ich mir kaum vorstellen können, dass es jemals so kommt. Aber auch das gehört meiner Meinung nach dazu, wenn man sich in diese Rolle begibt. Was man dann daraus macht, bleibt jeder selbst überlassen. Mir jedenfalls macht es einen wahnsinnigen Spaß, zu flirten und als Frau angesehen und respektiert zu werden, genauso, wie in Badeklamotten in der Sonne zu liegen. Auch das wäre mir als Kerl nicht möglich, so komisch das auch klingen mag. Die Unterschiede zwischen meinem männlichen und meinem weiblichen Part sind manchmal schon ziemlich gravierend. Doch ausschließlich für eine Seite könnte ich mich nicht entscheiden.
Gegen 13:00 bezog sich der Himmel, noch nicht bedrohlich, aber für mich war es ein Zeichen, langsam aufzubrechen. Nach gut 15 Minuten Fußweg war ich wieder am Aussichtsspunkt der Haveldüne, wo ich nach dieser Anstrengung noch eine Zigarettenpause machte, noch ein paar Fotos schoß und die Sonnenstrahlen auf meiner Haut einfing. Ich überlegte, ob ich noch etwas unternehmen wollte, doch ich hatte Sehnsucht nach meinem Hund und meinem Garten. Bis zu meinem Auto waren es nur ein paar Schritte. Ich stieg ein und nahm den Weg nach hause. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Denn kaum war ich angekommen, schüttete es wie aus Eimern. Der Wetterbericht hatte übrigens für den ganzen Tag Sonnenschein und keinen Regen vorher gesagt, aber das Thema hatten wir ja schon einmal…

13.07.2024: Eigentlich sollte es ein komplettes Julia-Wochenende werden. Am Freitag wollte ich mal wieder bei den TransSisters vorbeischauen und mit meiner Freundin Maja quatschen. Vorbereitet war alles, doch am Nachmittag zog ein heftiges Unwetter mit Regen und Gewitter auf, und die Vorhersage für den Abend war ebenso unheilvoll. Also blieb ich zu Hause und arbeitete weiter an meinem Roman. Dass der angekündigte Regenschauer an Berlin vorbei zog und es weitgehend trocken blieb, war dann persönliches Pech. Allerdings stellt sich die Frage, warum die Wetterstationen nicht in der Lage sind, wenigstens das Wetter für die nächsten Stunden zuverlässig einzuschätzen…
Nun gut, am nächsten Tag klarte es gegen Mittag auf, und ich konnte mein Programm wie vorgesehen durchziehen. Mit Stylen und Umziehen war ich dank guter Vorbereitung überraschend schnell fertig und hatte noch jede Menge Zeit, bis ich zum Mädelstreff im Prenzlauer Berg erwartet wurde. Die nutzte ich für einen Abstecher nach Tegel, denn ich liebe es, am Wasser zu sein. Die Ecke hat zudem den Vorteil, dass es dort einen kostenlosen Parkplatz gibt. Von dem ist es allerdings ein Stück zu laufen, bis man auf die Greenwichpromenade kommt, doch der Weg führt immer am Tegeler See entlang, mit vielen Bänken und einigen Stellen, wo man sogar baden könnte. Dort war es zwar nicht menschenleer, aber auch nicht überfüllt. Je näher man jedoch zum Kanonenplatz kam, auf dem wirklich Kanonen stehen und der am Anfang der Greenwichpromenade liegt, desto belebter wurde es. Es ist auch wirklich schön dort, mit einem traumhaften Blick über den See, den man, wenn man Glück hat, sogar auf einer der Holzliegen genießen kann. Das hat sich auch bei unseren ausländischen Mitbürgern rumgesprochen und man sieht auch hier viele Kopftuchfrauen. Ich lief an zwei jungen Mädchen vorbei, die in Burkas am Wasser saßen. Was mögen die denken, wenn sie eine Frau wie mich im Mini und ausgeschnittenen Top sehen? Ich kann diesen religiösen Fanatismus nicht nachvollziehen und bezweifle, dass sich alle freiwillig diesen Regeln unterwerfen. Und da hört bei mir das Verständnis auf. Jeder soll tun, was er möchte, aber wenn er andere seinen Willen aufzwingt und Frauen dazu gezwungen werden, sich so zu verhüllen, dann hat das auf dieser Welt und ganz sicher in unserem Kulturkreis nichts zu suchen. Wer auf diese Art leben möchte, hat meiner Meinung nach in diesem Land nichts verloren. Und auch, wenn manch verblödeter Politiker das anders sieht: Der Islam, zumindest in dieser radikalen Form, gehört nicht zu Deutschland. Basta.
Ich schoß ein paar nette, Burkafreie Bilder und ging dann zurück zum Auto. Es bot sich an, über Reinickendorf Richtung Prenzlauer Berg zu fahren und zudem war es eine Strecke, die einige Erinnerungen wachrief. In diesem Bezirk lebte ich viele Jahre und dachte bei der Vorbeifahrt an diese Zeit und die Begebenheiten, die sich dort abspielten. Auch wenn mein heutiges Wohnumfeld bedeutend schöner ist, manchmal sehne ich mich doch nach diesen Jahren zurück, in denen alles noch normaler und überschaubarer war. Trotz meiner gedanklichen Reise in die Vergangenheit war ich pünktlich beim Sonntagsclub. Dort traf ich Yvonne, die vor dem Lokal saß, und setzte mich zu ihr. Bald darauf kamen Heike und Julia, somit war der Kreis komplett und wir unterhielten uns. Ich finde es gut, dass es für Transmenschen mehrere Anlaufpunkte gibt und sich die Gruppe dafür engagiert. Es war sehr schön und interessant, die Mädels kennen zu lernen und mich mit ihnen auszutauschen. Vor allen die Geschichten, wie man zu dieser Lebensform gekommen ist, was man damit verbindet und wie man es auslebt. Es würde zu weit führen und wäre auch indiskret, hier alles wieder zu geben. Langsam wurde es draußen ziemlich frisch. Ich war froh, dass erstens mein Auto nur ein paar Meter entfernt stand und ich zweitens auch wärmere Sachen mitgenommen hatte, die ich schnell im Auto gegen meine Sommerklamotten tauschte. Nun konnte ich ohne zu frieren die spannenden Gespräche fortsetzen. So wurde es ein wirklich netter Abend mit sympathischen Menschen, den ich bei Gelegenheit gern fortsetzen würde.
Als der Wirt gegen 23:00 die letzte Runde einläutete, machten wir noch ein paar Erinnerungsfotos, wobei ich ihnen zeigte, wie ich für meine Homepage mit Digicam und Stativ arbeite, dann trennten wir uns. Ich hatte noch keine Lust, den Ausflug zu beenden und fuhr weiter zum K6, das ich nach ziemlich genau einer halben Stunde erreichte. Es ist schon gut, wenn man sich in dieser riesigen Stadt ein wenig auskennt… Viel Betrieb war in der Kneipe nicht, aber es ist irgendwie immer schön, familiär und mit angenehmer Musik. Ich setzte mich an die Bar und nippelte an meiner Cola. Vis-a-vis stand ein Typ, dessen Leidenschaft nicht zu übersehen war. Sein Hemd zierten Flugzeuge, vorwiegend alte Kampfflugzeuge, und um den Hals trug er zwei Ketten mit Flugzeugmodellen. Er quatschte seinen Sitznachbarn voll mit etlichen technischen Details zu allen möglichen Fluggeräten. Als der dann irgendwann genervt sein Bier austrank und ging, war ich offenbar zu seinem nächsten Opfer auserkoren. Zwar interessiere ich mich für Flugzeuge und kann sicher auch ein wenig mitreden, aber von der Technik verstehe ich nur im Ansatz etwas. Doch ich hatte Glück, denn bald wurde ich erlöst, weil mich Ingo ansprach. Der Buchhändler und ehemalige Motzstraßenfest-Organisator, mit dem ich mich vor einig paar Wochen schon mal gut, wenn auch nur kurz, unterhalten hatte. Ich freute mich ehrlich, ihn wieder zu sehen. Er wollte den Abend nicht im K6 beenden und fragte mich, ob ich ihn noch zur „Dreizehn“ begleiten würde. Das Lokal kannte ich bisher nur von aussen, aber es war einer jener Julia-Abende, die ich früher so gern mochte und die heute leider ziemlich selten geworden sind. Einfach losziehen und sehen, was der Abend bringt, spontan sein, sich treiben lassen, Neues kennen lernen. In so einer Stimmung war ich wieder, und das tat gut. Ebenso gut tat es, dass er meine Hand nahm und wir Händchenhaltend den knapp 10 Minuten langen Fußweg zurücklegten. Endlich konnte ich mich mal wieder als „Weibchen“ fühlen und vor allem, ich war mal nicht allein unterwegs. Und ganz ehrlich, ab und zu fehlt mir schon ein wenig Nähe…
Ingo kannte alle und jeden und war in der „Dreizehn“ ebenfalls kein Unbekannter. Ich war die einzige Transfrau, aber alle behandelten mich ausgesprochen freundlich und ich fühlte mich wohl und wirklich als Frau akzeptiert. Der Laden ist nicht übermäßig groß, besteht fast nur aus der Bar und Sitzplätze sind Mangelware. Nur gut, dass ich flache Schuhe anhatte. Aber die Stimmung war toll. Wir kamen mit einem Mann ins Gespräch, der einen Fetisch-Laden hat. Er zeigte mir, wie er aus seinem Gürtel eine Handfessel machen konnte. Irgendwie war das spannend, als „Frau“ mit gefesselten Händen in dieser Bar zu stehen. Es nutzte aber niemand die Situation aus, und außerdem hatte ich meinen Aufpasser mit dabei. Schnell wurde ich auch wieder „befreit“ und bald fand ich mit Ingo einen Platz an einem Stehtisch, wo wir uns etwas besser unterhalten konnten. Ich fand seine Gesellschaft sehr angenehm, denn wenn mich etwas an einem Mann anzieht, dann ist das Intelligenz. Zudem verstehen wir beide etwas von Organisation und haben mit der Literatur einen Anknüpfpunkt, den wir leider in dieser Nacht nicht vertiefen konnten. Wenig später kam ein Pärchen hinzu, was dort ebenfalls eine Seltenheit zu sein scheint, sofern es sich nicht um gleichgeschlechtliche Paare handelt. Aber auch die Dame wurde nicht schräg angeschaut und das ist gut so. Toleranz funktioniert nur nach beiden Seiten.
Mein Begleiter wollte dann gegen 1:30 nach hause und wir verabschiedeten uns, nicht ohne Telefonnummern auszutauschen, was ich nur selten tue. Aber bei ihm freue ich mich wirklich auf ein Wiedersehen und es kam auch am nächsten Morgen eine nette Whatsapp, in der er sich für den netten Abend bedankte. Nun war ich mit dem Pärchen allein, die mich fragten, ob ich noch mit zu einem Club am Alexanderplatz mitkommen wolle. Aber so spontan war ich dann doch nicht, schon weil der Alexanderplatz ein ziemlich heißes Pflaster ist und Parkplätze vermutlich nicht zu finden wären. Und eine Taxe wollte ich nicht extra nehmen, zumal ich keinen Taxiruf in meinem Handy eingespeichert habe und mir das Uber-System völlig fremd ist. Vermutlich braucht man dafür eine App und muss außerdem bestimmt seine Standortdaten aktivieren, und damit hätte sich das für mich sowieso erledigt.
Also verließ ich ziemlich genau um 2:00 das Lokal und machte vor der Tür noch ein paar Bilder. Und bei der Gelegenheit bekam ich dann ein wenig die Schattenseiten des Frauseins zu spüren. Ich posierte gerade für meine Fotos, als ein Taxi neben mir hielt. Der offenbar südländische Fahrer ließ die Scheibe runtersurren und sagte etwas zu mir. Ich verstand ihn nicht richtig und antwortete, dass ich keine Taxe bestellt hatte. Etwas deutlicher sagte er dann, dass er mich sexy fände. Grundsätzlich ist es ja nicht schlecht, wenn mich jemand attraktiv findet, doch mir war klar, worauf das abzielte. Er parkte sein Auto, stieg aber nicht aus. Das Pärchen aus der Dreizehn kam gerade heraus und wollte sich ein Uber-Auto bestellen. Ich blieb für ein paar Minuten bei ihnen und die Taxe machte keine Anstalten, weiter zu fahren. Solche Situationen kenne ich und bin darauf nicht unvorbereitet. Da ich keine Lust hatte, Ewigkeiten zu warten, trennte ich mich von dem Pärchen und machte mich allein auf den Weg zu meinem fahrbaren Untersatz. Wie erwartet, fuhr auch der Taxifahrer langsam los, mich immer im Blick habend. Damit hatte ich gerechnet, deshalb drehte ich um und nahm einen anderen Weg, der für Autos nicht befahrbar war. Nicht, weil ich Angst hatte. Meine Waffe war griffbereit und entsichert, aber ich hatte keine Lust auf irgendwelche Diskussionen. Doch es ist schon irgendwie erschreckend, dass man als Frau manchmal als Freiwild angesehen wird und es zeigte wieder einmal, wie wichtig es ist, nicht unbewaffnet nachts unterwegs zu sein. Außerdem ist es wieder ein Gegenargument für die schwachsinnigen „Waffenverbotszonen“, denn schließlich muss man auch dort hin und wieder zurück kommen und es gibt in der Regel gar keine Möglichkeit, Waffen am Eingang dieser Zonen abzugeben. Und als „Waffe“ versteht man da sogar Pfefferspray, was meiner Meinung nach ein ständiger Begleiter sein sollte, egal ob Mann, Frau oder Transe. Das geschilderte Erlebnis zeigt, dass ich damit nicht ganz falsch liege. Sicher, es ist nichts passiert, aber es kann auch einmal anders kommen.
Ohne Verfolgung gelangte ich zu meinem Auto, doch damit war es noch nicht vorbei. Ich stieg gerade ein, als ein SUV neben mir hielt. Ich dachte, was für ein Idiot, wenn er die Parklücke haben wollte sollte er so stehen, dass ich herauskomme. Aber der Typ wollte nicht parken, sondern mich. Er fragte aus dem Auto heraus, ob ich Zeit hätte. Wofür, da musste ich nicht extra nachfragen. Aber ich wundere mich immer wieder, was in den Köpfen solcher Kerle vorgeht. Glauben die wirklich, ich hüpfe zu denen ins Auto und lasse mich durchnehmen? Ich habe nichts gegen einen Flirt, aber eine Menge gegen solch plumper Anmache. Natürlich lehnte ich ab, startete den Motor und der polnische SUV fuhr weiter. Ich achtete darauf, dass er mir nicht folgte, aber das tat er zum Glück nicht und ich musste nicht in meine Trickkiste aus meinen Rennfahrerzeiten greifen. So kam ich dann unbehelligt exakt um 3:00 nach dieser in jeder Hinsicht ereignisreichen Nacht zu Hause an.

07.07.2024: Zu Beginn jeder „Teilzeit-Frau“-Karriere gehört die Suche nach einem passenden Namen. Wie ich auf „Julia“ gekommen bin, erzähle ich Euch hier. Anfangs war für mich nur klar, dass der Name mit einem „J“ beginnen sollte. Dann war mir noch wichtig, dass ich bisher keinen Bezug zu diesem Namen haben wollte, um nicht irgendwelche Erinnerungen damit zu verknüpfen. Damit traten die ersten Schwierigkeiten auf, denn es gab einige Bekannte und Ex-Freundinnen mit „J“. „Julia“ hingegen war merkwürdigerweise noch nicht belegt, und da die Idee zum Frausein in einem Juli entstand, war die Namenssuche damit erledigt. Und seitdem ist auch der Juli „mein“ Monat, in dem ich oft ausgehe, wenn Arbeit und Wetter es zulassen, was zum Glück zumindest von den Temperaturen her oft der Fall ist. Dies nur zur Erklärung, warum es eventuell in den nächsten Wochen ein paar mehr Beiträge als üblich gibt.
Der Ausflug an diesem Sonntag war allerdings nicht geplant. Im Radio hörte ich, dass an diesem Wochenende ein Hafenfest in Kladow stattfindet. Für den Samstag passte es nicht, doch für den Sonntag gab es noch keine Termine, und das Wetter sollte regenfrei und warm sein, also ideal, um dort mal vorbei zu schauen. Am Vorabend legte ich schon die Sachen bereit, die ich dafür brauchte. Dazu habe ich mein eigenes System. Es gibt Dinge, die ich immer brauche, wie Handtasche, Perücke usw, die stets griffbereit sind. Die Handtasche ist stets komplett eingerichtet, da muß ich nur Telefon und Kamera noch hinzufügen und kann nichts Wesentliches vergessen. Bei den Klamotten treffe ich eine Vorauswahl und habe dann meist mehrere Outfits mit dabei. Falls das Wetter umschlägt, gehören auch eine Jacke und Jeans zu den Sachen, die ich mitnehme. Gerade, wenn es abend etwas später und damit kühler wird ist man froh, nicht nur auf die dünnen Sommerklamotten angewiesen zu sein. Mit den Jahren habe ich dieses System immer weiter perfektioniert und es spart viel Zeit, wenn man sich nicht alles mühsam zusammen suchen muss. So war ich dann recht früh startklar, um nach Kladow zu fahren.
Wer sich in Berlin nicht auskennt, hier eine kleine Ortskunde: Kladow und der Nachbarteil Gatow gehören zu Spandau und sind den gehobeneren Gegenden Berlins zuzuordnen. Wer im alten Westberlin wirklich Kohle hatte, baute entweder dort oder in Zehlendorf sein Haus. Beiden Gebieten ist gemein, dass sie mehr oder weniger nah an der Havel liegen. Sie sind sogar mit einer Fähre verbunden, die man mit einem BVG-Ticket nutzen kann. Darüber hinaus hat sich Kladow bis heute seinen dörflichen Charakter bewahrt. Es gibt keine Hochhäuser, aber viele kleine Geschäfte, es ist eine Welt für sich, die hier noch mehr in Ordnung scheint als anderswo. Damals, im geteilten Berlin, war es ein beliebtes Ausflugziel, denn dort war es komplett anders als in der City. Es gab sogar einen Bauernhof, auf dem man Erdbeeren pflücken konnte. Für Westdeutsche war es normal, aufs nächste Dorf zu fahren, doch diese Möglichkeit bestand in der eingemauerten Stadt nicht. Umso dankbarer war man für solche Oasen. Das nutzte ich in meiner Jugendzeit weidlich aus. Wenn ein Mädel ein bisschen Romantik wollte, ich kannte gute Restaurants in der Gegend, und wenn man danach noch auf der schönen Promenade an der Havel spazieren ging und aufs Wasser schaute, dann war das für die Girls fast wie ein kleiner Urlaub. Das brachte sie oft in eine zärtliche Stimmung, und der Rest war dann für mich ein Kinderspiel…
Die Promenade gibt es noch heute. Auch dort sind nette Lokale angesiedelt, die gar nicht mal so teuer sind. Ein Restaurant hat sich ein wenig erweitert und bietet nun auch Sitzplätze direkt am Wasser an. Mit etwas Fantasie kommt da fast ein bisschen Gran Canaria-Feeling auf, denn dort gibt es ähnliche Ecken. Nur ist der Wannsee leider nicht der Atlantik… Dafür sieht man aber auf der anderen Seite das berühmte Strandbad Wannse, schätzungsweise rund einen Kilometer entfernt. Am Ende der Promenade liegt der Imchenplatz, auf dem auch das Hafenfest war. Mein Besuch startete allerdings mit Hindernissen. Für meinen Blog benötige ich immer Fotos, die ich mit einer Digicam und Selbtsauslöser mache. Für einen festen Stand der Kamera sorgt ein kleines Stativ – normalerweise… Denn die Schraubverbindung zwischen Kamera und Stativ brach ab, ein Teil des Gewindes war in der Kamera verblieben und ließ sich nur mit der Hand nicht mehr lösen. Das ist mir schon mal passiert, aber da war es am Ende eines Aufluges und ich hatte genügend Bilder im Kasten. Wenn dies jedoch gleich am Anfang geschieht, dann ist das eine mittlere Katasrophe. Aus den in meiner Handtasche befindlichen Utensilien bastelte ich notdürftig eine Vorrichtung, auf die ich die Kamera stellen konnte. Nur war ich damit auf eine gerade Unterlage angewiesen und konnte natürlich auch nicht wie bei dem Stativ die Neigung verändern. Wer mich kennt kann sich vorstellen, wie „erfreut“ ich über die Panne war… Nun gut, ich machte das Beste daraus, und letztendlich sind ja auch ein paar halbwegs brauchbare Fotos entstanden. Es wäre auch schade gewesen, sich dadurch den Tag zu vermiesen, denn das Hafenfest war zwar nicht groß, aber gemütlich. Neben Karussell und Trampolin für die Kids und den üblichen Freßständen gab es diverses Kunsthandwerk zu kaufen und vor allem gab es eine Bühne, auf der Live-Musik gespielt wurde. Der konnte man ganz bequem in Liegestühlen auf der Wiese zuhören. Ich hörte eine Band mit einer wirklich recht guten Sängerin, die unter anderem „Yesterday“ von den Beatles spielte. Es war schön und entspannt und glücklicherweise auch nicht überlaufen. Übrigens, als „Teilzeitfrau“ war der Rundgang kein Problem, es gab weder anzügliche Bemerkungen noch blöde Blicke.
Nachdem ich der Musik eine Weile gelauscht hatte, setzte ich mich auf die Steintreppe am Ufer, wo ich auch einen guten Stand für meine Kamera hatte und somit zumindest ein paar Bilder mit einem hübschen Hintergrund schießen konnte. Dort rauchte ich mein Zigarettchen, schaute hinüber zum Strandbad Wannsee und sah den Booten zu, die bei dem schönen Wetter zahlreich unterwegs waren. Ich liebe es, am Wasser zu sein und meinen Gedanken nachzuhängen, und dies war ein guter Ort dafür. Sicher werde ich irgendwann noch mal dorthin fahren, wenn keine Veranstaltung ist, denn es gibt noch einige Motive, die ich mit meinen beschränkten Mitteln nicht fotografieren konnte. Außerdem ist es einfach schön dort.
Die Band machte gerade Pause, ich lief noch mal eine Runde um den Platz, holte mir ein leckeres Softeis und fühlte mich wohl an diesem Sommertag und auf diesem Fest. Doch nun hatte ich alles gesehen und machte mich langsam auf den Rückweg. Etwas abseits fand ich auf dem Weg eine von Büschen versteckte Bank, von der man auch einen schönen Blick aufs Wasser hatte. Die wäre genau richtig für romantische Zweisamkeit, nur schade, dass ich sie jetzt wohl kaum noch dafür brauche… Doch zumindest konnte ich dort noch eine Zigarettenpause einlegen. Aber wie gesagt, wer in Berlin ein hübsches und ruhiges Plätzchen sucht, wo man zudem auch ordentlich und preiswert essen kann, dem kann ich diese Ecke wirklich empfehlen. Die befestigte Promenade geht in einen Privatweg über, an dem teilweise prachtvolle Villen stehen. Nur ans Wasser kommt man dort kaum, denn überwiegend ist auch der Uferbereich in Privatbesitz. Einige haben sich dort noch eine kleine Holzhütte und Bänke hingebaut, denn offenbar gehörte auch das zu den Villen-Grundstücken, nur eben durch den öffentlichen Weg abgetrennt. Manchmal wüsste ich gerne, wer da so feudal wohnt und vor allem, wie er so viel Kohle gescheffelt hat…
Bevor ich nun vor Neid platzte, drehte ich lieber um und lief zu meinem kleinen Auto, das mich dann zu meinem eigenen, wenngleich auch nicht übermäßig großen Garten brachte, in dem ich dann den restlichen Nachmittag mit dem Schreiben dieses Beitrages verbrachte. Allerdings erst, nachdem ich das verflixte Stativ gegen ein Neues ausgetauscht hatte, von dem ich hoffe, dass es ein wenig länger hält…

26.06.2024: Der Juni hat uns bisher nicht mit schönem Sommerwetter verwöhnt. Im Gegenteil, es gab sogar heftige Unwetter, und das ausgerechnet zur Fußball-EM im eigenen Land. Ich finde das immer ziemlich schade, denn so lange ist der Sommer in unseren Breitengraden leider nicht. In gut zwei Monaten fängt schon wieder der Herbst an, der zwar auch recht schön sein kann, doch die Tage sind dann deutlich kürzer und man merkt beinahe mit jedem Tag den nahenden Winter. Umso erfreulicher, dass es nun doch ein paar Tage mit richtigem Sommerfeeling und Temperaturen um die 30 Grad gab. Für mich sind das die Zeiten, wo Julchen unbedingt raus möchte, denn wie ich schon oft geschrieben habe, als Kerl kann ich das nur bedingt genießen. Zwar habe ich einen tollen Garten und einen überdachten Pool, doch draußen sitze ich grundsätzlich nur mit langen Hosen, egal, wie heiß es ist. Ebenso wäre mir Autofahren in Shorts in der männlichen Form völlig unmöglich. Als Kerl besitze ich so etwas nicht mal. Das war übrigens einer der Hauptgründe, warum Julia überhaupt entstanden ist; mein Körpergefühl ist als Mann total unterschiedlich zur weiblichen Rolle, ja, fast sogar schon gegensätzlich. Man muss es nicht verstehen, aber es ist eben so.
Nun ja, jedenfalls war nun die Gelegenheit, etwas Sonne auf der Haut zu spüren. Durch die Arbeit kam ich leider erst am Nachmittag los und hatte auch keinen richtigen Plan, was ich eigentlich machen wollte. Nur allzu weit entfernt sollte mein Ziel nicht liegen, denn auf lange Autofahrten hatte ich keine Lust. Und Wasser sollte in der Nähe sein. Nun lebe ich glücklicherweise in einer gewässerreichen Stadt und habe reichlich Auswahl. Einer der in Frage kommenden Orte war der Grimnitzsee. Bisher langte es nur zu einem kurzen Abstecher dorthin, nun hatte ich mehr Zeit. Der kleine See geht in die Havel über, einer beliebten Wasserstraße und ist von einem Park umgeben. Diesr war jedoch nicht überlaufen, was sicher auch daran lag, dass es dort keine Bademöglichkeiten gibt. Ein flaches Ufer findet man nur an dem See, die Havel selbst fliesst auf dieser Seite an einer Betonwand entlang. Dafür gibt es im Park schöne Wiesen, ein kleines Hundeauslaufgebiet, Tischtennisplatte und Spielgeräte sowie Bänke, von denen aus man auf das Wasser schauen kann. Es waren viele Boote unterwegs, schicke Jachten ebenso wie Ruderer oder Stand-Up-Paddler. Ich sehe mir gern Schiffe an, hatte früher ja selber Motorboote, und irgendwie würde ich gern mal wieder auf dem Wasser sein. Vor einigen Jahren habe ich mir ein Elektro-Schlauchboot zugelegt, bin aber bisher nur ein Mal damit gefahren. Das hat richtig Spaß gemacht, doch Transport und Aufbau sind recht mühselig, besonders, wenn man das allein tun muss. So liegt es nun in meinem selbst gebauten Bootsschuppen, und ich hoffe jedes Jahr, dass ich Zeit und Energie finde, um damit zu fahren.
Ich setzte mich erst auf eine Bank, rauchte mein Zigarettchen und sah den glücklichen Menschen zu, die mehr Elan als ich hatten und mit ihren Wasserfahrzeugen unterwegs waren. Dann lief ein Stück weiter, bis zu der Stelle, wo der See in den Fluss überging und fand in der Nähe einen Platz, wo ich mich sonnen konnte. In weiser Voraussicht hatte ich einen Bikini unter meinem Kleid, in dem ich nun am Ufer posieren und ein paar Fotos schiessen konnte. Ab und zu winkten mir Bootsfahrer zu und ich winkte zurück. Aus der Entfernung war es nicht unwahrscheinlich, dass sie mich für eine biologische Frau hielten. Ich selbst dachte gar nicht darüber nach; ich war und fühlte mich als Frau. Und der Park gefiel mir, auch wenn er sicher nicht spektakulär ist. Doch der Kontrast zwischen der belebten Havel und dem ruhigen See hat schon was.
Nach gut zwei Stunden packte ich meine Sachen und war ein wenig unentschlossen. Einerseits hätte ich gern noch etwas unternommen, doch bis in die Innenstadt zu fahren war mir zu weit, und um lange irgendwo rumzulaufen war es zu heiß. Ich fuhr die Heerstraße entlang, machte eine Runde um das für die Fußball-EM hübsch geschmückte Olympiastadion und hielt schließlich noch mal am Siemenswerderweg. Um dort ans Wasser zu kommen, hätte ich noch ein Stück weiter fahren müssen. Das kann man dort tun, und mitten im Wald liegt ein kleiner Parkplatz, an den ich gute Erinnerungen habe, denn da hatte ich mal ein richtig heißes Sex-Erlebnis. Es war auch an einem heißen Sommertag im Juni. Wir hatten uns eine Weile nicht gesehen und waren schon beim Lokalbesuch geil aufeinander. Irgendwie kamen wir auf diesen Parkplatz, mitten in der Nacht und vögelten wie die Wilden. Mein Auto hatte Liegesitze und ein Schiebedach, sie steckte den Kopf heraus und setzte sich auf mich. Später mussten auch noch die Motorhaube und die Wiese neben meinem Wagen für unser Liebesspiel herhalten, das bestimmt zwei Stunden oder länger dauerte, ich weiß es nicht mehr so genau. In meinem Leben hatte ich viele tolle erotische Erlebnisse, und das gehört sicher dazu. Auch heute noch ist mein Sexleben wie im Märchen, denn Märchen beginnen stets mit den Worten: „Es war einmal…“
Jedenfalls half mir der kleine Spaziergang in der immer noch brütenden Sonne nicht wirklich weiter, und so langsam war mir nach einem kühlen Bier in meinem Garten. Zwar konnte ich das nicht mehr im Minikleidchen, sondern wie gewohnt in T-Shirt und langer Hose trinken, aber es war ein guter Ausklang für einen zwar kurzen und sicher nicht wahnsinnig aufregenden Ausflug, bei dem ich aber wenigstens mal wieder ein bisschen Sonne abbekam.

15.06.2024: Manchmal ergeben sich über Facebook interessante Kontakte. So war es auch diesmal; eine Transfrau schrieb mich an und wir hatten einen netten Mailkontakt. Sie erwähnte, dass sie eine Gruppe von Transfrauen moderiert, die sich regelmäßig im Sonntagsclub trifft. Das fand ich interessant, denn ich höre gern neue Lebensgeschichten und freute mich auch, meine Facebook-Bekanntschaft persönlich kennen zu lernen. Deshalb sagte ich zu, beim nächsten Treffen dabei zu sein und den für mich relativ weiten Weg zum Sonntagsclub auf mich zu nehmen. Ich kannte das Lokal und den Verein des Sonntagsclubs, und man findet eine Beschreibung auch auf dieser Seite unter „Locations“. Tatsächlich war ich bisher aber nur ein einziges Mal dort. Das war einen Tag, nachdem „Julia“ entstanden ist; es war meine erste Party und ich war wahnsinnig aufgeregt. Das ist nun schon fast 18 Jahre her. Ich war gespannt, den Club nach so langer Zeit wieder zu sehen.
Eigentlich hätte ich schon am frühen Nachmittag losziehen können. Doch das Wetter klarte erst gegen Mittag auf, und dann gab es auch noch das 24 Stunden-Rennen von Le Mans. Wer mich kennt weiß, dass ich ein absoluter Race-Fan bin, selbst viele Jahre Motorsport betrieben habe, und Le Mans gehört zu einem meiner Träume, die wahrscheinlich ewig unerfüllt bleiben werden. Schon als Jugendlicher wollte ich unbedingt dort mal ein Rennen erleben, aber es hat sich leider nie ergeben und vermutlich wird es das auch nicht mehr. Aber egal, die Live-Berichte sind richtig klasse. Ich kam trotzdem zeitig los, und die Straßen waren überraschend leer, was vermutlich weniger an Le Mans, sondern eher an dem EM-Spiel lag, das zu der Zeit lief. So hatte ich noch Gelegenheit, einen Abstecher in die Gegend zu machen, wo ich zur Schule gegangen bin. Ich besuchte einen Park, wo ich früher oft war (und übrigens mal ein richtig heißes Date mit einer Mitschülerin hatte…) und fuhr an meiner alten Schule vorbei. Früher war Parken dort überhaupt kein Problem, nun gibt es überall die Abzocke namens „Parkraumbewirtschaftung“ und ich fragte mich, wie ich in der heutigen Zeit zur Schule kommen könnte. Öffentliche Verkehrsmittel sind für mich bekanntermaßen keine Option, also hätte ich jetzt kaum eine Möglichkeit, die Anstalt der Weisheiten aufzusuchen. Okay, einen großen Unterschied hätte das vermutlich auch nicht gemacht, denn meine schulischen Leistungen waren nicht so, dass ich damit angeben kann. Trotzdem habe ich mein Abitur geschafft und die Schulzeit in angenehmer Erinnerung, vor allem wegen der vielen hübschen Mädchen und den ausgiebigen Parties.
Auch in der Gegend um den Sonntagsclub gibt es ausschließlich kostenpflichtige Parkplätze, doch davon gab es genug. Wie immer ignorierte ich die Aufforderung, ein Parkticket zu ziehen. Bei dem herrschenden Personalmangel der Ordnungsämter ist es ungefähr so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto, dass man erwischt wird. Ich hatte immer noch Zeit und lief ein bisschen herum, um noch das eine oder andere Foto zu schießen, bevor ich in das Lokal ging. Zu meiner Überraschung fand dort gerade eine Veranstaltung statt. Auf der Bühne erzählten zwei Akteure über ihre Anfänge in einem Cabaret. Der Laden war brechend voll, Sitzplätze gab es nicht, und für mich war das eine blöde Situation. Prinzipiell finde ich es gut, dass solche Veranstaltungen im Sonntagsclub stattfinden und es wäre sicher auch spannend gewesen, ihrem Bericht zuzuhören. Doch dafür war ich nicht gekommen und hätte wie gesagt auch gar keinen Platz mehr bekommen. Es waren ein oder zwei Transfrauen dort, doch ich wollte den Vortrag nicht crashen, in dem ich sie ansprach. Also setzte ich mich auf eine der Festzeltgarnituren vor dem Club und hoffte, dass meine Facebook-Bekannte auftaucht und mich anspricht. Das geschah leider nicht, und ich überlegte, was ich nun tun könnte. Letztendlich fand ich keine andere Alternative, als in die Innenstadt zu fahren, was ich eigentlich vermeiden wollte. Durch das Fußballspiel in der Stadt befürchtete ich, dass die City proppevoll war. Doch ich wollte den Abend so nicht beenden, also stieg ich (ohne einen Strafzettel bekommen zu haben) ins Auto und machte mich auf den Weg.
Auf der Anfahrt kam ich an der Straße vorbei, in der ich aufgewachsen bin. Es war schon früher nicht die allervornehmste Gegend, aber es war okay, ein typischer Berliner Kiez. Doch als ich dort entlang fuhr, dachte ich, ich hätte mich verfahren und wäre irrtümlich in Istanbul oder Bagdad gelandet. Deutsche Geschäfte waren inzwischen ebenso Mangelware wie Einheimische auf den Straßen. In dem kleinen Park sah ich nur Kopftuchfrauen und dunkelhaarige, bärtige Männer. Heutzutage möchte ich dort nicht mehr nachts nach hause laufen. Man mag mich für ausländerfeindlich halten, was mir im Übrigen völlig egal ist, aber es kann doch nicht sein, dass man sich in seiner Heimatstadt wie im Ausland fühlt. Die Ur-Berliner werden mehr und mehr verdrängt, und das halte ich für eine falsche Entwicklung. Natürlich herrscht nun auch dort überall Parkraumbewirtschaftung. Als ich damals dort wohnte, bekam man im Allgemeinen problemlos einen kostenlosen Parkplatz, wobei ich sowieso keine Schwierigkeiten hatte, weil ich mir den Luxus eines gemieteten Privatparkplatzes gönnte. Heute möchte ich keinen Tag dort leben und bin heilfroh, dass ich schon lange am Stadtrand wohne, wo es bisher weder Parkplatzssorgen noch einen übermäßigen Ausländeranteil gibt. Ich hoffe, dass es auch so bleibt, so lange ich hier wohne.
Ich kam gut durch die Stadt, offenbar hockten viele noch vor dem Fernseher. In der Nähe der Siegessäule hielt neben mir ein Partybus an einer Ampel. So etwas gibt es auch in Berlin, Busse mit Musik- und Zapfanlage, wo die Leute drin feiern können. Ein paar Typen bemerkten mich und winkten mir zu. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie vermuteten, dass ich keine biologische Frau bin, aber vielleicht gefiel ihnen auch nur mein schulterfreies Kleid. Jedenfalls winkten sie mir freundlich zu und es ergab sich ein kleiner Ampelflirt.
Ein Parkplatz in der Nähe des K6 war schnell gefunden, diesmal sogar ein legaler, denn die Parkraumbewirtschaftung galt zu dieser Uhrzeit nicht mehr. Der Laden war ziemlich voll, aber an der Bar war noch ein Platz. Zum Draußen-Sitzen war es mir ein wenig zu kühl, denn für Mitte Juni war es doch recht frisch. Soviel also zur Klimaerwärmung… Ich bestellte mir eine Cola und beobachtete die Gäste. Leider ergaben sich keine großartigen Kontakte. Esther, die Wirtin, begrüßte mich nett und Klaus, mit dem ich vor einiger Zeit mal eine nette Unterhaltung hatte, schaute kurz vorbei, doch er war mit ein paar Leuten dort und so gab es nur ein kurzes Gespräch. Auf der Leinwand lief ein Fußballspiel, allerdings ohne Ton, dafür gab es wie immer tolle Musik aus meinen Lieblingsjahrzehnten, die leider schon lange zurück liegen. Zwei kroatische Fans kamen in das Lokal und bestellten sich ein Bier. Erst dann bemerkten sie offensichtlich, dass sie in einer Kneipe gelandet waren, in der überwiegend männliche Besucher mit Interesse am eigenen Geschlecht verkehrten, ließen ihr Bier stehen, zahlten und verließen fluchtartig das K6. Dabei wären ihnen niemand zu nahe gekommen, man kann dort ganz normal sein Bier trinken, ohne belästigt zu werden. Sonst passierte nicht allzu viel und mir war irgendwie nicht danach, den Abend noch endlos auszudehnen. Also zahlte ich auch und ging.
In der Eisenacher Straße machte ich noch ein paar Fotos, stellte meine Digicam mit dem kleinen Stativ auf, das bequem in die Handtasche passt, und posierte ein wenig. Ein Mann lief vorbei und fragte mich im gebrochenen Deutsch, ob ich Sex mit ihm will. Ich bin bestimmt nicht prüde, aber was bitte schön ist das für eine plumpe Anmache? Glauben solche Typen wirklich, dass eine Frau darauf anspringt, egal, ob es eine Echte oder eine Nachgemachte ist? Bei mir läuft so etwas jedenfalls nicht, und das machte ich ihm auch deutlich klar.
Viele Möglichkeiten blieben mir nun nicht mehr. Sicher, ich hätte über den Ku´damm bummeln können, aber der war mir zu voll mit Fußballfans. Auch auf das Fanfest auf den Breitscheidplatz konnte ich nicht. Der Platz ist eingezäunt, und überall stehen große Schilder, was man alles nicht dabei haben darf. Waffen, Messer, selbst Reizgas ist verboten, also alles das, was grundsätzlich neben anderen Dingen zu meiner Standard-Ausrüstung gehört. Diese Waffenverbotszonen halte ich für äußerst gefährlich und meide sie. Nach meiner Erfahrung ist es wesentlich besser, wenn man sich selbst verteidigen kann. Die Leute, die etwas Böses wollen, halten sich sowieso nicht daran und können ziemlich sicher sein, dass sich ihre Opfer nicht adäquat wehren können. Das hat man bei den Vorfällen in Mannheim mit dem bedauernswerten Polizisten und auch bei dem afghanischen Messerstecher gesehen, der ein privates Public Viewing attackiert hat, nachdem er vorher einen Landsmann erstochen hat. Der wurde erfreulicherweise von Polizisten erschossen, und das ist meiner Ansicht nach die einzig richtige Vorgehensweise. Bei dem Syrer, der den Polizisten in Mannheim erstochen hat, funktionierte das leider nicht so gut. Der wurde nur verletzt, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Ich hätte den Kerl kalt gemacht, egal ob ich Polizist bin oder nicht, und ihr könnt mir glauben, ich habe sowohl die Möglichkeiten als auch die Fähigkeiten dazu. Nun gibt es eine Diskussion, ob man den Attentäter nach Syrien abschieben kann. Was für eine Frage, der gehört weg, von mir aus kann man den in ein Flugzeug setzen und ihn über dem Mittelmeer ohne Fallschirm rauswerfen. Das ist die einzige Sprache, die diese Typen verstehen. Ich habe nichts gegen Menschen, die vor Krieg oder Terror fliehen, denen sollte man helfen, aber wenn sie in ihrem Gastland unschuldige Menschen angreifen, dann muss mit aller Konsequenz gehandelt werden. Jedenfalls weiß ich sehr genau, was ich in einer solchen Situation tue, denn sie ist mir nicht unbekannt, doch dafür sind Waffen zur Verteidigung unabdingbar. Gut, ihr mögt das eventuell anders sehen, doch dann hoffe ich für euch, dass ihr niemals in diese Lage kommt.
Nun gut, jedenfalls stieg ich nach der Foto-Session in mein Auto, fuhr nach Hause und es war noch nicht mal ganz dunkel, als ich an meiner Wohnung ankam. Dort schaltete ich gleich den Fernseher ein und verfolgte das spannende Le Mans-Rennen bis tief in die Nacht.

08.06.2024: An diesem Samstag wollte ich schon gegen Mittag losziehen, denn in der BDSM-Lounge fand das Hoffest statt. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, hier eine kleine Erklärung: Es handelt sich um einen SM-Club in Neukölln. Er ist nicht sehr groß; im Erdgeschoß befinden sich eine gemütliche Bar und neuerdings auch ein Kreuz zum Spielen. Der eigentliche Spielbereich ist in der oberen Etage und besteht aus zwei mit diversen Spielgeräten gefüllten Räumen. Daneben gibt es noch einen separaten Spanking-Raum auf der anderen Seite des Hinterhofes mit ebenfalls zwei Zimmern. Wer über kein geeignetes Hauwerkzeug verfügt, findet in dem ebenfalls auf diesem Hof ansässigen Ladengeschäft „Peitschenhandel“ genügend Auswahl an SM-Spielzeug. Zwei Mal im Jahr wird dort das besagte Hoffest gefeiert. Bisher war ich nur ein Mal dort, und das liegt schon ein paar Jahre zurück. Zeit, um die Erinnerungen wieder aufzufrischen.
Der Club befindet sich in der Nähe der Karl-Marx-Straße, tiefstes Neukölln und definitiv nicht die schönste Ecke Berlins. Parkplätze sind dort ein rares Gut, aber nach einer Umkreisung hatte ich wieder einmal unverschämtes Glück. Nicht mal eine Gehminute von meinem Ziel entfernt fuhr gerade ein großer Mercedes aus einer Parklücke. Und wo der reinpasst, da geht mein kleiner Polo allemal rein. Somit war dieses Problem gelöst.
Auf dem Hof war ein großes Zelt aufgebaut, in dem jede Menge Festzelt-Garnituren für die Besucher standen. Über 250 Leute waren angemeldet, und in der Summe kamen die auch sicher zustande. Im Vorraum des Clubs gab es Kuchen und Gegrilltes. Ich besuchte zuerst die Toilette im Barraum, von denen es leider nicht allzu viele gibt, denn normalerweise ist die BDSM-Lounge nicht für so viele Gäste ausgelegt. Mit einer Cola setzte ich mich dann ins Zelt und beobachtete die Leute. Es waren die unterschiedlichsten Typen anwesend, teils in Fetisch-Kleidung, teils aber auch in ganz normalen Alltags-Klamotten. Manchmal kommt mir der Gedanke, was diese Menschen wohl im normalen Leben tun. Manche wirken so, als ob sie beispielsweise seriös in einer Bank arbeiten, und dann im Club hin und wieder die Sau rauslassen. Jedenfalls war es ganz witzig, sich das vorzustellen.
Bald setzte sich jemand an meinen Tisch. Ein hagerer Typ mit Halsband und Ledermanschetten. Er erzählte mir, dass er seine Herrin verloren hatte, weil die berufsbedingt umgezogen war, und nun auf der Suche nach einem Ersatz war. Offenbar dachte er dabei an mich, denn er klinkte eine Leine in sein Halsband ein und legte mir die Leine griffbereit hin. Nun sind mir solche Spiele zwar weiß Gott nicht unbekannt, und zwar in vielfältiger Konstellation, doch der Kerl reizte mich nun wirklich nicht. Statt zur Leine griff ich zu meiner Handtasche und holte mir erstmal eine Bratwurst, um Zeit zu gewinnen. Zum Glück gab der Möchtegern-Sklave seine Versuche bald auf, denn inzwischen hatte die Band zu spielen begonnen. Es waren vier ältere Herren, zwei Gitarristen, ein Keyboarder und ein Drummer, die richtig Stimmung machten. Der Leadsänger und zugleich einer der Gitarristen trat im Kilt auf. Sie spielten Songs von den Stones, Bowie, eben Lieder, die man kannte. Ich fühlte mich wohl, sang im Stillen die Stücke mit und versetzte mich wieder einmal in die Vergangenheit, die mir um so Vieles lieber als die Gegenwart ist.
Nach einer halben Stunde machte die Band Platz für die erste Vorführung, die von Lady Susan mit einem Sklaven präsentiert wurde. Lady Susan hat ein Domina-Studio im Wedding. Um Fragen zuvor zu kommen, ich kenne es nur vom Hörensagen und nicht von persönlichen Besuchen. Sie ist in der Szene ziemlich aktiv und bekannt. Ein Metallgestell wurde aufgebaut, auf das sich der Sklave legte und mit verschiedenen Peitschen traktiert wurde. Es war keine harte SM-Session, sondern eher Show, die aber gut ankam.
Noch während der Vorstellung setzte sich der Sänger im Kilt an meinen Tisch. Da ich ein großer Musikfan bin, machte ich ihm gleich ein Kompliment für seine Performance, und so kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte ihm von meinen musikalischen Versuchen. Seit einigen Jahren besitze ich eine Ukulele, und das Spielen darauf gehört zu den vielen Talenten… über die ich leider nicht verfüge. Aus Rücksichtnahme auf das feine Gehör meines Hundes habe ich meine dahingehenden Übungen sehr reduziert, um einer Anklage wegen Tierquälerei vorzubeugen. Wir waren uns ganz sympathisch, er sprach über seine Band und davon, dass er ab und zu in seiner großen Privatwohnung Parties veranstaltet.
Dann war es Zeit für den nächsten Musikblock, bei dem es dann hin und wieder einen Augenflirt des Sängers mit mir gab, und auch der Drummer schaute ab und zu zu mir. Es waren schöne Titel dabei, genau richtig, um wieder in die guten, alten Zeiten abzutauchen. Noch während die Band spielte, sprach mich eine Frau mit den Worten, „Es ist zwar schon lange her, aber wir kennen uns“, an. Das freute mich zwar, doch ich konnte das weder bestätigen noch dementieren, denn mein Personengedächtnis ist, sagen wir mal, ziemlich verbesserungswürdig, zumal sich anscheinend mehr Leute an mich erinnern als umgekehrt. In den nunmehr fast 18 Jahren als Julia sind mir so viele Menschen über den Weg gelaufen, und beim besten Willen habe ich nicht mehr alle davon auf dem Schirm. Überspitzt gesagt fängt es schon bei mir selbst an. Wenn ich mich style und mich im Spiegel betrachte, dann frage ich mich, welche wunderschöne Frau mich da gerade anlächelt. Und am nächsten Morgen, abgeschminkt, wundere ich mich, wer der mürrische alte Mann ist, der mich im Spiegel anstarrt.
Es gab eine weitere Vorführung. Diesmal war es eine Premiere eines Paares, das eine Bondage-Vorstellung präsentierte. Ein dickes Rohr wurde auf ungefähr zwei Meter Höhe gezogen, das Paar betrat die Bühne, der Mann reichte der großen, schlanken Frau ein Glas Sekt und begann, die Stricke anzulegen. Es ist wirklich eine Kunst, die Fesselungen so vorzunehmen, dass sie zwar halten, aber auch nicht einschnüren und sich später auch leicht wieder lösen lassen. Vor vielen Jahren habe ich selbst mal an einem Bondage-Workshop teilgenommen, aber leider mangels Übungsobjekten fast alles schon wieder vergessen. Nach und nach wurde die Frau verschnürt, bis sie dann an mehreren Punkten gesichert horizontal in die Höhe gezogen wurde. Witzigerweise wurde just zu diesem Zeitpunkt das Lied „Der Kaffee ist fertig“ vom Band gespielt, worauf eine Mitarbeiterin des Clubs dem Bondage-Künstler ein Tablett mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen brachte. Schon seit Langem hegte ich den vagen Verdacht, dass Frauen für irgendetwas gut sein müssen. Der Mann stellte das Tablett auf den Körper der schwebenden Dame ab und gönnte sich einen Schluck Kaffee sowie etwas vom Kuchen. Nun wusste ich es endlich: Man kann Frauen als Tisch verwenden! Das eröffnet ungeahnte Perspektiven, sollten mal wieder Abstellmöglichkeiten fehlen. Und für anfallende Holzarbeiten, bei denen man sich nicht die Möbel mit einem Fehlschnitt ruinieren möchte, könnte man sie demzufolge auch als Unterlage für das zu bearbeitende Material gebrauchen. Allein für diese bahnbrechende Erkenntnis lohnte sich schon der Besuch des Hoffestes. Nein, im Ernst, die Show war klasse und wurde mit entsprechendem Beifall belohnt.
Die Band spielte ihren letzten Block an diesem Abend. Fleetwood Mac, Van Halen, ich hätte stundenlang zuhören können. Viele Gäste sahen es ähnlich und forderten eine Zugabe, die dann auch gegeben wurde. Dann war das Hoffest vorbei. Anschließend gab es noch eine Party im Club, bei der aber aus Platzgründen nur ein Teil der Besucher teilnehmen konnten, weswegen die Karten im Vorverkauf bereits vergeben waren. Aber ich machte noch einen Abstecher in den „Spanking Room“, der glücklicherweise leer war, so dass ich dort einige Fotos schiessen konnte. Der Kilt-Sänger verabschiedete sich mit einem Kuss und einer Umarmung von mir. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir uns irgendwann einmal wieder sehen würden. An ihn könnte ich mich höchstwahrscheinlich sogar erinnern…
Da ich keine Karte für die Party, aber noch Lust auf Club hatte, fuhr ich weiter zum Quälgeist, wo es die „Sodom&Gomorrha“-Party gab. Dafür hatte ich natürlich ein extra Cluboutfit in meinem Auto. Im Quälgeist zog ich mich um und traf dort ein paar Leute, die zuvor ebenfalls auf dem Hoffest waren. Im Raucherraum kam ich mit einem Pärchen und später mit einer Frau ins Gespräch, bei dem wir uns über leider nicht mehr existierende Locations unterhielten. Dabei stellte sich heraus, dass die Frau eine langjährige Freundin von mir kannte, die in einem der besagten Clubs früher Parties veranstaltete und dies nun an anderer Stelle wieder tut. Davon wusste meine neue Bekannte nichts und ich gab ihr den Tipp, sich zu erkundigen, denn sie hatten sich ein wenig aus den Augen verloren. Wie klein manchmal die Welt ist.
Die Bratwurst hielt nicht ewig vor, und so war ich sehr erfreut, dass es im Quälgeist ein kleines Buffet gab. Mit Hähnchenfleisch und Baguette war mein Hunger gestillt, und vor allem mit dem leckeren Schokoladenpudding, in den ich mich hätte reinlegen können. Beim Essen kam ich mit einem irischen Pärchen ins Gespräch, die extra für diesen Clubabend nach Berlin gekommen waren. Sie waren beide etwas älter, aber dafür interessante Gesprächspartner, obwohl die Konversation auf Englisch stattfand. Das war nicht ganz so einfach, denn der Mann war relativ schwer zu verstehen. Immerhin erfuhr ich, dass sie aus Dublin kamen. Er war Musiker, besaß 24 Gitarren und komponierte eigene Songs. Sie war Autorin und hatte bereits mehrere Bücher in unterschiedlichen Genres herausgebracht. Das war eine spannende Kombination für mich, denn in meinem eigenen Roman geht es neben Gefühl, Drama, Liebe und Erotik auch um Musik und es war aufschlussreich zu hören, wie sie an ihren Büchern arbeitete. Nebenbei erfuhr ich Einiges über Irland, das ich ja auch von ein paar Reisen ein wenig kenne.
Das Pärchen ging dann in die Spielräume, dabei wollte ich nicht stören und machte allein noch mal einen Rundgang. Ein hübsches blondes Mädchen wurde von ihrem Begleiter auf der Liebesschaukel durchgenommen. Ich bin zwar nicht der Typ, der bei solchen Aktionen Ewigkeiten zuschaut oder gar die Akteure belästigt, aber in diesem Fall riskierte ich doch einen Blick. Ich hätte ganz gern mit dem Kerl getauscht… Auch sonst wurde viel gespielt, aber ich hielt mich da raus. Keine Ahnung, ob sich im Laufe des Abends noch etwas ergeben hätte.
Jedenfalls verließ ich kurz vor Mitternacht den SM-Club, blieb aber in meinen Clubsachen. Im Treppenhaus gibt es nämlich einen kleinen Aufgang, in dem man ungestört Fotos machen kann, was im Club selbst nur im Eingangsbereich erlaubt ist. Das nutzte ich für ein paar Fotos in meinen heißen Klamotten, bevor ich mich wieder etwas straßentauglicher kleidete, denn ich spielte mit dem Gedanken, noch im K6 vorbei zu schauen. Deshalb nahm ich auch nicht den kurzen Weg über die Stadtautobahn, sondern fuhr durch die City. Einen Parkplatz hätte ich sogar in der Nähe der Kneipe gefunden, doch sicher wäre es dann nicht vor 2:00 geworden, bis ich nach hause gekommen wäre. Das war mir nach dem langen Tag dann doch zu spät, also parkte ich nicht vor dem K6, sondern erst eine halbe Stunde später vor meiner Wohnung.

20.05.2024: Mit einem Abend im Berliner Nachtleben begannen meine Pfingstfeiertage; mit einem Tagesausflug ins Umland sollten sie enden. Das freute besonders meinen Hund, denn der begleitete mich ebenso wie mein Lebensmensch. Nur mit dem Wetter hatten wir ein wenig Pech. Nachdem die übrigen Feiertage zwar nicht heiß, aber wenigstens trocken waren, gab es am Pfingstmontag ein paar Grad weniger und leider auch Regen. Das schränkte natürlich sowohl die Auswahl des Outfits als auch die möglichen Unternehmungen ein.
Ein richtiges Ziel hatten wir sowieso nicht. Das entschieden wir beim Fahren und kamen irgendwie auf Brandenburg. Im Bundesland waren wir eh, aber es gibt auch eine Stadt gleichen Namens, Brandenburg an der Havel. Früher hatten wir dort oft zu tun, aber das ist schon lange, sehr lange her. Wir waren gespannt, wie sich die Stadt seitdem verändert hatte. Vorher machten wir jedoch noch einen Halt in Saaringen, um unserem Vierbeiner etwas Auslauf zu gönnen. Saaringen ist ein kleiner, aber sehr hübscher Ort, an einem Seitenarm der Havel gelegen. Es ist wirklich idyllisch, mit einem kleinen Badestrand, der bestimmt auch im Sommer nicht überlaufen und sicher auch ideal für Boots- oder Kanutouren ist. Ich beneidete ein wenig die Bewohner des großen Gutshauses, mit eigenem Zugang zum Wasser und Bootsliegeplatz. Allerdings, außer einer kleinen Kirche gibt es dort nichts.
Zum Einkaufen muss man in das gut 10 Kilometer entfernte Brandenburg fahren, dort gibt es alles. Bei über 70.000 Einwohnern auch kein Wunder. Wir fuhren an der Dominsel vorbei Richtung Innenstadt und hielten Ausschau nach einem Café, möglichst irgendwo am Wasser. Die gibt es sicherlich, doch sie blieben uns verborgen, und ehe wir uns versahen, waren wir schon wieder aus der Stadt raus. Wir verloren etwas die Orientierung und landeten auf einer schmalen Straße, die mitten durch einen endlos erscheinenden Wald führte. Kein Haus, keine Wiese, nichts, was uns den Weg zeigen konnte. Nach weiß ich wie vielen Kilometern endete die Straße an einem T-Stück, an dem Wegweiser standen. Ich erinnerte mich an ein Lokal in Wusterwitz, und dieser Ort war ausgeschildert. Den konnten wir nun wirklich nicht verfehlen, und das Restaurant gab es immer noch, sehr schön am Wusterwitzer See gelegen, den ich von meinen Bootsausflügen noch gut kannte. Einen Tisch in Wassernähe fanden wir auch, ließen uns die Karte geben und waren drauf und dran, einen leckeren Eisbecher zu bestellen, als ein heftiger Regenguss einsetzte. Zwar war an jedem Tisch ein großer Schirm, doch die waren nicht aufgespannt und zudem noch in Plastiik eingepackt. Statt nun die Schirme aufzuspannen, rannten die Kellner hektisch umher und sammelten die Sitzkissen ein. Die logische Folge war, dass die Gäste flüchteten, so wie wir auch. Schade, denn das Restaurant ist hübsch gelegen, wenn auch nicht gerade preiswert.
Über die Bundesstraße ging es zurück nach Brandenburg. Ich fand nur noch wenige Orientierungspunkte von früher, wie das ehemalige Stahlwerk, das nun ein Industriemuseum ist. Ungünstigerweise war eine Hauptstraße gesperrt, und die Umleitung führte uns durch ein nicht sehr hübsches Industriegebiet und schließlich irgendwie im Kreis. Jedenfalls waren wir schließlich wieder am Ausgangspunkt, und mein Lebensmensch war zunehmend genervt. Durch Zufall kamen wir dann aber doch auf eine Straße, die uns zur Altstadt brachte. Die ist zwar eher eine Einkaufsstraße, aber dort waren Cafés. Eines davon suchten wir auf und bekamen dort auch unsere Eisbecher. Anschließend machten wir noch einen Spaziergang durch einen nahe gelegenen Park, den unser Hund ausgiebig beschnüffelte. Wir waren schon froh, dass er nicht die Gebeine der russischen Soldaten ausgrub, für die es dort einen kleinen Friedhof und ein Denkmal gab. Überbleibsel aus der DDR-Zeit, die aus heutiger Sicht ein wenig befremdlich wirken. Aber ansonsten war es schön.
Einen Stopp machten wir noch, an der Dominsel. Das ist wirklich ein Kleinod. Wasser ist wie fast überall in Brandenburg nicht weit entfernt, Rund um dem Dom ist ein kleiner Platz mit alten Häusern und einem Restaurant angelegt, es wirkt fast wie aus einer anderen Zeit. Auch der Dom an sich ist sehenswert, auch wenn er mir von außen größer als von innen erschien.
Brandenburg hat sicher noch viel mehr zu bieten, doch man muss eben auch auch wissen, was sich anzuschauen lohnt. Aber vielleicht holen wir das bei einem anderen Ausflug nach, bei dem dann hoffentlich auch das Wetter mitspielt…

17.05.2024: An so eine Viertage-Woche kann man sich echt gewöhnen, und im Mai gibt es erfreulicherweise recht viele davon. Mit Pfingsten stand nun wieder ein langes Wochenende vor der Tür. Da bot es sich an, einen Teil der Freizeit für einen Julia-Ausflug zu nutzen. Die Wetteraussichten waren zwar etwas unsicher, doch das war kein Hinderungsgrund für mich. Nur regnen sollte es bitteschön nicht, aber Petrus war gnädig und ersparte Julchen die Dusche. Richtig warm war es am Abend allerdings nicht, im Minirock draussen zu sitzen war also keine Option.
Ich hatte mir vorgenommen, meinen Besuch im Connection nachzuholen, und startete deswegen relativ spät von zuhause, denn die Parties dort beginnen erst um 23:00. Vorher wollte ich noch einen Abstecher ins K6 machen, das sich immer mehr zu einer meiner Lieblings-Locations entwickelt. Mir gefallen die Stimmung und die Musik, und oft kommt man mit jemandem ins Gespräch. So war es auch diesmal, obwohl es etwas schleppend anfing. Ich saß mit meiner Cola an der Bar, beobachtete die Gäste und ließ mich von der Hintergrundmusik in die gute, alte Zeit versetzen. Irgendwann stand ein Mann neben mir, der auf Englisch sagte, dass ihm die Musik gefiel. Ich antwortete in seiner Sprache und erfuhr, dass er aus Australien kam. Wir unterhielten uns eine Weile über sein Land und was er so macht. Als der Australier sein Bier ausgetrunken hatte, verabschiedete er sich und ging. Ein Stück weiter stand ein Mann in einem Sakko, was mir bei der sonst eher legeren Kleidung der anderen Besucher sofort auffiel. Es ergab sich ein Blickkontakt, und als ich an meiner Cola nippen wollte, kam er auf mich zu und stieß mit mir an, zog sich dann aber wieder zurück.
Langsam war es sowieso Zeit, zum Connection aufzubrechen. Ich zahlte, und da der Biergarten inzwischen leer war, nutzte ich die Gelegenheit für ein paar Bilder. Gerade packte ich meine Kamera ein, als der Herr im Sakko erschien und mich ansprach. Seine Geschichte war sehr interessant für mich. Er hat an der Organisation verschiedener Events mitgearbeitet und war als Buchhändler tätig. Da ich mich ja beruflich ebenfalls mit Büchern beschäftige und überdies recht begabt in organisatorischen Belangen bin, hatten wir gleich ein paar Anknüpfpunkte. Ich mag es sehr, mich mit intelligenten Menschen abzugeben, und er gehörte zweifellos dazu. Sympathisch waren wir uns auch. Leider dauerte das Gespräch nicht lange, denn er musste los. Wir umarmten uns zum Abschied und ich gab ihm meine Visitenkarte, damit er mich über Facebook oder meiner Homepage kontaktieren kann. Bei ihm würde es mich wirklich freuen, wenn wir unsere Unterhaltung fortsetzen würden.
In der Zwischenzeit hatte ein Typ im Biergarten Platz genommen, der mich zu sich winkte. Grundsätzlich bin ich ein ziemlich kontaktfreudiger Mensch, zumindest in der „Julia-Form“, also setzte ich mich zu ihm. Er sagte, dass er aus der Türkei käme, kurdischer Abstammung sei und seit einem Jahr in Berlin lebt. Sein Deutsch war sicher noch ausbaufähig, aber verständlich. Allerdings ging er dann schnell dazu über, lieber die Körpersprache zu verwenden und fing an, mich zu befummeln. Er wollte am liebsten gleich mit mir in die Kiste steigen und fragte nach meiner Telefonnummer. Da war mir schon klar, dass ich die Sache abbrechen sollte. Ich nannte ihn eine Handynummer, die mir gerade einfiel und die ganz sicher nichts mit mir zu tun hat. Durch die blödsinnige Kontaktnachverfolgung zu Corona-Zeiten hatte ich darin noch etwas Übung, denn auch da waren meine Angaben grundsätzlich reine Fantasie-Produkte. Ich bin ganz bestimmt nicht prüde, aber das war mir dann doch zu aufdringlich. Als er dann auch noch die Jeans öffnete und sein Teil herausholte, wurde es mir zu bunt. Ich stand auf und ging. Er machte sich ebenfalls auf den Weg und ich befürchtete schon, dass er sich an meine Fersen heften wollte. Angst vor einem Übergriff hatte ich nicht, denn erstens bin ich im Nahkampf recht gut ausgebildet und zweitens befindet sich in meiner Handtasche alles, um einen Gegner auszuschalten. Das brauchte ich zum Glück nicht anwenden, denn er schlug bald einen anderen Weg ein.
Unverfolgt gelangte ich zum Connection. Bisher hielt ich den Club eher für einen reinen Schwulen-Treff, aber der freundliche Typ an der Kasse klärte mich auf. Es gäbe zwar Veranstaltungen, die dem männlichen Publikum vorbeihalten seien, aber ansonsten stehe der Laden für alle offen. Eine Einschränkung gab es dann allerdings doch. In die Cruising-Area sollte ich ohne Begleitung nicht hinein gehen. Der Eintritt war mit 12 € recht moderat, dazu kamen noch 2 € für die Garderobe, die man sich natürlich sparen kann, wenn man nichts abgeben möchte. Mit diesen Informationen betrat ich den Club, der sich über zwei Etagen erstreckt. In der Oberen befinden sich eine Bar, die Tanzfläche und einige Sitzgelegenheiten in Form von Barhockern und Tischen. Im Untergeschoß sind eine weitere Bar, die Sanitäranlagen und der Crusiing-Bereich mit Spielwiesen, einem Bildschirm, auf dem Pornos laufen, und diversen Sexgeräten. Das weiß ich, weil ich natürlich doch einen Blick hinein warf. Ansonsten gibt es gemütliche Ledergarnituren, die Musik ist leiser, also ein idealer Ort, um sich zurück zu ziehen und sich zu unterhalten. Dafür fand ich leider niemanden, denn die Besucheranzahl war ziemlich überschaubar und bestand anfangs ausschließlich aus Männern, mich in dem Fall mal ausgenommen. Ich war aber auch die Einzige meiner Art. Von der Musik war ich angenehm überascht. Kein Techno, sondern Songs, die man aus dem Radio kennt, wenn auch mit ein paar Beats aufgepeppt. Jedoch nicht so verfremdet, dass man den Titel nicht mehr erkannte. Das gefiel mir, und ich bekam Lust zu tanzen, was ich dann wie einige andere Gäste auch tat. Kurz nach Mitternacht füllte sich der Club etwas, und es waren sogar ein paar biologische Frauen dabei. Ich setzte mich in die Lounge in der unteren Etage und resümierte. Wenn man in Gesellschaft dort hingeht oder jemanden kennenlernt, kann man sicher einen tollen Abend dort haben. Eintritt und Getränkepreise halten sich im Rahmen, die Räume sind sauber, man kann tanzen, sich unterhalten und wenn man möchte, auch mehr… Dazu liegt der Club zentral, und nachts gibt es kaum Parkplatzprobleme. Es spricht viel dafür, dass ich nicht zum letzten Mal im Connection war.
Für diese Nacht war meine Zeit allerdings vorbei. Kurz nach 1:00 verließ ich den Laden. Auf der Straße stand eine Gruppe junger Männer, die mich fragten, ob etwas im Connection los und ob da gute Leute drin wären. Ich war gut drauf und antwortete: „Na ja, ich bin gerade raus, soviel zu den tollen Leuten. Und sagt jetzt nichts Falsches…“ Sie lachten und wir hatten noch ein kleines Gespräch, bei dem sogar der eine oder andere harmlose Flirt entstand. Sie gingen dann tatsächlich in den Club, und ich stöckelte den kurzen Weg zu meinem Auto. Eine Abendfahrt durch das nächtliche Berlin finde ich immer wieder schön, gerade im Frühling und Sommer, wenn man das pulsierende Leben der City mitbekommt. Ich hatte einen netten, abwechslungsreichen Abend erlebt, in dem viel drin war und den ich gegen 2:00 beschloß, als ich meine Heimat erreichte.

03.05.2024: Es gibt Tage, die verlaufen ganz anders als geplant. Es war Freitag, durch den Feiertag eine kurze Arbeitswoche und für den Samstag hatte ich keine Termine. Der Himmel war zwar ein wenig bedeckter als noch zwei Tage zuvor, aber es war immer noch über 20 Grad warm. Ideale Voraussetzungen, um Julia wieder rauszulassen.
Das Magazin „Siegessäule“ beziehungsweise dessen elektronisches Pendant erweist sich oft als gute Informationsquelle für queere Veranstaltungen. Dort fiel mir auch die Bar „Möbel Olfe“ ins Auge. Der seltsame Name entstand, weil es dort früher tatsächlich einen Möbelladen gab und die Leuchtreklame immer noch hängt. Wie dem auch sei, es werden täglich unterschiedliche Zielgruppen angesprochen, wie dienstags beispielsweise „FLINTAS“, und am Freitag treffen unter dem Titel „In Transit“ eben Trans- und nicht binäre Menschen. Das wollte ich mir einmal anschauen. Die Anfahrt geht normalerweise ziemlich einfach über die Skalitzer Straße. Nicht jedoch, wenn diese gesperrt ist, was unglücklicherweise der Fall war. Da meine Autos aus Prinzip nicht mit einem Navi ausgestattet sind, die Navigation über ein Smartphone aus den gleichen Gründen nicht möglich ist und mein externes Navi zuhause lag, musste ich mich auf meinen Orientierungssinn verlassen. Das klappte ganz gut, auch wenn ich bei der Gelegenheit durch Straßen kam, die mir völlig unbekannt waren. Immerhin sah ich bei der Durchfahrt einige interessante Gebäude, die mir sonst verborgen geblieben wären. Letztendlich erreichte ich mein Ziel. Nur, ins „Möbel Olfe“ ging ich trotzdem nicht. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen liegt der Laden direkt am Kottbusser Tor, und das ist mit Verlaub gesagt eine der übelsten Ecken Berlins. Überall lungerten Ausländer herum, die keinen vertrauenserweckenden Eindruck machten. Dort auszusteigen und als halbwegs sexy gekleidete Frau, die dazu noch nicht mal wirklich eine ist, rumzulaufen, das hätte ich zwar tun können, aber nur, wenn ich den Inhalt meines Waffenschranks mit mir rumgeschleppt hätte. Natürlich war ich nicht unbewaffnet, aber es war eher leichte Artillerie, die sich in meiner Handtasche befand. Für die Typen hätte ich jedoch schweres Gerät und viel Munition gebraucht. Dazu kam, dass es absolut keine Parkplätze gab. Ich hätte Ewigkeiten laufen müssen, und das in dieser Gegend. Ne, das wollte ich mir nicht antun. Ich blieb in meinem sicheren Auto, fuhr weiter und entwarf „Plan B“.
Auf der Fahrt zurück in die City West fing es an zu regnen, und das bedeutete eine weitere Planänderung. Die Shorts waren eindeutig fehl am Platz, doch die kluge Frau baut vor und hat für alle Gelegenheiten Wechselklamotten im Auto. So wurden Shorts gegen Jeans getauscht, und eine wasserdichte Jacke war ebenfalls zur Hand.
Ein wenig unschlüssig lief ich durch die Fuggerstraße, in die ich eigentlich später sowieso noch mal wollte. Der Regen wurde stärker, das war absolut nicht das Sommerfeeling, das ich mir von diesem Spaziergang erhoffte. Ein trockener Unterschlupf war unter den Umständen die sinnvollere Alternative. Der nächste geeignete Laden wäre der Oldtimer in der Lietzenburger Straße gewesen, der auf meinem Weg lag. Doch schon ein paar Meter vom Lokal entfernt hörte ich etwas, was rudimentär an Gesang erinnerte. Offenbar fand dort ein Karaoke-Abend statt, und der Interpret klang schlichtweg schaurig. Schlechter hätte ich es auch nicht machen können, und das will schon etwas heißen… Also hieß es, weiter zu ziehen. Es hörte nicht auf zu regnen, aber als Transfrau hat man da einen Vorteil. Zumindest, wenn man einen „Fiffi“ trägt, wie man im Tranny-Slang zu einer Perücke sagt. Die Haare werden zwar nass, aber es sind wenigstens nicht die eigenen…
So erreichte ich mit halbwegs trockenem Kopf das K6, das recht gut gefüllt war. Ich fand trotzdem einen freien Tisch und bestellte eine Cola, bei der ich darüber nachdachte, was um Himmels Willen ich über einen Tag schreiben sollte, an dem absolut nichts passierte. Doch das änderte sich. Ein Mann stand von seinem Barhocker auf und sprach mich an. Er sagte, dass wir uns vor einigen Jahren mal in netter Runde in ebendieser Kneipe unterhalten hatten, und ganz dunkel konnte ich mich daran sogar erinnern. Ich setzte mich zu ihm an die Bar, er stellte mir seinen Begleiter vor, einen türkischen Journalisten, und wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte von meinem Roman, an dem ich seit einiger Zeit arbeite, was beide sehr interessant fanden. Wir unterhielten uns über Jobs, Beziehungen und Gott und die Welt und es war schön. Das K6 hat eine gemütliche, fast familiäre Atmosphäre und so verging die Zeit. Mein Gesprächspartner musste irgendwann los, ich gab dem türkischen Schreiberling noch etwas Nachhilfe in Deutsch, bevor auch er loszog.
Nun wäre es spät genug gewesen, um den zweiten Punkt meines „Ausgehplans“ abzuarbeiten. Da war nämlich ein Besuch im „Connection“ vorgesehen. Das ist eigentlich eher ein Schwulenclub, aber freitags finden dort die „Popular-Parties“ statt, bei denen wohl auch Transfrauen gern gesehen sind. Dafür hatte ich ein heißes, rotes Minikleid im Gepäck. Doch mich bei der eher kühlen Witterung umzuziehen, dazu hatte ich wenig Lust und verschob meinen Partybesuch. Den werde ich nachholen, wenn das Wetter mitspielt und ich im Partydress ohne zu frieren in den Club gehen kann. Woanders wollte ich auch nicht mehr hin und so kam es, dass ich kurz vor Mitternacht ganz ungeplant schon wieder zuhause war.

01.05.2024: Mai und Juni sind meine absoluten Lieblingsmonate. Die Tage sind lang und hell, und der ganze Sommer liegt noch vor einem. Wenn dann noch das Wetter mitspielt und es dazu noch ein arbeitsfreier Tag ist, dann hält mich nichts mehr. So war es auch an diesem Mittwoch, ein Feiertag und mit über 25 Grad angenehm warm. Egal, was ich dann unternehme, Hauptsache raus und die Sonne geniessen, was ich im Alltagsleben leider nur bedingt tun kann.
Ein guter Startpunkt ist dann immer der Kurfürstendamm. Dort spürt man besonders das Sommerfeeling. Die Leute sind gut drauf, die Straßencafés voll und die Frauen leicht bekleidet. Normalerweise gefällt mir an Berlin nicht viel, zumindest nicht in der City, doch an solchen Tagen halte ich mich sehr gern dort auf, vor allem, wenn ich in der „Julia-Form“ bin. In meinem schulterfreien Minikleidchen die Wärme auf der Haut zu fühlen, das war einfach schön. Ich war mal wieder im Einklang mit mir selbst, was nicht allzu oft vorkommt… Sicher, es war unspektakulär, aber meine Stimmung war gut, und darauf kommt es doch an.
Nach rund einer Stunde Spazierengehen konnte ich eine Cola und eine Toilette gebrauchen. Eins meiner Stammlokale ist das K6 in der Kleiststraße, und das war nur wenige Geh-Minuten entfernt. Es ist gemütlich und hat einen hübschen, kleinen Biergarten. Der war ziemlich gut gefüllt, aber ich fand problemlos einen freien Platz. Da ich sicher noch ein paar Stunden unterwegs sein würde, wäre etwas Nahrung nicht schlecht, und da kam es mir sehr gelegen, dass vor dem K6 gegrillt wurde. Das Nackensteak aus echtem Fleisch war genau richtig. Ihr könnt Euch sicher denken, dass ich von Fleischersatzprodukten genauso wenig halte wie vom Gendern oder von 30er-Zonen… Ich bin vom Sternzeichen Löwe. Löwen sind Raubtiere. Raubtiere essen Fleisch!
Mir war ein wenig nach Gesellschaft. Von den Leuten im Lokal kannte ich außer den Wirten niemanden und kam mit keinem so richtig ins Gespräch. Doch falls Ihr Euch erinnert (oder in meinem Blog noch mal den Eintrag vom 9. Februar lest), ich hatte vor knapp einem Vierteljahr einen Autounfall, und ein freundlicher Uber-Fahrer half mir in dieser Nacht sehr. Ohne ihn wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Jedenfalls haben wir seitdem einen losen Mailkontakt, und er fragte schon öfter nach einem Treffen. Nun war die Gelegenheit dazu. Also schickte ich ihm eine Nachricht, er hatte Zeit und kam eine Viertelstunde später zur Kneipe. Wir tranken eine Cola und unterhielten uns, was leider nicht so ganz einfach war, denn seine Deutsch-Kenntnisse hatten noch Luft nach oben, obwohl er schon lange in Berlin lebt. Aber auch ohne Worte verstand ich, dass er mich ziemlich heiß fand… Nun ja, so ein kleiner Flirt ist ja nicht verkehrt, und ich hatte meinen Spaß daran. Nach einer Stunde musste er wieder los und das war mir auch ganz recht, denn es war noch immer sommerlich warm und ich wollte noch mal zum Breitscheidplatz. Dort waren ein paar Buden und Freßstände für den „Tanz in den Mai“ aufgebaut. Ich mag die Atmosphäre bei den Sommer-Veranstaltungen an der Gedächtniskirche sehr; an kaum einen anderen Ort gibt es diese besondere Mischung aus Party machen und einfach das schöne Wetter geniessen. Dazu passte sehr gut ein Eis, und das gab es da natürlich auch.
Inzwischen war es kurz vor 19:00, es war immer noch angenehm warm, auch wenn der Wind ein wenig auffrischte. Doch ich war nun lange genug an der frischen Luft und hatte lose geplant, noch ins „Quälgeist“ zu gehen. Mit dem Auto waren das rund 20 Minuten zu fahren, und ein Cluboutfit hatte ich sicherheitshalber auch mit dabei. Um es kurz zu machen, sehr viel war an diesem Tag in dem Club nicht los, es wurde auch nur wenig gespielt und ich hätte mir den Besuch ehrlich gesagt sparen können. Wenigstens konnte ich in der Garderobe ein paar Fotos in meinen Clubsachen machen, bei den wenigen Gästen fiel das nicht weiter auf. Nach ungefähr 1 ½ Stunden zog ich mich wieder um und verließ den SM-Club. Es war immer noch so mild, dass ich in meinem Minikleid nicht fror und mit herunter gekurbelter Scheibe fahren konnte. Ich nahm nicht den kürzeren Weg über die Stadtautobahn, sondern fuhr durch die Stadt zurück. Auf eine Art hätte ich gern noch den Abend etwas ausgedehnt, doch leider wartete am nächsten Tag wieder viel Arbeit auf mich, und so siegte die Vernunft. Ich hielt nicht noch mal an, doch auch die Abendfahrt in den Sommer-Klamotten war toll. Julia und Sommer, das gehört einfach zusammen…

07.04.2024: 24 Grad, und das Anfang April! Ein Sommertag im Frühling, für mich ist das ein Geschenk. Endlich wieder in luftigen Klamotten unterwegs sein, Sonne auf der Haut zu spüren, das konnte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Nur einen wirklichen Plan hatte ich diesmal nicht. Zwar gab es im Quälgeist eine interessante Party und ich hatte auch Clubsachen dafür ins Auto gepackt, doch mir war eher danach, den unerwarteten Sommertag zu genießen. Das ist übrigens auch ein Grund, warum meine Ausflüge nie mit einem Sharing-Auto und erst recht nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln funktionieren würden. Wo sollte ich da meine Wechsel-Klamotten lassen?
Ich wollte schon am späten Vormittag los, um ja keinen Sonnenstrahl zu verpassen. Doch in Berlin gab es einen Halb-Marathon, und erfahrungsgemäß ist dann in der Stadt kein Durchkommen. Deshalb fuhr ich zuerst nach Potsdam. Die Stadt ist gar nicht so weit von mir entfernt und hat viele Sehenswürdigkeiten, trotzdem bin ich nur selten dort und kenne mich da nur wenig aus. Das liegt möglicherweise auch daran, dass ich in Brandenburgs Hauptstadt kaum kostenlose Parkplätze kenne. In der Nähe der Innenstadt gab es jedoch jede Menge freie Parkplätze. Ich spekulierte darauf, dass das Ordnungsamt an einem Sonntag sowieso kaum Leute hat, die Parksünder aufschreiben und spazierte ein wenig durch die sehenswerte City. In einem Café wollte ich mich hinsetzen und ein Eis essen, doch dann sah ich ein Schild auf dem Tisch. Man sollte einen QR-Code scannen und darüber seine Wahl treffen und was weiß ich noch alles. Schon wenn ich „QR-Code“ lese, schalte ich ab. Sorry, ich komme noch aus der Zeit, wo eine nette Bedienung nach den Wünschen fragte. Und was ich von diesem neumodischen Teufelszeug halte, habe ich schon oft genug beschrieben… Also ging ich ohne Eis langsam zurück zu meinem Auto, an dem wie erhofft kein Strafzettel hing.
Das Eis bekam ich dann am Rüdesheimer Platz in Berlin, meinem nächsten Halt. Es ist eine gemütliche Grünanlage in Wilmersdorf. Die Häuser rings um den Platz des sogenannten „Rheingau-Viertels“ beeindrucken mit einer ungewöhnlichen, aber schönen Architektur. Der Rüdesheimer Platz ist bekannt durch seinen Weinbrunnen im Sommer und das Weinfest im August, bei dem man sich bei Winzern leckeren Wein kaufen und ihn zu mitgebrachten Essen verköstigen kann. Eine beliebte Tradition in Berlin, die leider in den letzten Jahren unter Auflagen zu leiden hat, weil ein einziger Anwohner gegen die Lärmbelästigung geklagt hat, obwohl Gutachten keine übermäßige Lautstärke feststellen konnten. Auch das ist typisch Berlin. Da gibt es einen Idioten, der seinen Mitmenschen die Freude vermiesen will und damit sogar durchkommt. Wie man meiner Meinung nach mit solchen Typen umgehen sollte, das werde ich hier nicht beschreiben… Aber wer mich kennt, weiß, was mir da vorschwebt… Um es mal so zu sagen: Würde der mein Nachbar sein, dann wäre er es nicht lange… Wie dem auch sei, der Platz ist hübsch mit seinen Steinfiguren und dem Brunnen. Ich genoß mein Eis in meinem Minikleidchen und die Sonne auf meiner Haut.
Ungefähr 10 Autominuten entfernt liegt der Insulaner, auch ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt. Was ist nun der Insulaner? Es handelt sich tatsächlich um einen 78 Meter hohen Berg, der jedoch nicht auf natürliche Weise entstanden ist, sondern aus den Trümmern des 2. Weltkrieges. Den Namen bekam er durch einen Ideenwettbewerb und lehnte sich an das damals berühmte Kabarett „Die Insulaner“ an. Es gibt sogar ein Lied, das so heißt und die Berliner wurden zu Zeiten der Mauer auch gern als Insulaner bezeichnet, was durchaus zutreffend war. Rings um die Stadt war die DDR, ein anderes Land, das man nicht so ohne weiteres betreten konnte. Die jüngere Generation kann sich das wahrscheinlich kaum noch vorstellen, aber wer es erlebt hat, der erinnert sich immer noch daran und weiß den Wert der Freiheit vermutlich ganz anders zu schätzen. Neben Wiesen und einem großen Freibad befindet sich dort auch die Wilhelm-Förster Sternwarte und das Planetarium in dem man aus bequemen Sesseln den großen, künstlichen Sternenhimmel beobachten kann – oder eher konnte, denn das Planetarium ist aktuell wegen Umbaumaßnahmen geschlossen. In der Sternwarte kann man hingegen weiterhin durch ein riesiges Teleskop die Sterne sehen und das ist wirklich beeindruckend. Darüber hinaus bietet auch der Berg an sich oft spektakuläre Ausblicke auf Berlins Skyline.
Gegenüber des Insulaners liegt der Park „Südgelände“. Der kostet zwar einen Euro Eintritt, aber das ist er auch wert. Allerdings sind Hunde dort nicht erlaubt, aber da ich ohne meinen Vierbeiner unterwegs war, konnte ich mir den Park anschauen. Der war auch nicht immer da. Früher war dort ein großer Rangierbahnhof, der allerdings seit den 50er-Jahren nicht mehr benutzt und kurz vor der Jahrtausendwende in einen Park mit einem Naturschutzgebiet umgewandelt wurde. Trotzdem finden sich immer noch Relikte seiner ursprünglichen Bestimmung auf dem Gelände wie eine Drehscheibe, eine alte Lokomotive und der Lokschuppen, in dem teilweise Ausstellungen zu sehen sind, und der alles überragende Wasserturm. Jede Menge Motive für Julia-Fotos… Eine Gastronomie gibt es auch, man kann sich stundenlang dort aufhalten und immer wieder Neues entdecken, was ich auch tat.
Inzwischen war es später Nachmittag geworden, die Sonne wärmte nicht mehr so wie zu Beginn meines Ausfluges, was ihr Anfang April verziehen sei. Es wurde Zeit, mich in mein Auto zu setzen und mit der Erinnerung an einen völlig unerwarteten Sommertag nach hause zu fahren, wo ich dann rechtzeitig zur Free-TV Premiere des neuen James Bond ankam.

03.04.2024: Hin und wieder probiere ich gern etwas Neues aus. Deshalb wurde ich sehr neugierig, als ich in der „Siegessäule“ von einem TIN Speed-Dating las. „TIN“ steht für Trans, Inter, Non-Binär und ich war gespannt, wen man dort so treffen mochte. Das Ganze wurde organisiert vom Verein „AHA“, der letzten Monat sein 50-jähriges Bestehen feierte. Ursprünglich war der Verein nur für homosexuelle Männer gedacht, aber nach und nach öffnete er sich für Lesben und schließlich für die gesamte queere Gemeinde. Nach mehreren Umzügen hat der „Allgemeine Homosexuelle Arbeitskreis“ seine Vereinsräume in der Monumentenstraße in Schöneberg und bietet dort ein vielseitiges Programm an, von Karaoke, Shows, Workshops bis hin zu Spieleabenden und Erotik-Parties (die dann allerdings wirklich nur Männern vorbehalten ist). Nun gut, Grund genug, sich das mal anzuschauen.
Mein Auto, mit dem ich beim letzten Ausflug einen bösen Unfall hatte, ist inzwischen repariert, trotzdem nahm ich diesmal wieder mein „Juliamobil“, mit dem die Parkplatzsuche noch ein Stück einfacher ist. Vorausgesetzt, es ist überhaupt einer da… In der Gegend, wo die Party stattfand, habe ich normalerweise nichts verloren, und deshalb fuhr ich zeitig hin, um mich zu orientieren. Im Umkreis ist überall die leidige „Parkraumbewirtschaftung“, wie sich die Autofahrer-Abzocke offiziell nennt, aber ich hatte wieder einmal wahninniges Schwein. Denn gleich neben den Vereinsräumen befindet sich eine Sportanlage, und dort konnte man ohne Einschränkungen parken – so habe ich das zumindest verstanden. Ein Parkplatz war gerade noch frei, und den schnappte ich mir. Der Nachteil war nur, dass bis zum Einlass noch eine Stunde Zeit war, die ich irgendwie totschlagen musste. Normalerweise kein Problem, Julchen geht gern spazieren, allerdings nur bei schönem Wetter. Doch das hatte Petrus leider nicht im Angebot; es war kühl und regnete. Eine andere Kneipe war noch nicht offen, und so blieb mir nichts anderes übrig, als eine Runde durch die nahegelegene Grünanlage zu drehen. Mit dicker Jacke und Kapuze kam dabei nicht so richtiges „Julia-Feeling“ auf. Letztendlich fand ich auf dem Spielplatz eine überdachte Sitzgelegenheit, die wie ein Strandkorb aussah. Darin konnte ich gut mein Zigarettchen rauchen und die Zeit abwarten, bis ich dann wieder zurück zu meinem Auto ging, in dem ich Sneakers gegen Stiefel wechselte und die Jeans auszog, so dass ich dann in meinem Minikleid zum Speed-Dating gehen konnte.
Es war noch nicht viel los, aber das war gut. Ich bestellte mir eine Cola, machte die obligatorischen Fotos und ging für eine Zigarette auf die Terrasse, wo ich die ersten Kontakte knüpfte. Mit 10-minütiger Verspätung begann dann das Dating, an dem 12 Personen teilnahmen, die sich auf zwei Stuhlreihen gegenüber saßen. Die Moderation erfolgte auf Englisch, was mich ein wenig verwunderte. Aber den Ablauf verstand ich trotzdem. Pro Gesprächsrunde gab es 5 Minuten Zeit, dann wechselte man den Gesprächspartner, so dass am Ende Jeder mit Jedem gesprochen haben sollte. Um den Einstieg leichter zu machen, schlug die Moderatorin zwei Fragen vor, die man dem Gegenüber stellen sollte. Natürlich musste man sich daran nicht halten, doch so entstanden keine Pausen, wo niemand den Anfang macht. Jetzt wurde mir auch klar, warum die Ansagen nicht in deutscher Sprache gehalten wurden, denn die Gäste waren tatsächlich international. Im Verlauf des Datings sprach ich mit Schweizern, Engländern, Amerikanern und Australiern und die erste Frage war meist: „Deutsch oder Englisch?“. Das machte es noch zusätzlich interessant, denn es steckt ja auch immer eine Geschichte dahinter, warum sich jemand für ein Leben in Berlin entschieden hat und so lernte ich die unterschiedlichsten Menschen kennen. Von der Zusammensetzung war es ebenso vielfältig. Neben mir gab es noch eine weitere Transfrau, die aber schon seit vielen Jahren ausschließlich in der weiblichen Form lebt, auch ein Transmann war dabei und eine Person, die ich als Frau eingeordnet hätte, die aber tatsächlich auch biologisch zwischengeschlechtlich war. Das war echt spannend, denn offensichtlich gibt es viel mehr als schwul, lesbisch oder trans und ich gebe ehrlich zu, manchmal fiel es mir schwer, eine passende Kategorie zu finden. Vielleicht bin ich da doch zu konservativ… Gern hätte ich über dem Einen oder Anderen mehr erfahren, doch das war in der Kürze der Zeit nicht möglich. Doch für ein erstes Beschnuppern war es okay. Nach einer guten Stunde waren wir fertig und wer wollte, konnte dann noch den Kontakt vertiefen oder die Moderatorin als „Liebesengel“ einspannen. Auch eine gute Idee, denn sicher gibt es Menschen, die dafür zu schüchtern sind. Für mich stellte sich die Frage nicht wirklich. Es waren zwar nette und interessante Leute dabei, aber niemand, bei dem ich mir mehr als ein unverbindliches Gespräch vorstellen konnte. Doch das war ja auch nicht meine Motivation, denn beziehungstechnisch bin ich eher durch. Da müsste mir schon jemand ganz, ganz Besonderes über den Weg laufen und ich denke, das wird in diesem Leben nicht mehr geschehen… Aber es war auf jeden Fall eine nette Erfahrung und ich könnte mir vorstellen, das bei Gelegenheit noch mal zu wiederholen.
Inzwischen war es kurz vor 22:00. Zu spät, um noch auf die Party im Quälgeist zu gehen, aber zu früh, um gleich nach hause zu fahren. Also machte ich noch einen Zwischenstopp im K6, wo noch nicht allzu viel los, dafür aber die Musik gut war. Kurz nach mir kam ein Mann, der offensichtlich Unterhaltung suchte und spontan eine Runde ausgab. So trank ich dann zu meiner Cola noch einen Amaretto und hatte noch einen lustigen Abend, den ich allerdings nicht allzu lange ausdehnen konnte, weil am nächsten Tag die Arbeit rief. Aber es tat gut, mal wieder etwas erlebt zu haben. Und beim nächsten Mal spielt hoffentlich auch das Wetter mit…

09.02.2024: Es war einmal… vor vielen Jahren, es war noch in meiner Anfangszeit als „Julia“, eröffnete ein neuer Swingerclub. Damals wohnte ich nicht weit entfernt und das passte gut. Auf Anhieb verstand ich mich mit den Betreibern, die mich vollständig als Frau akzeptierten. Das bedeutete auch freien Eintritt und kostenlose Getränke. Kein Wunder, dass der Club schnell mein Stammlokal wurde. Ich hatte einige heiße Abenteuer und lernte tolle Menschen kennen. Einer davon war Dina. Der Club wechselte den Besitzer, ich den Wohnort und der Kontakt brach ab. Umso erfreuter war ich, dass mich Dina in einem Portal entdeckte und mich anschrieb. Wir verabredeten ein Treffen, das aus verschiedenen Gründen mehrmals verschoben werden musste, aber heute war es soweit.
Das Date fand beim TransSisters-Stammtisch in der Bar Voyage statt. Wie besprochen brachte Dina noch ein paar Leute mit. Hilde, einen Crossdresser, Sunny, die die ersten Schritte als TV wagen möchte und Bea, die diesen Weg schon längst gegangen ist. Das Voyage war gut besucht und wir hatten keinen Tisch für uns allein. Aber das war mir ganz angenehm, denn mit uns zusammen saßen noch drei junge, hübsche und sogar biologische Frauen. Ich war so richtig gut drauf und unterhielt die ganze Gesellschaft mit meinen Stories. Andererseits war es auch interessant, die Geschichten und Vorstellungen der anderen zu hören. Sunny bot ich meine Hilfe an, wenn sie für die Verwandlung Hilfe bräuchte. Hilde hatte ganz andere Intentionen, aber das war okay und zeigte, wie vielfältig die Szene ist. Es hat einen wahnsinnigen Spaß gemacht. Nur Rauchen durfte man in dem Bereich nicht, sondern nur im vorderen Teil. Die drei jungen Mädels rauchten auch und so trafen wir uns an der Bar. Mit einer von ihnen, Sarah, kam ich ins Gespräch. Sie machte mir ein Kompliment für mein Outfit und so ergab es sich, dass wir eine ganze Weile quatschten. Sie hatte trotz ihrer 21 Jahre eine bewegte und spannende Lebensgeschichte, war nicht auf den Kopf gefallen und zudem eine sehr attraktive Gesprächspartnerin. Wir tauschten Instagram-Adressen aus und können so in Kontakt bleiben. Denn Julchen ist nun auch auf Insta, unter julia.berlin66 könnt ihr mich dort finden.
Wieder zurück an unserem Tisch hatten sich die beiden Gruppen zusammen gefunden. Die jungen Damen beteiligten sich an unserer Unterhaltung. Es war ein Abend, wie er sein sollte, tolle Gespräche, neue Kontakte, alles war harmonisch und einfach schön. Ich fühlte mich richtig wohl in der Gemeinschaft. Die Mädels zogen weiter zum Tanzen, Sarah gab mir noch einen Abschiedskuss, und so ging unsere Unterhaltung eben zu fünft weiter. Dina und Hilde brachen auch irgendwann auf und wir verabredeten, uns bald wieder zu sehen. Dafür bekam ich Verstärkung durch meine gute Freundin Maja, die sich zu uns setzte und mir von ihrem Urlaub erzählte. Wir hatten uns schon über ein Jahr nicht gesehen und konnten nun mal wieder ein paar persönliche Dinge austauschen. Es war nach 1:00, als ich mich auf den Heimweg machte. Ausnahmsweise fuhr ich mit meinem Alltags- und nicht mit meinem „Julia“-Auto.
Auf der Rückfahrt fiel mir ein weißer Mercedes auf. Er führ die Tauentzienstraße auf der Busspur, später fuhr er auf auf einer Linksabbieger-Spur einfach geradeaus. Solche Idioten gibt es immer. Sollte er machen, dachte ich, denn ich wollte nur stressfrei nach hause. Ich fuhr hinter ihm, plötzlich wurde er langsamer, ich ging links an ihm vorbei, da zog er rüber und drängte mich ab. Ich wich aus und ratterte über einen Bordstein. Es krachte, der Seiten-Airbag ging auf und die beiden linken Reifen waren platt. Der Mercedes war über alle Berge. Mit Mühe und Not erreichte ich die rechte Spur. Nun habe ich zudem noch ein neues Handy und noch nicht alle Nummern übertragen. In meiner Not rief ich meinen Lebensmenschen an, denn ich hatte die Nummer vom ADAC nicht. Die bekam ich dann und bat um einen Abschlepper. Nun stand ich da und dachte, es ist vielleicht gut, mich wieder halbwegs in die männliche Form zu verwandeln. Ich war gerade dabei, als ein Polizeiwagen neben mir hielt. Blödes Timing, die Perücke und die Stiefel hatte ich gerade aus, aber noch meinen geschlitzten Rock an. Aber das war mir dann auch egal. Ich zog flache Schuhe an und stieg aus. Die Beamten waren wahnsinnig freundlich. Natürlich bemerkten sie meine ungewöhnliche Erscheinung, aber es kam kein blöder Kommentar. Sie fragten was passiert war und ich schilderte es so wie hier in diesem Bericht. Irgendwie war es seltsam, trotz der komischen Situation war ich nicht verlegen, sondern machte Witze. Unter den Beamten war auch eine junge weibliche Polizistin, mit der ich beinahe ein wenig flirtete. „Da habt ihr was auf der Wache zu erzählen“, sagte ich lachend zu den Polizisten, als sie meine Anzeige aufgenommen hatten.
Dann war ich wieder allein, mitten in der Nacht am Ernst-Reuter-Platz. Wenigstens konnte ich nun Rock gegen Hose tauschen, und bis auf mein geschminktes Gesicht und die knallroten Fingernägel verriet mich nun noch wenig. Für die Hände hatte ich Handschuhe. Nun hieß es warten auf den Abschlepper.
Doch ich hatte ein wahnsinniges Glück. Ein Uber-Fahrer hielt und bot mir Hilfe an. Er hatte keinen Auftrag und ich konnte mich in seinem Auto aufwärmen. Er war nicht deutsch-stämmig und sprach meine Sprache nur gebrochen, aber wir kamen zurecht. Er blieb, bis endlich der Abschlepper kam, was eine ganze Zeit dauerte. Erst kurz vor 4:00 wurde mein Auto aufgeladen und zur Werkstatt geschleppt. Der Uber-Fahrer, er hieß Toni, war einmalig. Er fuhr mit mir hinter dem Abschlepper hinterher, wartete, bis mein Auto abgeladen war und fuhr mich nach hause. Das alles ohne den Taxameter einzuschalten. Natürlich gab ich ihm etwas, aber seine Hilfe und sein Zuspruch war unbezahlbar. Was für ein beeindruckendes Beispiel an Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ohne ihn wäre es noch viel schlimmer gewesen. Falle er das irgendwie liest, hier noch mal ein dickes Dankeschön an diesen tollen Menschen.
Um 5:00 war ich dann endlich zu Hause. Tja, so ging sehr ungewöhnlicher Abend zu Ende. Bei aller Dramatik um den Crash, abgesehen davon war es ein aufregender und interessanter Abend, mit neuen Bekanntschaften und überdies mit einem Erlebnis von menschlichen Beistand, der einem ein wenig das Vertrauen in die Menschheit zurückgeben kann. Nun drückt bitte die Daumen, dass es mein Auto nicht allzu schlimm erwischt hat.

26.01.2024: An diesem Freitagabend hatte ich ein volles Programm. Es ist zwar immer noch Winter, aber ich habe trotzdem richtig Bock aufs Ausgehen. Vielleicht will ich dadurch den Frühling herbei locken, ich weiß es nicht. Deshalb suchte ich nach Gelegenheiten, um etwas zu unternehmen. Eine gute Informationsquelle ist das queere Magazin „Siegessäule“, das als Zeitschrift und im Internet jede Menge Veranstaltungen unterschiedlichster Art auflistet. Darüber fand ich auch einen Stammtisch einer queeren Gruppe, nicht allzu weit von mir entfernt. Den wollte ich mir zuerst anschauen.
Das Gute an Lokalen in meiner Nähe ist neben dem kurzen Anfahrtsweg auch die Tatsache, dass man hier praktisch immer einen Parkplatz findet. Der Treffpunkt war nach gut 10 Minuten erreicht, das Horke´s in Falkensee, eine nette Mischung aus Café und Bar. Mit mir waren es insgesamt neun Leute, die an dem Stammtisch teilnahmen, überwiegend lesbische Pärchen. Natürlich kannte ich niemanden, aber ich wurde sehr freundlich aufgenommen, obwohl ich die einzige Transgender-Person war. Wenn ich es richtig verstanden habe, entstand die Gruppe aus einer Initiative des „Regenbogencafés“, das sonntägliche Treffen und Events wie Lesungen an wechselnden Standorten anbietet. Das könnte recht interessant sein. Schnell kamen wir ins Gespräch und lernten uns etwas näher kennen. Fast alle hatten vorher in Berlin gewohnt und sind nun ins Umland gezogen. Dabei stellte sich heraus, dass eine der Teilnehmerinnen mal in der gleichen Wohnung gelebt hatte, die ich auch für einige Zeit bewohnte. Zufälle gibt es… Ich erzählte ein bisschen von meiner Geschichte, die natürlich anders war als das, was die meisten kannten und von daher war es ein schöner Austausch. Ich wäre gern noch etwas länger geblieben, doch ich hatte noch einen weiten Weg zu meiner nächsten Station vor mir. So machte ich mich dann nach 1 ½ Stunden auf die Weiterfahrt.
Von Falkensee ging es in dieser Vollmondnacht durch die halbe Stadt bis nach Neukölln. Um diese Zeit kommt man meist recht gut voran, Straßen und die Stadtautobahn waren relativ leer, und ich erreichte nach 45 Minuten das Schwuz in der Rollbergstraße. Der Club existiert seit 1977 und gilt wohl als der älteste Schwulenclub Deutschlands. In dieser Zeit ist der Laden mehrfach umgezogen und ich kannte ihn bisher nur von einem Besuch vor vielen Jahren, als er noch am Mehringdamm beheimatet war. Inzwischen hat er die Räume der ehemaligen Kindl-Brauerei bezogen und hat sich deutlich vergrößert. Neben der Party-Location gibt es nun auch eine Bar, die sich „Pepsi Boston Bar“ nennt. Die öffnet von Dienstag bis Samstag schon um 19:00 und auch dort finden verschiedene Motto-Abende statt. Der Eintritt ist frei und - zumindest war es an diesem Abend so - wer rechtzeitig in der Bar ist, muß keinen Eintritt für die Parties bezahlen, die an den Wochenenden um 23:00 beginnen. Sowohl Bar als auch Club sind sehr transgenderfreundlich. Auf ihrer Website heißt es sogar, wer im Fummel kommt, muß grundsätzlich keinen Eintritt bezahlen.
Der Location ist anzusehen, dass sie in einem ehemaligen Industrie-Komplex angesiedelt ist. Die meisten Wände sind kahl und irgendwelche Rohre gehen durch die meisten Räume. Richtig schick ist es nicht, hat aber einen ganz eigenen Charme. Um seine Sachen zu verstauen, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man gibt sie an der Garderobe ab, die jedoch erst kurz vor den nächtlichen Parties öffnet oder man mietet sich für 2 € ein Schließfach. Die sind allerdings nicht sonderlich groß, doch für die meisten Bedürfnisse reichen sie aus und man ist flexibel. An jedem Schließfach-Schlüssel ist ein Armband mit der Fachnummer, falls man die nach etlichen Gin-Tonics oder was auch immer vergisst.
Die Pepsi Boston Bar hat neben der Bar einige Sitzgruppen und eine Tanzfläche zu bieten. Einen DJ gab es auch, und so konnte schon im Vorfeld getanzt werden. Rauchen darf man aber nur in einem etwas abgelegenen Raum, der vom Platzangebot ausreicht, aber leider nur sehr wenige und dazu noch unbequeme Sitzmöglichkeiten aufweist. Aber okay, besser, als irgendwo in der Winterluft zu qualmen. In diesem Raum sprach mich gleich eine andere Tranny an, Michelle, mit der ich mich recht gut unterhielt. Außer uns ist mir keine weitere Transfrau begegnet oder zumindest ist mir keine aufgefallen. Der Abend stand unter dem Motto „Dykes gone wild“ und richtete sich überwiegend an lesbische Frauen, von denen auch recht viele dort waren. Allerdings hat praktisch jeder Zutritt. Mich verwunderte, dass ziemlich viele südländische Männer den Club besuchten. Aber, auch das muß ich zugeben, sie waren alle friedlich und soweit ich es mitbekam, gab es nirgendwo Anzüglichkeiten oder Belästigungen. Ich holte mir eine Cola und tanzte ein bisschen mit Michelle. Danach schaute ich mich ein wenig um. Bemerkenswert fand ich die Sanitär-Anlagen. Die Pissoirs sind offen mitten in einem Durchgang, das habe ich so auch noch nicht gesehen… Aber es gibt auch abschließbare WCs, sogar welche, die für „Flintas“, gedacht waren. Wobei es Wurscht ist. Ist eine Kabine frei, dann nimmt man sie eben. Dann gibt es auch noch zwei durch Vorhänge abgetrennte Kammern, einer mit einer Liebesschaukel und einer mit einer Liege, die so etwas wie einen „Darkroom“ darstellen sollen. Da dort niemand zugange war, konnte ich die Räume für meine Fotosession zweckentfremden.
Pünktlich um 23:00 wurde eine weitere Tür geöffnet, die den Weg zu zwei Dance-Floors freigab. Auf der kleineren Tanzfläche wurde Techno aufgelegt, aber im größeren Raum wurden zu meiner Überraschung Songs gespielt, die man teilweise auch aus dem Radio kennt und dazu in einer Lautstärke, die nicht so übermäßig dröhnend wie in manch anderen Clubs war. Das war Musik, mit der ich etwas anfangen konnte und offenbar sahen das andere auch so, denn die Stimmung war gut, es wurde gefeiert und getanzt. Wirkliche Sitzgelegenheiten gibt es nur wenige, aber die meisten wollten sich eh bewegen. Man kann aber das Podest als Sitzmöglichkeit nutzen oder eine etwas abgelegene Tribüne. Es waren viele hübsche Mädels da, also es gab schon etwas zu sehen. Was mir allerdings aufgefallen ist: Im Gegensatz zur Disco-Zeit meiner Jugend stylen sich viele Frauen kaum noch auf. Okay, es gab ein paar Miniröcke und knappe Oberteile, aber auch viele Jeans und Alttagsklamotten. Früher haben die Mädels stundenlang vor dem Spiegel gestanden, um sich für den Disco-Abend aufzuhübschen. Nun, es ist wohl eine andere Zeit.Und meine Jugend liegt schon lange zurück. Wie lange, das möchte ich nicht verraten. Nur so viel, als Kind hatte ich einen Dinosaurier als Haustier…
Musik, Umgebung und einige Frauen gefielen mir, und so blieb ich eine Weile und schauten dem Treiben zu. Dann machte sich meine Raucherlunge bemerkbar und verlangte Nikotin-Nachschub. Also wieder ab in den Raucherraum, wo ich sogar einen Sitzplatz fand. Danach war mir nach etwas Ruhe. Im Barraum war nicht viel los, aber dafür gab es dort bequeme Sitzgruppen. Das war angenehm, einfach dort bei leiser Musik zu sitzen und zu relaxen. Nebenbei bot es sich an, auch dort noch ein paar Bilder zu machen. Ich ließ die Nacht entspannt ausklingen, machte noch mal eine Runde zu den Dance-Floors, bevor ich gegen 1:00 die Sachen aus meinem Schließfach nahm und mich in die Winterjacke kuschelte. Die Party ging bis in den frühen Morgen, doch für eine alte Frau war es Zeit, zu gehen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, das Schwuz wird mich nicht zum letzten Mal gesehen haben…

20.01.2024: Im Winter habe ich eigentlich nur selten Lust zum Ausgehen. Es ist kalt, ungemütlich und man kann kaum hübsche Sachen anziehen. Aber nach einem guten Vierteljahr Pause überkam es mich dann doch mal wieder, zumal es einen netten Anlass zu geben schien. In der „Siegessäule“ – das ist ein queeres Magazin – wurde eine 80er-Party im Incognito angekündigt. Eine gute Gelegenheit, mein neues Top auszuführen, das Ihr auf dem Foto seht. Kaum ein Slogan passt so gut zu mir wie der auf dem Shirt. Ich liebe die 80er, das war meine Zeit und wird sie immer bleiben. Wenn ich sie mit den grauenvollen 20ern dieses Jahrhunderts vergleiche, dann fallen mir bestenfalls eine Handvoll Dinge ein, die heute besser sind als vor 40 Jahren. Über das, was sich seitdem verschlechtert hat, könnte ich ein ganzes Buch schreiben… Nach meiner Meinung haben sich das Leben und die ganzen Umstände dermaßen negativ entwickelt, dass es nur noch wenig Spaß macht. Beispiele könnte ich jede Menge nennen, doch das würde den Rahmen dieses Blogs bei Weitem sprengen…
Na ja, jedenfalls fand ich zu dem Top auch noch eine sexy Ergänzung mit schwarzen Hot-Pants und Overknees und so war ich dann für eine heiße Partynacht bereit. Mein Lebensmensch wollte mich begleiten. Vor einigen Jahren waren wir schon mal zu so einer Party und hatten damals einen tollen Abend. Parkplätze sind dort auch kein großes Problem und wäre mein Lebensmensch nicht so ungeduldig gewesen, dann hätten wir sogar fast vor der Tür das Auto abstellen können. Aber auch der kurze Fußmarsch war in meinen Absatzschuhen noch erträglich.
Das Incognito war beleuchtet und es schien ganz normal geöffnet zu sein. Wir traten ein und sahen eine kleine Gruppe am Tresen sitzen und seltsamerweise Geschenke auf dem Tisch. Wir hatten gerade Platz genommen und wollten uns etwas bestellen, da kam schon der Wirt auf uns zu. „Heute ist geschlossene Gesellschaft“, sagte er in einem nicht übermäßig freundlichen Ton. Nun, woher sollten wir das wissen? Die Party war öffentlich angekündigt und kein Schild wies an der Eingangstür darauf hin. Gnädigerweise durfte ich noch kurz die Toilette aufsuchen, während mein Lebensmensch fast schon hinauskomplimetiert wurde. Anscheinend fand dort die Geburtstagsfeier des Wirtes statt, der übrigens nicht mehr der wie vor einigen Jahren war. Nun kommt so ein Geburtstag natürlich völlig überraschend und lässt sich nicht vorher sehen. Oder wie es es sonst zu erklären, dass man eine Party inseriert, die es dann gar nicht gibt? Wir fanden das alles sehr unprofesionell und auch die Art der Gastwirte war nicht dazu geeignet, dass wir diesen Laden in den nächsten 100 bis 200 Jahren noch mal aufsuchen werden… Es sei denn, es finden sich andere Betreiber, die verinnerlicht haben, dass sie von den Gästen leben und nicht umgekehrt.
Nun ja, wir wollten trotzdem etwas unternehmen und besuchten stattdessen den „Oldtimer“ ganz in der Nähe. Dort hatten wir auch keine Probleme, einen Platz für unser Auto zu finden und konnten sogar Getränke bei einem freundlichen Kneipier bestellen. Mein Lebensmensch bekam ihren heißersehnten Kaffee und ich eine Cola. Die Musik passte auch, Oldies und Schlager aus den guten Jahren des letzten und einzig wahren Jahrhunderts und somit war ich mit meinem hübschen Top nicht verkehrt angezogen. Wir waren die einzigen mehr oder weniger weiblichen Gäste, aber vielleicht wurden wir gerade deswegen sehr zuvorkommend behandelt. Mit einigen Partybesuchern ergaben sich auch mal kurze Unterhaltungen und sogar ein kleiner Flirt. Uns gefiel es, und mein Lebensmensch stieg dann auf Campari-O um, während ich das Auto fahren musste und bei Cola blieb.
Wie immer stellte sich die Frage, wo ich am besten Fotos machen kann. Denn zu jedem Ausflug gehören auch Bilder. In meiner Not schoß ich sicherheitshalber ein paar Bilder im Toilettenraum, aber später hatten wir dann Platz, im Barraum einige Aufnahmen zu machen. Damit war der Ausflug gerettet. Ansonsten passierte nicht allzu viel, wir unterhielten uns über dies und das. Blöderweise können wir beide momentan nicht so recht abschalten, weil uns zu viele Projekte im Kopf herum schwirren und man ungewollt immer wieder auf diese Themen kommt. Da war es für mich manchmal schwer, in die unbeschwerte „Julia-Rolle“ zu kommen. Aber nach einer längeren Pause ist es oft so. Doch ich hatte Spaß und fühlte mich wohl, auch wenn wir nicht allzu lange blieben. Jedenfalls habe ich wieder richtig Lust aufs Ausgehen „en femme“ bekommen und werde mit dem nächsten Trip wahrscheinlich nicht warten, bis auch das Wetter wieder mitspielt.

14.10.2023: Was für ein Unterschied. Vor 12 Tagen konnte ich noch im Mini rumlaufen und selbst abends wäre es fast noch ohne Jacke gegangen. Daran war nun nicht mehr zu denken. Es war ungefähr 10 Grad kühler und die Nacht empfindlich kalt. Der Herbst hat nun wohl endgültig Einzug gehalten. Das ist nicht gerade Julias Lieblings-Jahreszeit, zumal die wirklich ekligen Monate noch bevor stehen. Doch für diesen Tag war ich verabredet und hatte auch Lust zum Ausgehen.
Es bot sich auch gleich ein schönes Ziel vor dem Clubabend an. Es lief nämlich noch das „Festival of Lights“, bei dem verschiedene Gebäude und Sehenswürdigkeiten mit teilweise kunstvollen Lichteffekten angestrahlt werden. Das findet nun schon seit einigen Jahren statt und bisher hatte ich es nie geschafft, mir so ein Kunstwerk anzuschauen. Ein Grund war sicher, dass die meisten Objekte in Berlin-Mitte liegen, und den Bezirk meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Man findet keine Parkplätze und der Verkehr ist meist chaotisch. Und zum Brandenburger Tor wollte ich auch nicht unbedingt, denn die Chance war relativ groß, da in eine Palästinenser-Demo zu kommen. Und ich weiß nicht, ob ich dann nicht der Versuchung erlegen wäre, den einen oder anderen Hamas-Anhänger platt zu machen. Denn es ist einfach nur grausam, was diese Idioten da vor einer Woche angerichtet haben. Wenn man die Bilder der abgeschlachteten und entführten, unschuldigen Menschen sieht, dann kann es nur eine Antwort geben. Jeden, der dafür verantwortlich oder beteiligt ist, zur Rechenschaft zu ziehen. Und Rechenschaft bedeutet in diesem Fall, ihn auszulöschen, ohne jede Ausnahme. Es ist darüber hinaus ein absolutes Unding, dass weiterhin deutsche Gelder an Palästinenser und den Iran fließen, ebenso, dass die hier ungehindert demonstrieren können. Die sollten alle in einen Flieger gesetzt und über dem Mittelmeer abgeworfen werden, ohne Fallschirm. Die Israelis haben in der Vergangenheit sicher nicht alles richtig gemacht, keine Frage, doch was haben die jungen Leute auf dem Musik-Festival damit zu tun? Sorry, aber was da geschehen ist bewegt mich ziemlich stark.
Okay, zurück zur Story. Ein Kunstwerk bot sich zur Besichtigung an, nämlich der Tempelhofer Hafen. Der lag einigermaßen auf meinem Weg und hatte dazu noch den Vorteil, dass man dort recht gut shoppen kann. Ein Parkplatz ganz in der Nähe war überraschend schnell gefunden. Der Fußweg dauert nur ein paar Minuten, dann war ich im Einkaufs-Paradies. Ich schaute mich in verschiedenen Geschäften um und erwarb ein süßes Top, das zudem im Preis reduziert war. Bei einem hübschen Kleid hatte ich allerdings Pech, denn das war nicht mehr in meiner Größe vorrätig. Aber es macht einfach Spaß, als Frau zu shoppen. Mir gefällt ausserdem diese Mischung aus Mall und Event-Gastronomie, und das alles gewürzt mit dem Hafen-Ambiente. So gibt es beispielsweise ein zum Fischrestaurant umgebautes Schiff und einige Lokale mit Blick auf das Wasser. Es ist eben nicht so 08/15 Shopping-Tempel, auch wenn die Geschäfte zumeist die gleichen sind, die man auch woanders findet. Für Fotos finden sich jede Menge Motive, selbst wenn gerade kein Lichterfestival läuft. Die angestrahlte Fassade des Tempelhofer Hafens sah wirklich schön aus. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick in diesen sonst eher trüben Zeiten. Natürlich wollte ich auch Bilder mit der Lichtgestaltung im Hintergrund haben. Dass mir das gelungen ist seht Ihr am Bild zu diesem Beitrag.
Nach einem letzten Rundgang machte ich mich auf dem Weg zum Auto, und nach rund 10 Minuten Fahrzeit war ich am Quälgeist. Irgendwie scheine ich dort immer den gleichen Parkplatz zu erwischen. Das ist gut, denn von da aus muß ich weniger als 5 Minuten laufen, um zum Club zu kommen. Und mit Absatzschuhen zählt jeder Meter… Mein Outfit wollte ich selbstverständlich auch verewigen. Das geht zwar auch im Eingang des Quälgeistes, aber da ist man nicht so richtig ungestört. Doch eine halbe Treppe tiefer ist ein Aufgang, der anscheinend nicht frequentiert ist. Dort hatte ich schon vor einigen Wochen posiert, doch da war es sommerlich warm und das Umkleiden ging schnell. Diesmal war es etwas aufwändiger, denn ich musste aus den dicken Klamotten raus und in mein super-knappes Mini-Kleid und die Overknees schlüpfen. Nun, ich hatte Glück und konnte meinen Striptease ohne Beobachtung durchziehen und in Ruhe knipsen.
Für den Abend war ich nun gleich richtig angezogen und brauchte nur noch meine Sachen in den Spind packen. Wie üblich holte ich mir eine Cola und verzog mich in den Raucheraum, von dem aus man einen guten Überblick hat. Es waren recht viele Besucher an der Bar. Die meisten kennen sich und sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Ich rauchte meine Zigarette und lief dann zu den Spielräumen, die sich nach und nach füllten. Aus einer mit einem Vorhang abgetrennten Kammer kam heftiges Gestöhne, da muß es wohl ziemlich heiß hergegangen sein. Ansonsten gab es das gewohnte Programm, Bondage, Peitschen und so weiter. Mittlerweile war auch mein Date eingetroffen. Wir quatschten ein bisschen und er traf dann noch einen Bekannten mit seinem Sub, denen wir beim Spielen zusahen. Nach einer Weile ging ich in die obere Etage. Dort konnte ich gut beobachten, wie eine hübsche blonde Frau von ihrem Partner am Pranger bearbeitet wurde. Das war wirklich anregend… bald darauf kam auch mein Date zu mir und fing an, ein wenig zu fummeln. Durch die Szenerie mit der Blondine angetörnt war mir das nicht unangenehm. Mir war ein wenig nach Fesselspielen und kramte aus meiner Spielzeugtasche ein paar Handfesseln und eine Kette heraus. Es geht doch nichts über gute Vorbereitung… An einer Öse angekettet konnte meine Begleitung nun ungehindert mit mir spielen. Gut, ich hätte mich selbst schnell befreien können, aber wozu?. Es hat uns beiden Spaß gemacht und so war es okay. Allerdings taten mir nach einiger Zeit furchtbar die Füße weh. Das lange Stehen mit den hohen Absätzen bin ich nicht mehr gewohnt. Ich nutzte einen Strafbock, um mich hinzusetzen und mich aus den Mörderinstrumenten zu pellen. Barfuß ging ich dann mit meinem Bekannten und einer Cola noch mal in den Raucherraum, wo wir uns noch etwas unterhielten. Nach einer Weile war ich fit genug, um wieder in meine Stiefel zu steigen. Inzwischen war es Mitternacht und ich war ein wenig müde. Wir machten noch eine letzte Runde durch die Spielsääle, dann verabschiedete ich mich und zog mich wieder kältegerecht an. Nach einer Fahrt durch die City war mir nicht. Da hätte ich nur das Sommerfeeling der letzten Wochen vermisst. Also nahm ich die Stadtautobahn, auf der ich dann schnell nach hause kam und ausserdem noch den toll beleuchteten Funkturm sah. Auch wenn die Ausflüge im Sommer mehr Spaß bringen, schön war es trotzdem.

02.10.2023: Mit Feiertagen werden wir in Berlin nicht gerade verwöhnt. Umso schöner, wenn es mal wieder einen gibt, der nicht auf ein Wochenende fällt. Da bot es sich an, am Vortag unterwegs zu sein, zumal das Wetter für Anfang Oktober einfach traumhaft war und dazu noch ein Clubabend lockte. Das Schönste jedoch war, dass ich nicht allein unterwegs sein würde, denn ich war mit meiner Kollegin Sunny verabredet. Beim letzten Treffen sprachen wir über ihre Projekte, und in einem werden auch SM-Szenen beschrieben. Da wurde sie natürlich hellhörig, als ich vom SM-Club „Quälgeist“ berichtete und wollte sich den im Rahmen ihrer Recherche mal anschauen. Deshalb verabredeten wir uns zu einem weiteren Treffen.
Wir zogen praktisch das gleiche Programm ab, das ich bei meinen letzten Quälgeist-Besuchen absolvierte. Zuerst ging es in den Gemeindepark Lankwitz, der ihr als Tierfreundin gut gefiel, denn es gibt einige Tiergehege zu bestaunen. Die Rehe und Ziegen sind sehr zutraulich und kommen gern ans Gitter, um sich füttern oder streicheln zu lassen. Nebenbei machten wir selbstverständlich Fotos und es war mal ganz angenehm, nicht mit dem Selbstauslöser arbeiten zu müssen. Abgesehen davon ist auch der Park recht hübsch angelegt und ich freute mich sehr, im Oktober noch mit Minirock rumlaufen zu können. Das wird wahrscheinlich in diesem Jahr nicht mehr so oft möglich sein.
Vor dem Clubbesuch wollten wir uns noch stärken und steuerten das nahe gelegene McDonalds an. Es war warm genug, um ohne Jacke draussen sitzen zu können, auch wenn es nicht mehr ganz so sommerlich wie noch vor ein paar Wochen war. Sunny sprach über ihr allerneuestes Buch „Angel“, das in ein paar Tagen erscheinen sollte. Ich kenne es bereits, denn mir fiel die Aufgabe des Lektorates zu und kann es wirklich nur empfehlen. Es geht in ihren Büchern stets um Gay-Geschichten, die jedoch nie oberflächlich sind, sondern über eine reine Liebesgeschichte hinaus einen tieferen Sinn haben. Die Story von Angel ist ein gutes Beispiel, wie man sich aus einer verfahrenen Situation befreien kann, wenn man bereit ist, auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen. Darüber hinaus handelt es von wahrer und falscher Freundschaft und wie man sein Glück findet, wenn man für andere Gutes tut. „Angel“ wird Euch berühren, da bin ich mir sicher.
Jetzt war es langsam Zeit für den Club. Wir mussten ein wenig am Einlass warten, aber dann hatten wir unsere Karten und den Spindschlüssel. Im Quälgeist ist es nämlich so geregelt, dass jeder Besucher einKärtchen erhält, auf dem seine Getränke verbucht werden. Diese Karte kann mitgenommen oder an der Kasse deponiert werden und dadurch braucht man Geld oder Kreditkarte erst wieder, wenn man die Party wieder verlassen möchte. Somit muß niemand Sorge haben, dass ihm Wertgegenstände oder Geld abhanden kommen. Bei den zahlreichen Spielmöglichkeiten ist das sehr praktisch. Es sieht einfach blöd aus, wenn man mit umgehängter Tasche am Andreaskreuz gekettet ist oder beim Peitschen krampfhaft die Handtasche umklammert… Diesmal machten wir direkt im Club einige Bilder, was nur im Eingangsbereich geht. Aber dadurch hatte ich mal wieder einen anderen Hintergrund für mein Cluboutfit.
Wir holten uns eine Cola und gingen zuerst in den gemütlichen Raucherraum, in dem bereits ein Pärchen qualmte. Mit ihnen kamen wir ins Gespräch und da sie aus der ehemaligen DDR stammten, war angesichts des morgigen Feiertages die Wiedervereinigung ebenso ein Thema wie die unterschiedlichen Möglichkeiten, damals und heute seine Sexualität auszuleben. Sie kannten sich ganz gut in der SM-Szene und einige Etablissements sagten mir auch etwas. Für Sunny war das ziemliches Neuland, aber für ihr Buch fand sie bestimmt einige Anregungen. Später kam noch ein sehr sympathischer Pole dazu, der einwandfrei deutsch sprach und schon seit Jahren in Deutschland lebt. Er erzählte von seiner Heimat und dass es dort nicht immer ganz einfach war, wenn man nicht der Norm entsprach. Und das tat er ganz sicher nicht mit seinen langen Haaren und einem mit Ketten behängten Oberkörper, der meine Begleitung faszinierte. Es war interessant, ihm zuzuhören.
Unsere Cola war inzwischen ausgetrunken und wir starteten unseren Rundgang. Ich zeigte Sunny die verschiedenen Spielräume und erklärte ihr die Geräte, wobei dies oftmals nicht nötig war, da sie gerade verwendet wurden. Sunny war recht beeindruckt, wie sich Paare mit Peitschen oder Paddeln bearbeiteten und von der Bondage-Session, die neben uns ablief. Zu gerne hätte sie gewusst, was die Menschen dabei empfanden, woraus sie ihre Lust zogen. Ich konnte ihr nur von meinen Erfahrungen berichten, denn so manches Folter-Instrument war mir aus eigenen Erlebnissen nicht fremd. So berichtete ich ihr an einem mit Beschlägen versehenen Bett von meiner recht intimen Begegnung mit einer an eben diesem Bett fixierten blonden Frau vor einigen Jahren. An manchen Stücken hängen für mich sehr persönliche Erinnerungen, auch wenn die überwiegend aus der Zeit stammen, als der Club noch am Mehringdamm war. Aber vielleicht kommen bald noch neue dazu, denn sehr viel Alternativen zum Quälgeist gibt es nicht mehr in Berlin. Aber auf jeden Fall gab ihr der Anblick der Akteure einige Inspirationen, die sie zum Schreiben verwenden kann.
An der Bar versorgten wir uns mit weiteren Getränken und steuerten erneut den Raucherraum an. Dort erzählte ich ihr einige Anekdoten aus meinen „Julia-Leben“. Wer weiß, vielleicht taucht irgendwann mal wieder eine Tranny in einem ihrer Bücher auf, so wie es bereits in ihrem Roman „Gran Canaria gebucht – Liebe gefunden“ geschehen ist. Überhaupt finde ich es erstaunlich. In einem Jahr hat sie nun bereits ihr viertes Buch auf den Markt gebracht und wer eine Ahnung davon hat, wie viel Arbeit das macht, kann davor nur den Hut ziehen.
Wir machten einen weiteren Rundgang und schauten zwei Männern zu, von denen einer mit abgebundenen Hoden an einem Strafbock gekettet war und zudem von seinem Partner mit verschiedenen Instrumenten malträtiert wurde. Gewiß keine schmerzlose Prozedur, die jedoch offenbar für alle Beteiligten sehr befriedigend war. Meine Begleitung fand das jedenfalls recht anregend und kann sich gut vorstellen, ein ähnliches Szenario literatisch zu verwerten. Die vielen Eindrücke wollten nun erstmal verarbeitet sein, Sunny hatte reichlich Informationen sammeln können und so beschlossen wir, langsam den Heimweg anzutreten. Vor dem Ausgang schossen wir noch schnell ein paar Fotos. Es war immer noch warm genug, dass man nicht unbedingt eine Jacke brauchte. Wie werde ich die warme Jahreszeit vermissen… Ich setzte Sunny an ihrer Wohnung ab und fuhr nach einen wirklich schönen Tag mit tollen Erinnerungen nach hause.

16.09.2023: Heute erzähle ich Euch mal etwas über mein Privatleben. Neben meiner eigenen Firma arbeite ich freiberuflich in einer Agentur für Schriftsteller und Künstler, weil es mich einfach interessiert. Dort kümmere ich mich ums Marketing, Medienpräsenz und hin und wieder lektoriere ich auch Bücher. Zuletzt die meiner Kollegin Sunny, die nun bereits ihr drittes Buch herausgebracht hat. Sie hat sich auf Gay-Romane spezialisiert und erreichte bereits mit ihrem Erstlingswerk „Kochanie“ Platz vier im Ranking. Übrigens eine wirklich süße Geschichte, in der es neben einer Romanze auch um den Tierschutz geht. Und Ihr wisst ja sicher, wie sehr mir die Vierbeiner am Herzen liegen. In ihrem neuesten Roman geht es neben der Love-Story um Gerechtigkeit und Selbstjustiz. Wie ich finde ein sehr interessantes Thema, zu dem ich ebenfalls eine nicht Mainstream-konforme Meinung habe.
Bisher werden Sunnys Bücher überwiegend über die Amazon-Plattform vertrieben, was sehr gut funktioniert. Doch es war ihr Traum, ihre Romane in einer „richtigen“ Buchhandlung zu platzieren. Ich hatte eine Idee, wie man das verwirklichen kann, und so verabredeten wir uns. Bei dem immer noch herrlichen Sommerwetter verband ich das gleich mit einem „Julia-Ausflug“. Ich holte sie ab und parkte das Auto in der gleichen Straße, in der ich eine Woche zuvor für die Folsom das Fahrzeug abstellte. Der Weg führte wieder über den Viktoria-Luise-Platz und irgendwie habe ich mich ein wenig in diese Gegend verliebt. Die hübsche Grünanlage mit dem großen Springbrunnen, Cafés und Lokalen ringsherum, auf historisch gemachte Straßenschilder und das alles gesäumt mit gepflegten Ur-Berliner Häusern, das hat ein ganz besonderes Flair. Das musste natürlich alles für Fotos herhalten.
Vor dem Besuch in der Buchhandlung stärkten wir uns in dem kleinen Pub in der Motzstraße, den ich schon mal während des Motzstraßenfestes aufgesucht hatte. Dort kann man schön draussen sitzen und quatschen. Wir unterhielten uns über ihre Bücher und was sie erreichen möchte. Bis zur Buchhandlung „Eisenherz“ waren es nur ein paar Schritte. Auch die war mir nicht unbekannt. Vor einigen Jahren war ich dort bei einer Lesung des Star-Visagisten René Koch. Wer wissen möchte, wie es damals bei dieser Veranstaltung war; hier auf dieser Website findet Ihr in der Rubrik „Stories“ den Erlebnisbericht dazu. Jetzt ging es aber darum, ihre Bücher im Regal des „Eisenherz“ unter zu bringen. Das war nicht ganz einfach, denn Amazon-Bücher sind bei den Händlern nicht übermäßig beliebt. Irgendwie verständlich, denn das ist halt eine Konkurrenz zum konventionellen Handel. Nur ist es für den Autor wesentlich einfacher, Bücher auf der Amazon-Plattform zu veröffentlichen als auf dem für den herkömmlichen Buchhandel existierenden Portal von Tolino. Das ist dermaßen kompliziert aufgebaut, da hat sich sogar unser IT-Experte die Karten gelegt. Letztendlich konnten wir aber doch die Bücher in der Buchhandlung zum Verkauf einstellen und Sunny posierte stolz vor ihren schriftstellerischen Ergüssen im Geschäft.
Als das geschafft war wollte sie einen Kaffee, und ich eine kalte Cola. Ich lud sie ins K6 ein, wo man mich mittlerweile auch schon kennt. Sunny stand noch unter dem Eindruck des eben getätigten Deals. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit es ist, sich eine Geschichte auszudenken, sie aufzuschreiben, etliche Male zu verbessern, das Cover zu gestalten und schließlich zu veröffentlichen. Doch wenn man dann ein selbst verfasstes Buch in den Händen hält, dann ist das sicher ein erhebenes Gefühl. Ich freute mich für sie mit und genoß zudem nicht nur eine angenehme Gesellschaft, sondern auch die Sonnenstrahlen in meinem Minikleid. Nach einer Weile bekamen wir ein wenig Appetit, wollten aber nicht unbedingt in ein Restaurant. Der Imbiss in der Martin-Luther-Straße bot sich als Alternative an. Dort aßen wir und unterhielten uns weiter über Bücher, ein Thema, für das wir uns beide begeistern können. Ebenso wie für schicke Autos, die wir noch kurz im gegenüber liegenden Autosalon bewunderten. Die Sportwagen im Schaufenster sahen toll aus, aber bis zu einer knappen Million für so einen Schlitten hinzulegen, das würde ich wohl selbst bei einem Lottogewinn nicht tun. Aber anschauen kostet nichts.
Inzwischen war es früher Abend, wir hatten einen schönen und erfolgreichen Tag zusammen erlebt, den wir dann mit so langsam mit einem Spaziergang zu meinem Auto abschlossen. Ich hoffe, dass sie weiter so viel Freude am Schreiben und auch mit ihren neuen Werken den Erfolg hat, den sie sich wünscht.

14.09.2023: Vom Ausgehen kann ich derzeit nicht genug bekommen. Denn auch wenn es nicht mehr so heiß wie in der Vorwoche war; für Mitte September war das Wetter mit deutlich über 20 Grad immer noch traumhaft. Nur in den Nächten merkte man bereits den nahenden Herbst. Doch tagsüber konnte man immer noch in Shorts oder Mini rumlaufen.
Mein Programm für diesen Donnerstag stand mehr oder weniger auch fest. Zuerst ging es wie üblich wieder in den Park zur Foto-Session. Es war der Gleiche wie eine Woche zuvor, weil es anschließend wieder ins Quälgeist gehen sollte. Die Tiergehege dort gefallen mir besonders. Es kamen ein paar Rehe an, die sich streicheln ließen. Einfach süß, die warmen Tier-Schnuten. Fotos kamen auch wieder reichlich zusammen. Es ist gar nicht so einfach, die Bilder mit dem Selbtauslöser zu machen. Mal stimmt das Licht nicht, ein anderes Mal läuft jemand im Hintergrund vorbei, da ist es besser, viel zu knipsen, um dann später eine Auswahl verwendbarer Aufnahmen zu haben.
Sehr viel Zeit für die Grünanlage hatte ich nicht, denn ich wollte pünktlich zur TIN-Party im Quälgeist sein. Wofür „TIN“ steht war mir bis dahin auch nicht geläufig.Gemeint sind Trans, Intersexuelle und Non-binäre Personen, also im Prinzip ein ähnliches Klientel wie bei den Flinta-Veranstaltungen. So eng wird das sowieso nicht genommen, denn es war auch ein Hetero-Mann zu Gast, der sich einfach mal umschauen wollte, weil er eine pan-sexuelle Freundin hat. Bevor es allerdings in den Club ging standen natürlich wider Bilder im Party.Outfit an. Da mein Auto nur wenige Meter entfernt stand zog ich mich dort um und konnte dann gleich mit dem Fotografieren um Treppenhaus beginnen. Im Club selbst ist es eigentlich nicht möglich, allerdings erfuhr ich später von einem Vereinsmitglied, dass im Engangsbereich das Knipsen doch erlaubt ist.
Es waren noch nicht viele Gäste anwesend, vielleicht waren es um die zehn Figuren..Sie schienen sich alle untereinander zu kennen und da war es schwer, sich bei ihnen einzuklinken. Also holte ich mir eine Cola und setzte mich in den Raucherraum. Jemand vom Verein kam bald dazu. Wir unterhielten uns ein bisschen und ich sprach noch mal die Blödheit von „Honeyandspice“ an, die bei ihren Parties weiterhin auf eine Maskenpflicht bestehen. Er verstand es auch nicht, doch die Veranstalter haben da relativ freie Hand. Nun, bei Honeyandspice werde ich garantiert nie mehr auftauchen, denn mit Schwachköpfen feiere ich nicht gern. Bei der TIN-Party war dagegen alles normal und so, wie es eben sein soll, ohne jegliche Einschränkungen. Warum da trotzdem eine Frau mit Maske saß kapierte ich nicht, nur stand sie natürlich sofort auf meiner roten Liste. Zumal sie später beim Spielen ohne Maske sehr engen Kontakt mit anderen hatte, da frage ich mich doch, was soll dieser Schwachsinn? Entweder bin ich konsequent und lasse das Ding die ganze Zeit auf oder ich verzichte von Anfang an auf diesen idiotischen Gesichtslappen. Es ist sowieso mehr als traurig, dass man nach über einem Jahr über so einen Quatsch schreiben muß.
Gegen 19:00 gab es eine freiwillige Vorstellungsrunde. Ich machte den Anfang und fand es ganz gut, auch wenn man nicht unbedingt immer dahinter stieg, welche Intentionen die jeweiligen Sprecher hatten. Manches war ein wenig konfus oder so unklar ausgedrückt, dass ich damit nicht viel anfangen konnte. Doch vom Grundsatz her ist so eine Sache nicht verkehrt. Eine gute Idee war auch, dass man sich mit Klebestreifen seinen Namen ans Outfit heften konnte, das machte die Gesprächseröffnung doch etwas einfacher. Deshalb kann ich mich jetzt auch noch an die Namen meiner Gesprächspartner erinnern, womit ich sonst meine Schwierigkeiten habe. Harvey kam aus Kalifornien, hat aber lange in Berlin gelebt. Dirk war der Hetero-Mann mit der pan-sexuellen Freundin, die er allerdings nur gelegentlich sieht. Mit ihm sprach ich am häufigsten, denn zu den anderen Gästen bekam ich nicht wirklich einen Kontakt hin, zumal ich auch der einzige Transgender in dieser Runde war. Das fand ich ein wenig schade, denn sehr viele Events gibt es für Trans-Menschen nicht.
Nach und nach trudelten weiter Gäste ein. Insgesamt mögen es um die 30 Personen gewesen sein, da ist also noch Luft nach oben. Interessant war eine Frau, die nach ihrer Aussage erst seit 10 Tagen in der Szene ist, aber dennoch eifrig die Peitsche schwang. Es ist eben ein Club mit dem Schwerpunkt auf SM. Ich finde das zwar auch mal ganz spannend, aber mir geht es dabei eher um das, was sich im Kopf abspielt. Auf wirkliche Schmerzen stehe ich nicht. Bei Dirk war das anders; er war ein reiner BDSMler, wobei er sowohl sadistische als auch masochistische Neigungen hatte. Wir sprachen darüber wie schwer es ist, einen geeigneten Partner zu finden, egal ob zum Spielen oder auch darüber hinaus. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen, auch wenn meine Situation anders ist. Denn ohne angeben zu wollen, Kerle könnte ich wie Sand am Meer haben. Doch die sind nicht wirklich mein Beuteschema, auch wenn ich den einen oder anderen Flirt mal ganz nett finde. Aber eine Frau zu finden, die mit beiden Facetten meines Lebens klar kommt, das scheint beinahe ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Es wurde reichlich gespielt und das war recht interessant zu sehen. Aber selbst wollte ich mich daran nicht beteiligen. Kurz nach 22:00 verließ ich den Club in einem den nun schon etwas kühleren Temperaturen angepassten Outfit. Bei der Fahrt überlegte ich, ob ich noch einen Abstecher ins K6 machen sollte. Lust hätte ich schon gehabt, doch dann wäre es wieder ziemlich spät geworden. Dazu war ich dann doch zu müde. Aber als ich einen Parkplatz direkt auf dem Ku´damm fand konnte ich nicht widerstehen, für einen Fotostopp zu parken. Danach rauchte ich noch eine Zigarette an der Gedächtniskirche. Es war nicht mehr ganz das Sommerfeeling von letzter Woche, aber immer noch schön genug, um den Abend zu genießen. Dann stieg ich aber doch ins Auto und machte die Heizung an, denn in meinem Top wurde mir doch langsam etwas kalt. Aber nach einer knappen halben Stunde Fahrt kam ich gut durchgewärmt zuhause an.

09.09.2023: Was ist eigentlich die Folsom? Das Straßenfest für die Leder- und Fetischszene hat seinen Ursprung in San Francisco und wird dort seit 1984 gefeiert. Der Ableger in Berlin hatte dieses Jahr sein zwanzigstes Jubiläum und findet im Schöneberger Kiez statt. Fetische gleich welcher Art sind nicht wirklich meine Spielart und auch mein Dasein als Julia hat mit einem Fetisch nichts zu tun. Für mich ist es ein Ausbruch aus dem mit manchen Einschränkungen belegten Alltag und eine separate Lebensform, die ich gern auslebe. Doch mir geht es darum, so gut wie möglich als „normale“ Frau durchzugehen. Aber ich schaue mir das Treiben auf der Folsom gern an. Nirgendwo sonst sieht man so viele abgedrehte Typen auf einen Haufen. Deshalb startete ich auch auf einer Erotik-Plattform einen Aufruf, ob mich jemand zu der Party begleiten möchte und nannte einen Treffpunkt. Mein Auto stellte ich rund 10 Minuten vom Vernstaltungsort entfernt ab, denn da galt die Parkraumbewirtschaftung nur bis 14:00 und ich konnte ohne Angst vor einem Ticket das Fest genießen.
Der Weg führte mich über den Viktoria-Luise-Platz, eine hübsch angelegte Grünfläche mit einem großen Springbrunnen. Ringsherum sind Lokale und Cafés und es ist eine kleine Oase mitten in der City. Wenig später war ich überpünktlich am angegebenen Treffpunkt. Von dem Erotik-Portal ließ sich niemand sehen, aber dafür traf ich zufällig meinen Freund Andy mit seiner Freundin Jana, denen ich mich anschließen konnte. Wir holten uns an einem Imbiss Getränke, denn dort waren sie erheblich günstiger als auf dem Fest. Zu dritt schauten wir uns auf der Folsom um. Es ist wirklich erstaunlich, welche Vorlieben manche Menschen haben. Leder und Latex ist beinahe schon normal, aber Gummianzüge, Gasmasken, Polizei-Uniformen und verstärkt Leute mit Tiermasken, die an Ketten von ihren Herrchen geführt werden und was weiß ich noch alles. Mir erschließen sich die meisten dieser Kostümierungen nicht wirklich, doch ich verurteile sie nicht. Nur würde es mich brennend interessieren, wie beispielsweise die Gefühlswelt eines mit einer Hundemaske versehenen Mannes ist. Doch egal, welche Richtung die einzelnen Leute hatten, alle kamen gut miteinander aus und es war wie immer eine fröhliche, zwanglose Atmosphäre. Vielleicht stößt sich der eine oder andere daran, denn es ging teilweise schon ziemlich heftig zur Sache. Von gespielten Auspeitschungen bis hin zu Typen, die ausser Schuhen und einem Cockring gar nichts trugen, alles war vertreten. Doch diese Party ist nur ein Mal im Jahr und man sollte tolerant genug sein, den Menschen ihren an sich harmlosen Spaß zu gönnen. Und wer ist nicht mag, niemand muß dort hingehen. Übrigens ist die Folsom stets sehr männerlastig, Frauen, egal ob echte oder nachgemachte, sind deutlich in der Minderheit. Umso mehr freute es mich, als mich ein italienisches Pärchen ansprach. Die Frau fand mich sehr hübsch und wollte unbedingt ein Foto mit mir haben. Das hört „frau“ gerne und selbstverständlich erfüllte ich ihre Bitte.
Nach einer ganzen Weile hatten wir alles gesehen. Andy und Jana schauten sich noch in einem Fetisch-Laden um, denn im Gegensatz zu mir stehen sie auf solche Sachen. Aus Neugier ging ich mit. Es wurden viele Sachen angeboten, die man auch in einem normalen Sex-Shop findet, aber eben auch Lederzeug, Harnesse und so weiter, allerdings zu sehr stolzen Preisen. Nun gut, wer es braucht…
Wir brauchten allerdings langsam etwas zu essen. Gleich am Anfang der Fuggerstraße war ein gutes und relativ preisgünstiges Lokal, in dem wir uns mit Schnitzeln stärkten. Dabei konnten wir gut die Besucher der Folsom beobachten, die direkt an unserem Tisch vorbei liefen.
Danach wollten wir den Abend noch nicht beenden und zogen weiter ins Voyage, wo wir noch etwas tranken und ein richtig tolles Gespräch hatten. Mit Andy kam ich bisher nur gelegentlich dazu, jetzt hatten wir mal ausgiebig Zeit, uns zu unterhalten und wir haben viele Gemeinsamkeiten feststellen können, Das war sehr schön und ich hoffe, dass es ein Schritt zu einer wirklich guten Freundschaft war. Auch Jana war sehr sympathisch und ich freute mich, sie kennen zu lernen. Es war ein richtig toller Abend in sehr angenehmer Gesellschaft bei nach wie vor traumhaften Sommerwetter.
Ziemlich genau um 21:00 trennten wir uns. Jana fuhr mit der BVG nach hause, Andy mit seinem Motorroller. Mein Auto stand ziemlich weit entfernt, aber dasmachte nichts. Denn noch wollte ich nicht nach hause. Mein Weg ging über die Motzstraße noch mal zur Folsom und von dort weiter zum Wittenbergplatz. Auf der gleichen Bank, wo ich am Vortag von dem Typen angemacht wurde rauchte ich noch eine Zigarette und überlegte, was ich mit dem Abend anfangen sollte. Das Einzige, was mir einfiel, wäre das K6 gewesen, doch nach zwei langen Nächten spürte ich auch etwas die Müdigkeit. Ich hatte die letzten Nächte ausgiebig genutzt und ich war unschlüssig, ob ich noch eine Weitere anhängen sollte. Letztendlich entschied ich mich dazu, doch langsam den Heimweg anzutreten, der mich erneut über die Folsom führte. Dort baggerte mich ein Typ an, der mich wahnsinnig heiß fand und mir jede Menge Komplimente machte. Ich unterhielt mich einen Moment mit ihm, aber mehr war von meiner Seite nicht drin. Deshalb wimmelte ich ihn ab und ließ ihn und die Party hinter mir. Auf dem Rückweg nutzte ich noch die eine oder andere Gelegenheit für Fotos, denn davon kann Julchen nie genug haben.
Gegen 22:30 kam ich an meinem Auto an und eine halbe Stunde später waren der Ausflug und damit ein paar sehr ereignisreiche Tage beendet. Doch ich war überglücklich, dass es noch mal ein paar unerwartete Sommertage gab und ich sie in meiner Lieblingsform auskosten konnte.

08.09.2023: Dieser Ausflug war gar nicht geplant. Doch das Wetter war einfach zu schön, um mit langen Hosen im Garten zu sitzen, zumal ich einige neue Outfits gekauft hatte, die unbedingt ausgeführt werden wollten. Vielleicht ist es Euch auf meinen Bildern aufgefallen; im Moment trage ich sehr gern schulterfreie Tops und Kleider. Es ist ein tolles Gefühl, nur die nackte Haut zu spüren ohne störende Träger, die gern mal von den Schultern rutschen. Falls Ihr Euch fragt, wie das ohne natürliche Brüste geht, verrate ich Euch gern das Geheimnis. Man braucht einen gut sitzenden, nicht zu lockeren bügellosen BH, der idealerweise schon mit Push-Up-Einsätzen versehen ist. Dazu benutze ich selbstklebende Einlagen, die jedoch direkt in den BH und nicht an den Körper geklebt werden. Die sitzen bombenfest und die „Kunst-Titties“ können nicht aus dem BH hüpfen oder hervorschauen, was die Silikon-Brüste sonst ganz gern tun, wenn die Klebewirkung durch Schweißbildung nachlässt. Wenn man nicht gerade auf einen Monster-Busen steht, dann klappt das sehr gut. Man muß nicht den Sitz korrigieren und das Tragegefühl ist sehr authentisch. Also ich mag es sehr. Überhaupt hat man als „Frau“ so viele Möglichkeiten, mit der Kleidung zu spielen und zu experimentieren und es gibt nur wenig, was man als „nachgemachte“ Frau wirklich nicht tragen kann.
So kam dann auch mein nagelneues, schulterfreies Minikleid für den Besuch bei den TransSisters zum Einsatz. Dort bin ich nur noch selten, denn von meiner alten Clique sind nur noch wenig übrig geblieben. Jetzt ist meist eine andere Generation dort, mit der ich nicht immer eine gemeinsame Gesprächsbasis finde. Diesmal klappte es jedoch ganz gut, denn ich saß an einem Tisch mit ungefähr Gleichaltrigen. Eine von ihnen erkannte mich von Facebook, wo ich regelmäßig nach Ausflügen poste. Ich erzählte von meiner Website und verschiedenen anderen Projekten und hörte ihre Geschichten. Das finde ich oft interessant, denn jede Story ist anders. Unsere Themen umfassten weit mehr als nur das Trans-Leben. Hinter jeder mehr oder weniger weiblichen Fassade steckt halt auch ein Mensch mit ganz normalen Alltagssorgen und -freuden.
Später kam auch meine Freundin Maja dazu und ich freute mich sehr. Ein gutes Jahr hatten wir uns nicht gesehen und auch wenn unser Kreis mittlerweile zu groß für ein tiefgreifendes Gespräch war, es war schön, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Jemand hatte Geburtstag und spendierte eine Runde Sekt, das war eine sehr nette Geste und passte gut zu diesem angenehmen Sommerabend. Es war eine schöne Runde und ich fühlte mich wohl mit den anderen Trans-Frauen. Wir sprachen über Transgender, die früher dazu gehört hatten und nun weitgehend aus unserem Dunstkreis verschwunden waren, aus welchen Gründen auch immer. Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse kamen hoch. Wie viel hatte sich in den vergangenen Jahren getan und verändert, umso schöner ist es, sich diese Zeit und die Menschen dazu wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Eine Stunde vor Mitternacht verabschiedeten sich die ersten und bald war es auch für mich Zeit, weiter zu ziehen. So wie am Vortag wollte ich die Abendstimmung in der City mitbekommen und machte nahezu die gleiche Runde. Mein Auto stand in der Motzstraße, ganz in der Nähe des Nollendorfplatzes. Das ließ ich stehen und lief über die Motzstraße weiter zur Fuggerstraße, wo das Vorglühen für die Folsom im vollen Gange war. Von da aus ist es nicht weit bis zum KaDeWe. Dazwischen liegt die Lietzenburger Straße. So wie es sich gehört warte ich grundsätzlich an roten Ampeln, was leider viele der Folsom-Freunde nicht taten. Da könnte ich jedes Mal durchdrehen, denn letztendlich hat der Autofahrer immer Streß, wenn es zu einem Unfall kommt, obwohl er sich korrekt verhält. Und ich bin nun mal mit Leib und Seele Autofahrer und werde es immer bleiben. Es ist ein typisches Zeichen von Egoismus und Dreistheit, was die Fußgänger da an den Tag legen. Meiner Meinung nach sollte man sie ohne rechtliche Konsequenzen umfahren können. Auch das war früher einfacher…
Ein Mann wartete ebenfalls auf der anderen Seite der Ampel. Nach so vielen Jahren als Julia habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wer auf mich reagiert. Und auch diesmal sollte ich mich nicht täuschen. Als wir aneinander vorbei liefen sprach er mich an. Er war jedoch kein Typ, der mich interessierte und ich ignorierte die Anmache. Am Wittenbergplatz wollte ich eine Zigarette rauchen und stellte meine Handtasche auf einer Bank ab, um nach Kippen und Feuerzeug zu kramen. Plötzlich war der Kerl wieder da und versuchte erneut, ich in ein Gespräch zu verwickeln. Offenbar gefielen ihm Minikleid und Inhalt, nur stieß er damit nicht auf Gegenliebe. Doch solche Situationen können eben passieren, wenn man nachts allein als Frau unterwegs ist. Bedrohlich empfand ich die Begegnung nicht, denn ich bin auf solche Dinge vorbereitet. Pfefferspray, Gaswaffe und noch ein paar andere Dinge befinden sich stets griffbereit in meiner Handtasche und ich weiß damit umzugehen. Das gibt viel Sicherheit. Ich antwortete einsilbig, und als ich Feuerzeug und Zigaretten gefunden hatte setzte ich meinen Weg ohne Begleitung fort, natürlich mit einem gelegentlichen Kontrollblick, ob mir nicht doch jemand folgt. Doch so blöd es vielleicht auch klingen mag, auf eine Art ist es doch ganz schön, dass Julchen immer noch eine ganz gute Wirkung auf die Männerwelt hat.
Das konnte ich auch bei meinem weiteren Spaziergang feststellen. Mein knappes, rotes Kleid schien wie ein Magnet zu wirken. Als ich auf dem begrünten Mittelstreifen des Tauentziens ein paar Bilder schoß hielt ein Mercedes-Coupé, dessen Fahrer mich unbedingt als Beifahrerin und was weiß ich noch wollte. Doch danach war mir nicht; ich wollte einfach nur die Nacht im anscheinend ziemlich sexy aussehenden Kleidchen genießen. Zumal es gar nicht so unwahrscheinlich war, dass man mich zumindest aus einiger Entfernung tatsächlich für eine biologische Frau hielt, was dann schnell in Frust umschlagen kann, wenn so ein Typ die Täuschung mitbekommt. Er war jedoch nicht der Einzige, der Interesse an mir hatte. An jeder roten Ampel versuchten irgendwelche Jungs, mich anzubaggern. Die milde Freitagnacht schien die männlichen Hormone reichlich anzuregen. Als ich später an einem geschlossenen Imbiss die leeren Tische als Abstellmöglichkeit für meine Kamera nutzte kamen nacheinander zwei Männer, die sich als Fotografen anboten. An Bestätigung fehlte es mir in dieser Nacht nicht, und irgendwie tat es mir gut, auch wenn ich nicht die Absicht für ein amouröses Abenteuer hatte.
Gegen 1:30 hatte ich genug für mein Ego getan und wollte nicht noch mehr Kerle anheizen. Bis zum Auto war es noch ein gutes Stück, doch das machte mir nichts. So konnte ich die Nacht noch ein wenig auskosten und war fast ein wenig traurig, als ich dann an meinem Auto ankam und der Ausflug damit beendet war.

07.09.2023: Ich kann gar nicht oft genug schreiben, wie froh ich über dieses herrliche Spätsommerwetter bin. 30 Grad im September, wunderbar. Wenn das der Klimawandel ist, dann bitte mehr davon… Ich brauche den Sommer wie die Luft zum Atmen. Überspitzt gesagt, jeder Tag unter 20 Grad ist für mich vergeudete Lebenszeit. Vor allem bezieht sich das natürlich auf mein „Julia-Leben“; als Kerl habe ich auch im Winter reichlich Beschäftigung. Doch Julchen funktioniert am besten im Sommerfummel. Wenn es kalt ist macht es wenig Unterschied, ob die männliche oder weibliche Form in Jeans und Winterjacke rumläuft. Deshalb versuche ich, möglichst jeden heißen Tag für einen Julia-Ausflug zu nutzen. Diesmal war es wieder so weit; eine Kombination aus Sonne tanken und Party stand auf dem Programm.
Zuerst ging es wie so oft in einen Park. Nicht nur, weil ich meist ungestört die Sonnenstrahlen genießen und Fotos machen kann, jede Grünanlage hat ihren eigenen Reiz. Nicht weit vom Quälgeist befindet sich der Lankwitzer Gemeindepark, und auch der gefiel mir sehr gut. Gleich am Eingang befindet sich eine Minigolf-Anlage, dann schließen sich verschiedene Tiergehege an. Hühner, Ziegen und Dammweild haben einen großzügigen Auslauf. Viele Tiere sind sehr zutraulich und lassen sich streicheln. Das war sehr niedlich und ich mag eigentlich alle Vierbeiner – ausser Lamas… Einen hübschen Teich gibt es ebenfalls, mit vielen Bänken und kleinen Nischen, von denen man aufs Wasser schauen kann. Ausserdem findet man noch eine Gedenkstätte, die bedauerlicherweise mit jede Menge Graffiti beschmiert ist. Das alles nutzte ich als Fotomotive, aber mehr noch genoß ich die Wärme in meinem schulterfreien Sommerkleid. Ich fühlte mich sauwohl und wollte mich gar nicht von dem Park trennen. Hier noch ein Foto, da noch eine Zigarette auf der Parkbank, ich wollte nur jeden Moment Sonne ausnutzen.
Mein Frühstück hielt auch nicht ewig vor und vor Mitternacht würde ich kaum zum Essen kommen, deshalb fuhr ich spontan zu einem ganz in der Nähe des Clubs gelegenen McDonalds und bestellte mir mein Lieblings-Menü sowie einen Eisbecher. Der Fast-Food-Laden hat einen Aussenbereich, so dass ich auch beim Futtern noch die Sonne abbekam.
Bis zum Quälgeist lohnte es sich kaum, das Auto anzuschmeißen. Doch auf dem Parkplatz konnte ich nicht bleiben und so stoppte ich rund 200 Meter später erneut, um das Auto legal abzustellen. Ich nahm meine Clubtasche und lief zum Quälgeist. Der Verein macht nicht nur eigene Parties, sondern vermietet die Räumlichkeiten teilweise weiter, damit andere Veranstalter dort ihre Events abhalten können. Diesmal war es eine Flint-Party von „Honeyandspice“. Ich hatte mich darauf gefreut. Nur, dieser Veranstalter hat komplett ein Rad ab. Die Kasse war draussen vor dem Eingang aufgebaut, es stand Desinfektionsmittel auf dem Tisch und an der Tür war ein Schild, dass es eine Maskenpflicht gibt. Dabei haben wir den Scheiß doch schon längst hinter uns. Ich bin nicht gewillt, mich den idiotischen Vorgaben irgendwelcher Leute zu beugen, die ihre schwachsinnigen Ideale mit solchen Mitteln durchsetzen wollen. Für mich steht Freiheit an oberster Stelle, und wer sich immer noch wegen Corona in die Hose macht, der soll gefälligst mit dem Arsch zu hause bleiben und nicht den normalen Menschen den Spaß verderben. Überall sonst läuft es wieder wie vor Corona, nur die Deppen meinen, man müsse bis in alle Ewigkeit mit so einem Gesichtslappen rumlaufen. Wie bitte schön soll eine erotische Party mit Maske funktionieren? Schon der Gedanke ist absurd. Ich war tierisch sauer. Weder werde ich Leute unterstützen, die mir ihre Meinung aufzwingen wollen noch möchte ich mit Menschen feiern, die sich diesem Diktat unterwerfen. Da ist überhaupt keine Basis gegeben. Für mich sind die Veranstaltungen von Honeyundspice für alle Zeiten gestorben.
Doch Julia lässt sich durch solche Vollpfosten nicht den Abend verderben und hatte natürlich einen Plan B. Und der war auf jeden Fall besser, als irgendwo mit vermummten Gestalten rumzuhocken. Ich parkte mein Auto in der Martin-Luther-Straße und lief über die Fuggerstraße. Die am Samstag stattfindende Folsom warf schon ihre Schatten voraus; es waren jede Menge Kerle in schrägen Outfits unterwegs. Von da aus ging es weiter zum Wittenbergplatz. Wer meine Seite schon länger verfolgt wird sich vielleicht daran erinnern. Der Brunnen vor den KaDeWe ist einer meiner Lieblingsplätze, und diesmal war es besonders schön. Es war die „blaue Stunde“, in der der Tag langsam in die Nacht überging. Ringsherum gibt es Lokale und Cafés, in einem davon spielte ein Geiger, das passte zum Wetter und zu meiner Stimmung. Fast könnte man sich dort auf einer italienischen Plaza wähnen. Wer mich näher kennt weiß, dass ich mit der heutigen Zeit so meine Probleme habe. Ich finde sie einfach nur schrecklich, mit den ganzen Einschränkungen, Genderwahn, politcal Correctness, den Klima-Terroristen, KI, untauglichen Elektroautos und so weiter. Ich bin ein Kind der 80er und lebe so weit es geht immer noch im alten Jahrtausend, benutze weder Smartphones, noch Streaming-Dienste oder gar einen automatischen Wohnzimmer-Spion wie Alexa. Manchmal wäre ich gern wieder jung, dann aber eben in der guten, alten Zeit und keinesfalls heute. Da würde ich mir gleich die Kugel geben, denn den Scheiß noch 50 Jahre mitzumachen, nein Danke. Aber die Zeit um gut 40 Jahre zurück drehen und das noch idealerweise als biologische Frau, das wäre mein – leider völlig unrealistischer – Traum. Doch an diesem Abend gelang es mir zumindest in meinen Gedanken, und das war wunderschön.
In so einer beschwingten Gemütsverfassung lief ich weiter bis zur Joachimsthaler Straße, und dann auf der anderen Seite wieder zurück, mit reichlich Foto-Stopps und einer Pause an der Gedächtniskirche. Es waren immer noch weit über 20 Grad und die meisten Mädels zeigten viel Haut. Ein Sommerabend, wie ich ihn so sehr liebe, besonders, wenn ich ihn selbst als „Frau“ erleben kann.
Langsam konnte ich ein kaltes Getränk und eine sanitäre Einrichtung gebrauchen. Eine gute Gelegenheit, beides zu finden war das K6 in der Kleiststraße. Draussen war es gut gefüllt, doch von den Gästen kannte ich niemanden und wollte mich nicht aufdrängen. Ich bestellte eine Cola und setzte mich ins Lokal. Die Musik passte, Pop- und Rocksongs aus meinem geliebten Jahrzehnt, den 80ern. Ich träumte mich in meine andere Welt, saß als 20-jährige Blondine im Jahr 1982 auf dem Barhocker. Ja, okay, es war nicht die Wirklichkeit, aber eben meine virtuelle Realität. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so gut gefühlt. Ich beobachtete die anderen Gäste. Einer von ihnen war besonders interessant. Er hatte einen Stofflöwen dabei, dem er ein Getränk hinstellen ließ und sich mit ihm unterhielt. Ich fand es eher irgendwie niedlich als befremdlich. So lange kein Anderer zu Schaden kommt kann doch jeder tun, was er möchte.
Eine Frau riß mich aus meiner Traumwelt. Esther arbeitet im K6 und fragte mich, ob ich mich nicht zu ihnen an den Tisch vor der Kneipe setzen wollte. Das tat ich dann auch. Mit am Tisch saßen drei Männer, zwei von ihnen hatten Dackel auf dem Schoß. Sie waren irgendwie verwandt, also die Dackel. Wie die Männer miteinander verbandelt waren, so genau stieg ich nicht dahinter, aber das war auch egal. Jedenfalls hatten wir einen zwanglosen Smalltalk, die Hunde waren ruhig und süß und es war immer noch warm genug, um ohne Jacke im schulterfreien Kleid draussen zu sitzen. Ich fragte nach dem Kerl mit dem Löwen. Der soll eigentlich ein hochintelligenter Mensch sein, wenn er nicht gerade irgendwas genommen hat. Und als Plüschtiere müssen es bei ihm grundsätzlich Löwen sein. Wir waren uns bald nicht mehr fremd und es war schön, den Abend in angenehmer Gesellschaft zu verbringen.
Gegen 23:00 löste sich die Gesellschaft auf und auch ich machte mich auf dem Weg zu meinem Auto, nicht ohne noch mal einen Gang über die Fuggerstraße zu machen, auf der nach wie vor reichlich Betrieb war. Dann setzte ich mich in mein Auto, kurbelte die Scheibe herunter und fuhr durch die laue Sommernacht von der Vergangenheit träumend nach hause.

02.09.2023: Ich wünschte, der Sommer würde nie zu Ende gehen. Bei dem schönen Wetter würde ich am liebsten jeden Tag Julia rauslassen, aber das geht leider nicht immer. Doch an diesem Samstagabend hatte ich Zeit und da traf es sich, gut, dass mich ein guter Bekannter anschrieb, ob ich nicht Lust zur „Sodom&Gomorrha“-Party im Quälgeist hätte. Nachdem der Verein Ende 2017 seine Räume am Mehringdamm aufgeben musste und in eine eine Location nach Mariendorf zog war ich nur zwei Mal dort. Das war 2018 und die Bauarbeiten waren noch im vollen Gange. Da interessierte es mich schon, was sich in der Zwischenzeit getan hatte.
Da ich bis zum frühen Nachmittag noch in meinem „normalen“ Leben auf einer Veranstaltung war lohnte es sich nicht, vorher noch etwas Anderes zu unternehmen. Deshalb entschied ich mich, gleich mein Club-Outfit anzuziehen und Wechselklamotten mitzunehmen, falls ich danach noch weiterziehen wollte. Mit einem leichten Mantel darüber war es kein Problem und hatte den Vorteil, dass ich vorher noch Bilder von mir als Partygirl machen konnte. Denn im Club selber darf nicht fotografiert werden. So gönnte ich mir den Spaß, erst zu einer kleinen Parkanlage zu fahren, dort den Mantel auszuziehen und einige Fotos zu machen. Beobachter hatte ich keine und konnte ein wenig posieren. Das beruhigt schon mal, denn dadurch war erstmal sicher gestellt, dass ich einige Bilder für meinen Blog im Kasten habe. Bis zum Quälgeist brauchte ich knapp 45 Minuten mit dem Auto und war pünktlich zum Partybeginn dort. Im Treppenhaus holte ich wieder die Kamera raus, sicher ist sicher. Je größer die Auswahl an Fotos ist, desto eher finden sich dann später ein paar brauchbare Bilder.
Der Eintritt kostete 18 €, das war etwas mehr, als ich es in Erinnerung hatte. Doch das ist okay, alles ist ja teurer geworden und der Preis hält sich absolut im Rahmen. Das Umziehen ging schnell, denn im Prinzip musste ich nur die Schuhe wechseln und meine Sachen im Spind verstauen. Es war noch nicht allzu viel los, klar, die Party fing ja auch erst an. Ich holte mir eine Cola und setzte mich in den Raucherraum, der etwas höher gelegen ist und von dem man einen guten Blick auf die Bar hat. Schön finde ich auch, dass das Raucherabteil recht großzügig und mit bequemen Ledercouchen ausgestattet ist. Nach der Zigarette machte ich einen Rundgang durch die Räume. Wie der Name „Quälgeist“ schon verrät, ist der Laden für die Freunde der härteren sexuellen Gangart gedacht. Es gibt einen großen Spielraum und dazu noch etliche kleine Kammern und Nischen mit den unterschiedlichsten Spielgeräten. Man kann sich in eine Kiste einsperren, sich am Pranger oder Andreaskreuz fixieren lassen oder auf der Streckbank „gefoltert“ werden. Liebesschaukeln, Matratzen, Käfige, usw., an jede erdenkliche SM-Praktik wurde gedacht. Für die Freunde von Natursekt-Spielen gibt es einen Nassbereich. Selbst ein großer Hundekorb fehlt nicht…
Ich setzte mich an die Bar und unterhielt mich nett mit dem Barkeeper. Er sagte mir, dass im Winter weitere Ausbaumaßnahmen anstehen, die dann auch barrierefrei sein sollen. Das macht Sinn, denn es waren auch zwei Rollstuhlfahrer anwesend, für die es mit den Treppen nicht ganz so einfach ist. Aber anscheinend können sie sich ganz gut mit den Gegebenheiten arrangieren, jedenfalls hatten beide viel Spaß, wie ich im Laufe des Abends feststellen konnte.
Langsam füllte sich der Laden und auch mein Bekannter trudelte ein. Wir gingen in den großen Spielsaal und unterhielten uns mit einem anderen Paar. Dabei sahen wir einem der Rollifahrer zu, der gleich zwei Damen mitgebracht hatte und sie abwechselnd auf der Strafbank mit Peitschen und Nadelrollen malträtierte. Die Mädels zuckten und wimmerten, aber gleichzeitig war ihnen auch anzumerken, dass sie ebenso Lust wie Schmerz empfanden. Solche Spiele gehen grundsätzlich nur mit gegenseitigem Einverständnis. Auf der anderen Seite war eine Frau mit etlichen Seilen fixiert und wurde gefingert. Eine weitere Gruppe beschäftigte sich in einer Nische mit diversen Folterinstrumenten. Wer für BDSM-Praktiken offen ist, dem wurde viel geboten, egal ob als Zuschauer oder Akteur. Ich hingegen unterhielt mich mit meinem Bekannten über Vierbeiner. Er ist genauso Hundefreak wie ich, hat Notfälle übernommen, vor kurzem gerade ein prächtiges Tier adoptiert und ich berichtete von meiner Superhündin, die ich vor rund einem halben Jahr von einer Tierschutz-Organisation übernommen habe. Ein absolut unproblematisches Tier, das man praktisch überall mitnehmen kann, von solchen Etablissements mal abgesehen.
Uns fiel eine blonde Transfrau auf, die öfter zu uns herüber sah. Offenbar war sie ohne Begleitung. Nun mache ich ja nicht nur diese Website als „Tranny-Ratgeber“, sondern kümmere mich auch real um Transgender. Jedenfalls wollte ich gern mehr über sie wissen, also sprach ich sie an. Sie freute sich, dass sie jemand beachtete. Es war ihr erster Ausflug, und das fand ich ganz schön mutig, dann gleich so eine Party zu besuchen. Sie wohnt ein Stück von Berlin entfernt. Beruflich und familär ist es ihr leider nur selten möglich, ihre weibliche Seite auszuleben.
Wir redeten ein bisschen und irgendwie ergab es sich, dass wir anfingen, uns zu streicheln. Gleich nebenan stand eine ungefähr tischhohe, gepolsterte Liegefläche, auf die ich sie legte und mit ihr rummachte. Das fand sie recht toll, als ich über ihr hockte und sie an gewissen Stellen rieb. So ging es eine Weile und sie war ziemlich erregt. Dann brauchten wir eine kleine Pause. Meine neue Freundin ging kurz an die Bar und holte neue Getränke. In der Zeit gesellte sich mein Bekannter zu mir, dem unser Spielchen auch gefallen hatte. Dann kam sie zurück und nun waren wir zu dritt. Ich saß auf der Liegefläche. Links und rechts standen die Tranny und mein Bekannter und ich war gut drauf. Ich spreizte meine Beine, so dass beide etwas davon hatten. Sie fingen an, mich zu streicheln und trafen sich dann in der Mitte, was schon ein recht geiles Gefühl war. Wir küssten uns abwechselnd, ich fasste mal hier, mal dort hin und merkte, meinen Mitspielern gefiel es ebenso… Nach einiger Zeit stieg ich von dem Tisch, gab meiner Freundin einen Blow-Job, während mein Hintern an meinem Bekannten rieb. Mit einer 180-Grad-Drehung funktionierte das auch umgekehrt, nun bearbeitete meine Freundin meine Kehrseite… Ab und zu kamen andere Gäste vorbei, das juckte uns überhaupt nicht. Es muß schon ziemlich heiß ausgesehen haben, was wir dort veranstalteten. Auch wenn ich eigentlich deutlich mehr auf Frauen stehe, aber in dieser Situation war es gut; ich fühlte mich wirklich selbst als Frau und fand es ziemlich geil. Nach einigem Rumspielen stützte ich mich mit dem Oberkörper auf den Tisch, während meine Freundin sich wichste und auf meinen Po abspritzte. Küchentücher standen in Reichweite und so war ich schnell wieder halbwegs gesäubert. Mir und auch den anderen Beteiligten hat die Fummelei echt Spaß gemacht. Mein Bekannter meinte dann zu mir, „schön, dass Du gekommen bist“. Ich nutzte die Vorlage und erwiderte, „Ich bin doch noch gar nicht gekommen, aber ich bin hier“. Er bekam fast einen Lachkrampf…
Wir standen noch eine Weile zusammen, als ein Typ in einem Dalmatiner-Kostüm auftauchte, komplett mit einer Maske in Hundeform. Wir sprachen mit ihm wie zu einem Hund, streichelten über seinen Kopf und er freute sich sehr darüber. Es mag befremdlich klingen, aber letztendlich soll sich doch jeder so ausleben, wie er möchte, so lange er damit niemanden schadet. Und wenn ich selbst Toleranz für meine Lebensform erwarte, dann sollte ich sie auch für andere Fetische oder Vorlieben aufbringen. Es ist gut, dass es Räume für solche Dinge gibt, und der Quälgeist ist einer davon. Nun wusste ich auch, wofür der Hundekorb gedacht war…
Meine Freundin verabschiedete sich wenig später, denn sie hatte noch einen langen Weg nach hause. Für mich war es Zeit, endlich wieder eine zu rauchen. Mein Bekannter kam ebenfalls in den Raucherraum, obwohl er Nichtraucher ist. Wir hatten ein richtig gutes und persönliches Gespräch und auch so etwas finde ich einfach toll an solchen Abenden. Man kann Spaß miteinander haben, sich aber auch über andere Themen austauschen. Es war richtig schön, sich mit ihm zu unterhalten. Ein Stück weiter lag auf einer anderen Couch eine Frau mit gespreizten Beinen, die sich von ihrem Typen fingern ließ. In solchen Clubs stört das keinen, jeder lebt seine Lust aus, wie und wo er will. Diese erotische und ungezwungene Atmosphäre finde ich immer wieder sehr schön und reizvoll.
Es war gegen 1:30, als ich aufbrach. In meiner Tasche hatte ich straßentaugliche Sachen eingepackt, die ich nun gegen das Cluboutfit austauschte. Ein bisschen spielte ich mit dem Gedanken, noch in ein Lokal zu gehen. Deshalb nahm ich auch nicht den direkten Weg über die Stadtautobahn, sondern fuhr durch die City. Es war immer noch recht mild, so dass ich in meinem geschlitzten Rock und dem leichten Top nicht fror. Trotzdem merkte ich langsam die Müdigkeit. Um auch dieses Outfit zu verewigen hielt ich in der Nähe der Urania, um noch ein paar Fotos zu machen. In der City war noch eine Menge los; diese Stadt schläft nie. Viel ist es nicht, was ich an Berlin mag, aber dieses Sommer-Feeling, fröhliche Menschen auf der Straße und in den Cafés, das genieße ich sehr und so war die Nachtfahrt ein gelungener Abschluß für eine heiße Partynacht.

24.08.2023: Der Sommer neigte sich nun langsam dem Ende zu; möglicherweise war es für dieses Jahr die letzte Gelegenheit, einen heißen Sommertag zu erleben. Dazu hatte ich noch eine interessante Party entdeckt, die ich mir gern mal anschauen wollte. Beides ließ sich wunderbar kombinieren.
Gegen 15:00 startete mein Ausflug Richtung Tempelhof. Normalerweise geht das ganz gut über die Stadtautobahn, nicht jedoch um diese Uhrzeit. Berufsverkehr in Berlin sollte in die Liste der Foltermethoden aufgenommen werden. Es ist einfach grauenvoll, noch dazu in einem Auto ohne Klimaanlage. Ich brauchte mehr als doppelt so lange als gewöhnlich für diese Strecke. Wie gut, dass ich ein großzügiges Zeitpolster hatte.
Mein erster Halt war wie so oft an einem Park. Das bietet sich einfach an, weil man dort meist schöne Motive findet und in der Regel ungestört schon mal die ersten Bilder schießen kann. Das Gute an Berlin ist, dass es jede Menge solcher grüner Oasen gibt. Das Schlechte in Berlin ist, dass die geistig stark limitierte Vorgänger-Regierung die Stadt mit Parkraumbewirtschaftungszonen überzogen hat. Das Gute in Berlin ist allerdings auch, dass die Stadt gar nicht die Kohle hat, um genügend Ordnungspersonal einzustellen… In diesem Bewusstsein stellte ich also mein Auto am Francke-Park ab. Der Park ist nicht übermäßig groß, aber schön, mit einem kleinen Teich, Liegewiesen und genügend Sitzgelegenheiten. Dazu war auch nicht allzu viel los. Die Foto-Orgie konnte also ungestört beginnen.
Nachdem ich mich nun fotomäßig ausgetobt hatte wechselte ich in etwas belebtere Gegenden. Das Auto konnte ich stehen lassen. Nach gut 5 Minuten Fußweg erreichte ich das Einkaufscenter Tempelhofer Hafen. Das heißt nicht nur so, von da aus kommt man wirklich direkt an einen kleinen Hafen, in dem neben Privatbooten auch einige Restaurantschiffe liegen. Es ist eine ungewöhnliche, aber auch sehr nette Location, mit Lokalen am und auf dem Wasser, teilweise mit Live-Musik, ausrangierten Hafen-Anlagen und eben der Shopping-Mall. Mir hat dieser eigenartige Platz jedenfalls gut gefallen und natürlich entstanden auch hier einige Bilder.
Bis zur Party war immer noch genug Zeit. Das war gut, denn langsam bekam ich etwas Hunger. Zwar hatte ich eine Packung Kekse dabei, aber seit Gran Canaria wollte ich mir immer mal ein Eis und Chicken Nuggets bei McDonalds gönnen. Das scheiterte damals daran, dass es keine Möglichkeit zur Bezahlung mit Bargeld gab. Nun wollte ich rausfinden, ob man in Berlin weiterhin mit richtigem Geld bezahlen kann. Am Drive-In Schalter wurden offenbar nur diverse Karten akzeptiert, und die habe ich bei Julia-Ausflügen nur sehr selten dabei. Doch im Auto wollte ich sowieso nicht essen. Im Freßtempel selbst konnte man dagegen problemlos mit barer Münze Futter bekommen. Der Laden war ziemlich leer und mein Essen wurde schnell gebracht. Das ist irgendwie ganz witzig; man bekommt einen Aufsteller, der mit einem GPS-Sender versehen ist, sucht sich einen Tisch aus und die Bedienung findet den Gast an Hand des Signals. Ob man solche Spielereien wirklich braucht sei dahin gestellt. Früher hat man sein Tablett genommen und das ging auch. Nun ja, moderne Zeiten… Aber egal, Hauptsache ich bekam Eis, Hühnerteile und Cola. Nebenbei machte ich auch von diesem Festmahl ein paar Aufnahmen. Mich stört das schon lange nicht mehr, wenn andere Gäste schauen, was ich da tue.
Bis zum Insomnia waren es nur wenige Minuten mit dem Auto und ich lag immer noch sehr gut in der Zeit. Ein Parkplatz war ebenfalls schnell gefunden und lag praktischerweise wieder an einem Park. Also nutzte ich die Gelegenheit für einen kurzen Rundgang im Lehne-Park. Der ist gar nicht mal so klein und ebenfalls hübsch angelegt. Ich schaffte es nur, einen kleinen Teil zu erkunden, aber dort werde ich sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Vor der Party war es richtig entspannend, bei einer Zigarette den Gänsen im Teich zuzuschauen. Ich mag solche Momente der Ruhe, und im Sommerkleidchen ist es einfach viel schöner als in dicken Jeans. Das ist für mich Sommerfeeling.
Dann wurde es Zeit für die Party, bei der um 19:20 Einlaß war. Ich war gespannt, denn es handelte sich um eine sogenannten Flinta-Party. „Flinta“ steht für Frauen, lesbisch, intersexuell, non-binär, trans, agender. Oder in diesem Fall einfach ausgedrückt: Alles, was eine Frau ist, halbwegs wie eine aussieht oder sich als solche fühlt war willkommen. Im Prinzip waren lediglich Männer, die sich als Männer betrachten und auch so aussehen ausgeschlossen. Mir war das mehr als recht, denn Typen kennen zu lernen ist so simpel, das ist schon keine Herausforderung mehr. Da braucht man sich nur in den entsprechenden Lokalitäten im Minikleidchen an die Bar setzen, ein bisschen mit den Wimpern klimpern und die Sache ist gelaufen. Nun war ich neugierig, wie die zumeist biologischen Frauen auf eine Transfrau wie mich reagieren würden.
Zuerst stand jedoch das Umziehen an, und da es noch recht leer war konnte ich in der Umkleidekabine ein paar Bilder machen. So war dann auch mein Cluboutfit verewigt. Die Party fand im Untergeschoß des Insomnia statt; in der oberen Etage fand eine andere Veranstaltung statt, die jedoch erst später begann. Dadurch gab es keinen Stau beim Umkleiden und der Garderobe.
Es gab eine kurze Einweisung auf Englisch, denn die Veranstalter waren nur zum Teil deutschsprachig. Aber es galten die gleichen Regeln wie sonst bei Swinger-Events. Viel war noch nicht los, und nach einem kurzen Rundgang durch die mir von anderen Parties bekannten Räume kam ich ins Gespräch mit einer Mädelsrunde. Die teils englisch, teils deutsch parlierte. Eine sehr hübsche Frau aus England war zu Besuch bei ihrer Freundin, die in Deutschland arbeitet und wir sprachen über ihre Heimat, Irland und was auch immer. Ab und zu übersetzte ich, wenn eine deutsche Dame etwas erzählte.Es war völlig entspannt und ich wurde akzeptiert, obwohl ich halt keine Frau im konventionellen Sinne bin. Nach und nach wurde es voller und es war interessant zu beobachten. Mit der Lesbenszene hatte ich bisher wenig zu tun und bekam nun ganz spannende Einblicke. Auf Ablehnung stieß ich nirgends und das fand ich schön.
Ich holte mir eine Cola an der Bar und setzte mich auf eine der Sitzgruppen. Mir gegenüber saß eine Frau, die offenbar auch allein bei der Party war. Ich sprach sie an und wir kamen ins Gespräch. Es war eine tolle und offene Unterhaltung, das hat richtig Spaß gemacht. Mich interessierte natürlich, warum sie sich mehr zu Frauen hingezogen fühlt und bekam ehrliche Antworten. Später liefen wir durch den Club, wo im hinteren Teil Ringkämpfe veranstaltet wurden, nur aus Jux natürlich. Die Mädels hatten eine helle Freude daran, warum auch immer. Wir holten uns noch etwas zu trinken und legten uns auf eine der großen Spielwiesen. Neben mir wurde eine Frau von ihrer Freundin geleckt, also es ging dort und auch in den anderen Räumen schon ziemlich zur Sache. Je nach Veranlagung wurden die unterschiedlichsten Spielarten praktiziert. Meine Bekanntschaft machte dann noch mal eine Runde; ich ging in den Raucherraum und kam da mit einem anderen Mädel in Kontakt. Auch mit ihr konnte ich mich gut unterhalten und was mich bei den Gesprächen erstaunte, gar nicht so wenige sind bisexuell, zwar mit einer Präferenz für das eigene Geschlecht, aber nicht total ablehnend gegenüber Männern eingestellt. Gut, ich war nun nicht unbedingt dort, um sexuelle Kontakte zu knüpfen. Mir ging es vor allem darum, wie diese Menschen ticken und was bei diesen Parties so abläuft. Neben mir waren noch zwei oder drei andere Transfrauen anwesend, auch so eine Art Mischform à la Conchita Wurst, das war alles kein Problem, jede oder jeder wurde so akzeptiert, wie er war. Und das fand ich wichtig, dass eben nicht darüber hergezogen wird. Es war wirklich eine tolerante und ausgelassene Stimmung, die durch einige erotisch angehauchte Spiele weiter angeheizt wurde. Also ich habe mich sehr wohl gefühlt und wäre gern noch länger geblieben, doch leider wartete am nächsten Tag wieder die Arbeit auf mich. So verabschiedete ich mich kurz nach 23:00, aber es muß ja nicht die letzte Party dieser Art gewesen sein.
Vor dem Umziehen schoß ich sicherheitshalber noch ein paar Bilder in der Umkleide, dann verließ ich den Club straßentauglich gekleidet. Die Luft war immer noch mild, so dass ich in meinem leichten Kleidchen nicht frieren musste. Über die Stadtautobahn wäre ich schnell nach hause gekommen, doch ich wollte diesen Sommerabend noch auskosten, kurbelte die Scheibe herunter und fuhr durch die Stadt Richting Heimat. Wahrscheinlich werde ich so schnell keine Abendfahrt bei solch schönen Temperaturen erleben und ich genoß jeden Kilometer, bis ich dann ziemlich genau um Mitternacht mein Ziel erreichte.

19.08.2023: Nach Wochen nicht wirklich sommerlichen Wetters wurden für dieses Wochenende Temperaturen von über 30 Grad vorher gesagt. Und noch besser, ich hatte seit langer Zeit keine anderen Termine. Keine Frage, Julchen musste raus.
So startete ich dann gegen 12:00 in Richtung Wannsee. Dort schaute ich mir die Orangerie an, die einen schönen Hintergrund für Fotos bot. Von da aus wollte ich eigentlich ans Wasser, doch ein das Gelände umgebender Zaun verhinderte dies. Es war aber nicht so tragisch, denn eine meiner Sandalen löste sich auf. Im Fersenbereich hatte sich offenbar der Kleber gelöst und daher bot das Schuhwerk wenig Halt. Schlapp, schlapp, ich schlurfte mit den Tretern wie eine alte Frau, und das bin ich ja nun wirklich nicht… Damit wollte und konnte ich nicht länger rumlaufen. Also ging ich zurück zum Auto und wechselte Sandalen gegen Sneakers aus. Frisch besohlt machte ich mich auf die Suche nach einer Badestelle. Zuerst versuchte ich es dort, wo ich mich sonst öfter mit meiner Freundin Maja getroffen habe. Diesmal klappte es leider nicht, weil sie noch im Urlaub war. Die Badestellen waren jedoch alle belegt, nicht übervoll, aber für mich dennoch ungeeignet. Nicht, weil ich Scheu davor habe, mich anderen im Bikini zu zeigen. Doch gerade solche Ausflüge ans Wasser nutze ich gern für eine ausgiebige Fotosession mit verschiedenen Posen, und die vor Publikum vorzuführen, da wäre ich mir dann doch etwas blöd vorgekommen. Aber auf der anderen Seite der Glienicker Brücke hatte ich Glück und fand eine kleine, versteckte und erfreulicherweise leere Badebucht. Dort konnte ich ungestört Fotos schießen.
Das Wasser war angenehm und ich planschte ein wenig herum. Zwischendurch immer mal wieder Fotos, Kekse essen, den vorbeifahrenden Booten zuschauen und im e-Book-Reader lesen. Es war so schön, die Wärme auf der mehr oder weniger nackten Haut zu spüren. Ein Vergnügen, das mir im männlichen Leben leider weitgehend versagt ist. Und auch das „Julia-Feeling“ stellte sich schnell wieder ein. Das war bei den vergangenen Ausflügen nicht immer so, weil das andere Leben einfach zu präsent war. Diesmal hatte ich allerdings den Kopf relativ frei und konnte mich auf die weibliche Rolle gut einlassen. Am späten Nachmittag kam eine Frau mit einem süßen Hund an „meine“ Badestelle. Ich unterhielt mich mit ihr und outete mich als Hundefreak. Das Tierchen hatte Spaß im Wasser, war aber anfangs mir gegenüber etwas zurückhaltend. Sein Frauchen sagte dann zu ihrem Hund „geh doch mal hin, die Frau ist doch so nett“. Ihr schien gar nicht der Gedanke gekommen zu sein, dass „Frau“ in Bezug auf meine Person nur bedingt der zutreffende Begriff war, obwohl ich da im Bikini am Wasser saß. Hin und wieder scheint es mit der Verwandlung also doch noch zu funktionieren… Jedenfalls kam der Rüde dann tatsächlich zu mir, ließ sich kraulen und wollte dann gar nicht mehr weg.
Gegen 18:00 packte ich dann meine Sachen zusammen, denn ich spürte ein leichtes Hungergefühl und der Abend war noch lang. Das Loretta am Wannsee lag auf dem Weg, also fuhr ich dort hin und gönnte mir ein leckeres Abendessen und eine eiskalte Cola. Ich flachste ein bisschen mit der Tresenkraft rum und war völlig unbefangen. Keinen Gedanken verschwendete ich daran, ob jemand mitbekommt, dass ich nicht wirklich weiblicher Natur bin. Ich fühlte mich wohl und ehrlich gesagt auch ein wenig sexy in meinem geschlitzten Minikleid. Nachdem ich meine Bestellung erhalten hatte ging ich zur Kasse, hatte aber das Besteck vergessen. Also musste ich noch mal zurück und die nachfolgenden Gäste waren sich unsicher, ob sie nun an der Reihe zum Bezahlen wären. Da sagte die Frau an der Kasse zu ihnen, „die Dame hat schon bezahlt, Sie können herkommen“. Mit „Dame“ meinte sie offensichtlich mich… Na also, es geht doch…
Ich stärkte mich mit Leberkäse, einer Brezel sowie der eiskalten Cola, von der ich ohne Probleme noch 5 weitere vertragen hätte. Es war immer noch warm und das im Auto mitgeführte Wasser hatte ungefähr die Temperatur, dass man es für einen Tee hätte verwenden können.
Nach dem Essen lief ich noch etwas am Wannsee herum, nicht ohne auch diesen Ort für ein paar Bilder zu nutzen. Dann machte ich mich ans Umstylen, denn für den Abend hatte ich ein anderes Outfit vorgesehen. Mein Auto stand unter einer Brücke und war durch ein Wohnmobil verdeckt, so dass ich ohne eine Massenkaramboulage zu verursachen das eine Kleid aus- und das andere anziehen konnte. Schmuck wechselte ich auch und das Make-Up konnte eine Auffrischung ebenfalls vertragen. Das ist im Auto nicht ganz so einfach, ging aber halbwegs. Bis auf den Kajalstift, mit dem ich ein wenig ungeschickt hantierte und der einen kleinen Fleck auf meinem Kleid hinterließ. Doch ich zog mich nicht noch einmal um, weil ich mich einfach so gut darin fühlte. Die Schuhe tauschte ich auch und trug nun Sandalen mit einem Absatz.
Die nächste Station war die Kneipe „Hafen“ in der Motzstraße. Nachts ist es dort immer rappelvoll, aber als ich eintraf war noch nicht viel los. Ich bestellte etwas Kaltes zu trinken und besuchte dann erstmal die Toilette, nicht nur für ein menschliches Bedürfnis. Denn mit Wasser und der Handwaschcreme ging der kleine Fleck auf meinem Kleid im Nu raus. „Frau“ muß sich nur zu helfen wissen. Die Kneipe sieht ganz gemütlich aus und es gab einen etwas tiefer gelegenen Raum, der unbesetzt war und sich hervorragend für weitere Bilder anbot.
Erfrischt und fleckenlos gekleidet wollte ich nun meinen Weg fortsetzen, vielleicht ins „Blonds“ gehen, jedenfalls irgendwo draussen sitzen, was im „Hafen“ nur sehr bedingt möglich ist.
Ich überquerte gerade die Straße, als ein schwarzer S-Klasse Mercedes mit polnischen Kennzeichen links abbiegen wollte. Der Fahrer rief mir aus dem geöffneten Fenster zu, wie sexy er mich findet und ob ich nicht ein bisschen Zeit für ihn hätte. Normalerweise ignoriere ich solche Anmachen, die im Übrigen gar nicht so selten vorkommen. Aber an diesem warmen Sommerabend, in einer unternehmungs- und vielleicht auch abenteuerlustigen Stimmung dachte ich, das könnte ganz spannend werden. Es war ein wenig so wie in alten Julia-Zeiten, als ich spontan die verrücktesten Dinge getan habe. Wir unterhielten uns kurz, dann stieg ich in seinen Luxus-Schlitten. Das war unvernünftig, leichtsinnig und vielleicht auch nicht ganz ungefährlich, doch darüber machte ich mir keine Sorgen. Denn ich gehe prinzipiell nie unbewaffnet aus dem Haus und in meiner Handtasche haben sich einige Dinge befunden, mit denen ich mich hätte zur Wehr setzen können. Und zur Not hätte ich mich an die Nahkampfausbildung erinnern müssen, die ich vor Jahren bei ehemaligen Elite-Soldaten absolviert hatte. Deshalb hatte ich wenig Bedenken und der Typ machte zudem einen freundlichen Eindruck. Wir fuhren zum LSD in der Bismarckstraße, einem Sexshop mit angeschlossenem Pornokino. Auf dem Weg dorthin löste sich die Sohle von meiner Sandale. Ganz toll, mit Absatzschuhen und einer nicht vorhandenen Sohle zu laufen. Das war nun schon das zweite Paar, das bei diesem Ausflug den Geist aufgegeben hatte.
Ich ging davon aus, dass er mit mir das Kino aufsuchen wollte. Stattdessen gingen wir in den Shop, wo ich mir ein paar Dessous aussuchen durfte, die er natürlich bezahlte. Das Kino wollte er nicht aufsuchen, das wäre ihm zu schmuddelig. Ich konnte das nicht beurteilen, denn mein letzter Besuch in diesem Etablissement liegt schon rund 15 Jahre zurück. Damals fand ich es auch nicht so prickelnd, aber vielleicht ist es inzwischen anders. Keine Ahnung. Er fuhr mich wieder zurück und sagte, er hätte noch einen Termin und wäre in einer Stunde wieder da. Wenn ich Lust hätte könnte ich ihn dort treffen.
Das „Blonds“ gibt es nicht mehr, das hatte ich auf der Fahrt im Mercedes gesehen. Also brauchte ich eine Alternative. Ich humpelte mit meinem defekten Schuhwerk zu meinem Auto und wechselte erneut auf die Sneakers. Nun hatte ich eine Stunde Zeit zu überlegen. Das tat ich im Oldtimer, einer Bar in der Lietzenburger Straße, wo ich bei zwei weiteren Colas über den möglichen Verlauf der Nacht nachdachte. Ich saß im Aussenbereich, die milde Luft streichelte meine Beine und die nackten Schultern und es war ein Sommerabend, wie ich ihn liebe und den ich so schon lange nicht mehr erlebt hatte. Kurzum, ich war richtig gut drauf. Warum sich dann nicht auf so eine Geschichte einlassen? Es war sowieso unwahrscheinlich, dass etwas passiert, das ich nicht schon irgendwie mal gemacht habe… Meine Entscheidung stand fest.
Pünktlich zum vereinbarten Termin stand ich am Treffpunkt, als der schwarze Mercedes heran rauschte. Ich stieg ein und wir fuhren zu einem nahe gelegenen Parkplatz, wo er die Sitze in die Liegeposition brachte. Trotzdem eignet sich auch so eine Karre nicht wirklich für Intimitäten, da stört schon der massive Mitteltunnel zwischen den Vordersitzen. Ich musste mich ganz schön verrenken um das zu tun, wozu wir diesen Platz aufgesucht hatten. Bequem geht anders… Jedenfalls war es schwierig, deshalb bat er mich, mit ihm auszusteigen. Da hatte er mehr Bewegungsfreiheit. Ich heizte ihn ein bisschen an, während er sich einen runterholte. Er fand es geil und ich fand es auch ganz witzig. Nun könne er gut schlafen, meinte meine polnische Begleitung.
Er fuhr mich wieder zurück. Mein Auto stand nicht weit entfernt, doch ich wollte noch die Nacht ein wenig auskosten. Deshalb spazierte ich noch ein bisschen in der Fuggerstraße herum, in der es speziell für diese Szene einige Clubs und Lokale gibt. Es war viel los auf der Straße, gerade vor den Clubs. Mein Anblick in dem knappen Minikleid hat einigen Nachschwärmern offenbar gefallen, jedenfalls bekam ich noch das eine oder andere Angebot und hätte problemlos noch ein paar Typen abschleppen können. Doch ich hatte an diesem Tag so viel erlebt, und ich war auch ein wenig müde. Statt in irgendeinem fremden Bett zu landen ging ich dann langsam wieder zurück zu meinem Auto und lag dann kurz nach 1:00 allein in meiner eigenen Kuschelhöhle. Nach dem aufregenden Tag konnte auch ich sehr gut einschlafen.

16.07.2023: Ich bin ziemlich pragmatisch veranlagt. Auch am Tag nach meinem Besuch des Motzstraßenfestes war es immer noch sonnig und warm, wenn auch nicht mehr so drückend heiß wie am Vortag. Das Fest fand das ganze Wochenende statt und lackierte Fingernägel hatte ich sowieso noch. Es sprach also nichts dagegen, den Sonntag für einen weiteren Julia-Ausflug zu nutzen. Ganz so spontan war die Idee nicht, denn vorsorglich hatte ich schon eine Auswahl an Outfits dafür bereit gelegt. So ging dann die Verwandlung relativ schnell und kurz vor 11:00 parkte ich mein Auto in der Nähe der Motzstraße. Sonntags kann man ganz gut mit dem PKW in die City fahren, denn da gilt die schwachsinnige Parkraumbewirtschaftung nicht.
Ein weiterer Vorteil war, dass das Fest am Sonntagvormittag nicht so überlaufen ist. Die meisten Feierwütigen kommen erst am Abend und ich konnte mich ohne Gedränge an den Ständen umschauen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Vereine und Organisationen sich um die queere Community kümmern oder zumindest bei solchen Gelegenheiten präsent sind. Egal ob Sportvereine, Parteien, Reiseveranstalter, Buchhändler oder sonstige Veranstalter, alle haben irgendwelche Angebote für Schwule, Lesben und was auch immer parat. Also sooo eine kleine Minderheit scheinen wir nicht zu sein… Dazu kamen etliche Stände für Fetisch- oder andere Bekleidung und selbstverständlich jede Menge Verpflegungsstände. Wenn man sich einen Überblick über die Vielfältigkeit der Szene machen will, dann ist gerade dieses Event ideal geeignet.
Ich genoß den Rundgang sehr und habe mich seit langer Zeit mal wieder richtig wohl in meiner „Julia-Haut“ gefühlt. Nach einiger Zeit bekam ich Durst, wollte dazu aber nicht an einen Stand gehen, sondern lieber ein Lokal aufsuchen, schon wegen der dort vorhandenen Toiletten. Die meisten Kneipen im Umfeld hatten geöffnet. Klar, sie wären ja auch blöd, wenn sie sich dieses Geschäft entgehen ließen. Ich fand einen Pub am Ende der Motzstraße und bestellte eine große und kalte Cola. Ich saß draussen und beobachtete die Festbesucher, ja, und besonders die Mädels, die in meist recht luftiger Kleidung vorbei flanierten.
Am Nebentisch saß ein Mann, der mich hin und wieder verstohlen anschaute. Gut, er war nicht mein Typ, aber ich machte mir einen Spaß daraus, ihn ein wenig zu beobachten. Es ist immer wieder lustig festzustellen, wie jemand mit sich ringt, um ein Gespräch zu beginnen, sich dann aber doch nicht traut. Das ist eins der spannenden Dinge am Frausein, weil man so etwas eben aus einer anderen Perspektive mitbekommt und in etwa nachvollziehen kann, wie es biologischen Frauen gehen mag. Letztlich erlöste ich ihn von seinen Qualen und begann ganz einfach ein unverfängliches Gespräch. Auch das geht als halbwegs ansehnliche Frau leichter, weil man sich ziemlich sicher sein kann, dass das Gegenüber freudig darauf einsteigt. So war es auch in diesem Fall und wir unterhielten uns eine Weile über die beiden Tische hinweg. An mehr hatte ich kein Interesse, auch wenn er sich bestimmt gefreut hätte, mich auf einen Rundgang zu begleiten. Aber ich war eh schon einmal über das Gelände gegangen und es war Zeit für mich, zu bezahlen und den Sanitärraum zu benutzen.
Bis zum Auto war es nicht weit und es war immer noch sonnig und schön. Ursprünglich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, noch ans Wasser zu fahren und daher vorsorglich einen Bikini untergezogen. Doch um diese Zeit wären die Badestrände völlig überlaufen gewesen und Ewigkeiten wollte ich auch nicht mehr fahren. Nur wäre es schade gewesen, mein Badezeug umsonst angezogen zu haben. Kurzentschlossen für ich deshalb noch in den Tiergarten, um dort noch ein paar Bikini-Fotos zu schießen. Als ich die Bilder im Kasten und noch ein wenig die Sonne auf meiner mehr oder weniger nackten Haut genossen hatte war mir dann doch danach, Hund und Garten wiederzusehen und machte mich am frühen Nachmittag auf den Heimweg.

15.07.2023: Es war eine lange Pause von fast fünf Monaten. Normalerweise ist der Sommer „Julia-Zeit“, doch diesmal ist es anders. Im „anderen Leben“ passiert derzeit so viel und nichts davon ist wirklich mit Julia kompatibel. Dazu kommt auch meine innere Einstellung und so passt es nur noch selten. „Julia“ und „Normalform“ finden nur noch hin und wieder zueinander. Doch ab und zu klappt es eben doch, und so war es auch an diesem Samstag. Dazu waren die Umstände ausgesprochen günstig. Es war der heißeste Tag bisher und da macht es viel mehr Spaß, in luftigen Klamotten als in meinem Alltagsoutfit rumzulaufen. Denn als Kerl in kurzen Hosen, das ist für mich ein absolutes No-Go. Ausserdem fand an diesem Wochenende das Motzstraßenfest statt; ein großes Straßenfest, das sich besonders an die queere Community richtet.
Da rannte ein Freund von mir offene Türen ein, als er für den Abend nach einem Date fragte. Ein nettes Treffen mit guten Gesprächen, das Straßenfest und vielleicht anschliessend noch ein Clubbesuch, das würde mir gut tun, um auf andere Gedanken zu kommen. Trotzdem wollte ich nicht bis zum Abend warten, denn dazu war das Wetter viel zu schön. Deshalb war ich schon gut zwei Stunden vorher vor Ort und bummelte über das Festgelände. Es war schon recht gut besucht und die Stimmung war ungezwungen. Ich schaute mir dies und das an, kaufte mir ein leckeres Softeis und hatte für die vielen leichtbekleideten Girls mehr als einen Blick übrig… Bei manchen Mädels hätte ich gern etwas anderes geleckt als mein Eis in der Hand… Jedenfalls war es schön, ein lauer Sommerabend, so wie ich ihn liebe.
Nach einiger Zeit war mir nach einer kalten Cola – und nach dem Besuch gewisser sanitärer Einrichtungen. Also ging ich zur Bar Voyage, wo dann auch das Treffen mit meinem Freund vorgesehen war. Ich setzte mich mit meiner Cola an einem freien Tisch im Aussenbereich, der sich um die Eckkneipe herum zieht und wartete. Kurz nach 20:00 klingelte mein Handy. Mein Freund fragte, wo ich denn bliebe. Er kennt mich als super-pünktlich und wunderte sich, dass ich nicht auftauchte. Er war schon seit einer halben Stunde im Voyage, doch saß er in einer Ecke, die von meinem Platz nicht einsehbar war. Also saßen wir beide rund 30 Minuten herum und warteten auf den anderen. Ich setzte mich zu ihm und freute mich auf einen unbeschwerten Abend. Ich hatte ihm am Telefon einiges erzählt, was mich derzeit beschäftigt und hatte gehofft, bei ihm Verständnis und ein offenes Ohr zu finden.
Er fing gleich an zu reden. Er hat sich viele Gedanken gemacht. Das klang schon mal gut, doch leider waren seine Schlussfolgerungen nicht im Geringsten mit meinen Vorstellungen vereinbar. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber wir fanden überhaupt keinen gemeinsamen Nenner. Das erstaunte mich ein wenig, denn ich kenne ihn als intelligenten und einfühlsamen Menschen. Doch an diesem Abend war davon wenig zu merken. Auch als ich ihm eine sehr persönliche Geschichte erzählte, die mich gerade unheimlich bewegt waren seine Anmerkungen alles andere als hilfreich. Er hatte eine völlig andere Sicht der Dinge, obwohl er die Situation nur aus meinem Bericht kannte und viele beteiligte Personen überhaupt nicht. Ich hatte große Mühe, meine Enttäuschung zu verbergen, denn ich hatte gerade von ihm eine gänzlich andere Reaktion erwartet. Alle meine Versuche, den Abend irgendwie zu retten schlugen fehl. Dabei wollte ich doch nur ein schönes und fröhliches Date haben, doch es endete in einer unerfreulichen und letztendlich sinnlosen Diskussion. Schließlich brach er das Gespräch und somit auch unser Treffen abrupt ab, zahlte und ging. Das war auch eine neue Erfahrung für mich, aber gut, wenn er meint, so handeln zu müssen…
Ich trank noch in Ruhe meine Cola aus. Nach einem Clubbesuch war mir nicht mehr, aber so wollte ich den Abend auch nicht enden lassen. Es war immer noch sehr mild und so ging ich noch einmal zum Straßenfest. Es war inzwischen richtig voll und das wurde mir dann zu viel Trubel. Also ging ich langsam zurück zu meinem Auto und fuhr durch die wunderbare Sommernacht zurück. Später fiel mir ein, ich hätte auch noch in ein Lokal gehen können, dort ein bisschen flirten oder mir den Frust aus dem Leib tanzen können. Doch da war ich schon fast zuhause und so beließ ich es dann bei dem Gedanken.

24.02.2023: Der Urlaub war nun schon zwei Wochen vorbei und die Kälte hatte mich wieder. Aber trotzdem hatte ich Lust, mal wieder auszugehen. Aber wohin, das ist in Berlin erstaunlicherweise gar nicht mehr so einfach. Nach einer Bar war mir nicht so wirklich. Das mache ich lieber im Sommer, wenn man in luftiger Kleidung draussen sitzen kann. Gute und zudem noch für Transgender geeignete Swingerclubs gibt es praktisch kaum noch. Sicher, man kann ins Insomnia oder ins KitKat gehen, da ist es nicht schlecht. Doch dort beginnen die Parties nicht vor 22:00, das ist mir meist zu spät und dazu muß ich ehrlich zugeben, dass mich die Techno-Musik in diesen Läden oftmals nervt. Mir war nach etwas Ruhigerem. Da traf es sich gut, dass die „Bösen Buben“ nach langer Zeit wieder eine für alle Geschlechtsspezifikationen offene Veranstaltung anboten. Denn normalerweise richtet sich der Verein mit seinen Events an homosexuelle Männer. Vor ein paar Jahren gab es mit der „Intermixture“ schon mal so eine Partyreihe, die auch sehr gut angenommen wurde. Nun sollte es mit der „Zwinger-Club“ eine Neuauflage geben, und das wollte ich mir anschauen.
Der Partybeginn war um 19:00 und das passte mir sehr gut. Ebenso gefiel es mir, dass ich auf Anhieb einen Parkplatz auf dem Sachsendamm fand. Ich brauchte nur noch über die Straße gehen und ein Stück durch das Werkstattgelände laufen. Dadurch war ich ein paar Minuten vor der offiziellen Eröffnung vor dem Club, aber ich wurde schon eingelassen und musste nicht in der Kälte stehen. Markus von den Bösen Buben begrüßte mich freundlich und gab mir einen Schlüssel für den Spind, in dem ich die Wintersachen verstauen konnte. Ausser mir war noch kein anderer Gast im Laden, deshalb nutzte ich die Gelegenheit, mich umzuschauen und dabei gleich einige Fotos zu machen, was im regulären Party-Betrieb nachvollziehbarerweise nicht gestattet ist. Der Verein nutzt das gesamte Haus, das sich neben dem Erdgeschoß noch über zwei weitere Etagen erstreckt. Jeder Raum bietet andere Spielmöglichkeiten und wer sich für BDSM interessiert wird sicher fündig. Egal ob Andreaskreuz, Strafböcke, Käfige oder ein Klinik-Raum; es ist alles da um sich auszutoben. Nur wären dafür weitere Gäste notwendig, und an denen mangelte es leider an diesem Abend. Es war nur noch ein Mann anwesend, mit dem ich mich ganz gut unterhielt. Nach „Spielen“ war mir nicht und so setzten wir uns an die Bar im Erdgeschoß zu Markus. Er erzählte uns, dass die „Zwingerclub“-Parties auf seiner Initiative hin entstanden sind und ich gab ihn ein paar Hinweise, wie die Veranstaltung besser vermarktet werden könnte. Denn sie hätte es wirklich verdient. Es gibt nicht mehr so viele Clubs mit einer vergleichbaren Ausstattung und es wäre schön, wenn diese Parties eine gute Resonanz finden würden.
An diesem Abend war das allerdings nicht mehr zu erwarten, darum entschloß sich Markus, den Laden vorzeitig zuschließen. Das war sicher vernünftig, denn für zwei Gäste lohnte sich der Betrieb nicht. Er war jedoch so fair, uns Freikarten für einen anderen Abend auszustellen, so dass es auch in der Hinsicht kein verlorener Tag war.
Gegen 22:30 war ich dann umgezogen und wieder am Auto. Eigentlich wäre noch Zeit gewesen, ins Insomnia oder irgendwo anders hin zu fahren, doch das Wetter war ungemütlich und mir fehlte offen gesagt auch der Elan. Berlin ist eben nicht Gran Canaria, da wäre ich sicher nocht weitergezogen. So war ich dann eine halbe Stunde später zuhause und beschloß den Abend ganz entspannt vor dem Fernseher.

10.02.2023: Tja, nun war es wirklich schon fast vorbei mit unseren Ferien. Da zeigte sich schon daran, dass wir den Wecker stellen mussten. Der klingelte um 7:00 und bei Kaffee und Zigaretten begannen wir den letzten Morgen auf Gran Canaria. Klaika kam vorbei und bekam noch einmal Milch und Schinken. Eine Stunde später öffnete der Bäcker und mein Lebensmensch besorgte Brötchen, die wir mit nicht allzu großen Appetit aßen.
Nun mussten noch die restlichen Sachen in die Koffer und trotz aller Umpackerei waren wir doch leicht über dem Gepäcklimit und konnten nur auf eine kulante Regelung am Flughafen hoffen. In der Vergangenheit ging das meist auch gut. Bei der Einräum-Aktion kam dann doch noch etwas Hektik auf, denn der Zeitplan war zwar nicht eng, aber eben immer im Hinterkopf. Klaika hatte sich nach dem Frühstück verzogen und ich war dankbar dafür, denn ein bewusstes Abschiednehmen hätte mir ziemlich weh getan. Auch das Good-bye vom Bungalow fiel kurz aus. Wir hatten uns in ihm sehr wohl gefühlt, doch wahrscheinlich würden in wenigen Stunden neue Gäste kommen und es sich in „unserem“ Zuhause gemütlich machen. So ist es eben mit den Urlaubsdomizilen, aber wir werden uns gern an das Häuschen erinnern.
Wir schleppten die Koffer zum Auto. Auf dem Fahrersitz nahm ich die Perücke vom Kopf und damit war „Julia“ endgültig für diesen Urlaub verschwunden. Die letzten Etappen machte ich als Kerl, weil es halt doch unproblematischer ist, vor allem, wenn man aufs Klo muß. Ausserdem stand uns nach dem Flug noch eine Bahnfahrt bevor und öffentliche Verkehrsmittel sind nichts für mich und für Julia schon gar nicht. Das kleine Stück zur Rezeption fuhren wir, gaben dort unsere Karten ab, die wir für den Zugang hatten und machten uns auf den Weg. Es ging noch einmal über die Straßen, die wir in den letzten Tagen so oft auf unseren Ausflügen gefahren sind. Überall waren Erinnerungen an eine schöne Zeit und ich dachte oft daran, ob und wann ich das jemals wiedersehen werde. Es war anders als bei den vielen voran gegangenen Urlauben, denn da war eine Rückkkehr sehr wahrscheinlich. Vor der Abgabe des Mietwagens tankten wir zum einzigen Mal. Wir hatten exakt 20 Liter im ganzen Urlaub verbraucht, das war bei einem Literpreis von 1,35 € keine große Ausgabe und dafür waren wir stets unabhängig und konnten jede Menge sehen. Das wäre ohne Auto überhaupt nicht möglich gewesen und deshalb werde ich nie auf ein Auto verzichten, weder im Alltag noch im Urlaub. Die Rückgabe ging schnell und unproblematisch und mir fiel der Abschied von dem Fahrzeug nicht sonderlich schwer. Es war ein gutes Auto, keine Frage, aber eben zu neumodisch für mich und so war mein Verhältnis zu dem Hyundai eher neutral.
Der Check-In war ebenso einfach und wie erhofft gab es keine Probleme mit dem Übergepäck. Nun hatten wir etwas Zeit, die wir vor dem Flughafengebäude verbrachten. Dort brauchten wir unseren Getränke-Vorrat auf und füllten unsere Lungen mit Nikotin. Auch beim Sicherheits-Check mussten wir nicht lange warten, aber dafür sogar den Pullover ausziehen. Ich meinte noch, ob ich beim nächsten Mal gleich nackt fliegen soll. Ehrlich gesagt, das nervt langsam und hat nicht mehr viel mit Vorsichtsmaßnahmen zu tun. Aber gut, wieder angezogen konnten wir dann endlich auf die Raucherterrasse. Die war kleiner als bisher und nun stand man in einer unwirtlichen Ecke ohne Sitzgelegenheiten und konnte nicht mal mehr den Fliegern zuschauen. Mir scheint, die Spanier wollen es den Rauchern so unbequem wie möglich machen. Aber viel Zeit mussten wir dort nicht ausharren, denn um 11:40 war Boarding und 20 Minuten später war der Freebird-Flieger in der Luft. Ich saß zwar am Gang, konnte aber trotzdem noch einen Abschiedsblick auf meine geliebte Insel werfen. Falls ich nicht mehr zurückkehre, Gran Canaria wird immer ein ganz besonderer Teil meiner Erinnerungen bleiben, denn nirgendwo sonst konnte „Julia“ so frei und unbeschwert leben wie dort.
Dank E-Reader verging die Zeit tatsächlich fast wie im Flug und nach ziemlich genau 5 Stunden setzte das Flugzeug in Leipzig auf. Dort war es nun 18:00, dunkel und kalt. 24 Stunden zuvor stand ich noch in Sommerkleidung am Strand. Die Wege im Leipziger Flughafen sind recht kurz, nur zum Bahnhof war es dann etwas beschwerlich. Aber auch das packten wir und erreichten sogar einen früheren Anschluß-Zug. Dadurch waren wir dann zwei Stunden früher als vorgesehen an unserem Heimatbahnhof und fuhren das letzte Stück ganz komfortabel mit der Taxe.
So ging dann ein Urlaub zu Ende, der ganz kurzfristig geplant war, der aber vielleicht auch gerade deswegen besonders schön war, eben weil er so unverhofft kam. Und ich hatte doch noch ein Mal die Gelegenheit, als Julia Zeit auf der Insel zu verbringen, die mir so viel bedeutet.

09.02.2023: Unser letzter richtiger Urlaubstag begann gegen 8:15. Es war nicht kalt, aber bedeckt. Klaika hatte unser Frühstück verpennt und ließ sich erst blicken, als wir schon beim Abräumen waren. Natürlich fanden wir noch ein paar Stückchen Fleisch für sie.
Gut drei Stunden später stiegen wir in unser Auto, um den Besuch im Botanischen Garten nachzuholen. Der Park “Tony Gallardo“ ist benannt nach einem kanarischen Bildhauer, der sich auch als Schriftsteller und Politiker betätigte. Das als Sondernaturschutzgebiet ausgewiesene Gelände liegt ganz in der Nähe des Campo du Golf in Maspalomas, der Eintritt ist kostenlos, allerdings nur in der Zeit von 10 – 14:00 zugänglich. Es ist wirklich eine kleine Oase, genau richtig, um mal abseits des Trubels Ruhe und Natur zu genießen. Im Allgemeinen sind nicht allzu viel Besucher dort, die sich auf dem rund 8 Hektar großen Park gut verteilen. Außer Julia gab es an diesem Tag noch weitere seltene Vögel zu beobachten, die hier eine Heimat gefunden haben, ebenso wie einige Eidechsen. Dazu eine Vielzahl von Pflanzen, die man sonst gerade im Süden Gran Canarias so nicht findet. Wir haben den ungefähr einstündigen Rundgang durch die Tier- und Pflanzelwelt jedenfalls sehr genossen und bei der Gelegenheit wie immer reichlich Bilder geknipst.
Auf dem Rückweg hielten wir noch kurz an eine unserer Lieblingstellen, einem Aussichtspunkt mit einer eindrucksvollen Rundumsicht bis hin nach Melonaras, den Dünen und dem Atlantik. Nach so vielen Besuchen ein zwar vertrauter, aber immer wieder schöner Anblick. Seltsamerweise sind wir meist am letzten Ferientag dort; vielleicht ist es mittlerweile so eine Art Abschiedsritual.
Zurück im Bungalow unterhielten wir uns nett mit unseren neuen Nachbarn, denen wir gleich die Versorgung von Klaika nach unserer Abreise aufdrückten. Man hat ja schließlich Verantwortung, selbst wenn es sich um ein Haustier auf Zeit und dazu noch um eine Katze handelt. Nach einer Kaffeepause konnten wir uns dann nicht mehr um die unangenehmste Aufgabe des Urlaubs drücken, nämlich dem Kofferpacken. Neben der Arbeit und der Sorge um das Koffergewicht ist es auch emotional einfach blöd. Man war für eine gewisse Zeit hier zu hause, hat sich eingerichtet, nun verschwanden nach und nach die persönlichen Sachen und im gleichen Atemzug verwandelte sich der Bungalow wieder in eine neutrale Herberge. Deutlicher kann es sich gar nicht zeigen, dass die unbeschwerte Urlaubszeit zu Ende geht, kein schönes Gefühl.
Ein paar Sachen verschwanden aber noch nicht in den Bags, denn noch hatten wir ein paar Dinge vor. Zuerst einmal essen. Das nahmen wir in einer hübschen Pizzeria im Anexo ein, an einem Tisch direkt am Fenster mit Blick auf das Meer und den Strand. Für 10 Tage hatten wir jederzeit diese Möglichkeit, nun würde es bald wieder unerreichbar sein. So gut das Essen auch war, die Melancholie machte sich bei mir doch bemerkbar. Das wurde dann auch beim anschließenden Besuch des Dunes&Tunes nicht besser. Es trat wieder der tolle Sänger von Vortag mit seinen meist etwas ruhigeren Liedern auf und hin und wieder löste er damit bei mir schmerzvolle Gedanken aus. So zum Beispiel, als er „This Could Be The Last Time“ von den Rolling Stones spielte. Ja, er hatte Recht, denn ob und wann es ein Wiedersehen mit Gran Canaria geben würde, das war zu diesem Zeitpunkt mehr als ungewiß. In Berlin standen für mich bald einige Veränderungen an, die Flugreisen möglicherweise kaum noch zulassen würden. Es war absolut nicht auszuschließen, dass ich nie wieder einen Nachmittag bei Guinness und Live-Musik in diesem Pub erleben werde. Trotzdem, es war schön und ich wollte jede Sekunde auskosten. Wir blieben bis ungefähr 18:30, wo es dann langsam kühler wurde. Und auch da passte das Lied. „I Don´t Want To Talk About This“, und über das, was da in mir vorging möchte ich am liebsten gar nicht sprechen. Am liebsten hätte ich mich in den Sand gesetzt und einfach losgeheult. Das tat ich dann aber doch nicht, sondern nötigte meinen Lebensmenschen noch zu ein paar Julia-Bildern am Strand.
Wieder zurück im Bungalow zogen wir uns etwas wärmer an, denn ein weiterer Abschiedsbesuch stand noch aus. Wir liefen zum Yumbo-Center und kehrten ein letztes Mal im Pirates ein. Auch das hat bei uns inzwischen Tradition. Jeweils den ersten und den letzten Abend des Urlaubs verbringen wir dort. Noch einmal ein Bier und eine „Erdbeerbrause“ trinken und dem fröhlichen Treiben zuschauen. Das würde sicher auch am nächsten Tag so sein, doch wir wären dann nicht mehr hier. Was für ein Unterschied zu unserem Urlaubsbeginn vor 10 Tagen, als alles noch vor uns lag. Die Stimmung im Yumbo war die Gleiche, nicht aber unsere Gefühlslage. Auch konnten wir den Abend nicht endlos ausdehnen, denn am nächsten Tag klingelte früh der Wecker, es wäre noch Einiges aufzuräumen und einzupacken und schließlich die Abreise. Wir verabschiedeten uns gegen 22:00 von unseren Freunden im Pirates, bei denen wir uns immer wohl gefühlt haben und nahmen ein Taxi nach hause. Dort tranken wir auf der Terrasse noch ein Bier, denn irgendwie musten wir ja unsere Vorräte noch reduzieren. Klaika kam vorbei und ließ sich von meinem Lebensmenschen ausgiebig streicheln, während ich den Lack von meinen Fingernägeln entfernte. Am nächsten Tag würde es nur noch wenig „Julia“ geben, denn den Rückflug wollte ich nicht in dieser Form machen. Bald darauf sagten wir Klaika noch einmal „Gute Nacht“. Am nächsten Abend musste sie sich jemand anderes für Leckerchen und Streicheleinheiten suchen. Traurige Gedanken, doch die Bierchen taten ihre Wirkung und wir waren müde genug für unsere letzte Nacht in unserem gemütlichen Bungalow.

08.02.2023: Am nächsten Morgen merkte ich zwar immer noch die Erkältung, aber davon wollte ich mir nicht den Urlaub verderben lassen. Beim Frühstück hatten wir natürlich wieder Gesellschaft von Klaika, die reichlich verwöhnt wurde.
Der Vormittag war sonnig und warm und das lockte uns in die Dünen. Nochmal ein bisschen sonnen, denn bald würde es wieder zurück ins kalte Berlin gehen. Schnell das neue Sommerkleid über den Bikini gezogen und ab ging es an den Strand beim Anexo. Diesmal wurden wir von irgendwelchen Strandwächtern in Ruhe gelassen und hatten eine sehr entspannte Zeit mit Blick auf das Meer. Wir versuchten, nicht zu sehr an das Urlaubsende zu denken, aber das gelang mir leider nicht immer. Trotzdem, ich wollte noch jede Stunde genießen.
Gegen Mittag sagten wir den Dünen auf Wiedersehen und machten uns auf den Rückweg. Zurück im Bungalow nahmen wir uns erstmal eine gut gekühlte Cola und zogen uns etwas „stadtfeiner“ an. In San Agustin waren wir in diesem Urlaub noch gar nicht, das wollten wir nun nachholen. Direkt am Strand gibt es nicht nur einen kleinen Bunker, sondern auch ein nettes Café mit leckerem Kuchen. Als wir nach nicht mal 10 Minuten Fahrt unser Auto auf dem Parkplatz abstellten und ausstiegen empfing uns ein kalter Wind. Darauf waren wir in unseren Sommerklamotten nicht wirklich eingestellt. Bibbernd machten wir ein paar Fotos am Bunker. Das Café verkniffen wir uns, denn draussen konnte man gar nicht sitzen und innen galt das leidige Rauchverbot.
Wir fuhren ein Stück weiter und schützten uns vor der Kälte im Shopping-Center. Gekauft haben wir nichts. Nicht nur, weil wir nichts fanden, was wir unbedingt haben wollten, sondern auch in Hinblick auf unsere wahrscheinlich schon mehr als gut gefüllten Koffer. Ansonsten kann man da schon ganz gut shoppen und man findet ein paar Läden, die nicht nur den üblichen Touristenkram anbieten. Vor ein paar Jahren kaufte ich dort ein kleines Taschenmesser in Revolverform, das leider später irgendwie verloren ging. Ich hätte es gern ersetzt. Den Laden gab es noch, aber blöderweise nicht mehr dieses kleine Messer. Schade, das hätte mit Sicherheit noch in den Koffer gepasst. Wir schossen noch ein paar Julia-Bilder und fuhren zurück zu unserem Bungalow, wo wir uns mit einer Tasse Kaffee aufwärmten.
Nach dieser kleinen Pause liefen wir zum Anexo. Für meine Homepage brauchte ich noch dringend Bilder vom Dunes&Tunes und ausserdem wollten wir uns die Live-Musik anhören. Die Fotos waren schnell gemacht, das Guinness und die „Erdbeerbrause“ standen auf dem Tisch und wir waren gespannt auf den Sänger, den wir noch nicht kannten. Und da hatten wir bisher wirklich etwas versäumt. Er sang überwiegend ruhige Songs, hatte eine tolle Stimme und erzeugte in mir ganz eigenartige Gefühle. Auf eine Art fühlte ich mich sauwohl, aber auch etwas melancholisch. Ich hätte ewig dort sitzen und der Musik lauschen können, aber ich spürte auch, dass meine Zeit auf der Insel bald vorbei sein würde und das machte mich doch etwas traurig. Doch wie dem auch sein; es war ein ganz besonderer Moment in diesem Urlaub mit wirklich starken Empfindungen.
Gegen 18:00 drängte mein Lebensmensch zum Aufbruch. Vielleicht war es ganz gut so. Wer weiß, sonst würde ich heute noch dort sitzen…
Zuerst ging es kurz in die CITA um unseren Zigaretten-Vorrat aufzufüllen. Bei einem Preis von unter 27 € für die Stange konnten wir nicht widerstehen und nahmen bei der Gelegenheit gleich welche für zuhause mit. Blöderweise ist man da vom Zoll her etwas eingeschränkt und darf nur 200 Zigaretten einführen, aber natürlich befanden sich letztendlich etwas mehr in unseren Koffern. Denn wenn etwas verboten ist dann tue ich es erst recht, das ist so meine Natur.
Jetzt brauchten wir wirklich erstmal eine Pause und vor allem etwas zu essen. Das bereiteten wir uns im Bungalow zu, denn wir mussten so langsam unsere Vorräte aufbrauchen. Danach gönnten wir uns noch eine ruhige Lesestunde und mir war gar nicht mehr so sehr nach Ausgehen, doch es war unser letzter „richtiger“ Abend in diesem Urlaub. Den wollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen. Deshalb ging es zum dritten Mal an diesem Tag die Treppe hinunter zum Anexo. Ich hatte etwas Appetit auf Chicken McNuggets und einem Schokoeis von McDonalds. Eine Filiale dieser Fast-Food-Kette befindet sich im Anexo und ich ging voller Vorfreude hinein. Doch was erwartete mich dort? Keine freundliche Tresenkraft, die meine Bestellung entgegen nahm, sondern ein großes Display, auf dem in Spanisch für einen McSowieso geworben wurde. Eine Sprachauswahl oder ein Menü, wie ich dort etwas bestellen kann suchte ich vergeblich. Eine Kasse gab es auch nicht. Man konnte sein Futter nur per App oder Kreditkarte bezahlen. Und spätestens da verging mir jeder Appetit. Ein Smartphone habe ich ganz bewusst nicht, auf meinem Handy geht eben keine App und meine Kreditkarte lag im Hotel, denn abends brauche ich in der Regel keine. Abgesehen davon, bei beiden Zahlungsarten lässt sich die Bezahlung nachvollziehen. Meiner Meinung nach geht es niemanden etwas an, was ich wann wo esse. Da verzichte ich dann lieber auf so ein Festmahl.
Entschädigt wurden wir dann im Dunes&Tunes mit einem frischen Guinness, „Erdbeerbrause“ für meinen Lebensmenschen und überraschenderweiser gute Live-Musik von Danny. Nach dem letzten Auftritt von ihm befürchteten wir schon das Schlimmste, aber er hatte einen guten Tag erwischt und seine Titelauswahl war auch toll. Einige Songs mögen wir besonders und freuen uns jedes Mal, wenn er sie spielt. Die Stimmung im Lokal war dementsprechend gut, obwohl ansonsten im Anexo an diesem Tag seltsamerweise gar nicht so viel los war. Aber egal, wir hatten einen tollen Abend und werden den Pub noch oft vermissen. Wir blieben bis kurz nach 23:00, dann machten wir uns auf den Heimweg und uns im Bungalow über unsere Vorräte her. Wir hatten zwar kein Schoko-Eis, aber Mousse au Chocolate tat es auch…

07.02.2023: Obwohl wir beide noch etwas müde waren standen wir um 8:10 auf. Nach dem Frühstück und der obligatorischen Katzenfütterung waren wir bereit für den Tag. Der Urlaub neigte sich langsam dem Ende zu und ich brauchte von verschiedenen Plätzen noch Fotos. Denn wer weiß, ob und wann sich wieder die Gelegenheit bietet. Für diese Bilder sollten unterschiedliche Outfits zum Einsatz kommen und das Heraussuchen und Anprobieren dauerte schon seine Zeit. Deshalb kamen wir erst kurz vor dem Mittag los. Aber wenigstens hatte ich genaue Vorstellungen, was ich wie knipsen wollte.
Die erste Station war der Hangar 37, gleich gegenüber der Kartbahn „Gran Karting“, von der ich allerdings schon Fotos hatte. Die hatte ich zwar auch vom Hangar 37, aber eben nicht ganz so wie ich mir das dachte. Natürlich hatte ich die Paintball-Anlage schon öfter besucht, denn sie ist eine der Schönsten überhaupt. Ausrangierte Militärfahrzeuge, Unterstände und Hecken bieten einen authentischen Rahmen für Wettkämpfe, und das alles vor einer traumhaften Kulisse fast direkt am Meer. Nur die Rennstrecke von Bahia Feliz liegt noch dazwischen. Wer nur einfach so mal so eine Softair-Waffe ausprobieren möchte hat in der Schießhalle für kleines Geld die Möglichkeit dazu. Auf einer Aussichtsplattform steht ein Hubschrauber-Wrack, das ich in meine Fotosession einbauen wollte. Doch leider öffnet die Anlage erst um 15:00 und es war erst kurz nach 12. So reichte es leider nur für ein paar Bilder vor dem Eingang. Doch das sollte nicht die einzige Panne an diesem Tag bleiben…
Für die nächste Sehenswürdigkeit zog ich mich gleich im Auto um. Andere Location, anderes Outfit, logisch, oder? Vor dem nächsten geplanten Stop schaute ich bei Gran Karting vorbei. Auch das ist ein Ort mit dem mich ganz besondere Erinnerungen verbinden. Wie oft bin ich dort schon gefahren und hatte spannende Begegnungen auf und neben der Rennstrecke. Es fuhr gerade eine Gruppe mit den Leihkarts los und ich wäre so gern mitgefahren. Doch ehe ich Anmeldung und Ausleihe erledigt hätte wäre deren Fahrt schon wieder vorbei gewesen und andere „Gegner“ waren im Rennbistro nicht in Sicht. Mit ein wenig Bedauern verabschiedete ich mich von der Kartbahn, denn mich lockten Motorengeräusche von der gegenüber liegenden Auto- und Motorradrennstrecke. Das musste ich mir ansehen. Es fuhren ein paar kleine Zweisitzer, wenn ich es richtig gesehen habe waren es Mazda MX-5, die mit Überrollbügeln und Sportauspuff versehen waren und recht flott abgingen. Die kann man sich zu bestimmten Terminen dort leihen und nach einer Einweisung durch erfahrene Instruktoren selbst am Lenkrad drehen. Der Spaß ist nicht ganz billig, so um 120 € muß man für 8 Runden Rennfahrerfeeling plus zwei Einführungsrunden auf den Tisch legen. Aber wer noch nie in einem Rennauto saß, für den ist es sicher ein unvergessliches Erlebnis und allemal die Kohle wert. Mir ist das Gefühl am Steuer eines Rennautos nicht unbekannt und so sparte ich mir die Ausgabe. Aber ich gebe zu, ein wenig gejuckt hat es mich schon… Wenigstens reichte es für einen Schnappschuss an einem Funcup-Auto. Das sind Rennwagen mit einer VW-Käfer Karosserie und meines Wissens stehen die auch für Gastfahrer zur Verfügung.
Weiter ging es zur Sioux City, nur gerade mal 5 Autominuten von der Rennstrecke entfernt. Wie der Name es schon vernuten lässt handelt es sich um ein nachgebautes Westerndorf. Meinen Lebensmenschen konnte ich leider nicht zu einem Besuch überreden, aber ich war in einem meiner ersten Urlaube dort und mir hat es damals sehr gefallen. Wer auf Western-Romantik steht, dem wird ausser den authentisch aussehenden Gebäuden viel geboten. Im Westernsaloon kann man nicht nur essen, sondern sich auch duellieren, allerdings nur mit Platzpatronen. Eigentlich schade. Mir würden auf Anhieb ein paar Leute einfallen, mit denen ich mich gern duellieren würde, denn ich weiß, dass ich treffe… Am Nachmittag gibt es eine Show mit Banküberfall, Indianern und spektakulären Stunts. Auch wenn der Eintritt mit gut 20 € nicht ganz preiswert ist, ich habe den Besuch nicht bereut. Deshalb gehörte auch dieser Ort auf die Liste meiner Fotoobjekte. Doch um ein Bild zu machen benötigt man einen Fotoapparat. Nachdem mein Gerät schon vor einigen Tagen den Geist aufgegeben hatte spann nun auch die Kamera meines Lebensmenschen. Für einen Tranny-Urlaub ist das so ziemlich der Super-GAU! Noch standen ein paar Urlaubstage an, wie sollte ich die dokumentieren? Und Blogbeiträge ohne Bilder auf meiner Website sind möglich, aber sinnlos… Und nun sagt bitte nicht, man kann auch mit dem Smartphone fotografieren. Ich hasse diese Dinger und möchte keine Bilder auf meinem Telefon haben.
Der Ausfall der zweiten Kamera erforderte nun einen Notfallplan und ein völlig anderes Zeitmanagement. Denn zuerst musste eine andere Digicam her, keine Frage. Im Atlantico ist ein großer Elektronik-Markt, ähnlich unserem Media-Markt daheim. Dort versuchten wir es als Erstes, so ein Gerät zu erwerben. Doch zu meiner Überraschung gab es dort nur teure Profi-Ausrüstungen, aber keine simple Kamera. Der Verkäufer meinte, das lohnt sich nicht, denn dafür gibt es Smartphones. Ich war stark versucht, ihn zu erwürgen…
Frustriert fuhren wir zurück zum Bungalow und ich überlegte, wo ich nun so ein Ding her bekomme. In der CITA gibt es ein paar kleine Läden mit Elektronik-Zeug, da könnte ich Glück haben. Also auf in das Shopping-Center. Gleich im ersten Laden gab es solche Geräte und ich kaufte mehr oder weniger das erstbeste halbwegs brauchbare Teil. Es war ein Notkauf, sicher, aber ein Resturlaub ohne Bilder wäre noch schlimmer gewesen.
Der Akku der neuen Kamera musste erst aufgeladen werden, doch wir hatten eh für die nächsten Stunden nichts vor, was dokumentiert werden musste. Und bis zum Abend war der Apparat einsatzbereit.
Unsere neuen Nachbarn hatten Gäste und da man in dieser Anlage recht nah beieinander sitzt war uns das ein wenig zu unruhig. Deshalb verzogen wir uns erstmal an den Pool, an dem nicht allzu viel los war, obwohl das Wetter an diesem Tag gut war. Später ging ich noch mal in die CITA, holte aber diesmal kein neues Elektrogerät, sondern „nur“ Baguette für das Abendbrot. Das aßen wir dann auf unserer Terrasse und Klaika half uns, die Vorräte zu vertilgen. Allerdings verzichtete sie auf das Brot und begnügte sich mit Schinken, Lachs und einem Schälchen Milch.
Bis zum Abend war noch ein wenig Zeit und wir schalteten zur Abwechslung mal den Fernseher ein. In den Nachrichten wurde von einem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien berichtet, der Ukraine-Krieg tobte weiterhin, aber hier auf Gran Canaria ging das Leben leicht und unbeschwert weiter. Die Menschen hatten Spaß in den Bars und Clubs und andere Menschen starben ein paar tausend Kilometer weiter. Vermutlich gibt es den einen oder anderen ukrainischen Soldaten, der in Friedenszeiten auch mal auf Gran Canaria war und der mit Sicherheit lieber am Strand von Playa del Ingles als im Schützengraben in Bachmut liegen würde. Ob so einem Soldaten das ab und zu durch den Kopf geht? Ich glaube schon und ich wünschte jedem, der dort für die Freiheit kämpft, dass er bald wieder sorglose Ferien mit seiner Familie genießen kann. Und was ich den Aggressoren wünsche schreibe ich hier lieber nicht, da geht mein Vorstellungsvermögen weit über das der meisten Menschen hinaus…
Nun ja, ich war auf der Sonnenseite und darüber auch ganz froh. Und noch waren ein paar Urlaubstage übrig. Bevor es ins Abendprogramm ging probierte ich noch meine neue Digicam aus. Sie funktionierte und damit stand einem bilderreichen Abend nichts mehr im Weg. Den ersten Einsatz hatte die Cam in Terry´s Show Bar. Bis zur Show war es noch eine Weile hin, die Bühne war leer und ich fragte freundlich, ob ich dort ein paar Fotos machen durfte. Das ging natürlich klar und der freundliche Barkeeper schaltete für mich sogar die Bühnenbeleuchtung an. Das fand ich toll. Als ich auf der Bühne stand dachte ich für einen Moment, wie wäre es, wenn Julia tatsächlich dort einen Auftritt hätte? Es wäre schon sehr spannend, aber ehrlich gesagt, ich wäre nicht wirklich der Typ dafür. Doch so ganz reizlos ist der Gedanke nicht.
Die Geschäfte waren noch geöffnet; eine gute Gelegenheit für eine kleine Shopping-Tour. Wir waren entspannt und ein wenig in Kauflaune und so fanden sich bald ein paar T-Shirts und ein Sommerkleid in unserer Einkaufstasche. Mit unserem Einkauf setzten wir uns wieder einmal ins Pirates, wo wir bei Bier und „Erdbeerbrause“ die Abendstimmung genossen. Es war kein Vergleich zum verregneten Vortag, das Leben pulsierte und es waren viel hübsche Frauen im Mini oder in hübschen Kleidern unterwegs. Solche Abende lieben wir sehr und das Yumbo-Center ist schon ein ganz besonderer Ort, ich kann das gar nicht oft genug schreiben.
Doch wir wollten den Abend nicht im Pirates abschließen und zogen noch weiter zu Terry. Da wo ich ein paar Stunden zuvor stand ging gerade die Show los, und auch wenn wir den Ablauf und die Künstlerinnen vom Vortag noch gut in Erinnerung hatten war es wieder schön anzusehen. Am Nebentisch saß eine Transfrau mit ihrer männlichen Begleitung. Ich hätte sie ganz gern angesprochen, doch ich wollte die traute Zweisamkeit auch nicht stören. Ich denke, die beiden hatten auch so einen netten Abend, genauso wie ich mit meinem Lebensmenschen. Allerdings spürte ich auch den Anflug einer Erkältung, daran war wohl der gestrige Regen nicht ganz unschuldig. Deshalb war ich ganz froh, als wir uns kurz nach Mitternacht ein Taxi nahmen und ich mich im Bungalow ganz unsexy in meinen warmen Schlafanzug einkuscheln konnte.

06.02.2023: Es war richtig schön, mal früh wach zu sein. Um kurz nach 7:00 ist alles noch ganz still. Die Feierlustigen sind schon im Bett und die, die es ruhiger angehen schlafen noch. Der Vollmond schien noch über die Bungalows, das wirkte in der Morgendämmerung so friedlich und romantisch. Das sind Momente, die hängen bleiben und die mit den ganzen anderen Eindrücken wie Puzzle-Teile ein Bild vom ganzen Urlaub ergeben. Zu diesem Puzzle gehörte natürlich auch Klaika, die inzwischen auch wach war und ihren Anteil am Frühstück einforderte.
Durch das zeitige Aufstehen konnten wir früh zu unserem Trip nach Puerto de Mogan aufbrechen. Den hatten wir bewusst auf den Montag gelegt, denn an diesem Tag ist Markt. Kein Gewöhnlicher, wie man ihn aus Deutschland kennt, sondern eher so wie die Hippie-Märkte auf Ibiza. Es wird viel Selbstgemachtes angeboten und es sind wirklich hübsche Sachen darunter, Schmuck, Taschen, Ledersachen usw.. Allerdings war der Markt etwas kleiner als bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren. Der Gewürzstand fehlte und ich suchte vergeblich den Händler mit den interessanten Ohrringen in Revolverform. Damals konnte ich mich nicht zum Kauf entschließen, aber sie gehen mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Trotzdem hat uns das Bummeln Spaß gemacht.
Mogan hat aber noch viel mehr zu bieten. Das Meiste kannten wir schon von den Besuchen in den letzten Urlauben, denn ein Ausflug dorthin muß einfach sein. Das sehen wohl die meisten Touristen so, denn dort ist es immer belebt. Schon allein das Viertel mit den blumengeschmückten Balkons ist sehenswert. Denn blühende Pflanzen sind im Süden Gran Canarias nicht allzu häufig. Meist ist die Gegend eher karg; besonders die Strecke auf der GC 1 zwischen Maspalomas und Mogan erinnert teilweise eher an eine Mondlandschaft. Aber in Puerto de Mogan ist es bunt und schön. Doch man findet auch stille Ecken. Nicht weit vom Hafen entdeckten wir eine Fläche, wo aus man einen fantastischen Blick auf das Meer hat, direkt unter einem Bergmassiv. Von da aus führt ein schmaler Weg am Berg entlang, der nicht ganz ungefährlich ist, denn eine Sicherung gibt es dort nicht. In einer Nische hatte irgendjemand zwei Plastikstühle hingestellt und das muß ein toller Platz sein, dem Sonnenuntergang zuzuschauen. Ich wüsste zu gern, wer auf diese Idee mit den Stühlen gekommen ist.
Es war warm an diesem Tag und ich glaube, in Puerto de Mogan ist es immer noch 1 oder 2 Grad wärmer als in den übrigen Gebieten Gran Canarias. Kälte oder Regen hatten wir dort noch nie. Jedenfalls bekamen wir langsam Durst, doch wir gingen nicht in ein Café, sondern holten uns Cola und Saft vom Supermarkt und setzten uns auf eine Bank. Ganz allein saßen wir dort nicht, denn ein Teil war von der Plastik eines alten Mannes besetzt. Ein Fotomotiv, das ich jedes Mal gern verwende und mir kamen ganz blöde Gedanken, als ich mich an den älteren Herrn kuschelte. Wie mag es in der Corona-Zeit gewesen sein, als niemand vorbei kam und der Kerl da ganz allein und verlassen auf seiner Bank saß? Ja, klar, es ist nur eine Statue, aber es muß trotzdem traurig ausgesehen haben.
Man kann sich stunden- oder auch tagelang in Puerto de Mogan aufhalten und es wird nicht langweilig, aber wir wollten den Tag noch für andere Dinge nutzen. Das Wetter war so schön und wir hatten Lust auf einen Nachmittag am oder im Pool. Über die GC 1 ging es zurück nach Playa del Ingles, wo wir uns zuerst im Touristenbüro am Yumbo einige Straßenkarten besorgten. Ein paar Lebensmittel brauchten wir auch noch, die wir im Dino in der La Sandia besorgten. Mein Lebensmensch entdeckte zu ihrer großen Freude, dass es in dem Supermarkt ihre „Erdbeerbrause“ – also Cider – gab. Ich war verwundert, dass sie nur einige Dosen in den Einkaufswagen packte. Insgeheim hatte ich schon überlegt, wie ich das ganze Regal „Erdbeerbrause“ in den Hyundai verfrachten soll…
Eine Überraschung gab es auch, als wir aus dem Supermarkt herauskamen. Es regnete! Also fiel unser Poolbesuch buchstäblich ins Wasser. Stattdessen machten wir eine gemütliche Lesestunde vor unserem Bungalow und waren sehr froh über das feste Vordach. Das Wetter blieb den ganzen Tag über unbeständig und auch Klaika war es offenbar zu naß in ihrem Unterschlupf, denn sie kuschelte sich ganz eng an uns und ließ sich ausgiebig streicheln. Es war schön so ein kuscheliges Tierfell zu spüren und wir dachten einmal mehr an unseren gestorbenen Hund und sein warmes, dichtes Winterfell.
Das Frühstück hielt auch nicht ewig vor und wir konnten etwas zu essen vertragen. Wir hatten zwar noch etwas im Kühlschrank, aber uns war mehr danach, uns bedienen zu lassen. Auch das gehört zum Urlaub dazu. Deshalb machten wir uns auf den Weg zum Anexo, wo wir ein Lokal mit einem schönen Blick auf Meer und Dünen (und Aschenbechern auf den Tischen…) fanden. Nach einem guten Abendessen ging es nach einem kurzen Abstecher in die CITA zurück zum Bungalow. Der Regen kam auch wieder und war für kanarische Verhältnisse ziemlich heftig. Wir zogen uns unsere dicksten Sachen an und beschlossen, für die Fahrt zum Yumbo unseren Mietwagen zu nehmen. Vor einigen Tagen hatten wir im Vorbeigehen eine wirklich tolle Sängerin in Ricky´s Show Bar gesehen. Da waren wir allerdings verabredet konnten nicht lange der Blondine im Glitzerkleid zuschauen. Das wollten wir nun nachholen und nach den guten Erfahrungen bei Terry und den Funny Boys freuten wir uns auf ein weiteres Show-Highlight. Die Vorstellung sollte um 20:00 losgehen, also setzten wir uns an einen Tisch und bestellten Getränke. Es war immer noch kalt und regnerisch und unser Tisch stand halb im Freien, weil nur dort geraucht werden durfte. Das war nicht so wirklich gemütlich und auf der Bühne passierte – nichts! Erst nach 21:00 ging eine Transfrau ans Mikrofon, erzählte irgendwas auf englisch, was wir wegen ihres Akzents und der nicht so guten Akustik nur halb verstanden. Wir bekamen jedoch mit, dass sie den einen oder anderen Gast wegen seiner Herkunft aufs Korn nahm. Das fanden wir nicht so passend, auch wenn es lustig gemeint sein sollte. Ihr Monolog zog sich über eine halbe Stunde hin und wir waren zunehmend genervt. Dann traten endlich zwei Transen auf. Weder vom Aussehen noch von ihrer Performance konnten sie mit den Mädels in der ersten Etage (also bei Terry oder den Funny Boys) mithalten. Nach zwei eher schwachen Nummern machten sie erstmal eine Zigarettenpause. Für uns war das der Anlaß zum längst überfälligen Abmarsch.
Es liegt mir wirklich fern, einen Laden madig zu machen. Die wollen alle leben und tun ihr Bestes. Aber man muß auch bei der Wahrheit bleiben. Bei Ricky scheint es so zu sein, dass man eine richtig tolle Show erwischen kann, aber auch einen totalen Reinfall. Das hängt offenbar mit den auftretenden Künstlern zusammen, die täglich wechseln. Da die Bar im Erdgeschoß liegt und man bei einem Rundgang durch das Yumbo eh daran vorbeikommt sollte man erst mal mit etwas Distanz zuschauen. Gefällt einem die Darbietung, dann sucht man sich einen freien Tisch, ansonsten geht man einfach weiter. So würde ich es jedenfalls in Zukunft machen.
Wir wollten aber diesen Abend nicht so ausklingen lassen und gingen ein paar Meter weiter in unser Stammlokal im Yumbo-Center, dem Pirates. Dort war es wärmer, wenn man sich in die Nähe der Heizpilze setzte und rauchen konnte man überall. Einen freien Platz zu finden war nicht schwer, denn durch den Regen blieben viele zu hause. Bei dem Wetter wirkte das Vergnügungsviertel völlig verändert; es lief alles irgendwie gedämpfter ab. Trotzdem gab es hin und wieder auch Bemerkenswertes zu sehen, so wie zwei Typen mit Tiermasken, von denen einer den anderen an einer Halskette hinter sich her zog. Im Yumbo-Center kümmert das niemanden.
Es war wieder einmal spät geworden, aber wir waren noch nicht müde. Die Zeit auf Gran Canaria ist zu kostbar um sie mit Schlafen zu vergeuden. Bei Terry´s Show-Bar wussten wir in etwa, was uns erwartet. Nämlich hübsche Drag-Queens und eine gute Show. Und es wurde sogar noch besser als erhofft. Die Künstlerinnen begannen mit spanischen Liedern. Die waren ganz nett, uns aber weitgehend unbekannt. Doch es sind halt auch viele Einheimische unter den Gästen und die gingen richtig mit. Übrigens wird bei Terry´s teilweise auch live gesungen, und das gar nicht mal schlecht. Dann kamen vermehrt englische Songs ins Programm und als dann auch noch ein ESC-Medley gespielt wurde kochte die Stimmung fast über. Das lag unter anderem auch an einem lesbischen Pärchen, das wild vor der Bühne tanzte. Ein schwules Pärchen gleich daneben ließ es bei ihrem Schmusetanz ruhiger angehen. So lieben wir Gran Canaria. Jeder kann sein wie er will, Schwule neben Lesben, Transen und „normale“ Paare, jeder hat Spaß und niemand stört sich am Anderssein. Es gibt wohl nur wenige Orte, wo dies alles so wunderbar harmonisch geht.
So war es dann trotz der Kälte und des nicht so gelungenen Beginns doch noch eine fröhliche und schöne Nacht. Eine Taxe brauchten wir diesmal nicht, denn unser Auto war nicht weit entfernt geparkt und brachte uns in wenigen Minuten zum Bungalow und unsere kuscheligen Betten.

05.02.2023: An diesem Sonntag kamen wir anfangs so gar nicht richtig in die Gänge. Erst um 9:15 wachten wir auf. Klaika war dagegen schon munter und wartete auf ihr Frühstück, wurde aber von einer schwarzen Katze vertrieben. Das ging nun gar nicht und wir verscheuchten das dunkle Untier. So kam Klaika dann doch noch zu ihrer Mahlzeit, nachdem mein Lebensmensch Baguette vom Super-Dino besorgt hatte, denn der deutsche Bäcker in der CITA hat sonntags geschlossen. Wir genossen ein ausgiebiges Frühstück mit Lachs, Orangensaft und Ei auf unserer Terrasse. Das alles in Shorts und Top und dazu noch im Februar, so lässt es sich aushalten.
Erst gegen Mittag kamen wir los, doch unser Weg war nicht allzu weit. Wir fuhren in Richtung Bahia Feliz. Das liegt gut 10 Auto-Minuten nördlich von Playa del Ingles. Dort merkt man vom Massentourismus nicht sehr viel. Es gibt zwar auch Appartments zu mieten, aber keine hohen Bettenburgen. Die Promenade ist wie eigentlich überall auf Gran Canaria sehr gepflegt und wer es etwas ruhiger mag, der ist dort sicher gut aufgehoben. Wer allerdings Sandstrand sucht, für den ist es nicht der richtige Ort. Die Küste ist ein wenig steil und steinig. Doch genau das suchte ich für meine Fotos. Es klingt vielleicht blöd, aber ich kenne einen Video-Clip, bei dem eine Frau an so einem Strand aufs Wasser schaut und dieses Bild schwirrt mir schon seit Langem durch den Kopf. Es vermittelt Sehnsucht und Verträumtheit und ich rufe es zuhause öfters auf. Etwas Ähnliches wollte ich auch von mir haben. Dafür hatte ich ein bestimmtes Outfit vorgesehen, das nun zum Einsatz kam. Wir machten also unsere Fotos und ich stieg mal auf diesen, mal auf jenen Felsen. An einem scharfkantigen Stein riß ich mir eine tiefe Wunde in den Fuß. Es blutete ordentlich, aber das hielt mich nicht von meiner Fotosession ab. Was tut man nicht alles für das Wunschbild. Es ist allerdings nicht ganz so geworden wie ich es mir vorgestellt hatte. Dazu braucht man wahrscheinlich mehr Zeit und Ruhe, doch die Urlaubszeit ist begrenzt und nicht nur für mein Fotoalbum gedacht.
Es gefiel uns an der Playa Aguila recht gut und den vereinzelten Badegästen offenbar auch. „Oben ohne“ ist übrigens an den Stränden nicht ungewöhnlich, selbst an denen, die direkt an den Ortschaften liegen ist es okay und niemand stört sich daran. Ich schon gar nicht…. Allerdings verzichte ich beim Baden aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf mein Oberteil. Wir hätten gern im Lokal mit Strandblick etwas getrunken, doch auch dort herrschte Rauchverbot. Was soll das, die vergraulen sich selbst ihre Kunden. Wir jedenfalls lassen kein Geld in so einem Laden und es wird auch andere geben, die das ähnlich sehen. Ein wenig weiter war eine Bank. Dort hatten wir zwar nichts zu trinken, aber eine ebenso schöne Aussicht. Schön waren auch die Geräusche, die ganz aus der Nähe kamen. Das waren eindeutig Rennmotoren! Gran Canaria hat nämlich auch eine richtige Rennstrecke. In Bahia Feliz liegt neben dem Sportflughafen ein kleiner Circuit, auf dem Autos und Motorräder mal richtig Gas geben können. Es werden Trainigsfahrten und Rennen veranstaltet. Bisweilen kann man sich auch Rennfahrzeuge ausleihen. Das ist nicht unbedingt ein billiger Spaß, aber dafür ein ganz besonderes Urlaubserlebnis. Als Motorsportfan musste ich natürlich nachschauen und wir fuhren schnell zur Rennstrecke. Die Tribüne war nicht zugänglich, aber rund um die Rennbahn gibt es genügend Punkte zum Zuschauen. Es waren ein paar Motorräder unterwegs und ich finde es immer wieder beeindruckend, wie die ihre Maschinen beherrschen. Ich fahre selbst Motorrad, aber eher gemächlich. Mit über 200 Sachen auf zwei Rädern über die Piste zu fegen, das wäre nichts für mich. Aber wer das mag und kann, Hut ab.
Ruhiger ging es dagegen ein paar Kilometer weiter in Castillo del Romeral zu, der seit meinem ersten Urlaub mein Sehnsuchtsziel ist. Hier könnte ich leben. Es ist viel in dem Ort passiert. Die Promenade wurde ausgebaut, Grünlagen angelegt und ein Garten mit Steinfiguren und witzigen Plastiken. Es macht Spaß dort zu laufen, immer wieder Neues und Überraschendes zu entdecken und dabei direkt am Meer zu sein. Aber trotz aller Veränderungen hat sich das ehemalige Fischerdorf seinen ganz eigenen Charme bewahrt. Genau kann ich es gar nicht erklären, aber das ist und bleibt „mein“ Dorf. Durch das späte Frühstück hatten wir noch keinen Hunger, was ein wenig schade war, denn man kann wirklich lecker dort essen. Ein paar Erinnerungs-Fotos mussten aber natürlich noch sein.
Wir fuhren noch etwas weiter Richtung Norden, fanden aber nichts, wo wir länger bleiben wollten. Schon gar nicht im ziemlich großen Gefängnis in Juan Grande, an dem wir vorbei kamen. Da fuhren wir dann lieber zurück zu unserem Bungalow. Bei dem waren die Fenster wie bei den meisten Häusern auf Gran Canaria auch vergittert, aber da wohl eher als Schutz vor Einbrechern. Ob das nötig ist kann ich nicht beurteilen, aber es wird schon seinen Sinn haben, wenn nahezu alle Hausbesitzer ihr Heim auf diese Art schützen. Wobei ich auf meinen Reisen nie etwas von Kriminalität mitbekommen haben und auf Gran Canaria auch keine bedrohliche Situation erlebt habe. Früher bin ich oft nachts um 4:00 nach einer langen Partynacht allein ins Hotel gestöckelt und habe mich dabei nie unbehaglich gefühlt. Doch die Ansässigen werden sicher besser wissen, wie es sich da mit den bösen Jungs verhält.
Inzwischen war es später Nachmittag geworden und so langsam bekamen wir doch etwas Appetit. Und nicht nur wir, auch Klaika wollte Abendbrot, das sie selbstverständlich auch bekam.
Das Abendprogramm war diesmal nicht so ganz klar. Ich dachte eigentlich wieder an einen Besuch des Anexo oder Yumbo, doch mein Lebensmensch zog einen ruhigen Leseabend vor. Das finde ich auch mal ganz schön, doch ich wollte lieber noch mal raus. Bei meinen Recherchen vor der Reise fand ich ein paar „Meeting Points“ in der CITA, von denen ich mir einige anschauen wollte. Ich zog mich noch mal um, denn für diesen Ausflug brauchte ich keine dickeren Klamotten und machte mich auf den Weg. Vielleicht finde ich ja einen Laden, mit dem wir den Ausfall der Klamotte wenigstens ansatzweise für diesen Urlaub kompensieren können, das war meine Hoffnung. Wobei es einen vollwertigen Ersatz für Maria und Abi und ihre kultige Bar kaum geben kann. Nun ja, und so war es dann auch, um das gleich vorweg zu nehmen. Ich schaute mir drei Treffpunkte an, die alle in der ersten Etage der CITA liegen. Im „Before“ darf man nicht rauchen, also brauchte ich mich mit dem Lokal nicht weiter beschäftigen. Die „Black Bulldog Bar“ schien mir recht exclusiv zu sein und man legt dort auf einen gewissen Dresscode wert. Gut, den hätte ich wohl mit meinem Outfit bestanden und es waren auch wirklich attraktive Menschen zu Gast. Ein Girl tanzte im Swingerclub-Dress an einer Poledance-Stange, das sah schon heiß aus. Trotzdem, mir war das alles eine Spur zu elitär und ich hätte mich wahrscheinlich zumindest an diesem Abend dort nicht sehr wohl gefühlt. Ich mag es lieber etwas bodenständiger. Aber ich kann mir schon vorstellen, mit den richtigen Leuten kann es da ganz gut abgehen.
Blieb nur noch das „Comeback“, ein Treffpunkt, der auch schon ewig existiert. Jetzt aber mit einem neuen Besitzer, dem mehrere Läden gehören. Da ich der erste Gast an diesem Abend war konnte ich mich ein wenig mit ihm unterhalten. Der Niederländer hat in den letzten Jahren kräftig expandiert; offensichtlich scheint sich das Geschäft mit den Nachtschwärmern zu lohnen. Bei meinem Besuch lief es aber eher schleppend an. Die erste halbe Stunde nippte ich allein in dem Lokal an meiner Cola, dann kamen nach und nach weitere Gäste. Sehr voll war es nicht. Vielleicht war es noch zu früh oder es lag am Wochentag, denn am Sonntag sind viele möglicherweise etwas schlaff von den Parties am Wochenende. Gut möglich, dass am Freitag oder Samstag dort mehr los ist. Mir war auch nicht mehr nach einem ausschweifenden Nachtleben, und so machte ich noch eine kleine Runde durch die CITA, bevor ich dann kurz vor 22:00 wieder im Bungalow war und es eigentlich mal ganz gut fand, früh schlafen gehen zu können. Das sollte in diesem Urlaub eine Ausnahme bleiben…

04.02.2023: Es war klar, dass wir nach der langen Nacht nicht allzu früh aus den Federn kommen. Kurz vor 9:00 saßen wir bei unserem Morgenkaffee und unser vierbeiniger Urlaubsflirt ließ auch nicht lange auf sich warten. Pfotenmäßig wurde Klaika allerdings von einem Tausendfüßler getoppt, der es sich vor unserer Terrasse gemütlich gemacht hatte. Wir setzten ihn dann in das Blumenbeet nebenan, da war er sicher besser aufgehoben.
Gran Canaria verwöhnte uns wieder einmal mit Sonne und sommerlichen Temperaturen. Diesmal war uns nicht nach langen Autofahrten. Von unserer Bungalow-Anlage waren es nur wenige Laufminuten bis zu den Dünen. Bis zu einem schönen Liegeplatz auf einer der Dünen war es auch nicht sehr weit. Dort breiteten wir uns aus und starteten nach einer kleinen Verschnaufpause eine ausgiebige Fotosession. Als die Bilder im Kasten waren entspannten wir uns mit unseren e-Readern und hatten nebenbei auch eine richtig schöne Unterhaltung. So ein paar relaxte Stunden müssen im Urlaub schon drin sein. Nach einiger Zeit wurden wir bei unserer Ruhezeit allerdings ein wenig gestört, weil ein paar Ranger in der Ferne auftauchten und die Leute anscheinend von ihren Plätzen vertreiben wollten. Nachvollziehbar war das für uns nicht, denn es standen weder Verbotsschilder noch waren die Gebiete abgesperrt, jedenfalls nicht da, wo wir waren. Einige Dünen waren zwar mit Seilen versehen, das akzeptierten wir natürlich und bewegten uns nur dort, wo man nach unserem Dafürhalten sein durfte. Das fand ich ziemlich daneben von den Verantwortlichen, dort ein paar Aufpasser hinzuschicken. Es ist halt eine Touristengegend und wenn man möchte, dass die sich auf eine bestimmte Art verhalten, dann muß man das auch durch Schilder oder Ähnlichem kommunizieren. Als Kerl freue ich mich auf solche Auseinandersetzungen, denn wenn ich im Recht bin dann setze ich es auch durch und es ist mir herzlich egal, ob mein Kontrahent eine Uniform, Krone oder sonst was trägt. Aber als „Julia“ ist es nicht ganz so einfach, weil man anders eingeschätzt und von dem Einen oder Anderen eben nicht so ernst genommen wird. Aber man sollte sich nicht täuschen: Auch „Julia“ kann ziemlich kampfeslustig sein…. So tragisch war das Auftauchen der Cops aber in dem Fall nicht, denn plötzlich zog sich der Himmel zu, es wurde kühler und es fielen sogar ein paar Regentropfen.
Zum Glück war es bis zum Bungalow nicht weit, wo wir uns erstmal den Sand abduschten und ich die restlichen Postkartengrüße erledigte. Die brachte ich dann auch gleich zum Briefkasten beim Supermarkt Cordillo und schaute mich danach im CITA-Keller um. Ich suchte einen Club, den ich in ein paar Tagen aufsuchen wollte. Im Untergeschoß der CITA ist so ein bisschen die „sündige Meile“, mit Swingerclubs und Bordellen, allerdings auch mit viel Leerstand und das verleiht dieser Etage teilweise ein etwas unheimliches Ambiente. Aber abends geht da schon die Post ab, wenn das unternehmungslustige Partyvolk unterwegs ist, manchmal schon im swingermäßigen Outfit. Oft kehren Pärchen oder Singles vor oder nach dem Clubbesuch in der „Klamotte“ ein, die sich an einem Eingang zum CITA-Keller befindet. Da habe ich des Öfteren ganz interessante Bekanntschaften gemacht… Nun ja, den gesuchten Club fand ich jedenfalls nicht und kehrte zum Bungalow zurück.
Es war immer noch bedeckt, genau das richtige Wetter für einen Spaziergang. Wir gingen in Richtung Anexo und von da aus noch ein wenig weiter an den Strand. Dort kann man nicht nur sonnen und baden, sondern sich auch Jet-Skis ausleihen. Dafür war es aber doch zu kühl und wir hatten uns so eine Ausfahrt auch nicht vorgenommen. Aber Spaß machen die Teile schon.
Auf dem Rückweg erlebten wir ein beeindruckendes Natur-Schauspiel. Ein wunderschöner Regenbogen spannte sich vom Anexo bis hin zum Meer. Für uns ist so ein Regenbogen nicht nur schön anzusehen, sondern er hat eine ganz besondere Bedeutung. Fast jeder Tierfreund kennt die Geschichte von der Regenbogenbrücke, über die die Tiere nach ihrem Tod gehen. Auf der anderen Seite der Brücke werden sie wieder jung und gesund. Und eines Tages geht auch ihr geliebter Mensch diesen Weg und dann sind Tier und Mensch wieder zusammen und nie mehr getrennt. Mir gibt dieser Gedanke wahnsinnig viel Hoffnung, denn wenn es wirklich so oder so ähnlich ist, etwas Schöneres könnte ich mir kaum vorstellen. Endlich wieder bei meinen Hunden zu sein, die ich so sehr vermisse. Erst kurz vor dem Urlaub mussten wir unseren todkranken Hund einschläfern lassen und wir hatten das Gefühl, unser Liebling schickt uns einen Gruß von dem Ort, wo auch immer er sein mag. Als wir dann ein Stück weiter gingen und den Regenbogen genau über dem Lokal „Ciao Ciao“ – dem italienischen Abschiedsgruß – sahen konnten wir unsere Tränen nicht mehr zurückhalten. Wahrscheinlich können nur Tier-Freaks verstehen, wie bewegend dieser Moment für uns war.
Als wir uns ein wenig gefangen hatten setzten wir unseren Weg fort und bald meldeten sich andere Bedürfnisse. Bei mir war es die Blase, bei meinem Lebensmenschen vor allem der Magen. Beide konnte recht schnell gestillt werden, erst auf einer der kostenlosen „Aseos“ (also Toiletten) und dann bei einem guten Essen in der CITA. Dann waren wir ausgeruht und gestärkt für eine kleine Shopping-Runde. Die Kamera war wie bei allen unserer Unternehmungen dabei und ich wollte noch ein Foto von mir und dem alten VW Käfer, der schon seit etlichen Jahren auf der Freifläche der CITA steht. Vor meiner allerersten Reise nach Gran Canaria sah ich auch ein Bild von diesem Auto und als ich dann wenig später ganz real vor dem Käfer stand da wurde mir bewusst, dass auch dieser Wunsch wahr geworden war. Doch es gab eben noch kein Bild von diesem Zusammentreffen.
Wir waren also gerade so schön beim Knipsen als uns ein Mann ansprach, der ein paar Meter weiter auf einer Bank saß. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren von ihm, das er schon seit Mai auf der Insel ist. Als Rentner hatte er keine Verpflichtungen und offenbar auch die Mittel, sich seinen Aufenthaltsort frei wählen zu können. Über Autos kamen wir dann zu anderen Themen. Mein Lebensmensch verabschiedete sich nach einer Weile und ich setzte mich zu Kurt auf die Bank. Als Trans-Frau kann man sich manchmal nicht wirklich sicher sein, ob der Gesprächspartner tatsächlich über das wahre Geschlecht im Bilde ist oder nicht. Das kann ganz lustig sein und als Transe steht man dann vor der Entscheidung, ob man sein Gegenüber aufklären möchte oder nicht. In diesem Fall entschied ich mich Kurt in dem Glauben zu lassen, dass ich eine biologische Frau bin und mit meiner Freundin im Urlaub bin. Irgendwie hatte ich da einfach Spaß dran und sowieso keine weiterführenden Absichten. Und es ist ja auch ein tolles Gefühl, wirklich als Frau gesehen zu werden. Ich gebe ehrlich zu, ich habe es genossen, auch die Komplimente, die ich von ihm erhielt. Er lud mich noch auf ein Bier ein und ich spielte das Spiel ein bisschen mit und ließ das „Weibchen“ in mir raus. Wir quatschten tatsächlich bis in den Abend hinein und es war schön.
Nach der Verabschiedung lief ich etwas fröstelnd die paar Meter bis zum Bungalow und zog mir erstmal etwas Wärmeres an. Denn der Tag war noch lange nicht vorbei. Es ging gleich wieder in die CITA in der Hoffnung, dass die Klamotte geöffnet ist. Da das nicht der Fall war schauten wir bei den Holländern vorbei. Doch auch da gab es eine Enttäuschung, denn die leckere blonde Bedienung hatte anscheinend ihren freien Tag und ohne diesen optischen Leckerbissen wollte ich dort auch nicht den ganzen Abend verbringen. Mein Lebensmensch hatte Schmerzen im Fuß und da war es besser, sich für 3,45 € zum Yumbo fahren zu lassen. Das ist übrigens der festgelegte Standardpreis für Taxi-Fahrten innerhalb von Playa del Ingles, also da gibt es kein Feilschen oder Abzocken. Wir landeten wie so oft im Pirates, das sehr gut besucht war, denn der Chef feierte seinen Geburtstag. Wir gratulierten und streichelten bei der Gelegenheit gleich seinen süßen Hund Lucky. Die Stimmung war nicht nur im Pirates, sondern auch auf den Straßen super. Genau so haben wir das Yumbo in Erinnerung, wenn wir uns im kalten Deutschland nach der Insel sehnen. Wir sahen einen Junggesellinnen-Abschied; eine Prozession junger Mädels in schwarzen Mini-Kleidchen und blinkendem Kopfschmuck eskortierten die in einem langen weißen Kleid gekleidete Braut auf die Terrasse des Burger Kings. Inzwischen hatten sich vier Engländerinnen an den Nebentisch gesetzt, von denen eine recht heftig mit mir zu flirten anfing. Sie wollte unbedingt einen Video-Call mit ihrer neuen „Eroberung“ und einem Freund in Großbritannien machen. Dafür mussten wir recht eng zusammenrücken, doch unglücklicherweise saßen wir an einem Tisch, dessen Fußplatte verkehrt herum montiert war. Dieser kippelte nun und Getränke und Aschenbecher zerschellten mit großem Krach auf den Fußboden. Alles war naß und voller Scherben und meine Jeans verströmte den „angenehmen“ Duft einer Mischung aus Bier und Cider. Unser freundlicher Kellner eilte sofort herbei und beseitigte zumindest das Malheur auf dem Fußboden. Mein Lebensmensch trauerte dem verschütteten Cider hinterher und um einer drohenden Todesstrafe durch sie zu entgehen oderte ich schnell neue Getränke. Die Britinnen verzogen sich bald und wir setzten uns an einen intakten und trockenen Tisch. Mein Lebensmensch war durch das neue Glas Cider oder, wie sie es nannte, „Erdbeerbrause“, versöhnt und hatte reichlich spitze Bemerkungen für mein Ungeschick auf Lager, obwohl ich daran völlig unschuldig war. Nun gut, es war ein unterhaltsamer Abend, den wir nun langsam ausklingen ließen. Als wir uns dann die Rechnung kommen ließen war der nette Kellner so kulant, uns die verschütteten Getränke nicht in Rechnung zu stellen. Das fanden wir mehr als fair. An einen Rückweg zu Fuß war nicht mehr zu denken und die 3,45 € für die Rückfahrt bezahlten wir gern. Kurz nach 1:00 kam ich dann aus meiner zwar inzwischen trockenen, aber immer noch seltsam riechenden Jeans raus.

03.02.2023: Die letzten langen Nächte steckten uns noch in den Knochen, und auch an diesem Freitag würde es wohl wieder ziemlich spät werden. Da war es ganz gut, dass wir erst um 8:45 aufwachten. So richtig wach waren wir aber offenbar doch nicht, denn wir verschätzten uns heftig bei der Kochzeit der Frühstückseier, die dann auf unserem Teller schwammen. Das Geschwabbel wollte noch nicht einmal Klaika haben, die sich lieber an Lachs- und Schinkenstückchen hielt.
Am späten Vormittag ging es zuerst in den großen Klamotten- und Souvenirladen in der La Sandia. Die haben wirklich eine tolle Auswahl und man kann sich in Ruhe umschauen, ohne von aufdringlichen Verkäufern genervt zu werden. Wir sahen hübsche Armbänder, die wir uns gegenseitig schenkten und dann waren da noch diese süßen Tops, an denen ich nicht vorbei kam. Der Rückflug und das drohende Gepäcklimit waren noch so weit weg… Ein paar Lebensmittel brauchten wir auch noch; die holten wir im direkt unter dem Shoppingparadies liegenden Super-Dino. Unsere Einkäufe verstauten wir schnell im Bungalow und fuhren dann weiter in Richtung Melonaras. Um den etwas chaotischen Kreisverkehr der GC 500 zu umgehen nahmen wir diesmal eine kleine Seitenstraße, in der kaum Verkehr herrschte. Auf dem Weg zum Botanischen Garten nahmen wir eine falsche Ausfahrt und landeten an einer Ecke der Dünen, wo man Kamel-Safaris buchen kann. Das verkniffen wir uns, denn Kamele haben wir in Berlin genug. Man muß nur mal ins Abgeordnetenhaus schauen… Den Botanischen Garten fanden wir dann schließlich doch, aber mein Lebensmensch hatte elegante Schuhe an, die sich sich nicht einsauen wollte. Auf der gepflasterten Strandpromenade in Melonaras bestand diese Gefahr nicht. Der Weg dorthin war erfreulicherweise sehr kurz, denn wir erwischten einen Parkplatz direkt gegenüber dem Shopping-Center Varadero. Durch diese Mail muß man sowieso, wenn man zum Meer will. Also nutzten wird das, um uns ein wenig in den Geschäften umzusehen, aber ausnahmsweise kauften wir mal nichts.
Die Promenade am Meer war bei dem schönen und sonnigen Wetter gut besucht. Kein Wunder, denn man hat wirklich einen tollen Blick auf den Ozean. Besonders schön sieht man von dort den Sonnenuntergang. So ein Sundowner mit einem anschließenden Besuch einer der zahlreichen Strandlokale ist schon ein Erlebnis. Doch dazu war es noch viel zu früh an diesem Tag.
Aktiv waren auch die Geckos, die in einem hübschen Gehege direkt an der Promenade leben. Die Mini-Dinosaurier leben teilweise frei auf der Insel; ab und zu ist uns tatsächlich so ein Tier begegnet, allerdings nur in abgelegenen Gebieten. Hier kann man sie bestaunen und sie haben dort alles, was sie brauchen.
Weil wir eh schon in der Nähe waren kehrten wir noch bei „Paddys“ ein. Das ist ein kleiner irischer Pub mit direktem Strandzugang. Ab und zu gibt es dort Live-Musik und immer natürlich das Nationalgetränk der Iren, das dunkle Guinness. Da ich noch Auto fahren musste beließ ich es aber schweren Herzens bei einer Cola.
Vielleicht fragt Ihr Euch bei meinen Berichten, ob ich mich bei meinen Ausflügen in einer eher konventionellen Umgebung als Trans-Frau unbehaglich fühle. Das tue ich nicht. Es wird schnell zur Normalität und ich denke dann gar nicht darüber nach. Ich bin dann eben einfach „Frau“ und die Menschen, denen ich begegne scheinen das ebenso zu sehen. Niemand schaute mich verwundert an oder behandelte mich irgendwie merkwürdig. Und das ist gerade das Schöne, diese Selbstverständlichkeit. Nicht irgendein Freak oder Fabelwesen zu sein, sondern einfach eine Frau, die die Sonne und den Urlaub genießt. Und das geht auf der ganzen Insel absolut easy.
Aber zurück zu unseren Ferien und Melonaras, von dem wir uns dann langsam verabschiedeten. Über die Promenade und dem Varadero kamen wir zu unserem Hyundai, mit dem wir nach 10 Minuten Fahrt unseren heimischen Bungalow erreichten.
Es war mit 27 Grad immer noch angenehm warm und wir machten einen kleinen Rundgang durch die Bungalow-Anlage. Sie ist hübsch angelegt mit Blumenrabatten, schönen Wegen und den Pools. Sogar Tennisplätze gehören zu dem Komplex, die ich aber in Ermangelung jeglichen Talents für diese Sportart nicht ausprobierte. Dann war es Zeit fürs Essen. Vom gestrigen Restaurantbesuch hatten wir noch ein Stück Hühnerbrustfilet übrig, das Klaika mit großer Freude vertilgte. Den weiteren Nachmittag nutze ich zum Postkartenschreiben. Ja, richtig, mit Bildern bedruckte Pappe, auf die man etwas schreiben kann, dann eine Briefmarke raufklebt und sie in den Briefkasten wirft. Nichts mit irgendwelchen Messenger-Postings. Eben absolut Oldschool, aber meine Freunde freuen sich immer, wenn sie eine Karte erhalten. Das ist einfach persönlicher, finde ich. Allerdings kamen die Karten auch erst an, als wir schon längst zuhause waren, obwohl ich sie am gleichen Nachmittag einsteckte.
Inzwischen war es Zeit fürs Abendstyling geworden. Mir war nach einem sexy-Outfit und deshalb war ich mal nicht in Jeans unterwegs, sondern zog einen schwarzen Mini und dazu das neue, knallrote Top an. Dazu passten dann auch Pumps besser als Sneaker. So stöckelte ich dann mit meinem Lebensmenschen zum Yumbo. Wir liefen auf der anderen Straßenseite der Av. de Tirajana und kamen am Old Triangle vorbei, ein irischer Pub mit Live-Musik. Leider war dort komplettes Rauchverbot, also fiel der auch für die Abendgestaltung weg, schade. Im Yumbo-Center schauten wir noch in den einen oder anderen Laden rein und waren gegen 20:30 im Pirates. Eine gute halbe Stunde später kamen auch Karl und Helmut mit einem Pärchen als Begleitung. Wie schon am Vortag hatten wir eine tolle Unterhaltung und auch von dem Pärchen kamen keine abfälligen Bemerkungen von wegen „Du bist ja gar keine richtige Frau“ oder so. Es war einfach ein fröhliches, unkompliziertes Treffen mit sympathischen Menschen, mit denen man einen schönen Abend verbringen konnte. Das Pärchen zog dann nach gut zwei Stunden weiter, während wir mit Karl und Helmut ihren vorerst letzten Abend auf der Insel verbrachten. Ihr Flieger ging am nächsten Mittag, aber wir hatten noch eine ganze Woche Urlaub vor uns. Wir verabschiedeten uns kurz nach Mitternacht, nicht ohne Mailadressen auszutauschen. Sie kommen eventuell im Winter mal nach Berlin und dann ziehen wir mal um die Häuser, das wäre schön. Für die Österreicher ging es ins Hotel, aber wir waren noch gar nicht müde und schauten uns noch die Travestie-Show bei den Funny Boys an. Sie ist etwas anders als die Darbietung in Terrys Show-Bar, vielleicht eine Spur glamouröser, aber beide sind sehenswert. Es ist immer wieder toll, den Mädels in ihren aufwändigen Kostümen zuzuschauen, die richtig Stimmung machten. Wir blieben bis kurz vor 2:00 und hatten wieder mal einen typischen Gran Canaria-Ferientag erlebt.

02.02.2023: Obwohl die Nacht relativ kurz war waren wir schon gegen 8:00 wieder munter. Pünktlich zum Frühstück erschien auch Klaika. Haben die Viecher irgendwo eine Uhr eingebaut? Mein Lebensmensch war von dem possierlichen Tierchen so abgelenkt, dass sie ihren Kaffee mit Orangensaft süßte. Sie stellte dann schnell fest, dass es wohl schmackhaftere Getränkekompositionen gibt.
Ohne Klaika ging es an diesem Tag nach Puerto Rico. Von Playa del Ingles sind es nur knapp 20 Kilometer über die GC 1, zumindest wenn man in den Ort im südlichen Teil Gran Canarias will. Zum Staat in der Karibik wäre es ein wenig weiter… Inzwischen ist Puerto Rico ein guter Platz zum Shoppen geworden, seit man auf dem Gelände eines ehemaligen Spaßbades eine schicke Mall gebaut hat. Wasser gibt es da zwar auch noch, aber nur in Form eines hübschen Springbrunnens. Ansonsten sieht man vor allem Geschäfte, Cafés und Restaurants, und alles wirkt modern und sehr gepflegt. Wir hatten großes Glück und bekamen einen Parkplatz gleich gegenüber der Mall und mussten nicht das Parkhaus benutzen. Auch in der „Mogan Mall“ (so heißt dieser Einkaufstempel, obwohl er gar nicht in Mogan liegt) ist eine Filiale von Lefties, in der wir einen kleinen Kaufrausch bekamen. Im Sonderangebot fand ich zwei Skinny-Jeans, die ich nach dem Anprobieren unbedingt haben musste. Der Rückflug und das drohende Gepäcklimit waren noch weit weg. Knallenge Skinny-Jeans finde ich eben toll. Blöderweise hatte ich vor dem Anziehen mein Fußkettchen nicht abgenommen, das bei der Aktion kaputt ging. Und ohne Fußkettchen ist Julia nicht komplett angezogen. Da könnte ich ja genauso gut nackt rumlaufen… Zum Glück fand ich im Laden nebenan Ersatz und da mir mehrere gefielen und sie darüber hinaus auch kaum etwas kosteten holte ich auch noch Ersatz für den Ersatz.
Wir brachten unsere Einkäufe schnell ins Auto, mit Ausnahme natürlich eines Fußkettchen, das sofort seinen angestammten Platz einnahm und hatten nun wieder die Hände frei für weitere Streifzüge. In einem Laden sah mein Lebensmensch einen kuscheligen Schlafanzug, den sie mir schenkte. Nun kann man meinen, auf der Insel des ewigen Frühlings braucht man so etwas nicht, aber die Nächte können doch ziemlich kühl sein und ich war in manchen Nächten echt dankbar, so ein wärmendes Teil zu haben. Tagsüber ist man aber mit Shorts und Top ausreichend bekleidet und so war es auch an diesem Tag, der uns mit 26 Grad und Sonnenschein verwöhnte.
Dem „alten“ Centro Commercial gleich nebenan statteten wir auch noch einen Besuch ab, doch irgendwann wird auch die schönste Shopping-Tour anstrengend und deshalb machten wir uns bald auf den Rückweg zum Bungalow.
Es war immer noch angenehm warm, deshalb schlüpften wir schnell in unsere Bikinis und chillten eine Weile am Pool. Ich traute mich sogar kurz ins Wasser, das zwar etwas wärmer als Pools in anderen Anlagen, für mich Frostbeule allerdings immer noch zu kalt war. Gegen 16:00 wurde es am Pool im Bikini doch ein wenig zu kühl. Bis zum Bungalow war es nicht weit. Wir zogen uns etwas wärmer an und setzten unsere Siesta bei Kaffee und Kuchen auf der Bungalow-Terrasse fort. Kaum war der Kuchen auf dem Tisch schaute auch schon Klaika vorbei. Sie war wohl wie unsere Hunde daheim der Meinung, dass Kuchenessen ein Rudelerlebnis sei. Na ja, sie hatte nicht so ganz Unrecht, denn sie bekam natürlich auch ein Häppchen ab.
Ausnahmsweise schauten wir mal die deutschen Nachrichten. Das ist richtig lustig, wenn man in Shorts und Top von Schnee und heftigen Minusgraden in der Heimat hört. Trotzdem waren für uns auch bald Jeans und eine leichte Jacke das gegebene Outfit, denn wir wollten noch zum Anexo. Der Kuchen hielt auch nicht lange vor und wir wollten etwas „Richtiges“ essen. Durch die seltsame Erfahrung im Eiscafé in Arinaga schauten wir ganz genau hin, auf welchen Tischen Aschenbecher standen. Eine feste Regel gab es offenbar nicht, jeder Gastwirt machte es wie er wollte. Und wir wollten halt nur ein Lokal ohne Rauchverbot. Das fanden wir dann auch recht schnell, ließen uns eine Pizza beziehungsweise ein Hühnerbrustfilet schmecken und auch die „Zigarette danach“.
Rauchen war auch im „Dunes&Tunes“ erlaubt, das wir anschließend aufsuchten. Dort gab es zwar nichts zu essen, aber endlich ein frisches Guinness und Cider für meinen Lebensmenschen, den sie fortan als „Erdbeerbrause“ deklarierte. Wir freuten uns auf die Live-Musik von Danny, bei der wir schon so tolle Abende erlebt hatten. Er trat mit leichter Verspätung auf und bald wünschten wir uns, er wäre noch später gekommen. Denn er hatte einen richtig miesen Tag erwischt, traf eher zufällig hin und wieder die richtigen Töne, das hatten wir von ihm schon viel, viel besser erlebt. Die Stimmung im Pub war trotzdem nicht schlecht, was aber vermutlich eher am Guinness als an Danny lag. Uns war jedenfalls schnell klar, dass wir diesen Abend nicht ewig im „Dunes&Tunes“ verbringen wollten. Eigentlich waren wir beide müde, dachten aber vom Anderen, dass er noch etwas unternehmen will. So landeten wir wieder einmal im „Pirates“ im Yumbo-Center. Am Nebentisch saßen zwei Österreicher, mit denen wir ins Gespräch kamen. Karl und Helmut leben in einem 3000-Seelen Dorf ca 80 Kilometer von Wien entfernt und waren eins der ersten Paare, die sich in Österreich trauen ließen. Sie waren interessierte und witzige Gesprächspartner und wir verstanden uns super. Helmut erzählte mir später, dass beide anfangs gerätselt haben, ob ich eine biologische Frau bin oder nicht. Das freut mich immer sehr, wenn meine Verwandlung zu solchen Fragen Anlaß gibt. Denn ich möchte ja eigentlich nichts Anderes als möglichst unauffällig als „Frau“ durchzugehen. Spaß hatten wir auch mit den fliegenden Händlern. Der neueste Schrei waren anscheinend blinkende Mützen, bei denen man auf Knopfdruck die Plüschohren aufstellen konnte. Wofür man so etwas braucht ist allerdings eine andere Frage. Wir kauften natürlich keine derartige Kopfbedeckung, aber lustig anzuschauen war es schon. Bei Bier, „Erdbeerbrause“ und netter Gesellschaft verging die Zeit schnell, und gegen 1:00 waren wir die letzten Gäste. Deshalb verabschiedeten wir uns auch, nicht ohne für den nächsten Abend ein weiteres Treffen zu vereinbaren. Zum Laufen waren wir zu müde und zu faul und so brachte uns ein Taxi in wenigen Minuten zu unseren Betten im Bungalow.

01.02.2023: Gut erholt wachten wir gegen 8:00 auf. Die Matratzen waren für Hotel-Verhältnisse recht weich. Selbst mein Lebensmensch hatte ausnahmsweise nur wenig an der Schlafunterlage auszusetzen und konnte ohne verkrampften Rücken die frischen Brötchen vom deutschen Bäcker in der CITA holen. Den Rest hatten wir schon am Vortag besorgt und gönnten uns ein ausgiebiges Frühstück. Nicht ganz so schön war allerdings das anschließende Duschen, denn im Bungalow gab es nur kaltes Wasser. Das lag aber nicht an veralterter Technik, sondern das Gegenteil war der Fall. Erst kurz zuvor wurde auf Wärmepumpen umgerüstet und die musste ein Mechaniker erst in Gang bringen. Das wurde während unseres Ausfluges nach Arinaga erledigt und als wir zurück kamen hatten wir für den Rest des Urlaubs wunderbar warmes Wasser.
Durch die eher oberflächlich ausgefallene Körperpflege konnten wir ziemlich zeitig zu unserem ersten Trip aufbrechen. Auf Google Maps hatte ich einen Leuchtturm in der Nähe von Arinaga entdeckt, den ich mir gern mal anschauen wollte. Der war auch wirklich schön, nur stand er leider auf einer Anhöhe und war dadurch für meinen Lebensmenschen mit ihrer Höhenangst nicht erreichbar. Sie blieb im Auto, während ich die fantastische Aussicht genoß, wenn mir nicht gerade die Haare ins Gesicht wehten. Denn es war schon ziemlich windig da oben. Wieder am Auto angekommen fuhren wir hinunter zum Ort. Dort gibt es eine sehr schöne Promenade und eine Aussichtsplattform mit einer Skulptur, deren Bedeutung sich mir allerdings nicht wirklich erschloß. Aber der Blick aufs Meer war toll. Wir liefen die Promenade entlang und hatten Lust auf eine Pause. Da bot sich ein kleines Eiscafé direkt an der Promenade an. Dort bekamen wir ein leckeres Eis, aber keinen Aschenbecher, was uns sehr verwunderte. Offenbar gab es während Corona neue Regelungen, jedenfalls konnten die Gastwirte entscheiden, ob im Aussenbereich geraucht werden durfte. Das kannten wir so nicht und für den Rest des Urlaubs mieden wir Gaststätten, in denen ein Rauchverbot galt. In Innenräumen mag das ja noch bedingt okay sein, aber draussen, da fehlt mir jedes Verständnis und das unterstütze ich auch nicht. Deshalb bekamen in der Folge auch nur Lokale unser Geld, in denen wir unser Zigarettchen paffen konnten.
Von Arinaga ging es weiter zur Shopping-Mall Atlantico. Dort bummelten wir erstmal durch die Läden und ich fand bei „Lefties“ (ein Geschäft, das ein wenig an H&M erinnert) zwei süße Tops. Es macht wirklich Spaß, als „Frau“ in den Klamotten zu stöbern und das eine oder andere Teil anzuprobieren. Schräge Blicke oder so gibt es da gar nicht. Man geht ganz normal mit den Sachen in die Umkleidekabine, zieht sie an und wenn sie gefallen, dann nimmt man sie und zahlt an der Kasse, ohne dass es irgendwelche Bemerkungen gibt. Und gerade solch gewöhnliche Dinge machen für mich das „frau-sein“ aus. Auch im großen Supermarkt Carrefour war es völlig unspektakulär, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Wir kennen die Carrefour-Märkte von unseren Frankreich-Urlauben und kaufen dort gern ein, zumal es dort die leckere Mousse au Chocolate gibt.
Mit unserer Beute fuhren wir zurück zum Bungalow und machten uns über frische Brötchen mit Lachs her. Dann waren wir fit für den ca 15-minütigen Gang zum Anexo II. Dieses Center ist vom Meer nur durch einen ungefähr 50 Meter breiten Sandstreifen getrennt, dem Anfang der berühmten Dünenlandschaft von Maspalomas. Dort kann man in den Souvenir-Läden shoppen und in den vielen Restaurants mit Meerblick gut und preiswert essen. In einigen Lokalen gibt es Live-Musik, so wie in meinem Lieblingspub „Dunes & Tunes“, von dem später noch die Rede sein wird. Es herrscht im Anexo ein quirliges Leben, viele kommen direkt vom Strand auf einen Drink, Urlaub pur. Wir erstanden Fußkettchen und niedliche Badetücher mit Hundemotiven, auch wenn da auch wieder traurige Gedanken an unseren kürzlich verstorbenen Vierbeiner hochkamen. Doch die Reise und der damit verbundene Abstand halfen uns sehr, darüber hinweg zu kommen.
Am Rand der Dünen liefen wir zurück zum Bungalow. Mein Lebensmensch scheuerte sich den Fuß an ihren Flip-Flops auf und deshalb machte ich schnell noch einen Abstecher in die CITA, um Pflaster zu besorgen. Nach einem Tee auf der Terrasse war dann endlich Zeit für eine ausgiebige Dusche mit nun wirklich warmen Wasser. Danach war natürlich wieder ein völlig neues Make-Up fällig. Meine Kamera konnte ich leider nicht so einfach restaurieren. Die Flecken auf der Linse ließen sich weder mit Geschirrspülmittel noch mit Nagellack-Entferner beseitigen und so musste ich auf den Ersatzapparat meines Lebensmenschen zurückgreifen. Das Thema „Fotoapparat“ sollte auch im weiteren Verlauf des Urlaubs noch eine Rolle spielen.
Hunger hatten wir inzwischen auch und machten uns ein Abendbrot mit den frisch eingekauften Sachen. Das blieb nicht unbemerkt, denn bald hatten wir einen Gast. Eine kleine Katze kam vorbei und forderte lautstark ihren Anteil. Eigentlich sind wir eher Hunde- als Katzenmenschen, aber das Tierchen war so süß und wir konnten nicht widerstehen. Sie bekam ein paar Häppchen und ein Schälchen mit verdünnter Milch. Dem Samtpfötchen schien unser Nahrungsangebot zu gefallen, denn es blieb uns bis zum Ende des Urlaubs erhalten. Das Kätzchen wuchs uns schnell ans Herz und wir nannten sie „Klaika“, ein Name, auf den sie dann tatsächlich schnell hörte.
Für den Abend ließen wir unser Kuscheltier allerdings allein. Den wollten wir bei unseren Freunden Maria und Abi von der Klamotte verbringen. Die kultige Kneipe im CITA-Keller gehört schon seit vielen Jahren zu unseren Lieblings-Anlaufpunkten. Schaut doch einfach mal auf dieser Homepage unter dem Punkt „Locations“, da ist die Klamotte ausgiebig beschrieben. Doch zu unserer großen Enttäuschung war das Lokal geschlossen. Einfach zu, kein Zettel oder Hinweis auf Urlaub oder sonst irgendwas. Später in Berlin erfuhren wir, dass sich Abi bei einem Sturz schwer verletzt hatte und schicktem unserem immer lustigen Kneipier Wünsche zur schnellen Geneseung. Doch für diesen Urlaub fiel die Klamotte für das Abendprogramm bedauerlicherweise aus.
Wir trösteten uns mit einem Besuch in einer holländischen Kneipe in der 1. Etage der CITA. Neben gutem Bier und einer Dartscheibe gab es dort auch eine ausgesprochen hübsche, blonde Bedienung in knallengen Shorts. Der Abend war noch jung, das Bier war schnell ausgetrunken und die ganze Nacht wollte ich auch nicht auf die heiße Kellnerin starren (oder vielleicht doch…?), jedenfalls zogen wir weiter zum Yumbo, wo nun nach der niederländischen eine französische Kneipe an der Reihe war. Die liegt in einer eher stillen Ecke des Vergnügungsviertels und ist recht gemütlich eingerichtet. Das Bier war dort ebenso gut, die Bedienung nett, aber männlich und konnte in meinem Beuteschema schon deshalb nicht ganz mit der holländischen Blondine mithalten. Aber es war schön, sich mal abseits des Trubels zu unterhalten und trotzdem ein bisschen von der Abendstimmung mitzubekommen.
Dann war uns aber doch noch nach Action und deshalb besuchten noch Terrys Show-Bar, wo die Vorstellung bereits lief. Doch das macht nichts bei diesen Shows. Sie finden nicht in geschlossenen Räumen statt, sondern sind von den Gängen in der ersten Etage aus erreichbar. Wenn man dort langläuft und einem die Darbietung gefällt, dann setzt man sich einfach an einen der Tische und bestellt ein Getränk. Die Preise sind durchaus moderat und man sieht überwiegend hübsche Transfrauen, die zum Playback und hin und wieder sogar live singen. Mein Lebensmensch steht auf diese Shows und wir sollten noch einige im Verlauf des Urlaubs besuchen. Es wird also noch viel von den Showbars zu erzählen sein. Bis ungefähr 1:00 sahen und hörten wir den Mädels zu und so war es ein schöner Abschluß eines abwechslungsreichen Urlaubstages.

31.01.2023: Ganz unverhofft ergab sich doch wieder eine Möglichkeit für ein paar Tage Urlaub auf Gran Canaria. Die Umstände, die zu dieser Reise geführt haben waren eigentlich sehr traurig, doch darauf möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Wer mich näher kennt weiß, was ich meine. Jedenfalls blieben uns nur wenige Tage Zeit zur Vorbereitung. Das ist gar nicht so einfach, denn speziell als Trans-Frau muß man doch an viele Dinge denken. Zum Glück bin ich recht gut organisiert, habe meine Checklisten und Kosmetik- und Kulturtasche sind stets reisefertig. Trotzdem unterlaufen in der Eile einige kleine Fehler. So bemerkte ich im Flieger, dass ich meine Krankenversicherungskarte vergessen und zudem die falsche Brille mitgenommen hatte. Die Karte brauchte ich zum Glück nicht und zum Lesen tat es auch das andere Brillenmodell. Auf den Kanaren braucht man eh vor allem Sonnenbrillen, und die hatte ich dabei.
Die Anreise erfolgte diesmal auf einem neuen Weg. Bei unseren bisherigen Reisen konnten wir bequem vom Flughafen Tegel starten und waren mit der Taxe in gut 20 Minuten am Terminal. Im Herbst 2020 wurde den Berlinern dieser wunderbare und übersichtliche Flughafen von einer mehr als unfähigen Regierung gestohlen. Stattdessen wurde uns ein Milliardengrab namens BER irgendwo in der Wallachei hingesetzt, mit ewig langen Wegen, Türen, die nicht aufgehen und Transportbändern, die stillstehen. Schon aus Prinzip boykottieren wir dieses Mistding. Deshalb wählten wir den Flughafen Leipzig aus. Das hatte nebenbei den Vorteil, dass die Flüge von dort etwas preisgünstiger waren. Zudem war in Sachsen im Gegensatz zu Berlin keine Ferienzeit, die erfahrungsgemäß in Berlin zu einem noch größeren Chaos führt. Das bedeutete allerdings, dass wir irgendwie dort hinkommen mussten. Da wir das Auto nicht 10 Tage auf einem Parkplatz am Flughafen abstellen wollten – was übrigens in Leipzig auch deutlich preiswerter ist als am Problem-BER – nutzten wir den im Reisepreis enthaltenen „Zug zum Flug“. So standen wir dann um viertel vor Fünf mit unseren Koffern bei eisiger Kälte auf einem kleinen Bahnhof, von dem uns ein Regionalzug in ca 15 Minuten zum Hauptbahnhof brachte. Dort stiegen wir dann in den ICE nach Leipzig. Unsinnigerweise galt noch für zwei Tage die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, allerdings nur in Berlin und Brandenburg, nicht jedoch in Sachsen, doch kaum einer hielt sich daran und wir selbstverständlich auch nicht. Einmal kam eine Bahnbegleiterin vorbei, die uns Zeichen machte, doch bitte so einen Lappen vors Gesicht zu nehmen. Mein Lebensmensch begrüßte sie mit einem freundlichen „Guten Morgen“ und von mir bekam die Schaffnerin einen Blick, der ihr bedeutete, besser weiter zu gehen, um eine für sie unerfreuliche Konfrontation zu vermeiden. Sie war intelligent genug um das auch zu tun. Nach einer guten Stunde erreichten wir maskenlos den Bahnhof in Leipzig, fuhren dann noch ein paar Stationen mit der S-Bahn und schon waren wir am Flughafen. Vor dem Betreten des Flughafengebäudes rauchten wir erstmal eine Zigarette, dann ging es mit dem Aufzug in Richtung Terminal. Das war schnuckelig und klein und erinnerte uns ein wenig an Tegel. Der Check-In ging relativ schnell und wir hatten noch Zeit für eine weitere Zigarette, bevor es zur Sicherheitskontrolle ging. Die dauerte zwar auch nicht lange, war aber relativ nervig. Es wurde sogar in die Hose gefasst, und da hört es bei mir auf. Der Kontrolleur bekam von mir ein paar entsprechende Bemerkungen und schrammte haarscharf an einer Anzeige wegen Belästigung vorbei. Wozu haben die die ganzen Durchleuchtungsapparate, wenn sie denen doch nicht trauen?
Dafür entschädigte uns der Flughafen mit einem kleinen Raucherkabuff in der Boarding-Zone. Vor einem 5-Stunden-Flug war uns das mehr als willkommen. Das Boarding war schnell erledigt und kurz nach 9:00 hob der Condor-Flieger mit uns an Bord ab. Wir flogen über schneebedeckte Berge und die spanische Mittelmeerküsten, hatten klare Sicht und einen fantastischen Ausblick. Über dem Meer war es dann ziemlich langweilig, doch das war auch bald überstanden. Pünktlich um 13:00 setzte der Flieger auf unserer geliebten Insel auf. Die Koffer erhielten wir nach kurzer Wartezeit. Wesentlich länger dauerte es hingegen, unseren Mietwagen zu bekommen. Wir standen rund eine halbe Stunde in der Schlange der Mietwagenfirma, bis wir endlich den Autoschlüssel erhielten. Alle anderen Schalter waren leer und die Mitarbeiter schaukelten sich die Eier, nur bei uns ging nichts voran. Wer mich kennt weiß, dass Warten nicht unbedingt zu meiner Kernkompetenz gehört… Irgendwann war auch das überstanden und wir stiegen in unseren gemieteteten Hyundai i20. Für mich war das Fahren in so einem modernen Auto ziemlich ungewohnt. Es blinkt im Display, wenn man zu schnell fährt (also eigentlich immer) und lenkt, wenn man nicht ganz in der Spur ist. Ich kann Auto fahren, recht gut sogar, doch ich mag es nicht, wenn ein Fahrzeug etwas eigenständig tut. Niemals würde ich mir einen Privatwagen mit solchen Gimmicks anschaffen, aber notgedrungen arrangierte ich mich für die Zeit des Urlaubs mit dem Gefährt.
Immerhin konnte ich mich noch gut an die Straßen erinnern und es war ein sehr schönes Gefühl, die vertrauten Wege nach drei Jahren Pause wieder zu sehen. Es war alles sofort wieder da, so als ob ich gestern zuletzt hier gewesen wäre. Ohne Umwege erreichten wir nach ungefähr 20 Minuten unsere Bungalow-Anlage des „Parque Romantico“. Die Anlage ist zwar nicht die Allerneueste, aber absolut gepflegt und verfügt neben einem Restaurant auch über zwei Pools. Unser Bungalow lag am Ende des Parks, was den großen Vorteil hatte, dass dort ein weiterer Ausgang war und wir nicht immer über das ganze Gelände laufen mussten. Das kleine Haus war etwas im maurischen Stil gehalten, hatte eine überdachte Terrasse – was nicht bei allen Häusern der Fall war – und alles, was man für einen komfortablen Urlaub braucht. Zudem war es sehr sauber und gemütlich. Der „Parque Romantico“ liegt in einer ruhigen Seitenstraße unweit der CITA, in der es ausreichend Parkplätze gibt. Wir stellten nur kurz die Koffer ab und liefen zur CITA, um etwas zu essen und Lebensmittel fürs Frühstück einzukaufen. Alles war gleich wieder vertraut, ich wusste, wo welcher Laden war, es war, wie nach hause zu kommen. Gesättigt ging es zurück zum Bungalow, wo wir unsere Sachen einräumten. Und dann begann endlich meine „Julia-Zeit“, denn bisher war ich als Kerl unterwegs. Nun ging es ans Schminken, Umziehen und Stylen. Julia war wieder da!
Es war später Nachmittag und für kanarische Verhältnisse relativ kühl. Am Abend wird es auf Gran Canaria sowieso etwas frischer, dann sind im Gegensatz zur Mittagszeit nur so um die 16 Grad, während es mittags auch mal 27 Grad werden können. Die Sonne geht im Winter ziemlich genau um 19:00 unter und zu dieser Zeit machten wir uns auf den Weg ins Yumbo. Wir waren sehr neugierig, ob und wie die Läden den Corona-Irrsinn überstanden haben und waren sehr erfreut, dass alles so wie vor der Pandemie war. Praktisch kein Leerstand, alle Geschäfte, Bars und Shows waren im gewohnten Umfang an ihrem angestammten Platz. Was für eine Erleichterung, nicht nur für uns, sondern vor allem für die Geschäftsinhaber. Es war wirklich kein Unterschied zu den vorherigen Jahren festzustellen und zur großen Freude meines Lebensmenschen gab es auch unsere Lieblingsbar noch – und damit auch ihren lang vermissten Cider! Endlich konnten wir wieder die gelöste Stimmung des Yumbo-Center genießen. Mein Lebensmensch meinte bei ihrem Cider „Gran Canaria ist eine Welt für sich, aber das Yumbo ist noch einmal ein eigenes Universum“, und damit lag sie sicher nicht falsch. Nirgendwo sonst lässt sich diese ganz spezielle Atmosphäre so aufnehmen wie dort. Für uns ist der Besuch des „Pirates“ schon seit Jahren der Auftakt unseres Urlaubs; erst dann sind wir so wirklich angekommen. Doch so langsam machte sich auch die Müdigkeit bemerkbar. War waren seit etlichen Stunden auf den Beinen, hatten ein paar tausend Kilometer hinter uns gebracht, nun wurde es langsam Zeit fürs Bett. Wir tranken in Ruhe unser Getränk aus, machten noch einen kleinen Rundgang durch Yumbo-Center und uns dann auf den Rückweg zum Bungalow. Den erreichten wir so gegen 22:30 kanarischer Zeit (in Deutschland ist es eine Stunde später) und fielen dann mehr oder weniger gleich in unsere kuscheligen Betten.

28.01.2023: Es war eine extrem anstrengende und vor allem emotional aufwühlende Woche. Das waren eigentlich keine so optimalen Voraussetzungen für ein Date. Doch genau das hatte ich zwei Wochen zuvor mit meinem guten Freund Tim ausgemacht, als das später über mich hereinbrechende Chaos noch nicht absehbar war. Tim hätte Verständnis für eine Absage gehabt, aber ich dachte mir, bei all dem Streß wäre ein Abend in netter Gesellschaft doch eine willkommene Abwechslung. So verabredeten wir uns zu 20:00 in der Bar Voyage. Am Telefon besprachen wir, dass wir eventuell anschließend noch ins Insomnia gehen könnten. Das bedeutete, sowohl ein Party-Outfit als auch lokaltaugliche Kleidung heraus zu suchen. Ich hatte aber gleich eine Eingebung, welche Klamotten geeignet sein könnten und mein Outfit gefiel mir auch auf Anhieb. Manchmal probiere ich stundenlang etliche Sachen aus und bin nicht zufrieden, das war diesmal zum Glück nicht der Fall. Das sparte viel Zeit und ich konnte mich entspannt ans Stylen machen.
Ich traf pünktlich im Voyage ein und kam gerade vom Frischmachen, als auch Tim in die Bar kam. Die war richtig voll; wir waren echt überrascht und bekamen gerade so die letzten Plätze am Tisch eines Pärchens. Angenehm überrascht war ich auch, dass nun in der gesamten Bar geraucht werden durfte. Bisher war der hintere Teil den Nichtrauchern vorbehalten. Da wäre gar kein Platz zu finden gewesen. So konnten wir uns aber gut bei einer Cola beziehungsweise einem Bier unterhalten und ich konnte ab und zu mein Zigarettchen paffen. Tim ist ein angenehmer und intelligenter Gesprächspartner und es ist immer wieder interessant mit ihm zu reden, obwohl wir teilweise einen völlig anderen Background haben. Wir kamen auch mit dem Pärchen an unserem Tisch in Kontakt. Sie sind erst vor kurzem nach Berlin gezogen; sie kam aus Köln und er aus Paris, auch eine spannende Konstellation. Ich gab ihnen ein paar Ausflugstipps und wir redeten noch kurz über Frankreich und die Abneigung einiger Franzosen, eine andere Sprache als französisch zu sprechen. Es ist nicht überall so, aber speziell in der Auvergne habe ich da so meine Erfahrungen gemacht. Die konnten oder wollten gar nichts verstehen und das war teilweise recht schwierig.
Jedenfalls war es nun eine gute Zeit, weiter zum Insomnia zu ziehen. Da hatten wir großes Glück und fanden keine zwei Gehminuten vom Club auf Anhieb einen Parkplatz. Wer Berlin kennt weiß, dass die Wahrscheinlichkeit für so einen Parkplatz in etwa der eines Sechsers im Lotto entspricht… Das Insomnia hatte noch nicht geöffnet und wir mussten mit den anderen Gästen ein paar Minuten in der Kälte warten, bis sich die Eingangstore öffneten. Beim Bezahlen fragte ich freundlich nach, ob ich in einer stillen Ecke im Eingangsbereich ein paar Fotos machen dürfte, was mir auch problemlos erlaubt wurde. Leider war Tim schon an der Garderobe, denn bei ihm ging das Umziehen deutlich schneller. Deshalb mussten wir die Fotosession dann am Schluß nachholen.
Mein Party-Outfit hatte ich unter den Straßenklamotten. Noch schnell die Stiefeletten gegen High-Heels getauscht, mein Zeug an der Garderobe abgegeben und dann ging es zu Party. Die Hausherrin Dominique hatte Geburtstag und das wurde entsprechend gefeiert. Es waren wirklich viele Besucher dort, aber der Club ist auch recht groß und so fand man immer einen Platz. Zuerst setzten wir uns auf eine Zigarette in den Raucherraum, dann holten wir uns an der Bar Getränke und schauten uns das Gewusel auf der Tanzfläche an. Selbst tanzen wollte ich nicht, denn die Musik im Insomnia ist wirklich nichts für mich. Schade, denn früher gab es da mehr Abwechslung, heute wird nur noch elektronische Musik gespielt, die ich weder kenne noch irgendeinen Bezug habe. Aber gut, man geht ja nicht vorrangig wegen der Mucke in so ein Etablissement.
Zur Feier des Tages war auch der Keller geöffnet, den wir bald darauf aufsuchten. Der ist leider nicht bei jeder Party zugänglich, aber ich finde ihn sehr schön. Es geht dort etwas ruhiger zu, die Musik ist nicht so laut und man findet neben einer zweiten Bar einige Spielgeräte wie Pranger, Andreaskreuz und einen Gyn-Stuhl. Dazu gemütliche Sitzgruppen und Liegeflächen. Auch eine kleine Kammer ist vorhanden, die sich sehr schön für SM-Spiele eignet. Wir hielten uns einige Zeit auf einer Ledercouch auf, auf der man nicht nur sitzen konnte…
Nach einiger Zeit wollten wir dann eine andere Attraktion des Insomnia anschauen. Die Empore war selbstverständlich auch offen. Von der kann man an der Balustrade auf das Tanzvolk und die Bühne schauen. Wahscheinlich aus Platzmangel fanden ein paar Pärchen da sehr kreative Lösungen, bei der sie sich vorbeugte und am Geländer festhielt und er direkt hinter ihr stand. So konnten halt beide das Geschehen beobachten, aber der wahre Grund war sicher ein Anderer… Im hinteren Teil liegen zahlreiche Spielwiesen. Von denen hat man zwar nicht einen so guten Ausblick, dafür sind sie für gewisse Aktivitäten erheblich bequemer. Sie wurden reichlich genutzt und auch wir fanden einen Liegeplatz ganz für uns. Ich kam endlich aus meinen High-Heels raus. Wir breiteten uns auf der Liegefläche aus und taten das, was man eben so in einem Erotik-Club tut… Wir waren damit nicht allein, denn nebenan wurde eine Frau zum Orgasmus geleckt und es herrschte eine fröhliche Vögelei ringsherum. Dadurch verpassten wir zwar leider die Geburtstagsansprache von Dominique und die anschließende Tanzeinlage, aber okay, man kann eben nicht alles haben. Und es war richtig schön, mal wieder eine wirkliche Sex-Party zu erleben.
Bei all dem war es inzwischen nach 1:00 geworden. Am nächsten Tag hatte ich noch eine Menge zu tun und auch Tim wollte die Nacht nicht endlos ausdehnen. Ich rauchte noch eine in der Smoker-Lounge, dann ließen wir uns an der Garderobe unsere Sachen geben. Bevor ich in mein winterliches Outfit schlüpfte nötigte ich Tim noch zu ein paar schnellen Fotos, damit ich auch für diesen Blog Bildmaterial habe. Leider spinnte meine Cam ein wenig und so war die Fotosession eher hektisch und nicht so optimal. Aber gut, wenigstens hatte ich Fotos.
Gegen 1:30 verließen wir den Laden und waren schnell im warmen Auto. Ich setzte Tim bei sich zuhause ab, was direkt auf meinem Heimweg lag und somit kein großer Umweg war. Wir verabschiedeten uns und über die Stadtautobahn war ich dann eine knappe halbe Stunde auch bei mir nach einer wirklich tollen Nacht zuhause angekommen.

30.12.2022: Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind immer wie ein kleiner Urlaub für mich. Die Straßen sind leer, man kommt ausnahmsweise ganz gut durch die Stadt und fürs Tagesgeschäft tue ich nur das Allernötigste. So war ich dann schön erholt. Warum dann nicht den Freitag vor Silvester noch mal für einen Ausflug nutzen? Zum Jahreswechsel gehe ich schon seit Jahren nicht mehr aus. Mein Hund ist zwar beim Feuerwerk recht entspannt, aber allein in der Wohnung möchte ich ihn trotzdem nicht lassen. Ausserdem mag ich die Massen-Besäufnisse nicht und was gerade in Berlin auf einigen Straßen los ist, das habt Ihr sicher in den Nachrichten gesehen. Gut, das macht mir zwar keine Angst, denn ich kann zurückschießen und im Gegensatz zu den Chaoten treffe ich mit hoher Wahrscheinlichkeit…. Aber abgesehen davon, es ist schon ein absolutes Unding, wenn Rettungskräfte attackiert werden. Wie kann es sein, dass diese Randalierer schon am nächsten Tag wieder aus der Untersuchungshaft freikommen, weil angeblich keine Haftgründe vorliegen. Rund 40 verletzte Polizisten und Feuerwehrmänner sind also kein Grund? Was ist das für ein perverses Rechtssystem? Trotzdem bin ich absolut gegen ein Böllerverbot. 99,99 % gehen verantwortungsvoll mit den Sachen um und haben ihren Spaß dabei. Es gehört zum Brauchtum und nebenbei hängen auch gar nicht so wenige Arbeitsplätze davon ab. Aus welchem Grund soll man dem großen Teil der Menschen ihre Freude nehmen, nur weil es ein paar wenige Idioten gibt, die Blödsinn anstellen? Nebenbei würde ein Verbot rein gar nichts bringen, wer will, besorgt sich das Zeug woanders und das ist dann noch viel gefährlicher, wie einige Unglücksfälle zeigen. Die Schlimmsten passierten nämlich allesamt mit illegalen Böllern.
Aber zurück zu meinem Ausflug. Mir war irgendwie nach Gesellschaft, deshalb mailte ich eine Freundin an, ob wir zusammen etwas unternehmen wollen. Das hätte sie auch gern getan, doch just an diesem Tag fuhr sie in den Urlaub. Ich telefonierte noch mit einem Bekannten, für den es jedoch zu kurzfristig war. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich allein auf den Weg zu machen. Zumindest gab es schon mal ein Ziel, die „Angel in Bondage“-Party im Insomnia. Dafür sollte das Outfit dann schon etwas extravaganter sein, denn in normalen Straßenklamotten kommt man nicht auf die Party. Leider – wenn auch aus verständlichen Gründen – darf man im Club nicht fotografieren. Da ich aber unbedingt ein paar Bilder für mich und auch für diesen Blog brauchte machte ich noch einen Zwischenstopp am Olympiastadion, um dort noch auf die Schnelle ein paar Fotos zu schießen. Kurz nach 21:00 war es in der Party-Kluft doch recht frisch und ich dehnte die Session nicht endlos aus. Wieder im warmen Auto tauschte ich den Lack-Mini gegen Jeans, denn am Insomnia ist Parken eine reine Glückssache und ich wusste nicht, wie weit der Fußweg sein wird. So lag ich dann recht gut in der Zeit und konnte entspannt nach einer Abstellmöglichkeit für mein Auto suchen. Das klappte überraschend gut in einer kleinen Seitenstraße, keine 5 Minuten vom Insomnia entfernt. Es blieb noch Zeit für eine Zigarette im Auto, dann machte ich mich auf den kurzen Weg und war kurz vor dem Einlaß vor Ort, wo sich bereits einiges Partyvolk versammelt hatte. Die wollten sich dann natürlich alle gleichzeitig umziehen und ich verdrückte mich in eine Ecke, wo ich Jeans gegen Mini und Sneakers gegen Stiefel tauschte. Da ich ja nicht zum ersten Mal in diesem Club war hatte ich mich vorbereitet und eine Tasche dabei, in der ich die Straßenkleidung verstaute und an der Garderobe abgab.
Nunmehr wieder partytauglich gewandet betrat ich den großen Saal und erfreute mich daran, dass nach der schwachsinnigen Corona-Pause nun seit einiger Zeit wieder Feiern im normalen Stil möglich sind. Die Musik war allerdings nicht so wirklich mein Fall, denn mit elektronischer Musik kann ich gar nichts anfangen. Zum Tanzen brauche ich Lieder, die ich kenne und die nicht nur aus Beats, sondern aus Melodie und Text bestehen. Im separaten Raucherbereich war es nicht ganz so laut und auch nicht ganz so voll, da fühlte ich mich wohler. So saß ich dann bei meinem Zigarettchen, als mich eine Frau ansprach. Sie war mit Freunden da, fand mich aber irgendwie ganz interessant und so hatten wir ein nettes Gespräch. In der Folgezeit pendelte sie ein bisschen zwischen mir und ihren Bekannten, die sich dann später auch noch kurz zu uns setzten. Ab und zu machte ich mal einen Rundgang um mir eine Cola zu holen und dabei die Feiernden zu beobachten. Es waren schon ein paar recht hübsche Frauen dabei, allesamt natürlich recht freizügig gekleidet, also das war schon ein netter Anblick. Als ich so da stand fühlte ich auf einmal eine Hand an meinem Hintern. Irgendein Typ versuchte bei mir zu landen. Da mir aber weder nach Tanzen noch nach Vögeln war, wehrte ich ihn ab. Ich muß wohl ziemlich böse geschaut haben, denn er verzog sich schnell. Andere Gäste hatten allerdings diese Ambitionen, denn die Tanzfläche war voll und auch die Empore mit den Spielwiesen füllte sich zusehends. Ebenso ging es im Whirlpool und in einigen anderen Ecken heiß her.
Nachdem ich mir das Treiben eine Weile angeschaut hatte setzte ich mich wieder in den Raucherraum, wo bald auch meine neue Bekanntschaft auftauchte. Wir quatschten noch eine zeitlang, dann verabschiedete ich mich von ihr. Inzwischen war es so um 1:00 und für viele wohl die Zeit, wo sie erst so richtig in Stimmung kommen. Jedenfalls war der Laden dann richtig voll und für mich war der Punkt gekommen, wo ich langsam nach hause wollte. Die Nächte durchmachen wie früher, das packe ich nur noch sehr selten. An der Garderobe ließ ich mir meine Sachen geben, schlüpfte wieder in ein straßentaugliches Outfit und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Auch wenn nichts Aussergewöhnliches passierte, ich hatte meinen Spaß und es war ein schöner Jahresabschluß.

13.12.2022: Normalerweise hält „Julia“ in der kalten Jahreszeit Winterschlaf. Ich brauche einfach den Sommer und die Wärme um mich wohl zu fühlen. So muß es halt schon ein besonderer Anlaß sein, der mich aus meinem kuscheligen Zuhause lockt. Und den gab es diesmal. Meine langjährige Freundin Zoe veranstaltete zum letzten Mal ihren Salon im Club Culture Houze und verabschiedete sich damit aus dem Berliner Nachtleben. In „Henrys Bar“ und im „Darkside“ war sie eine Institution hinter dem Tresen, kannte alles und jeden und hatte immer einen guten Spruch parat. Keine Ahnung, wann und wo wir uns kennen gelernt haben, aber wir verstanden uns auf Anhieb. Sie ist eine interessante Persönlichkeit und hinter ihrem manchmal extrovertierten Auftreten steckt ein kluger Kopf. So war es keine Frage, dass ich bei ihrer Abschlussveranstaltung dabei sein wollte.
So machte ich mich dann am frühen Abend auf den weiten Weg ins tiefste Kreuzberg. Das Glück war mir hold, denn ich fand auf Anhieb einen Parkplatz ganz in der Nähe des Clubs und stand überpünktlich vor der Eingangstür. Da ich der erste Gast war konnte ich mich gleich ins Untergeschoß verdrücken und dort ungestört meine Fotosession starten. Während der Party ist so etwas natürlich nicht möglich und das akzeptiere ich selbstverständlich auch. Aber so gelangen mir doch auf die Schnelle ein paar brauchbare Fotos.
Die Gäste trudelten nach und nach ein und auch Zoe war inzwischen eingetroffen. Es war ein schönes Wiedersehen und es gab viel zu erzählen. Nicht nur mit ihr, sondern auch mit einigen anderen Partygästen. So kam ich mit dem Veranstalter von „O-Parties“ ins Gespräch. Wer nicht weiß, worum es sich sich da handelt, dann recherchiert mal nach „Der Geschichte der O“. Das ist ein Roman aus den 50ern, der 1975 verfilmt wurde und in dem es um Dominanz und Submission geht. Der Streifen war damals ein Riesenthema und brachte BDSM erstmals einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein. In der Szene hat diese Geschichte bis heute Kult-Status und so entstanden eben diese Parties, in denen männliche Dominaz und weibliche Unterwerfung auf freiwilliger Basis nachempfunden werden. Transgender passen in so ein Ambiente nicht wirklich, auch wenn es vielleicht die eine oder andere reizen würde. Aber da gibt es eben biologische Grenzen und ich finde das auch völlig okay. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht unbedingt der Typ für diese Spiele wäre. Trotzdem war es hochinteressant, mal durch die Erzählungen einen Blick hinter die Kulissen einer solchen Veranstaltung werfen zu können.
Manche Besucher unterhielten sich inzwischen auf andere Art. Es gab ein recht munteres Treiben auf den diversen Spielwiesen und wie so oft bei solchen Gelegenheiten auch einige Beobachter. Der Club bietet da wirklich viele Möglichkeiten. Ich pendelte zwischen Bar und Raucherraum, wo sich nette Kontakte ergaben und auch Zoe oft anzutreffen war. Dort lernte ich auch einen Organisator von Fetisch-Parties kennen, der mich zur Silvesterfeier einlud, die ich allerdings wegen meines Hundes ausschlagen musste. Aber ich schaue sicher gern ein anderes Mal bei einer Veranstaltung von ihm vorbei und Ihr werdet es dann hier im Blog erfahren.
Ich traf dann noch weitere Bekannte aus den guten alten Zeiten des EK47, wo früher unsere Transgender-Parties stattfanden. Gern hätte ich mich noch mit dem einen oder anderen Gast länger unterhalten. Noch vor wenigen Jahren hätte ich vermutlich die halbe Nacht durchgemacht, doch inzwischen ist so etwas unter der Woche schwierig. Es war wirklich eine schöne Veranstaltung und ich habe mich wohl gefühlt, doch letztendlich siegte die Vernunft und ich verabschiedete mich kurz vor 23:00. Der Weg zum Auto war glücklicherweise nicht sehr weit, denn es war wieder richtig kalt geworden. Die Heizung im Auto lief mit voller Kraft und so kam ich dann nach einer knappen Stunde gut durchgewärmt zuhause an.

23.07.2022: Zwei Tage später war ich schon wieder unterwegs. Mit Maja war ich zum Baden an unserer Stammbadestelle an der Glienicker Brücke verabredet. Sie musste an dem Samstag allerdings noch arbeiten und hatte erst am frühen Nachmittag Zeit. Für mich gibt es zum Glück keine Wochenendarbeit und ich konnte meinen Ausflug zeitlich ein wenig großzügiger planen.
Die Parkanlagen rund um die Schlösser in Wannsee und Potsdam sind riesig und noch habe ich längst nicht alles erkundet. Diesmal nahm ich mir die Potsdamer Seite vor. Es ging über die Glienicker Brücke. Wenn man dann rechts ein paar Stufen hinuntergeht kommt man gleich wieder ans Wasser. Einige kleine Badestellen gibt es auch, wenn auch nicht so zahlreich wie auf der westlichen Seite. Nach gut 100 Metern kommt man in den „Neuen Garten“. Der wurde Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag von Friedrich Wilhelm II. angelegt. Mit dem Marmorpalais beherbergt er auch ein kleines Schloß und weitere Gebäude und Denkmäler. Von fast überall hat man tolle Ausblicke auf das Wasser. Es ist wirklich sehr hübsch dort und es sind jede Menge Spazierwege vorhanden. Man kann sich durchaus verlaufen und man bräuchte sicher mehr als einen Tag um alles zu sehen. So viel Zeit hatte ich dann doch nicht und kam gerade bis zur Eremitage, als mein Telefon klingelte. Maja informierte mich, dass sie sich nun auf den Weg macht. Ich musste mich zwar nicht unbedingt beeilen, aber große Umwege waren trotzdem nicht drin. Nicht nur aus Zeitgründen, denn so langsam taten mir auch die Füße weh. Ich war schon rund zwei Stunden unterwegs und hatte nun noch einen Fußmarsch von einer knappen halben Stunde vor mir.
Irgendwann war auch das geschafft. Maja war kurz vor mir angekommen. Wir breiteten unsere Decken aus und hatten wieder einmal Zeit uns zu unterhalten. Maja ist viel öfter unterwegs als ich es mittlerweile bin. Da machen sich die paar Jahe Altersunterschied langsam schon bemerkbar. Doch auch bei ihr hat das Partyleben deutlich nachgelassen. Eher macht sie nun Ausflüge ins Umland und von ihrem Ferienhaus in Schweden aus, von denen sie auf Facebook berichtet. Ihr Haus war natürlich auch eines unserer Gesprächsthemen. Es ist schon ein Projekt, so etwas anzugehen. Ansatzweise kann ich das nachvollziehen, denn vor vielen Jahren baute ich mir mal ein Ferienhaus in Brandenburg aus. Da war die Logistik allerdings wesentlich einfacher als bei einem Gebäude, das über 1.000 vom Heimatort entfernt ist.
Ins Wasser gingen wir selbstverständlich auch, obwohl es an dem Tag nicht ganz so heiß wie an den Vortagen war. Ansonsten hatten wir einfach eine gute Zeit. Es ergeben sich leider nur noch selten die Möglichkeiten sich ungestört zu unterhalten. Früher sahen wir uns mehrmal im Monat, meist bei den Transsister-Stammtischen, von denen wir oft genut weiterzogen und in Bars und Clubs die Nächte durchmachten. Es war eine aufregende Zeit mit vielen neuen Erfahrungen. Das wird so sicherlich nicht mehr wiederkommen, doch die Erinnerungen daran sind sehr schön.
Am frühen Abend bekamen wir Hunger und fuhren zu Loretta am Wannsee, nicht ohne uns vorher noch ein wenig umzustylen. Ich hatte Appetit auf einen Krustenbraten, der echt lecker war. Leider wurde es dann doch etwas kühl und ich war froh, dass ich eine Jacke dabei hatte. So dehnten wir dann den Abend nicht mehr so sonderlich aus, gönnten uns aber doch noch einen kleinen Spaziergang am Wannsee. Es war ca 21:00, als wir wieder an unseren Autos waren und den Heimweg antraten.

21.07.2022: Ja, Julchen hatte tatsächlich nach ewiger Zeit wieder mal ein Date. Vor ein paar Jahren, irgendwann vor Corona hatte ich beim Transsisters-Stammtisch einen netten Typen kennen gelernt. Ich kann mich noch ganz gut erinnern, an dem Abend war es ziemlich öde für mich. Keine meiner Freundinnen war dort und ich saß gelangweilt an meinem Tisch bei einer Apfelschorle. Eigentlich wollte ich nur noch austrinken, bezahlen und nach hause fahren, als mich ein Mann am Nebentisch ansprach. Besser als ein verlorener Abend dachte ich und setzte mich zu ihm. Wir hatten dann ein wirklich nettes Gespräch und hielten in der Folgezeit sporadisch über ein Forum Kontakt. Nun nahmen wir uns ein erneutes Treffen vor. Gunnar, so nenne ich ihn mal schlug den Zollpackhof in der Nähe des Regierungsviertel vor. Das kannte ich gut von einigen Verabredungen. Das Parken war dort normalerweise auch kein Problem, denn direkt gegenüber befindet sich ein Parkplatz für Gäste. So war es jedenfalls bei meinem letzten Besuch dort, aber inzwischen haben die rot-rot-grünen Chaoten in Berlin weiter gewütet. Der Parkplatz war verschwunden und ringsum gab es überall diese unsinnige „Parkraumbewirtschaftung“, sprich Abzocke. Selbst in Straßen in denen absolut nichts los ist und überhaupt kein Mangel an Parkgelegenheiten besteht soll man fürs Autoabstellen bezahlen. Aber nicht mit mir! Zum Glück war ich rechtzeitig von zuhause gestartet und hatte genug Zeit um nach Alternativen zu suchen. Noch gibt es ein paar Straßen die den Autofeinden im Roten Rathaus nicht zum Opfer gefallen sind. Eine davon suchte ich auf, fand wie erwartet einen kostenlosen Parkplatz, von dem ich allerdings noch gut 10 Minuten Fußweg bis zum Treffpunkt hatte. Aber egal, ich hatte einen guten Zeitpuffer eingeplant, denn natürlich wollte ich auch wieder Fotos machen.
Gleich in der Nähe war das Haus der Kulturen der Welt. Unter diesem Namen kennt es allerdings kaum ein Berliner, jedenfalls keiner in meiner Generation. Es handelt sich schlicht und ergreifend um die ehemalige Kongreßhalle, die 1957 zur Bauausstellung von den Amerikanern gestiftet wurde. Hier fanden Kongresse und Tagungen statt; heute sind dort Kunstausstellungen und Musikveranstaltungen beheimatet und es gibt auch eine recht hübsche Strandbar. Über die Grenzen Berlins hinaus bekannt wurde das Gebäude als im Mai 1980 ein Teil des Vordachs abbrach. Das ist inzwischen aber schon längst wieder repariert und die „schwangere Auster“ (so heißt das Ding im Volksmund) erstrahlt wieder im alten Glanz. Daran lief ich nun vorbei und kam durch eine recht hübsche Parkanlage. In dieser Ecke ist alles sehr gepflegt, kein Wunder, denn in direkter Nachbarschaft befindet sich das Kanzleramt. Vor dem Eingang wurden schöne Wasserspiele installiert und der Platz ist oft bei Reportagen in den Nachrichten zu sehen. Natürlich musste ich auch davor posieren. Besser wäre es allerdings, wenn es Fotos von mir am Kanzler-Schreibtisch geben würde. Dann würde es in diesem Land endlich mal wieder voran gehen. Aber leider sitzen da seit einem Vierteljahrhundert nur Fehlbesetzungen… Übrigens hat auch dieser Bonzenpalast von den Berlinern einen Namen bekommen: Waschmaschine. Nur schade, dass es nicht wirklich so ein Haushaltsgerät ist, denn die haben im Allgemeinen einen Schleudergang…
Viel bewegender als diese protzige Hütte fand ich sowieso ein kleines Zelt mit einem Freigelände, wo auf Schautafeln die Gräueltaten der russischen Armee in der Ukraine gezeigt und dazu ergreifende Geschichten von Augenzeugen beschrieben wurden. Am Eingang stand eine lebensgroße Pappfigur von Putin. Für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, meine Walther aus der Handtasche zu holen und sie dem Papp-Kerl an den Kopf zu halten. Das wäre bestimmt ein hübsches Foto geworden. Um keinen SEK-Einsatz zu provozieren ging ich weiter und kam an eine Uferpromenade, wo ich ungestört meine Foto-Session (allerdings ohne die Walther) abhalten konnte. Dann war es auch schon Zeit für das Date.
Gunnar war pünktlich und holte mich am Eingang zum Zollpackhof ab. Bei wirklich wunderschönem Sommerwetter war der Biergarten gut besucht. Wir fanden fanden dann aber doch einen ruhigen Platz, an dem wir uns ohne ungebetene Zuhörer unterhalten konnten. Er hatte eine recht interessante Lebensgeschichte zu erzählen. Geboren und aufgewachsen in der ehemaligen DDR nutzte er nach der Wende ausgiebig die plötzlich entstandenen Reisemöglichkeiten. Er war schon nahezu in allen Gegenden und seine Berichte waren echt spannend. Gut, ich bin zwar auch schon reichlich rumgekommen bis hin zu den USA und Kanada, aber stets in westlich geprägten Kulturkreisen. Woanders würde ich gar nicht klarkommen und das würde wahrscheinlich im Desaster enden. Keine zehn Pferde könnten mich nach Asien, Afrika oder in den Nahen Osten bringen. Das reizt mich überhaupt nicht. Trotzdem war es interessant Gunnars Erlebnisse zu hören.
Wir hatten auch noch andere Themen. Durch seinen Job in der IT-Branche kamen wir auf meine Homepage zu sprechen und ich bekam einige Anregungen. Umgekehrt konnte auch ich ihm ein paar Tipps geben denn er hat den Wunsch, selbst mal in der weiblichen Form unterwegs zu sein. Noch ist er sich unsicher, aber wenn er soweit ist würde ich ihm gern helfen und ihn bei seinen ersten Schritten begleiten. Für Neueinsteiger ist der Beginn manchmal recht schwierig und oft hilft es, wenn man dabei nicht allein ist. Das habe ich bereits ein paar Mal getan und es ist auch für mich spannend und oftmals überraschend, wie sich das manchmal entwickelt. Vielleicht schreibe ich mal in meinen Stories über so eine Aktion.
Jedenfalls hatten wir genug Gesprächsstoff für einen schönen Abend, den ich gern bei Gelegenheit fortsetzen würde. Ich bin schon neugierig, ob Gunnar seinen Traum umsetzen wird und wie er oder besser sie sich dann dabei fühlen wird. Nun, man wird sehen… Für diesen Tag hatten wir soweit alles besprochen. Wir trennten uns in aller Freundschaft und ich machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Es fing bereits leicht an zu dämmern und es war eine eigenartige, aber sehr schöne Stimmung an diesem immer noch sehr milden Sommerabend. Den Tag habe ich genauso wie den Spaziergang sehr genossen.

17.07.2022: Schon einen Tag später war ich wieder unterwegs. Das Ziel war die gleiche Location, nämlich das Motzstraßenfest, aber diesmal in Begleitung. Mein Lebensmensch war neugierig auf den Event und hoffte natürlich, weitere Anregungen für ihre Bücher zu bekommen. Dazu war ich noch mit meiner guten Freundin Maja verabredet. Es macht eben mehr Spaß, wenn man in Gesellschaft unterwegs ist und sich auch mal austauschen kann.
Leider war es anfangs für diesen Juli ungewöhnlich kühl, deshalb wählte ich doch lieber Leggins statt Shorts oder einem Mini. Na gut, später stiegen die Temperaturen, aber mitten im Gewühl wollte ich mich dann auch nicht mehr umziehen. Wir trafen uns wie üblich in der Bar Voyage, wo wir uns bei einer Cola und einer netten Unterhaltung einstimmten. Die letzte Begegnung mit Maja war nun auch schon wieder ein gutes Jahr her und bis auf einige Telefonate und Mails hatten wir in der Zwischenzeit wenig Kontakt. Es ist halt der Lauf der Zeit. Früher sind wir uns bei den Stammtischen oder bei irgendwelchen Parties oft über den Weg gelaufen. Das passiert mittlerweile leider selten, schon weil es kaum noch wirklich gute Locations gibt und ich bei den Stammtischen kaum noch zu finden bin. Aber egal, wir sind nach wie vor gut befreundet und das ist mir auch wichtig.
Nach einer Weile machten wir uns auf den Weg zum Nollendorfplatz und waren gleich mittendrin im Getümmel. Wie erwartet war das Fest auch an diesem Sonntag gut besucht. Man merkt deutlich den Nachholbedarf der Menschen, denen zwei Jahre diese Möglichkeiten genommen wurden. Meine Meinung dazu kennt Ihr ja. Für mich sind diese Maßnahmen ein Verbrechen und mit Freiheitsberaubung gleichzusetzen. Diese ganze Corona-Panik kann ich nicht mal im Ansatz nachvollziehen. Ich bin zwei Jahre ohne einzigen Test ausgekommen und habe die Auflagen so weit es ging ignoriert und werde das in Zukunft erst recht tun. Und welch Wunder, ich lebe immer noch…
Egal, jetzt waren wir auf dem Fest und genossen es sehr. Allerdings machte sich die Inflation auch bei den Preisen, insbesondere bei Getränken und Speisen, deutlich bemerkbar. Da konnte eine Bratwurst schon mal 5 € kosten. Wenn man so alt ist wie ich und das in D-Mark umrechnet, dann sind das fast 10 DM für ein simples Würstel, das ist schon heftig. Da überlegt man dann schon, ob diese oder jene Leckerei wirklich sein muß. Beim Softeis konnte ich allerdings nicht widerstehen, da hatte ich gerade richtig Appetit drauf. Was solls, ab und zu muß man sich auch mal etwas gönnen.
Mein Lebensmensch unterhielt sich sich mit den Leuten vom Queerverlag an deren Stand. Es war recht aufschlussreich, auch wenn die Bücher meines Lebensmenschen nur bedingt in das Portfolio dieses Verlages passen würden.
Die Lauferei machte uns langsam müde. Uns war nach einer Pause und einem kalten Getränk. Die Stände waren uns dafür zu voll, aber gleich im die Ecke in der Martin-Luther-Straße befindet sich das Lokal „Malu 15“, das inzwischen auch ein beliebter Treffpunkt für die queere Szene geworden ist. Das hatte zwar eigentlich noch gar nicht geöffnet, aber die Besitzerin war bereits vor Ort und ließ uns ein. Es tat gut zu sitzen und sich in Ruhe unterhalten zu können. Und was zu trinken bekamen wir auch.
Ausgeruht und gestärkt nahmen wir die letzte Etappe in Angriff. Dabei kamen wir auch an der Buchhandlung „Eisenherz“ vorbei. Dieses Geschäft hat seinen Schwerpunkt in der schwulen Literatur und es ist schon erstaunlich, wie viele Bücher sich mit diesem Thema befassen. Hin und wieder finden dort auch Lesungen statt und ich erinnere mich noch sehr gut an die Buchvorstellung von René Koch vor fünf Jahren. Das war wirklich ein ganz besonderer Abend. Wer weiß, vielleicht kann mein Lebensmensch auch demnächst mal so eine Lesung veranstalten. Ich wünsche ihr jedenfalls sehr, dass bald auch ihre Romane dort in der Auslage zu sehen sind.
Nun waren wir auch schon beinahe rum und hatten alles gesehen. Für diesen Tag war es uns genug an Aktivitäten. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und fuhren mit vielen neuen Eindrücken nach hause.

16.07.2022: Ich kann gar nicht oft genug schreiben wie sehr ich es genieße, dass sich das Leben endlich wieder normal anfühlt. Auch wenn ich die meisten der meiner Meinung nach widerrechtlichen und vor allem absolut unsinnigen Freiheitseinschränkungen umgangen bin, letztendlich wurden uns zwei Jahre Leben und Normalität gestohlen. Zumindest in diesem Sommer war Corona zum Leidwesen des Oberpanikmachers Lauterbach kein Thema mehr und so nach und nach kamen auch die gewohnten Veranstaltungen zurück. Eine davon war das Motzstraßenfest und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Es ist eines der größten Straßenfeste für die queere Gemeinde und man findet da neben Freß- und Getränkeständen fast alles, was für diese Klientel interessant ist. Clubs und Vereine präsentieren sich genauso wie Anbieter von Fetischkleidung oder Büchern. Auf mehreren Bühnen findet ein buntes Veranstaltungsprogramm statt. Lesungen, Diskissionen, Comedy – und natürlich jede Menge Musik.
Für den Sonntag war ich schon mit meinem Lebensmenschen und meiner Freundin Maja verabredet, aber spontan entschloß ich mich, am Samtag abend schon mal allein auf das Fest zu gehen. Mir war irgendwie nach einem etwas flippigen Outfit. In Clubs und Discos bin ich nur noch selten zu finden, einfach, weil es kaum noch geeignete Lokalitäten gibt. Aber zu so einem Anlaß konnte es schon mal ein wenig ausgefallener sein.
Zuerst machte ich einen kleinen Zwischenstopp an der Straße des 17. Juni. Da war es sicher etwas ruhiger als später bei dem Gedränge. So hatte ich auf jeden Fall schon mal ein paar Bilder im Kasten, für alle Fälle. Bis zum Nollendorfplatz war es von da aus nicht sehr weit. Ich parkte und packte meine Sachen vom Beifahrersitz in die Handtasche. Nur – mein Feuerzeug war plötzlich verschwunden. Keine Ahnung wohin sich das Ding verkrümelt hatte. Ich suchte das ganze Auto ab, ohne Erfolg. Also blieb mir nichts weiter übrig als mich im nächsten Späti mit neuen Feuerspendern einzudecken.
Nun konnte ich mir fröhlich qualmend die Stände und das Gewusel anschauen. Offenbar fanden es viele Menschen toll sich wieder ungezwungen mit anderen Leuten treffen zu können. Mir gefiel es auch sehr und bei dieser Gelegenheit konnte ich mich gleich in Ruhe umschauen. Mein Lebensmensch schreibt gerade an einigen Gay-Romance-Romanen und da war es für mich besonders interessant, ob auch irgendwelche Szene-Verlage vertreten waren. Da war die Ausbeute leider nicht so besonders ergiebig, aber ansonsten gab es jede Menge zu sehen und die Atmosphäre war einfach schön, eben so, wie es vor der Corona-Zeit war. Man fand auch witzige Sachen, wie beispielsweise Eis am Stiel in der Form von männlichen oder weiblichen Geschlechtsteilen. Da bekommt die Frage „willst Du mal lecken?“ gleich eine ganz andere Bedeutung…
Irgendwann hatte ich dann alle Stände abgeklappert und konnte eine Pause gebrauchen. Nur ist es mit den Sitzgelegenheiten auf diesem Gelände leider nicht so gut bestellt. Klar, bei den Getränkeständen gab es Möglichkeiten, doch die waren mir zu überfüllt. Doch dann sah ich in einem Hauseingang eine leere Getränkekiste, die sich wunderbar für eine Rast eignete. Ich setzte mich darauf und kramte in meiner Handtasche nach Zigaretten und Feuerzeug. Ein paar Meter weiter stand ein hübsches Mädchen in einem blauen Shorts-Kostüm, das ihre schönen Beine voll zur Geltung brachten. Plötzlich sprach sie mich an und fragte, ob sie sich zu mir setzen dürfte. Nun, nichts lieber als das… Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie aus Russland stammt, was sie mir nach einigem Zögern gestand. Es ist halt nicht einfach in dieser Zeit. Gegen Russen an sich habe ich überhaupt nichts und habe bisher auch gute Erfahrungen mit diesem Volk gemacht. Nur das aktuelle Regime ist eben verabscheuungswürdig, doch dafür konnte das Mädel ja auch nichts. Sie fand es auch nicht so toll, was ihre Landsleute da in der Ukraine veranstalten. Doch sie lebt schon lange in Berlin und hat darauf genauso wenig Einfluß wie ich. Nun ja, wir hatten auch viele andere Themen und es entwickelte fast so etwas wie ein kleiner Flirt. Ganz ehrlich, ich habe es sehr genossen, dass sie so dicht bei mir saß und die eine oder andere Berührung ließ sich auf der schmalen Getränkekiste gar nicht vermeiden. Und ich glaube, das wollten wir auch gar nicht vermeiden… Wir unterhielten uns so ungefähr eine knappe Stunde, dann bekam sie einen Anruf und musste los. Von mir aus könnten wir auch heute noch dasitzen… Zum Abschied küssten wir uns, dann ging sie und auch mich hielt nun eigentlich nichts mehr auf meiner Sitzgelegenheit.
Auf dem Weg zurück zum Auto überlegte ich noch kurz, ob ich noch irgendwo den Abend fortsetzen könnte. Mir war noch ein wenig nach Ausgehen, aber es gibt halt nicht mehr viel und was ich so kannte, das reizte mich dann doch nicht so sehr. Also stieg ich in mein Auto und fuhr mit sehr angenehmen Erinnerungen an diesem Abend zurück nach hause.

02.07.2022: An diesem Samstagmorgen hatte ich mir ein wenig Gartenarbeit vorgenommen. Irgendwas ist ja immer zu tun um das kleine Paradies weiter zu verschönern. Ich legte gerade eine Zigarettenpause ein als mein guter Freund Tim anrief. Ob ich am Abend schon etwas vorhätte? Nun, der Wetterbericht versprach einen lauen Sommerabend und warum nicht den im Mini mit netter Gesellschaft verbringen? Ich fragte meinen zufällig anwesenden Lebensmenschen, ob sie nicht auch Lust auf einen gemütlichen Abend im Straßencafé hätte. Hatte sie, und Tim wollte auch noch einen Bekannten mitbringen. Somit war die Runde für den Abend komplett.
Nachdem der Job im Garten erledigt war machte ich mich so langsam an die Vorbereitungen für den Abend. Solche Spontandates sind immer eine gewisse Herausforderung. Es ist immer einfacher wenn man planen und einige Vorbereitungen treffen kann. Aber nach so vielen Ausflügen habe ich schon ziemlich Routine und hatte auch schnell eine Idee für das passende Outfit. So war ich dann rechtzeitig ausgehbereit und machte mich pünktlich mit meinem Lebensmenschen auf den Weg.
Ich habe ja schon mal erzählt, dass ich die „Restarbeiten“ meist an einem abgelegenen Platz erledige. Dafür habe ich so ein paar bestimmte Stellen, denn leider ist es hier in Berlin für mich nicht möglich, voll gestylt aus dem Haus zu gehen. Egal, jedenfalls war ich gerade dabei meine Ohrringe einzufädeln als ein kleiner Fuchs aus dem Gebüsch kam. Er schaute sich schüchtern um und er sah ein wenig hungrig aus. Und bei Tieren kann ich nun mal nicht widerstehen. Zum Glück hatte ich eine Packung Kekse im Auto. Ich nahm ein paar heraus und warf sie ihm zu. Zuerst zog er sich ein paar Meter zurück, aber dann siegten die Neugier und der Hunger. Voller Appetit machte er sich über die Kekse her. Bei der nächsten Ladung Knabberzeug war er schon deutlich zutraulicher. Es war sooo niedlich. Nach einer Weile war er dann satt und zog sich zurück. Dabei warf er uns noch mal einen dankbaren Blick zu. Es ist immer wieder schön wenn man Tieren eine Freude machen kann.
Wir trafen uns in der Bar Voyage mit Tim und seinem Kumpel. Die eignet sich sehr gut als Treffpunkt, denn sie ist sowohl mit dem Auto als auch mit den Öffentlichen recht gut erreichbar und liegt einigermaßen zentral. Tim und sein Bekannter waren schon da und hatten uns zwei Plätze freigehalten. Wir bestellten uns eine Cola und unterhielten uns. Ich hatte Tim schon seit einiger Zeit nicht gesehen und nur zwischendurch mal telefonischen Kontakt gehabt. Es war schön zu hören, dass es ihm gut geht und er auch seine gesundheitlichen Probleme überstanden hat. Wir hatten vor ein paar Jahren viel zusammen unternommen und erinnern uns gern an die gemeinsamen Ausflüge. Doch wie es so ist, Beruf und dann auch noch Corona, da war dann nicht mehr so viel Gelegenheit dazu. Und ich bin halt auch wesentlich seltener unterwegs als wie es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Aber es war schön, die alten Erlebnisse wieder aufzufrischen.
Nach einiger Zeit bekam Tim Hunger und auch mein Lebensmensch konnte etwas zu Essen vertragen. Also machten wir uns auf den Weg zur Pizzeria „San Marco“ in der Kleiststraße, die wir nach knapp 10 Minuten Fußweg erreichten. Bei dem herrlichen Sommerwetter war das Lokal krachend voll und wir bekamen mit viel Glück noch den letzten Tisch im Aussenbereich. Wir bestellten uns leckeres Essen und setzten unsere Unterhaltung fort. Tims Bekannter hatte eine recht interessante Lebensgeschichte. Nicht mit allem konnte ich konform gehen, aber es war schon recht spannend. Leider kam ich durch das Gespräch nur selten dazu, Neues von Tim zu erfahren, der sich in der Zwischenzeit an meinem Lebensmenschen hielt. Wie dem auch sei, jedenfalls war es richtig schön, nach der schwachsinnigen und absolut unnötigen Corona-Pause wieder völlig normal im Restaurant zu sitzen, ohne irgendwelchen blöden Beschränkungen. So gegen Mitternacht schlossen wir dann so langsam den Abend ab. Ich wechselte noch an paar Worte mit Tim, ehe mein Lebensmensch und ich den kurzen Weg zum Auto durch die noch immer milde Sommerluft antraten. Nur eines hatte ich diesmal vergessen – nämlich Fotos! Das ist mir so noch nie passiert und deshalb muß ich für diesen Beitrag ausnahmsweise mal ein wenig schummeln und Bilder von einem anderen Ausflug einstellen. Sorry dafür.

24.06.2022: Der Urlaub neigte sich langsam dem Ende zu. Schon am nächsten Tag sollte es zurück nach Berlin gehen. Doch noch waren wir in unserem Ferienhaus an der Schlei und das Wetter war nicht nur für norddeutsche Verhältnise ungewöhnlich warm. Also gute Voraussetzungen, um Julia noch mal rauszulassen.
Diesmal wollte mich mein Lebensmensch begleiten und mein Vierbeiner hatte auch Lust aufs Wasser. Auf unseren Fahrten kamen wir oft am Idstedter See vorbei, schafften es aber nie, dort auch mal anzuhalten. Das wollten wir nun nachholen. Von einem kleinen Parkplatz aus waren es nur ein paar Minuten zu laufen bis wir den See erreichten. Dort gab es auch eine kleine Badestelle, doch dort waren leider keine Hunde gestattet. Kein Problem, dachten wir und liefen am Uferweg entlang. Irgendwo wird sich doch eine versteckte Stelle finden, wo sich unser Hund abkühlen kann. Dem war aber unglücklicherweise nicht so. Fast das ganze Ufer war dicht mit Schilf bewachsen und da, wo man wirklich mal ans Wasser kam ging es gleich tief rein, das war dann auch nicht so toll. Da waren wir etwas enttäuscht und ratlos. Bis zur Ostsee wollten wir nicht fahren und so fiel uns nur die Badestelle in Lindauhof ein. Wir fuhren allerdings diesmal nicht auf den großen Parkplatz, weil der an diesem Freitag doch schon recht gut besucht war sondern stellten unser Auto ein Stück weit davor ab. Da war es zwar ruhig, aber auch relativ steinig. Man konnte zwar ins Wasser, musste dazu aber ein paar kleine Felsen überwinden. Es war also auch nicht so optimal, aber wenigstens konnte man sich sonnen und ungestört Fotos machen. Trotzdem, so richtig entspannend war es nicht und mein Lebensmensch zunehmend genervt.
So machte das nicht so richtig Sinn. Meinen Lebensmenschen zog es zurück zum Haus, während ich noch unternehmungslustig war. Da war es dann die beste Lösung, meinen Lebensmenschen an unserem Quartier abzusetzen und mich allein auf den Weg zu machen. Nach Baden war mir auch nicht mehr, aber auf einen kleinen Stadtbummel hatte ich Lust. Deshalb fuhr ich die knapp 20 Kilometer nach Kappeln, eine hübsche kleine Stadt, wo die Schlei in die Ostsee übergeht. Von unserem letzten Besuch hatte ich noch in Erinnerung wo man kostenlose Parkplätze finden kann und hatte auch diesmal wieder Glück. Von da aus war es nur ein kurzer Weg zur Uferpromenade. Die ist wirklich sehr schön und vielseitig. Man kann den letzten Heringszaun bewundern, der als letzter Zeuge einer fast vergessenen Fischfangmethode erhalten blieb, die Klappbrücke, die alle paar Stunden den Schiffen den Weg in die Schlei oder umgekehrt in die Ostsee ermöglicht und den sehenswerten Museumshafen mit seinen historischen Schiffen. Das alles schaute ich mir an, dann setzte ich mich neben die Bronzestatue, die einen Fischer darstellt und nahm die Atmosphäre dieser zwar lebhaften, aber doch gemütlichen Stadt auf. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Gegend und könnte mir gut vorstellen dort zu leben. Denn ganz ehrlich, die Großstadt geht mir immer mehr auf die Nerven. Das brauche ich alles nicht mehr. Zum Glück lebe ich in Berlin in einer ruhigen Gegend am Stadtrand; in der City würde ich es gar nicht mehr aushalten. Na ja, noch war ich in den Ferien und genoß den Tag.
Ich schlenderte noch ein wenig durch die Fußgängerzone und gönnte mir ein leckeres Softeis. Dann bezog sich langsam der Himmel und ich ging zurück zum Auto. Allerdings fuhr ich nicht auf dem direkten Weg nach hause, sondern wählte eine kleine Straße, die direkt neben der Schlei entlang führte. Kurzzeitig dachte ich daran, noch mal einen Fotostopp einzulegen, aber es war doch schon ziemlich bedeckt und windig, da blieb ich dann doch lieber in meinem fahrbaren Untersatz und kam rechtzeitig vor dem bald einsetzenden Regen in meinem gemütlichen Ferienhaus an.

18.06.2022: Bis vor einigen Jahren ging es jedes Jahr nach Gran Canaria, und diese Reisen fanden stets komplett in der weiblichen Form statt. Das waren schon immer besondere Erlebnisse, doch diese Zeiten sind wahrscheinlich vorbei. Heute verreise ich viel lieber mit dem Auto und wenn ich mir das Chaos an den Flughäfen anschaue, dann ist das eindeutig die bessere Wahl. Und dazu ist man mit seinem Gepäck nicht so eingeschränkt und dadurch passen auch noch ein paar Julia-Outfits in den Kofferaum.
Ans Wasser zieht es uns aber auch bei unseren Ferien in Deutschland. Wir hatten schöne Zeiten auf Usedom, doch dieses Reiseziel kam diesmal nicht in Frage. Denn zum Zeitpunkt unserer Planung war Mecklenburg-Vorpommern von einer vermutlich völlig verblödeten Landesregierung noch als Hot-Spot deklariert und während man überall sonst – mit Ausnahme von Hamburg, wo offenbar ähnlich gestrickte Pfeifen am Ruder sind – wieder so leben konnte wie es normal und richtig ist galt in diesen beiden Bundesländern immer noch die Maskenpflicht. Anscheinend sind diese Bundesländer nicht auf Touristen angewiesen; für uns jedenfalls waren diese Gebiete daher No-Go-Areas. Doch in Schleswig-Holstein sitzen vernunftbegabtere Leute in der Regierung und es gab keinerlei Beschränkungen. Da es uns dort schon immer gut gefallen hat ging es im Juni in ein wunderschönes Ferienhaus, so ungefähr in der Mitte zwischen Nord- und Ostsee. Von da aus startete ich dann an diesem warmen Samstag meinen Julia-Ausflug.
An die Küste wollte ich allerdings nicht, weil es mir da vermutlich zu voll gewesen wäre. Doch ganz in der Nähe unserer Unterkunft gab es mit der Schlei einen sehr schönen Fluß mit vielen Badestellen. So eine fand ich dann auch ziemlich schnell, wobei ich die offizielle Badestelle vermied. Denn schließlich wollte ich auch wieder Fotos machen und die mache ich lieber ohne Zuschauer. Aber einige Meter weiter war ein kleiner Strand, den ich ganz für mich hatte. Dort blieb ich dann eine ganze Weile, planschte ein bisschen im Wasser herum und machte einige Bilder, obwohl die Lichtverhältnisse dafür nicht so optimal waren. Deshalb machte ich mich nach einiger Zeit auf die Suche nach einem besser geeigneten Platz. Ich fuhr ein paar hundert Meter und entdeckte eine kleine Straße von der ich hoffte, dass sie mich irgendwann ans Wasser führte. Wie ich dann herausfand ist diese Strecke gar nicht so unbekannt, denn in einem der Häuser wurde die Fernsehserie „Der Landarzt“ gedreht. Heute befindet sich dort ein Café, das besonders bei einem etwas betagteren Personenkreis recht beliebt ist. An diesem ging es auf einer schmalen Straße vorbei und ich orientierte mich an den Fluß, der zumindest schon in Sichtweite war.
Letztendlich landete ich auf einem Parkplatz direkt an der Schlei und es waren zu meiner Überraschung nur wenige Leute vor Ort. Ich stellte mein Auto ab und hörte kurz darauf ein typisches V8-Grollen. Neugierig, welches Gefährt nun auftauchen würde ließ ich mir etwas Zeit um meinen Kram auszuladen. Es war ein roter Mustang aus den 60er Jahren, in dem ein älterer Herr mit einer jungen (und sehr hübschen) weiblichen Begleitung saß. Wie sich dann herausstellte war es kein Sugar-Daddy mit seiner Gespielin, sondern ein Oldtimer-Liebhaber mit seiner Tochter. Wir unterhielten uns über sein Auto und die Oldtimerei, denn auch ich habe ein historisches Fahrzeug in meinem Fuhrpark. Dann ging es für mich an den Strand. Auch hier gab es mehrere Bademöglichkeiten und ich hatte die Auswahl. Ein kleiner Strand ganz für mich, das war ideal. Das Wasser war angenehm warm und die Aussicht phantastisch. Ich sah den vorbeifahrenden Booten zu und hatte einen tollen Blick auf die Klappbrücke, die über die Schlei führt. Zu bestimmten Zeiten wird sie geöffnet, damit die Boote passieren können. Das ist ein schönes Schauspiel das ich gern beobachtete. Das Licht war auch super und so konnte ich neben dem Badespaß auch noch reichlich Bilder machen, von denen Ihr eins in diesem Blogbeitrag und weitere in der Galerie findet. Diesen Tag am Wasser habe ich wirklich genossen.

06.06.2022: Pfingsten finde ich immer toll. Ein langes Wochenende und meist auch schönes Wetter. Da bleibt genug Zeit um nicht nur den Garten zu genießen, sondern auch mal wieder einen Julia-Ausflug einzuschieben. Wie meist bei schönem Wetter zog es mich auch diesmal ans Wasser, doch ich nahm noch eine zusätzliche Begleitung mit, nämlich meine Ukulele. Den Wunsch ein Instrument zu erlernen hatte ich schon seit einiger Zeit. Ursprünglich dachte ich an eine Gitarre, doch bei meinen Recherchen erschien mir das ziemlich kompliziert. Eine Ukulele hat dagegen nur 4 statt 6 Saiten und die Griffe sind wesentlich einfacher. So weit, so gut. Also schaute ich mich im Internet nach brauchbaren lnstrumenten um und fand schnell ein recht attraktives Angebot, bei dem ich dann zuschlug.
Ganz so einfach ist das mit dem Spielen allerdings doch nicht. Zuerst müssen die Saiten gestimmt werden, was mit dem mitgelieferten Stimmgerät jedoch kein großes Problem ist. Man klemmt das Teil einfach an den Kopf der Ukulele und dreht dann so lange an den Stimm-Mechaniken, bis der gewünschte Ton richtig getroffen ist. Doch dann wartet die eigentliche Arbeit. Die Griffe für die einzelnen Akkorde müssen gelernt und trainiert werden, besonders die Wechsel zwischen den Akkorden und dazu noch die Schlagmuster, von denen es Einige gibt und bei denen man recht schnell durcheinander kommt. Dann gibt es noch verschiedene Spielarten, Finger Picking oder Chucks und was weiß ich noch alles, also als Neuling raucht einem da schnell der Kopf. Man findet einige recht gute Tutorials auf Youtube, doch ohne viel Übung kommt man da nur schwer hinterher. Will man dazu auch noch singen ist der Kopf mit drei Dingen gleichzeitig beschäftigt, den Akkorden, den Schlagmustern und dem Text. Mir gelingt das jedenfalls bisher noch nicht so wirklich, da fehlt mir einfach ein persönlicher Trainer. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
So setzte ich mich halt ans Ufer, klimperte ein bisschen herum, so weit ich das eben hinbekam und genoß die Sonne. Und schoß natürlich reichlich Fotos. Ansonsten passierte nicht so wahnsinnig viel, aber das war auch gar nicht meine Absicht. Es war eben schlicht und einfach ein schöner Sommertag und es muß ja nicht immer die Riesen-Action sein. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und irgendwann kriege ich bestimmt auch ein brauchbares Lied auf meiner Ukulele hin.

07.05.2022: Wie lange ist Eure letzte Party her? Meine liegt schon ewig zurück. Wirklich unbeschwert feiern konnte ich zuletzt im Januar 2020 auf Gran Canaria. Dann kam Corona und lange Zeit ging gar nichts oder wenn, dann nur mit Auflagen, die ich weder erfüllen wollte noch konnte. Doch nun ist es endlich wieder möglich, auch wenn einige Clubs nach wie vor völlig unverständlicherweise immer noch auf Tests oder Nachweise bestehen. Die kommen für mich natürlich nicht in Frage, aber ich fand eine Veranstaltung ohne irgendwelche Einschränkungen. Im Joyclub wurde die „Whipped Cream“ im Untertage angekündigt. Ich kannte weder Location noch Veranstalter, aber ich war neugierig und wollte endlich mal wieder unbeschwertes Partyfeeling erleben. Deshalb machte ich mich an diesem milden Samstagabend auf den Weg nach Kreuzberg.
Das „Untertage“ ist ein Club, der wohl oft von der Schwulenszene genutzt wird, aber auch für Events fremdvermietet wird. Er liegt, wie der Name schon sagt, in einem Kellergeschoß. Als ich daran vorbei fuhr bekam ich erstmal einen Schreck. Gleich neben der angegebenen Adresse befindet sich ein Gemüse-Imbiß, vor dem ungelogen eine gut 100 Meter lange Warteschlange stand. Bei einem Steak-Imbiß hätte ich das ja vielleicht noch im Ansatz begreifen können. Aber da eine gute Stunde zu warten um sich dann irgendwelches Grünzeug reinzustopfen, sorry, da fehlt mir jegliches Verständnis. Jedenfalls dachte ich mit Grausen daran, mich da durch dieses Gewusel zum Clubeingang zwängen zu müssen. Das war jedoch gar nicht nötig, denn der Eingang befindet sich im Nebenhaus und so konnte ich locker an der wartenden Gemüslifresser-Masse vorbeigehen. Man geht durch einen normalen Hauseingang, kommt auf einen Hinterhof, geht eine Treppe hinunter und schon steht man an der Eingangstür des Clubs.
Wie erhofft gab es keinerlei Beschränkungen; es wurde weder ein Impfpass noch ein Test verlangt. Genau so soll es sein. Man wird nett begrüßt, zahlt seinen Eintritt und dann kann es losgehen. Na ja, vielleicht nicht ganz, denn das Partyoutfit ist nur in den seltensten Fällen straßentauglich. Dafür gibt es eine Umkleidemöglichkeit. Die Straßenklamotten verschwinden in einer Plastiktüte, die man dann an der Garderobe abgibt und einen Zettel mit der Nummer des Sackes erhält. Beim Umziehen erhielt ich gleich ein nettes Kompliment von einer recht hübschen Frau für meine silbernen Glitzer-Stiefeletten. In der Einladung wurde um möglichst bunte und ausgefallene Kleidung gebeten; etwas, das auch viele Gäste befolgten. Es war eine bunte Mischung, überraschend viele Damen, aber auch Pärchen, Trannies und manche, die man gar nicht so recht zuordnen konnte. Das fand ich recht spannend.
Ich stand erstmal kurz rum, als ein nettes Mädel vom Veranstalterteam auf mich zu kam und mir eine Clubführung anbot, die ich natürlich gern annahm. Man könnte den Laden als Tanzclub mit Spielmöglichkeiten beschreiben. Es gibt eine Bar und eine recht große Tanzfläche und einige Nebenrüme, in denen sich verschiedene Spielmöglichkeiten anbieten. Man findet einen Strafbock genauso wie einen Gynstuhl und sogar eine Fickmaschine. Auch ein Raum für Vergnügungen in größerer Gesellschaft ist vorhanden. Also gute Voraussetzungen für einen aufregenden Abend.
Ich bedankte mich für den Rundgang, setzte mich an die Bar und schaute dem Treiben zu. Schon bald kam eine andere Dame vom Eventteam auf mich zu und forderte mich zum Tanzen auf. Warum nicht, dachte ich und hüpfte ein bisschen auf der Tanzfläche herum. Die Musik war okay, oft waren es ältere Songs, die mit neuen Beats etwas aufgepeppt wurden, durchaus tanzbar und in einer nicht übertriebenen Lautstärke. Nach ein paar Liedern wurde ich dieser anstrengenden Tätigkeit müde, setzte mich auf die die Tanzebene umrandende Sitzgelegenheit und schaute dem Treiben zu. Viele ausgelassene Menschen, Frauen in sexy Klamotten, das habe sicher nicht nur ich vermisst. Laut Veranstalter sollten so um die 120 Gäste anwesend sein; ich schätze, es waren noch ein paar mehr. Der Club war gut besucht, aber nicht überfüllt. Ein superhübsches Girl in einem roten Lackminikleid machte mit einem transgenderartigen Wesen rum, Frauen knutschten miteinander rum, das war manchmal schon wie ein Vorspiel, was da beim Tanzen abging.
Zum Rauchen musste man leider den Club verlassen und sich im Hinterhof aufhalten. Dort kam ich dann mit dem Veranstalter ins Gespräch. Er veranstaltet solche Parties auch in Wien in seinem Heimatland und es war wohl die zweite Party dieser Art in Berlin. Mit der Resonanz war er sehr zufrieden und es werden weitere Events folgen. Nach dieser Pause ging es wieder hinein in den Club, wo irgendein Suchspiel verkündet wurde. Leider erfolgte die Ansage ausschließlich auf englisch. Ich verstehe die Sprache zwar ganz gut, aber bei der im Club herrschenden Geräuschkulisse konnte ich offen gessagt nicht so ganz folgen. Das ging anderen aber anscheinend ähnlich, jedenfalls bemerkte ich anschliefend keine großartigen Aktivitäten, die auf besondere Aktionen hinwiesen. Aber egal, die Leute hatten ihren Spaß und darum geht es ja eigentlich auch nur.
Ich machte einen kleinen Rundgang durch den Club. Ein Typ wollte mich gleich anmachen, aber danach war mir nun gar nicht. Bei der Frau im roten Lackkleid hätte ich wahrscheinlich anders entschieden… Die war jedoch gerade mit ihrer Begleitung mit einem Blaskonzert beschäftigt; auch andere Paare fanden sich in den unterschiedlichsten Konstellationen. Es war nett anzusehen und mehr wollte ich auch gar nicht. Nach einem Abstecher zum Tanzen war mir wieder nach einer Zigarette. Erneut traf ich den Chef und fragte ihn, warum die Ansagen nur in Englisch erfolgen. Er meinte, Berlin ist so international, da versteht jeder diese Sprache. Nun ja, das konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Die allermeisten Gäste waren deutschsprachig, da wäre eine zweisprachige Durchsage vielleicht nicht ganz verkehrt gewesen.
Es ging noch mal zurück ins Untertage, wo das nächste Spiel anstand. Das verstand ich sogar. Es nannte sich „Blue Ass“, bei dem sich ein paar Frauen vor dem versammelten Publikum den Hintern versohlen ließen. Gewonnen hatte, wer am längsten durchhielt. Es fanden sich vier Damen für diesen Spaß, die alle ein beachtliches Durchhaltevermögen hatten. Jedenfalls wurde das Spiel nach ein paar Durchgängen abgebrochen und drei von Ihnen als Siegerinnen gekürt.
Inzwischen hatte der DJ gewechselt. Es wurde merklich lauter und ging mehr Richtung elektronischer Musik. Das ist nicht so ganz mein Stil. Es war schon nach Mitternacht und die Nächte durchzumachen, das muß ich wohl erst wieder üben. Also machte ich noch mal eine Runde durch die Spielräume, in denen es mittlerweile heftig zur Sache ging. Für mich wurde es so langsam Zeit zu gehen. Da in den Räumlichkeiten keine Fotos erlaubt waren, ich aber unbedingt noch ein Bilder von meinem Cluboutfit haben haben wollte ließ ich es an und zog nur meine Jacke über. So kam ich dann zu meinem Auto und fand in der Nähe noch eine Gelegenheit zum Bilderschießen.
Damit endete dann mein erster Ausflug nach der Winterpause. Es war schön, mal wieder eine Feier wie in Vor-Coronazeiten zu erleben und ich hoffe, das wird in Zukunft überall die Regel sein. Dem Crewteam möchte ich für ihren Einsatz danken. Die bemühen sich echt um ihre Gäste, und das fand ich richtig klasse. Gut möglich, dass man mich dort auf einer der nächsten Parties wieder trifft…
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